«Old Economy» im Hoch Ob Zinn, Nickel oder Kupfer – fast jeden Tag notieren Rohstoffe auf Höchstständen. Endlich können Anleger damit wieder Geld verdienen.
Von Marcel Sigrist Mittels Warentermingeschäften in Orangensaft – und einigen Falschinformationen an ihre Widersacher – steigen Eddie Murphy und Dan Aykroyd in der Hollywood-Komödie «Die Glücksritter» zu Multimillionären auf. Der Film ist mittlerweile zwanzig Jahre alt. Mit Rohstoffen Geld zu verdienen, war fast ebenso lange ein schwieriges Unterfangen. Das ist jetzt anders. Seit Anfang 2002 sind die Preise für Edelmetalle wie Platin, fossile Energieträger wie Öl, Buntmetalle wie Nickel oder Agrarprodukte wie Weizen deutlich gestiegen. Der Index des Commodities Research Bureau (CRB), ein Langzeitbarometer, das die siebzehn wichtigsten Rohstoffe von Rohöl bis Sojabohnen umfasst, ist auf den höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten geklettert. Für das Rally werden mehrere Gründe genannt: Länder wie Indien und vor allem China holen wirtschaftlich auf und bauen ihre Infrastruktur aus. Jim Lennon, Analyst der Macquarie Bank, geht davon aus, dass der Aufschwung Chinas in der kommenden Dekade zu den höchsten Wachstumsraten für Rohstoffe seit vierzig Jahren führen wird. Dauerhafter AufschwungEs deutet einiges darauf hin, dass der Rohstoffboom fundamental begründet ist. Die gängige These lautete bislang, dass Rohstoffpreise rasch sinken, falls spekulative Käufe von institutionellen Investoren wie zum Beispiel Hedge Funds ausbleiben. Das scheint diesmal nicht der Fall zu sein. Im Gegenteil: Vieles spricht dafür, dass überwiegend Käufer aus der verarbeitenden Industrie eine physische Nachfrage zu decken versuchen. Hedge Funds hätten ihr Rohstoff-Portefeuille in der Vergangenheit reduziert, sagt ein Experte. Ebenso wichtig wie die Nachfrageseite ist die Angebotsseite: Dort herrscht Knappheit. Die Kapazitäten der Öl- und Minengesellschaften erreichten 1981 – am Ende der letzten grossen Rohstoffhausse – ihre Spitzen. Seither wurde sehr wenig in die Suche und Exploration nach Rohstoffvorkommen sowie in die Forschung und Entwicklung neuer Fördertechniken investiert. Die Investitionen dafür sind auf den tiefsten Stand seit 1970 gesunken. Der kontinuierlich gestiegenen Nachfrage stehen somit heute schlicht zu kleine Produktionskapazitäten gegenüber. Darüber hinaus sind auch die Vorräte auf ein tiefes Niveau gesunken. So sind die Metallbestände in den verschiedenen europäischen Lagerhäusern der London Metal Exchange (LME) auf einen extrem niedrigen Stand geschrumpft. Auch Frachträume von Schiffen, die die Rohstoffe an den Ort der physischen Nachfrage transportieren, sind heute eher knapp. Das schürt Befürchtungen vor Lieferengpässen. Keine EinzelaktienDas Rohstoffangebot lässt sich nicht von heute auf morgen ausweiten. Es wird Jahre dauern und Milliarden kosten, um neue Bergwerke, Fabriken oder Pipelines zu bauen. Selbst für die grössten internationalen Ölkonzerne und Minengesellschaften wird es schwierig werden, so viel Zeit und Geld zu investieren. Die Hausse am Rohstoffmarkt dürfte deshalb kein vorläufiges Phänomen sein, das mit dem nächsten Konjunkturabschwung wieder verschwindet – trotz möglicher zwischenzeitlicher Preisschwankungen einzelner Produkte. Auch Anleger können davon profitieren. Sie sollten aber nicht auf Einzelaktien setzen, sondern ihre Portefeuilles mit Rohstofffonds oder -zertifikaten diversifizieren. Rohstoffe sind mit den Aktien- und Anleihemärkten eher tief korreliert. [TA | 02.04.2004]
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