DÜSSELDORF (Dow Jones)--Die Übernahme der Direvo Biotech AG kann nach Einschätzung ihres CEO Thomas von Rüden einen "nachhaltigen Einfluss" auf die Pharma-Forschung des Bayer-Konzerns haben. Bayer hatte den Kauf des Kölner Unternehmens für 210 Mio EUR am Dienstag bekannt gegeben. Zu den wichtigsten Projekte in der Entwicklung von Direvo zählen Wirkstoffe gegen Hämophilie, also eine Störung der Blutgerinnung. Sie könnten nach Einschätzung von Thomas von Rüden einmal die Nachfolger des Bayer-Medikamentes "Kogenate" werden. Der Nachteil der derzeitigen Medikamente für Bluter sei ihre geringe Halbwertzeit, sagte von Rüden im Gespräch mit Dow Jones Newswires. Deshalb könnten sie nicht vorsorglich verabreicht werden. Direvo arbeite daran, die Moleküle durch das Anfügen von Zuckerresten stabiler zu machen: "Der medizinische Bedarf an einem verbesserten Gerinnungsmedikament ist sehr hoch", fügte von Rüden hinzu. Mit einem Umsatz von 415 Mio EUR im ersten Halbjahr liegt "Kogenate" in der Liste der umsatzstärksten Pharma-Produkte von Bayer auf Platz 3 hinter "Yasmin" und "Betaferon". Wichtiger als diese Produkte selbst ist für Bayer nach Ansicht von Rüdens aber die Technologie-Plattform von Direvo, mit der nach neuen Wirkstoffen gesucht und erste Kandidaten weiter verbessert werden können. So habe Bayer eine Reihe früher Produkte, die Direvo jetzt für den möglichen Einsatz als Arzneimittel optimieren werde, sagte von Rüden weiter. Spezialisiert ist das Kölner Unternehmen, das aus der Hamburger Evotec AG hervorgegangen ist und rund 50 Mitarbeiter hat, auf so genannte Proteasen, also Enzyme, die andere Eiweiße spalten können, und auf Antikörper. Zugute kommen werde der Pharma-Forschung von Bayer daher auch der von Direvo geplante Aufbau einer Antikörper-Bibliothek. Das bekannteste deutsche Antikörper-Unternehmen, die MorphoSys AG in Martinsried, hatte im Dezember 2007 eine weitreichende Allianz mit dem Schweizer Pharmakonzern Novartis abgeschlossen. Das wurden die Möglichkeiten für andere Pharmaunternehmen für Kooperationen auf dem Gebiet der Antikörper eingeschränkt. "Mit der Übernahme stärkt Bayer jetzt seine Kompetenz auf diesem Feld", sagte von Rüden. Für Produkte aus der Direvo-Forschung habe das Unternehmen schon in sehr frühen Phasen Partner, nämlich die Pharmakonzerne Pfizer und AstraZeneca, gefunden, sagte von Rüden weiter. Das zeige, dass die Technologieplattform des Unternehmens zu guten Produkten führe. Direvo würde die Kooperationen mit diesen beiden Unternehmen trotz der Übernahme weiterführen und rechne damit, dass auch Pfizer und AstraZeneca daran Interesse hätten. Webseiten: http://www.direvo.com http://www.bayer.de - von Richard Breum, Dow Jones Newswires, +49 (0) 211 - 13872 15, Richard.Breum@dowjones.com DJG/rib/cbr (END) Dow Jones Newswires September 19, 2008 04:00 ET (08:00 GMT) © 2008 Dow Jones & Company, Inc. http://www.faz.net/d/invest/meldung.aspx?id=84828967 |