Fünf Feuerwehrleute gerettet
In Manhattan laufen die Bergungsarbeiten auf Hochtouren. Am Abend wurden fünf Feuerwehrleute lebend geborgen. Doch mehr als 4700 Menschen werden vermisst. Morgen kommt Präsident Bush nach New York.
New York - Die fünf Feuerwehrmänner wurden in ihrem Fahrzeug geborgen, meldete CNN. "Bislang wurden 4763 Menschen vermisst gemeldet", sagte Bürgermeister Rudolph Giuliani. Die Gerichtsmediziner hätten 94 Leichen identifiziert. Außerdem seien rund 70 Leichenteile entdeckt worden. Hunderte Rettungskräfte gruben sich auf der Suche nach Überlebenden mit schwerem Gerät und bloßen Händen durch den gewaltigen Trümmerberg.
US-Präsident George W. Bush wird morgen nach New York reisen. Das kündigte er in einem Telefongespräch mit Giuliani und New Yorks Gouverneur George Pataki an. Nach dem Telefonat besuchte er zusammen mit seiner Ehefrau Laura Überlebende des Anschlags auf das Pentagon in einem Washingtoner Krankenhaus.
"Die schreckliche Wirklichkeit ist, dass wir vielleicht niemals in der Lage sein werden, alle Vermissten zu finden", sagte Giuliani. "Aber wir versuchen es." Die mehr als 4700 Menschen hätten Unternehmen, Rettungsdienste und Privatpersonen als vermisst gemeldet. Außerdem seien in der Zahl die Passagiere der Flugzeuge enthalten, die am Dienstag in das World Trade Center gerast waren, sagte Giuliani. Der Bürgermeister schätzte, dass mehr als 300 Feuerwehrleute und rund 60 Polizisten noch immer vermisst wurden. In die Krankenhäuser seien mehr als 2000 Menschen eingeliefert worden.
Giuliani befürchtete, dass tausende Opfer unter den tonnenschweren Trümmern aus Beton und Stahl des einst mehr als 400 Meter hohen World Trade Center liegen könnten. In den Büros der 110 Stockwerke des Gebäudes arbeiteten rund 40.000 Menschen. Die Stadtverwaltung forderte insgesamt 11.000 Leichensäcke an.
Rund um die Uhr suchten Rettungskräfte nach den Opfern der Terroranschläge. Grelle Scheinwerfer beleuchteten die gespenstische Szene. "Innen brennt es. Es ist wie Dantes Hölle", berichtete der Rettungshelfer Giuseppe Sergi. "Wir befürchten, dass die Temperatur so hoch ist, dass die Stahlträger sich noch mehr verbiegen und die Trümmer weiter zusammenbrechen."
Mitten in den Resten des World Trade Center klaffte ein riesiger Krater, in dem sich Stahlträger in einem heillosen Durcheinander türmten. Feuerwehrleute tasteten sich vorsichtig vor, in der Hoffnung, Menschen zu finden, die in Luftlöchern überlebt haben könnten. "Sie suchen nach irgendwelchen Öffnungen, in die vielleicht jemand gefallen ist", sagte ein Helfer.
"Sie schicken die Suchhunde hinein", sagte Feuerwehrmann Lawrence Cleary. "Wenn die Hunde eine Spur haben, fangen sie an zu graben. Aber so wie die Zeit vergeht, sieht es nicht gut dafür aus, noch Überlebende zu finden." Am Mittwoch wurden nur drei Menschen lebend aus den Trümmern geborgen, am Dienstag waren es zwei gewesen.
Die Bürgersteige und Straßen rings um die zerstörten Gebäude waren übersät mit Glassplittern und Asche. Zettel und Papier aus den zerstörten Büros türmten sich zum Teil hüfthoch auf. Der gesamte südliche Teil des New Yorker Stadtteils Manhattan war abgesperrt.
Vor den Absperrungen standen Familienangehörige und warteten ängstlich auf Nachricht von ihren Angehörigen. Wie viele andere stand dort Daphne Bowers mit einem Foto ihrer 28-jährigen Tochter in der Hand. "Sie rief mich an und sagte: 'Mami, das Gebäude brennt. Der Qualm dringt durch die Wände. Ich kann nicht mehr atmen.' Das letzte, was sie sagte, war: Mami, ich liebe dich, leb wohl." Das war um 09.05 Uhr."
Mindestens 190 Tote bei Pentagon-Anschlag
Beim Anschlag auf das amerikanische Verteidigungsministerium kamen nach jüngsten Angaben mindestens 190 Menschen ums Leben gekommen. Diese Schätzung schließt die Insassen der American-Airlines-Maschine ein, die von den Terroristen auf das Pentagon gesteuert wurde. Nach Angaben von Pentagon-Beamten gelten etwa 130 Militärangehörige und zivile Angestellte als tot. Da die Suche in den Trümmern noch andauere, seien die Zahlen aber noch nicht endgültig |