„Wissen Sie, wann ich die ersten Gespräche mit der AFG geführt habe? Am 29. Mai 2012. Das waren unglaublich komplexe Verhandlungen“, ist Max Müller im Gespräch mit dem SÜDKURIER die Freude über den gelungen Übernahmecoup anzumerken, der gestern die Küchenmöbelbranche durcheinanderwirbelte. Die Alno AG übernimmt die AFG Küchen AG der Schweizer AFG Arbonia-Forster-Holding, die mit den Marken Piatti und Forster Schweizer Stahlküchen Marktführer in der Schweiz ist und jährlich mit etwas 500 Beschäftigten rund 20 000 Küchen produziert und für 2013 rund 140 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete.
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Max Müller hat also Wort gehalten, nachdem er auf der Hauptversammlung am 26. Juni 2013 Firmenzukäufe angekündigt hatte: „Sie werden bald etwas Gutes hören, das Alno wirklich noch vorne bringen wird.“ Und im SÜDKURIER-Exklusiv-Interview zwei Monate später kündigte der Schweizer für den Stammsitz eine positive Meldung an, wonach man Produktionsaufträge in zweistelliger Millionenhöhe für Pfullendorf akquirieren werde. „Gut Ding will Weile haben“, zitiert er gestern das deutsche Sprichwort auf die Frage nach der etwas längeren Vertragsdauer und ergänzt, dass Alno nicht der einzige Interessent für die AFG Küchenholding war: „Wissen Sie, die hatten andere Optionen. Ausschlaggeben war, dass das komplette AFG-Management auf uns als Übernehmender bestanden hat.“ Für den Produktionsstandort Pfullendorf rechnet Müller mit einer deutlichen Kapazitätserhöhung und die Auslastung des Ein-Schicht-Betriebs.
Ein Erfolgskonzern mit schwächelndem Umsatz Umsatz: 2012 erwirtschaftete Alno einen Umsatz von 446 Millionen Euro. Das war deutlich weniger als in den Vorjahren. Zuletzt rutschte Alno in die roten Zahlen. Marken: Außer Alno firmieren drei Marken unter dem Konzerndach: Wellmann, Impuls und Pino. Während die Marke Alno im Hochpreissegment operiert, befindet sich Pino im Preiseinstiegssegment. Wellmann und Impuls zielen auf die mittleren Preislagen. Geschäftsfelder: Die Kernkompetenz der Alno AG ist die Entwicklung, Produktion und der Vertrieb von Küchenmöbeln sowie der Verkauf von Elektrogeräten und Zubehör. Auslandsaktivitäten: Alno betreibt drei Tochtergesellschaften im Ausland. Seit dem Jahr 2005 ist Alno auch mit einer Produktionsstätte in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) vertreten. Der Auslandsanteil am Umsatz betrug 2012 rund 29 Prozent. Mit dem Kauf von AFG Küchen möchte Alno diesen Anteil auf 40 Prozent steigern. Sponsoring: Alno war bis 2008 Hauptsponsor des Fußball-Regionalligisten SC Pfullendorf. Seit 2008 ist Alno Hauptpartner der Deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft.
Künftig werden die im Hochpreissegment angesiedelten Piatti-Küchen am Stammsitz unter Beibehaltung des Markennamens produziert, während das untere Piatti-Preissegment in Brilon hergestellt wird. Mit dieser größten Übernahme in der jüngeren Firmengeschichte treibt der Konzern auch seine internationale Wachstumsstrategie voran und sichert sich zusätzlichen Umsatz und Ertrag. „Wir werden 2014 einen Umsatz von 600 Millionen Euro haben. Wer hätte das geglaubt?“, blickt er optimistisch in die Zukunft und auf den heimischen Standort angesprochen gibt's eine klare Aussage: „Ich weiß, was ich in Pfullendorf zu tun habe.“ Klar sei, dass jede Maßnahme, mit dem die Alno AG gesichert werde, auch der Standortsicherheit von Pfullendorf diene. Als „Meilenstein für Pfullendorf“ bezeichnet Pressesprecher Jürgen Schulze-Ferebee deshalb den gestrigen Übernahmetag. Aufgrund eines Ende 2012 begonnenen Effizienzprogramms bei der AFG Küchenholding sowie Einkaufsvorteilen, die aus dem Zusammenschluss mit Alno resultieren, rechnet der Konzern mit Synergiepotentialen von voraussichtlich 15 bis 20 Millionen Euro ab 2015. Deshalb blicken Müller und Finanzchefin Ipek Demirtas absolut optimistisch in die Zukunft, nachdem man 2013 ein „wirtschaftliches schwieriges Jahr“ bewältigte. Wie prognostiziert verringerte sich der Umsatz gegenüber 2012 um bis zu zehn Prozent, aber im ersten Quartal 2014 seien die Auftragsbücher schon gut gefüllt. Die Finanzierung des Kaufpreises und des operativen Geschäfts des AFG Küchengeschäftes wird durch bereits zugesagte Kredite von Schweizer Banken und durch die Ausgabe einer bei großen Investoren platzierten Wandelschuldverschreibung erfolgen. „Damit können wir auf einer soliden finanziellen Basis aufbauen“, betonte Demirtas. |