Wie kommst du auf den schmalen Grad ?
- Jinko hat im letzten Jahr 545 Mio. $ in die Produktion und in den Bau eigener Solarkraftwerke 87 Mio. $ investiert
- in diesem Jahr wird Jinko zwischen 400 bis 450 Mio. $ investieren und in eigene Solarkraftwerke nur das Geld was man beim Verkauf des 1,2 GW großen Abu Dhabi Solarkraftwerk, wo ja Jinko einen 20%igen Anteil hält, einnimmt. Der Verkauf soll in Q2 oder Q3 sein (meine Schätzung: zusätzlicher Umsatz von 220 bis 240 Mio. $ und ein zusätzliches EPS > 0,40 $) -- ergo wird Jinko weniger investieren und zwar deutlich weniger wie im letzten Jahr
- laut Jinko wurde im letzten Jahr ein Free Cash Flow zwischen 100 bis 150 Mio. $ generiert (!!!!!!) und man plant in diesem Jahr ebenfalls mit einem Free Cash Flow in gleicher Höhe
Das mit dem Equity Fonds und/oder Investor ist doch eigentlich recht leicht zu verstehen. Darum hat das auch keinen großen Raum eingenommen beim CC. Beim Bau einer neuer Produktion kann sich Jinko vorstellen einen Investor/Fonds mit ins Haus zu holen. Wurde doch beim Bau der US-Produktion auch so gemacht. Da gab es vom US-Großkunden NexEra (Vertrag über 2,7 GW an Modulen) eine saftige Vorabszahlung. Ähnliches kann sich Jinko nun auch wieder vorstellen. Wo soll das nun ein Problem sein ? Auch vor dem Hintergrund der neuen politischen Richtlinie in China zum Bau von Solarkraftwerken, die nicht mehr subventioniert werden, aber dafür erhebliche Vorteile haben mit z.B. relativ unbürokratischen und recht flotte Baugenehmigungen, der erzeugte Strom muss vom Stromnetzbetreiber komplett bezahlt werden auch wenn das Solarkraftwerk runter geregelt wird und es gibt billige Finanzkonditionen, kann ich mir vorstellen, dass Jinko da eventuell zusammen arbeitet mit einem Fonds. Wäre ja sehr sinnig.
Jinko hat nicht vor ihr eigenes Projektgeschäft mit dem Bau internationaler Solarkraftwerke auszubauen. Außr ein Fonds macht dabei mit. Finde ich eine gute Strategie, denn erstens hilft das den Cash Flows und zweitens wird die Bilanz dann nicht weiter aufgebläht. Die Eigenkapitalquote mit 28% ist noch recht ordentlich, aber wenn man das Projektgeschäft weiter ausbauen würde führt das schlicht weg zu einer Bilanzverlängerung und das beeinflusst dann logischerweise die Eigenkapitalquote negativ.
Im Grunde bleibt doch Jinko eigentlich gar nichts anderes übrig um ihre Fertigungskapazitäten massiv weiter auszubauen:
1. Es gibt im Markt Engpässe bei den Mono Wafer und der mit Abstand größte Mono Wafer Produzent Longi ist ausgerechnet mittlerweile die größte Konkurrenz von Jinko. Darum hat auch Jinko vor ein paar Wochen einen großen Vertrag mit Daqo abgeschlossen zum Kauf von hochreinen Poly. 2. Für dieses Jahr hat Jinko aktuell schon knapp 9 GW an festen Modullieferverträge abgeschlossen mit fixen Modulverkaufspreisen. Von dem her gesehen inkl. den zu erwartenden Nachfrageschub im 2. Halbjahr in China ist die überraschend hohe Jahresabsatzguidance fast schon zu niedrig angesetzt 3. Jinko kriegt die Bruttomarge nicht vernüftig nach oben, da man nach wie vor eine hohe, teuere OEM-Produktion hat (die Bruttomarge liegt da nur so bei 5, 6 % laut Jinko in Q2) und weil man immer noch viele Multi-Module verkauft (Bruttomarge bei ca. 6% - bei den Mono Modulen liegt die Bruttomarge laut Jinko bei über 25%)
Der Punkt bei Solar ist, dass der Wandel weg von der Multi-Technologie hin zur deutlich effizienteren Mono PERC-Technologie wesentlich schneller von statten geht wie man das vor einem Jahr gedacht hat. Dazu kommt ja noch, dass Solar in diesem Jahr wohl deutlich kräftiger wachsen wird (mindestens zwischen 15 bis 20%) wie noch vor einem halben Jahr erwartet wurde. Ist eh interessant, dass Jinko in China in diesem Jahr nur noch mit einem Absatz von 3 GW plant, rd. ein Drittel weniger wie im 2018, und dafür das internationale Geschäft schon mehr als massiv weiter ausbaut mit einem Absatzanteil von 80%.
Man wird sehen/abwarten müssen wohn die Reise geht mit Jinko. Fakt ist die Aussichten für Solar waren selten so gut wie aktuell. Fakt ist aber auch kann Jinko davon wirklich so gut antizipieren wie gedacht ? Fakt ist aber auch, die Jinko-Aktie ist extrem gut gelaufen in diesem Jahr und hat noch immer ein Kursplus von 77% in diesem Jahr und seit den Q3-Zahlen Ende November ging die Aktie sogar um 133% hoch. Sollte man nie vergessen. Das alles in Kombination ist sau schwer zu bewerten. Eigentlich kann man das derzeit gar nicht bewerten.
Ich glaube ohnehin nicht, dass die überraschend hohe Investitionen (zu den Q3-Zahlen wurde ja noch was anders gesagt) irgendeinen Einfluss hatten auf den Kursverlauf vom Freitag. Zumal für mich der weitere massive Ausbau der Fertigungskapazitäten aus den oben genannten Gründen absolut nach vollziehbar ist. Die Jinko-Aktie ist interessanterweise am Freitag fast punktgenau am Tief nach der News mit der Hanwha Q-Cells Patentklage vor 3 Wochen aufgeschlagen. Da als lag das Tief bei 16,67 $ und am Freitag bei 16,75 $.
Die Q4-Zahlen waren ganz einfach schlecht vom Umsatz her, von den hohen operativen Kosten her und dann kam noch hinzu, dass im Gegensatz zu Q3 auch noch Währungshedgeverluste, die so nicht erwartet wurden (in Q3 gab es noch Währungshedgegewinne von 13 Mio. $ und in Q4 gab es da Verluste von 5 Mio. $), dazu kamen. Das alles hat dazu geführt, dass das Q4-EPS lediglich bei 0,44 $ lag und nicht bei > 0,80 $. Dazu kommt noch, dass Jinko vor allem aufgrund der hohen, teuren OEM-Produktion in Q1 nicht davon ausgeht die Bruttomarge nach oben zu kriegen. Ist jetzt auch nicht gerade erprickelnd diese Aussage. Das heißt also, dass man für Q1 lediglich von einem leicht positiven EPS ausgehen kann. Und dann noch am Freitag der miese Gesamtmarkt, der dazu führte, dass der S&P 500 wie auch der Dow Jones wieder an wichtige Unterstützungslinien angekommen sind. |