Advent erhält rund 1,1 Mrd. Euro Doughty Hanson kauft Moeller Holding Von Peter Köhler und Robert Landgraf Der amerikanische Finanzinvestor Advent International verkauft den traditionsreichen Elektrokonzern Moeller Holding an das Private-Equity-Haus Doughty Hanson & Co. Der Kaufpreis für das Bonner Unternehmen liege bei rund 1,1 Mrd. Euro, hieß es in Finanzkreisen. Damit konnte Doughty Hanson die industriellen Bieter Siemens, Rockwell Automation und Eaton aus dem Feld schlagen, die ebenfalls für Moeller geboten hatten. Der Abschluss des Deals soll in den nächsten Tagen besiegelt werden, hieß es. Die Beteiligten wollten die Transaktion nicht kommentieren.
FRANKFURT/M. Der Verkauf kommt überraschend schnell. Advent hatte bei der Übernahme des praktisch zahlungsunfähigen Unternehmens im Dezember 2003 angekündigt, dass es das Investment fünf bis sieben Jahre halten wolle. Allerdings ging die Sanierung des Elektrokonzerns offenbar deutlich schneller als erwartet. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatte das Unternehmen neun Monate nach der Übernahme durch Advent wieder Tritt gefasst und der Vorsitzende der Geschäftsführung, Theo Kubat, von operativen und bilanziellen Erfolgen gesprochen. Im vergangenen Jahr schloss die Gesellschaft die Standorte Hersel bei Bonn mit rund 250 Arbeitsplätzen sowie Gummersbach mit rund 170 Stellen und verlagerte Teile der Produktion nach Osteuropa und Asien. Derzeit beschäftigt Moeller über 9 000 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 2004/05 (30. April) plant Moeller einen Umsatzanstieg um sieben Prozent auf 720 Mill. Euro im Kerngeschäft. Das Ergebnis soll gut 80 Mill. Euro nach 52 Mill. Euro in Jahr zuvor betragen. Moeller ist inzwischen wieder eine starke Marke und wächst schneller als die Branche.
Bei der Übernahme hatte Advent rund 50 Mill. Euro an Eigenkapital für die über 100 Jahre alte Firmengruppe zur Verfügung gestellt. Der rund 20 Banken umfassende Gläubigerpool erließ Moeller einen Teil der Schulden. Außerdem verordnete der neue Eigentümer dem Unternehmen in enger Zusammenarbeit mit dem Management und den Betriebsräten einen Strategiewechsel mit der Konzentration auf das Kerngeschäft. Das Unternehmen hatte sich in den neunziger Jahren mit seiner Expansionspolitik in Probleme gebracht.
Mit dem Kauf von Moeller durch Doughty Hanson setzt sich der Ausbau des Engagements von Finanzinvestoren bei Mittelständlern fort. Zu den Interessenten, die sich in diesem Bereich tummeln, gehört neben Advent und Doughty Hanson etwa auch die britische Private-Equity-Gesellschaft 3i. Stephan Krümmer, Chef des Finanzinvestors in Deutschland, sieht hier zu Lande „noch ein deutliches Wachstumspotenzial“. Als eine der Ursachen für das wiederbelebte Interesse an Mittelständlern sieht er, dass Mega-Deals nicht beliebig vermehrbar seien.
Die größte Übernahme in jüngster Zeit war der Kauf des Wohnungsimmobilienkonzerns Viterra durch Terra Firma für sieben Mrd. Euro. Ohnehin gehört der Private-Equity-Bereich zu den wenigen Wachstumsfeldern in der Finanzwirtschaft. Die Investitionen europäischer Finanzinvestoren sind im vergangenen Jahr mit 36,9 Mrd. Euro auf einen Höchststand gestiegen. Deutschland liegt dabei mit einem Marktanteil von zehn Prozent bei investierenden Fonds und 14 Prozent bei Private-Equity-finanzierten Unternehmen auf Rang drei nach Großbritannien und Frankreich, wie aus den Statistiken des europäischen Branchenverbandes EVCA hervorgeht.
Finanzinvestoren sammeln ihre Mittel – oftmals in Milliardenhöhe – bei institutionellen Investoren wie Versicherungen und Pensionskassen ein. Damit kaufen sie Unternehmen, restrukturieren sie. Normalerweise bringen sie die Gesellschaften nach vier bis sieben Jahren entweder an die Börse oder reichen sie an industrielle Interessenten weiter. In jüngster Zeit ist es vermehrt zu so genannten Secondaries gekommen, bei denen Finanzinvestoren sich gegenseitig die Unternehmen weiterverkaufen wie im jetzigen Fall. Die Renditen auf das eingesetzte Kapital liegen zwischen 15 bis 25 Prozent.
Die in Boston gegründete Advent ist zuletzt durch die Auflegung eines neuen Private-Equity-Fonds aufgefallen, der ein Volumen von 2,5 Mrd. Euro einwerben konnte. Sie konzentriert sich auf Übernahmen mittlerer Größe wie den Kauf der HT Troplast zusammen mit Carlyle von Rütgers. Doughty Hanson hatte Mitte 2004 für Aufmerksamkeit gesorgt, als der Finanzinvestor die Werkstattkette Auto-Teile-Unger an Kohlberg, Kravis Roberts für 1,45 Mrd. Euro verkaufte, nachdem zuvor ein Börsengang des Unternehmens gescheitert war. Zurzeit werden Gelder aus dem Fonds Doughty Hanson IV investiert.
HANDELSBLATT, Montag, 18. Juli 2005, 19:04 Uhr
|