Das Wort "Schizophrenie" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "gespaltenes Gemüt". Der Begriff wurde 1911 von E. Bleuler eingeführt, um verschiedene bis dahin unter dem Ausdruck Dementia praecox zusammengefaßte psychische Ausnahmeerscheinungen zu bezeichnen. Wir wollen in diesem Text "Schizophrenie" als Oberbegriff für alle schizophrenen und schizoiden Störungen verwenden, da eine Abgrenzung zum Beispiel gegen das Borderline-Syndrom oft schwierig ist. Laien verwechseln Schizophrenie wegen des irreführenden Begriffs "Bewußtseinsspaltung" oft auch mit dem Ausdruck "Multiple Persönlichkeit".
Welches sind die Symptome der Schizophrenie?
1. Identität
Die Abgrenzung zur Außenwelt scheint reduziert; Bewußtsein wird auf Gegenstände ausgedehnt. Eigene Körperteile werden als fremd empfunden, Handlungen als von außen gesteuert erlebt. Der Wille wird als unfrei erfahren.
2. Wahrnehmung
Zufällige Ereignisse werden als schicksalshaft beschrieben, eigene Gedanken als Stimmen gehört. Der Einstufung eines Patienten als "schizophren" geht oft die Diagnose von Halluzinationen oder Wahnvorstellungen voraus.
3. Affekte
Soziale Kontakte werden abgebrochen oder gelingen erst gar nicht. Oft ziehen Schizophrene sich völlig von der Außenwelt zurück (Autismus). Sichtbare Gefühlsregungen bleiben scheinbar aus oder erscheinen unangebracht, wie etwa übertriebene Begeisterung. Wo Beziehungen bestehen, scheinen diese oft von Ambivalenz (Haßliebe) geprägt.
4. Denken
Gegenstände und Geschehnisse der Außenwelt überfluten das Bewußtsein. Das Denken erscheint zerfahren und sprunghaft; Gedankengänge und Handlungen werden abgebrochen, während sich scheinbar Nebensächliches in den Vordergrund drängt. Die Sprache ist reich an Auslassungen (Ellipsen) und Wortneubildungen (Neologismen); zudem werden Begriffe in ihrer Bedeutung ausgedehnt.
Welches sind die eigentlich problematischen Aspekte der Schizophrenie?
Nachdem sich viele Symptome der Schizophrenie als relativ harmlos und im Rahmen psychologischer und soziologischer Betrachtungsweisen erklärbar herausgestellt haben, stellt sich für viele sicher die Frage, worin denn überhaupt das Krankhafte der Schizophrenie zu sehen sei.
Wesentliche Probleme aus Sicht der Schizophrenen selbst sind wohl das Abbrechen von Gedankengängen, die Unfreiheit des Handelns und - zum Beispiel bei Hebephrenie - die Entfremdung dem eigenen Körper gegenüber. Für diese Aspekte der Schizophrenie gibt es jedoch Erklärungsmodelle, die eindeutig außerhalb einer endogenen ("von innen entstandenen") Psychose begründet liegen. Insbesondere gibt es für den behaupteten ursächlichen Zusammenhang dieser Symptome mit einem zugrunde gelegten gestörten Hirnstoffwechsel keinerlei Anhaltspunkt.
Das Abbrechen von Gedankengängen ist Zeichen einer schweren Konzentrationsschwäche, wie sie bei allen Menschen auftreten kann. Man wird also davon ausgehen können, daß die Suche nach den Ursachen von Konzentrationsstörungen zugleich wertvolle Indizien für die Entstehung der Schizophrenie liefern könnte. Tatsächlich ist dies der Fall: Reaktive Psychosen wie sog. posttraumatische Belastungsstörungen sind bekannt dafür, daß sie neben Beeinträchtigungen der Konzentrationsfähigkeit auch starke Veränderungen der Persönlichkeit mit sich bringen können - wie es bei der Schizophrenie der Fall zu sein scheint.
Die Unfreiheit des Handelns ist immer dann gegeben, wenn ein Mensch dazu gebracht wird, in einer Weise zu handeln, wie er es ohne Beeinflussung von außen nicht tun würde. Dabei muß es sich bei der Beeinflussung nicht einmal um Gewalt handeln; es reicht schon aus, wenn ein anderer Mensch sein Mißfallen über ein bestimmtes Verhalten äußert. Diese Überlegung wirft natürlich die noch zu beantwortende Frage auf, wieso diese Beeinflussung Schizophrene vor massive Schwierigkeiten stellt, während ihr andere Menschen problemlos widerstehen.
Das Gefühl der Fremdheit dem eigenen Körper gegenüber tritt vor allem während der Pubertät auf, wenn die Entwicklung des Körpers und die des Körperempfindens nicht miteinander Schritt halten können. Sofern diese Störung nach Ende der Pubertät zurückgeht (und dies dem Jugendlichen rechtzeitig klar gemacht werden kann), stellt sie eigentlich kein allzu großes Problem dar. Ganz anders verhält es sich, wenn dieses Gefühl Folge einer k”rperlichen Entwicklungs- und Wachstumsanomalie ist, wie sie etwa bei Transsexualität auftritt: In diesem Fall ist jede psychologische oder psychiatrische Behandlung zwecklos, da die Ursache des Problems im körperlichen Bereich liegt und deshalb auch dort behandelt werden muß.
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