von Annette Berger
Die Puma-Aktie schießt mehr als neun Prozent in die Höhe, Adidas ist zweitstärkster Wert im Dax - das Übernahmeangebot des französischen Luxusgüterkonzerns PPR für Puma hat am Aktienmarkt "schlafende Hunde geweckt", sagte ein Portfoliomanager. Neue Spekulationen machen die Branche interessant.
Der Markt der Sportartikelhersteller geriet durch das Angebot von Pinault Printemps Redoute (PPR) für Puma in helle Aufregung. So stieg das Adidas-Papier am Tag nach Ostern um mehr als zwei Prozent und war damit hinter DaimlerChrysler zweitstärkster Wert im Dax. Fusionsphantasien und die Hoffnung auf bessere Geschäfte regten die Phantasie der Anleger an.
Es gebe Hoffnungen auf weitere Übernahmen in der Branche, sagte Portfoliomanager Jürgen Meyer von SEB Asset Management. "Die PPR-Offerte hat schlafende Hunde geweckt." Auch Britta Paech, Portfoliomanagerin bei M.M. Warburg, meint: "Der Markt erwartet weitere Übernahmen."
Adidas selbst gilt dabei derzeit nicht als Übernahmekandidat - muss das Unternehmen doch noch selbst den Kauf der US-Marke Reebok verkraften. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand Adidas übernehmen wird, sagte Ascan Iredi, Leiter des Aktienhandels der Postbank. Die Adidas-Aktie werde derzeit vor allem von der Euphorie um den Konkurrenten Puma mitgezogen, hieß es unter Analysten und Strategen.
Und die Euphorie dürfte noch steigen. So gehen Beobachter davon aus, dass die Offerte aus Frankreich noch nicht das letzte Wort ist. Viele Anleger hofften offenbar, dass PPR sein Angebot von 330 Euro je Aktie erhöhen könnte, sagte SEB-Portfoliomanager Meyer.
PPR hatte am Dienstag bekannt gegeben, man habe sich den 27-Prozent-Anteil an Puma der Geschwister Günther und Daniela Herz gesichert und biete den restlichen Anteilseignern 330 Euro je Aktie. Das Angebot bewertet den Herzogenauracher Konzern mit rund 5,3 Mrd. Euro. Bereits am Tag der Offerte waren die Anleger bereit, deutlich mehr zu zahlen als diese 330 Euro - auf knapp 345 Euro schoss das Puma-Papier in die Höhe.
Was macht Nike?
Nun richten sich erneut alle Augen auf den US-Konzern Nike, der in den vergangenen Monaten immer wieder als möglicher Puma-Käufer gehandelt worden war. Es werde spekuliert, dass Nike ebenfalls für Puma bieten könnte, sagte M.M.-Warburg- Portfoliomanagerin Paech.
Portfoliomanager Meyer von SEB Asset Management hält die Hoffnungen auf einen Bieterkampf zwischen PPR und Nike um Puma für unrealistisch. PPR habe mit dem Kauf des Anteils der Herz-Geschwister eine Sperrminorität. "Für Außenstehende ist Puma damit unattraktiv - es wäre immer ein ungeliebter Mitaktionär im Boot." Nike habe keine Veranlassung, mitzubieten, sagte auch Tim Burkhardt, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Neben der Übernahmephantasie zählt nach Angaben mehrerer Strategen und Analysten in der Sportartikelbranche derzeit vor allem eines: die Hoffung auf bessere Geschäfte.
So hatte sich beispielsweise Nike bei der Vorlage seiner Zahlen zum dritten Quartal Ende März optimistisch für die kommenden Monate gezeigt. Finanzchef Don Blair sagte, im vierten Quartal und im Gesamtjahr seien jeweils Umsatzsteigerungen im hohen einstelligen Prozentbereich zu erwarten. Dies beflügelt auch die Papiere der Konkurrenz.
Daher war es nach Ansicht mehrerer Strategen und Analysten auch die Vorfreude auf ein gutes zweites Hallbjahr, die das Adidas-Papier am Dienstag in die Höhe trieb. Zwar werde erwartet, dass der Bericht zum ersten Quartal im Mai noch durchwachsen ausfällt, sagte LBBW-Analyst Burkhardt. Die Aussichten für die zweite Jahreshälfte seien aber deutlich besser. Beispielsweise bringe die Fußball-Europameisterschaft im nächsten Jahr Phantasie in die Aktie
Gut für die Papiere der Sportartikelhersteller sei auch die derzeitige Konsumlaune der Deutschen, sagte SEB-Portfoliomanager Meyer. "Auf Übernahmephantasien gebe ich nichts."
Gruß
uS |