Zuerst war da die Frage nach dem Ergebnis des laufenen vierten Quartals. Zuerst dachte ich, dass sich das nur hochkompliziert berechnen lassen würde, aber das ist falsch. In Wirklichkeit ist die Vorgabe der Veränderung des dritten Quartals eine bleibende, so dass die gleichermaßen wirksame Veränderung der dauerhaften Bestelltätigkeit auch grundsätzlich so im vierten Quartal erhalten bleibt. Daraus lässt sich ganz logisch folgern, dass die ständige Bestelltätigkeit genauso anwächst wie im dritten Quartal, und zwar für das gesamte vierte Quartal. Die einzige Frage, die zu klären ist, lautet: Wie sehr wird der Handel zu Weihnachten dadurch zunehmen ? Die Zeit davor im vierten Quartal wird sehr ähnlich dem dritten Quartal verlaufen, so dass die Größenordnung von plus 45% dafür auch wieder gelten wird.
Dagegen wächst der Weihnachtshandel zweischichtig. Zum einen nämlich auch genau so wie die ganze Zeit schon um 45%; das aber für die laufende Versorgung ohne Weihnachtsspezifika. Für die Zunahme des reinen Geschenkhandels muss man davon ausgehen, dass alle, die schon vormals bestellt hatten, es auch wieder tun und zwar in unveränderter Menge, denn diese Leute haben nicht mehr Geld. Es werden also nur die neuen Kunden den Weihnachtsumsatz erhöhen. Geht man davon aus, dass im dritten Quartal sowohl die Anzahl der Kunden als auch die Häufigkeit ihrer Bestellungen zugenommen hat, so setzen sich die 45% aus mehr Kunden und häufigeren Bestellungen zusammen. Da das aber auch für das ganze vierte Quartal so gilt nur eben nicht für den Geschenkhandel, kann man wegen des übergroßen Anteils der Normalversorgung (= Oktober und November sind ohne Weihnachtshandel) das Aufkommen des vierten Quartals insgesamt mit plus (je 33% von 45% Wachstum für Oktober und November zusätzlich 33% und mindestens noch weitere 17% von 45% für Dezember) = 52,2% Wachstum für das ganze vierte Quartal rechnen. (Auf der Basis des letzten vierten Quartals) Es sei denn, man geht davon aus, dass die normale Bestelltätigkeit im vierten Quartal nachlässt.
Der zweite Faktor ist sehr versteckt. Es handelt sich um die Veränderung der Gewichtung der Post im Dax. Zuviele Fonds, die den Dax nachbilden, haben große Positionen an Aktien, die höher gewichtet waren als die Post, solange die Post noch bis/unter 40 kostete. Mit dem steigenden Dax und der steigenden Post verschiebt sich das. Ganz besonders schlimm wird sich das bei dem Daxschwergewicht Bayer entwickeln. Hier ist der Wert dieser Aktie stark gesunken und verliert besonders viel gegenüber der Post, da die Anzahl der Aktien der Post auch noch viel größer ist. Hier entseht mit der Post ein neues Dax-super-Schwergewicht. Noch müssen viele Fonds die anderen Aktien stützen, da ansonsten das Eigengewicht der Post die anderen Indexwerte zerquetschen würde. Der Wert der Firmen bemißt sich aus Kurswert mal Anzahl der Aktien. Nur stehen diese Aktien in ihrer fundamentalen Bewertung für sich allein, wie man am EpS abliest. Da spielen Verhältnisse zu andern Aktien keine Rolle, und die 1,234 Milliarden Aktien der Post sind ein viel höherer Multiplikator als bei vielen anderen Daxwerten.
Damit steigt der Dax immer weiter in eine Schieflage, je stärker die Post gleichzeitig wächst. Bei jetzt 41 ist das noch nicht so stark spürbar, bei 45 schon richtig deutlich und bei über 50 wird der Dax alleine deswegen fallen, weil zuviele andere Aktien gegenüber der Post abgestuft werden müssen. Das aber wird für zusätzliche Nachfrage nach Postaktien sorgen, weil dann der Indexanteil der Post um so größer wird, je weiter die andern Werte fallen.
(aus der Pressemitteilung der Post) :
"Das vorläufige Konzern-EBIT konnte im dritten Quartal auf rd. 1,37 Milliarden Euro gesteigert werden (2019: 942 Millionen Euro). Darin enthalten sind Sondereffekte aus der einmaligen Bonuszahlung von 300 Euro für jeden Beschäftigen des Konzerns (rd. -170 Millionen Euro) sowie einer Einmalzahlung an Mitarbeiter des Unternehmensbereichs Post & Paket Deutschland, die im Rahmen der kürzlich beendeten Tarifverhandlungen in Deutschland beschlossen wurden (rd. -45 Millionen Euro)." "Für das Jahresende geht der Konzern von einem durch den dynamischen Online-Handel getriebenen sehr starken Weihnachtsgeschäft aus. "
(Und wie immer die Tiefstapelei des Vorstandes) :
"Das berichtete Konzern-EBIT wird zwischen 4,1 Milliarden Euro und 4,4 Milliarden Euro erwartet. (zuvor: 3,5 Milliarden Euro - 3,8 Milliarden Euro). "
Daraus ergibt sich, dass die 1,37 Milliarden des dritten Quartals nur wegen der Einmalbelastung zu Stande kommen. Ohne eine Veränderung würde das alleine (170 Mio. + 45 Mio. = 215 Mio. ) schon 1,585 Milliarden ausmachen. Das echte Weihnachtsgeschäft käme da - wie oben erwähnt - noch dazu und wird deutlich über 2,xx Milliarden ausmachen. Realistisch sind wir da bei 4,7 bis 5,xx Milliarden . Tatsächlich sind bis auf die vom Vorstand erwähnten 50 Mio. , die ins nächste Jahr verschoben werden, bereits alle Belastungen und Sonderausgaben mit dem Ergebnis des dritten Quartals beglichen worden; und trotzdem wurde so ein Ergebnis vorgelegt. Es entspricht ca. 428 Mio. über den Zahlen aus 2019.
Je nach dem sind da sogar die 5,xx Milliarden wieder erreichbar, die eigentlich zurückgenommen worden sind.
Und von allen diesen Werten wird sich das nächste Jahr steigern.
Alles Gute
Der Chartlord
P.S. Wenn der Vorstand schon von einem erwarteten "sehr starken Weihnachtsgeschäft" spricht... |