Die Entwicklung des wichtigsten Produkts verzögert sich
MediGene AG, Martinsried bei München. Das im Nemax-50-Index notierte Biotechnologie-Unternehmen hat Verzögerungen bei seinem wichtigsten Entwicklungsprojekt gemeldet und wurde dafür an der Börse mit einem drastischen Kursrückgang bestraft. Wie das Unternehmen mitteilte, wird sich die Entwicklung des Wirkstoffs Etomoxir zur Behandlung von Herzschwäche voraussichtlich um ein Jahr verlängern. Medigene hat eine klinische Studie der Phase zwei wegen Nebenwirkungen (erhöhte Leberwerte) beendet. In der zweiten von drei für die Zulassung notwendigen Studien wird vor allem die Wirkung bei unterschiedlichen Dosierungen getestet.
Nun soll das Projekt mit einer niedrigeren Dosierung weitergeführt werden. Die Zulassung war bislang für das Jahr 2006 vorgesehen. Medigene hat bislang noch keine Medikamente auf dem Markt. Am weitesten entwickelt ist das Mittel Leuprogel zur Behandlung von Prostatakrebs, das nach Angaben des für Forschung zuständigen Vorstandsmitglieds Johanna Holdack im Jahr 2003 auf den Markt kommen soll. Etomoxir ist allerdings mit einem möglichen jährlichen Spitzenumsatz, der von Analysten auf 500 Millionen Euro geschätzt wird, das weitaus wichtigere Projekt. Der Kurs der Medigene-Aktie ist nach der Mitteilung um mehr als 30 Prozent eingebrochen, am Nachmittag notierte die Aktie bei 11,50 Euro noch rund 20 Prozent im Minus.
Inwiefern sich das Risiko erhöht hat, daß Etomoxir auf dem Weg zur Zulassung scheitert, wollte Holdack nicht genauer sagen. "Das Gesamtrisiko ist sicher größer geworde", sagte sie, wies aber darauf hin, daß Etomoxir noch immer das Potential für ein marktreifes und wirksames Medikament habe. Näheren Aufschluß erhofft sich Medigene von der endgültigen Auswertung der Studie, die in acht Wochen erwartet wird. Medigene hat Etomoxir nicht selbst entdeckt, sondern im Jahr 1998 die Lizenz für das Mittel von der Altana AG gekauft.
Nach Angaben einer Sprecherin reichen die vorhandenen flüssigen Mittel von 86,8 Millionen Euro zusammen mit erwarteten Zahlungen künftiger Partner aus der Pharmaindustrie für das Projekt aus, um Etomoxir bis zur Marktzulassung weiterzufinanzieren. Der geplante Zeitpunkt für das Erreichen der Gewinnschwelle im Jahr 2004 bleibe von der Verzögerung unberührt. (lid.)
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.04.2002, Nr. 92 / Seite 16 |