Die ermäßigte Mehrwertsteuer gehört abgeschafft nach dem ZDF Heutenachrichten weil diese Subvention verzerrt den Wettbewerb erheblich laut Bundesfinanzministerium.
KK - Solution hat recherchiert!
Die Steuerermäßigung für Nahrungsmittel wird in der Regel damit begründet, daß die Mehrwertsteuer eine regressive Wirkung habe: Bezieher niedriger Einkommen, die erfahrungsgemäß einen hohen Teil ihres Einkommens für Konsum ausgeben, werden durch die Mehrwertsteuer relativ stärker belastet als die Bezieher hoher Einkommen, die größere Teile ihres Einkommens sparen. Einen verteilungspolitisch entgegenwirkenden Effekt will man über den ermäßigten Satz für Nahrungsmittel erreichen. Schon das wird nicht gelingen, denn auch dem "Reichen", der sich mit teuren Delikatessen eindeckt, nutzt der ermäßigte Satz; sein Konsum wird subventioniert. Dabei dürfte das absolute Ausmaß der Steuervergünstigung bei ihm sogar größer sein als die Steuerersparnis eines "Armen", der gezwungen ist, möglichst preiswert einzukaufen. Verteilungspolitik über differenzierte Mehrwertsteuersätze könnte nur dann Erfolg haben, wenn man eine klare Unterscheidung zwischen "lebensnotwendigem Konsum" und "Luxuskonsum" finden könnte. Das ist in einer Gesellschaft mit vergleichsweise hohem Durchschnittseinkommen und freier Konsumwahl nicht möglich; deshalb sollte der Steuersatz der Mehrwertsteuer auch nicht differenziert werden. Insoweit war es richtig, daß in der EU die in manchen Ländern üblichen erhöhten Steuersätze ("Luxussteuern") vor einigen Jahren abgeschafft worden sind. Nun müßte konsequenterweise auch der zweite Schritt folgen, nämlich die Streichung des ermäßigten Satzes.
Wenn man Bezieher niedriger Einkommen (oder auch Familien mit mehreren Kindern) unterstützen will, sollte man die Sozialhilfe erhöhen oder einen (einkommensabhängigen) Zuschlag zum Kindergeld zahlen. So kann man mit geringerem finanziellem Aufwand die verteilungspolitischen Ziele besser erreichen. Bei allen anderen Gütern und Dienstleistungen, die heute dem ermäßigten Satz unterliegen, wird der Subventionscharakter sogar noch deutlicher. Die Steuervergünstigung für Publikationen (Bücher, Zeitungen) dürften auch die Bezieher hoher Einkommen eher nutzen als die Bezieher niedriger Einkommen. Ähnliches gilt wohl für die Steuerermäßigung für Blumen und Hundefutter. In Zeiten akuter Haushaltsprobleme müßten auch diese Subventionstatbestände dringend abgeschafft werden!
Durch die heutigen Regelungen werden zudem erhebliche Wettbewerbsverzerrungen geschaffen. Warum wird das Honorar für einen wissenschaftlichen Vortrag mit dem Normalsatz belastet, die Publikation des gleichen Textes in einer Zeitschrift aber nur mit dem ermäßigten Satz? Warum wird der Hamburger, der im Restaurant gegessen wird, derzeit mit 19 Prozent Umsatzsteuer belastet, bei Mitnahmen und Verzehr zum Beispiel vor der Tür des Restaurants aber mit nur sieben Prozent? In diesem Fall wird dem Anbieter auch noch die Steuerhinterziehung durch entsprechenden Tastendruck auf der Registrierkasse einfach und damit attraktiv gemacht. Diese Wettbewerbsverzerrungen werden noch stärker, wenn der Normalsatz - wie in der politischen Diskussion angekündigt - erhöht werden sollte, der ermäßigte Satz aber - wahrscheinlich wieder mit den abwegigen verteilungspolitischen Argumenten begründet - auf dem bisherigen Niveau verbleiben wird.
Wenn aus fiskalischen Gründen das Aufkommen aus der Umsatzsteuer erhöht werden soll, sollte zunächst der ermäßigte Satz (und übrigens auch die Steuerbefreiungen) gestrichen werden. Alle Güter und Dienstleistungen würden dann dem Normalsatz unterliegen. Die Umsatzsteuer würde dem näher kommen, was sie der Idee nach sein soll: eine allgemeine Verbrauchsbesteuerung, die den gesamten Konsum (aber auch nur diesen) einheitlich besteuert. Im nächsten Schritt müßte Sorge dafür getragen werden, daß keine Investitionen (also auch nicht die öffentlichen Investitionen und die Wohnungsbauinvestitionen der privaten Haushalte) durch die Umsatzsteuer belastet werden. Erst wenn die Umsatzsteuer in diesem Sinne umgestaltet und damit zu einer allgemeinen (reinen) Verbrauchsteuer geworden ist, kann man sinnvoll über die Änderung der Steuerstruktur diskutieren.
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