US Konjunktur am seidenen Faden - Droht eine Rezession ? Datum 14.03.2007 - Uhrzeit 15:30 (© GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/)
Die Hypothekenkrise in den USA ist derzeit das beherrschende Thema an den Märkten. Genauer, die drohende Insolvenz des Branchenriesen New Century, der aber möglicherweise nur der erste Dominostein im anscheinend platzenden Spiel mit Immobilienkrediten von Schuldner geringer Bonität („subprime“) ist. Im vierten Quartal 2006 erreichten die Kreditausfälle in diesem Bereich ein 4-Jahreshoch.
Letztlich ist es nicht nur eine Immobilienkrise, sondern generell eine Kreditkrise. Sich in den USA Geld zu leihen ist nicht besonders aufwendig. Nur zurückzahlen muss man eben auch irgendwann. Solange die Wirtschaft immer nur boomt, und die Immobilienpreise steigen herrscht überall Sonnenschein. Aber was passiert nun eigentlich, wenn wir in den USA – und dann vielleicht auch in der ganzen Welt – rezessionsnahe Zustände erleben?
Für Fed-Chef Ben Bernanke naht nun die erste echte Bewährungsprobe. Nach alter Fed-Tradition seines Vorgängers Alan Greenspan müsste er nämlich nun den von diesem geschaffenen Zinspuffer nutzen, und bei sich verschärfender Lage die Liquiditätsschleusen zu öffnen. Sie erinnern sich – Greenspan fing 2004 an, in endlosen kleinen Schritten den Zins von damals, aus heutiger Sicht aberwitzig niedrigen, 1% Leitzinsen auf den heutigen Stand zu hieven. Immer im Hinterkopf das sichere Wissen, dass diese Erhöhungen nur in sehr guten Zeiten ohne Blessuren am Markt zu machen sind, und dass die Zinsen dann auch wieder gesenkt werden müssen, wenn die Börsen und/oder die Volkswirtschaft schwächeln. Dass Bernanke noch kein Signal in diese Richtung gesetzt hat und statt dessen eher die Inflationsrisiken betont, wurmt Greenspan in seinem selbst gewählten Exil namens Ruhestand offenbar. In letzter Zeit stichelt er sehr auffällig und laut – und lässt keinen Zweifel daran, wer immer noch die wahre oberste Instanz und graue Eminenz ist. Seine Warnungen vor einer Rezession in den USA wurden denn auch von den Märkten sehr aufmerksam wahrgenommen, Greenspans Worte haben immer noch ein Gewicht, dass Bernanke zu erdrücken droht.
Es bleibt zu hoffen, dass dieser nicht das Falsche tut, nur um seine Unabhängigkeit von der der Finanzlichtgestalt Greenspan zu demonstrieren. Aber was ist das Falsche? Was das Richtige? Früher oder später muss die Schuldenpyramide in sich zusammenbrechen, wenn die Wirtschaft nicht endlos weiter wächst (und davon kann man wohl ausgehen). Allerdings wird es wohl nie einen Fed-Chef geben, der dies während seiner Regentschaft zulassen wird.
US Konjunktur am seidenen Faden - Droht eine Rezession ?
Nachdem die Stimmung gegenüber dem US-Dollar in der vergangenen Woche massiv in den Keller gerutscht war und es an den weltweiten Aktienmärkten angesichts der US-Konjunktursorgen ebenfalls turbulent zuging, haben sich die schlimmsten Befürchtungen mit dem jüngsten US-Arbeitsmarktbericht nicht bestätigt. Mit 97.000 neu geschaffenen Stellen (ex Agrar) lag der Wert zwar knapp unterhalb der Konsensschätzung, die mit 100.000 neuen Jobs kalkuliert hatte, signalisiert aber nach wie vor einen Stellenaufbau. Die Sorge, dass sich die zuletzt deutlich gewordene konjunkturelle Schwäche auf den Arbeitsmarkt niederschlägt, war für die Marktteilnehmer damit vom Tisch. Zumindest fürs Erste, denn die schwachen Daten signalisieren eindeutig, dass es mit der US-Wirtschaft bergab geht, was sich auf Sicht von Monaten auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar machen dürfte. Zumal die Zahl der neuen Jobs in den ersten beiden Monaten des neuen Jahres mit 146.000 und 97.000 bereits unterhalb des 2006er-Schnitts von 189.000 liegt.
Besorgniserregend waren die jüngsten Daten wirklich: Das Wachstum des US-Bruttoinlandsproduktes (BIP) ist im vierten Quartal von annualisierten 3,5% auf 2,2% nach unten revidiert worden. Damit liegt das BIP nun bereits in vier der letzten fünf Quartale unterhalb des auf dieser Basis kalkulierten US-Potenzialwachstums von 3,0%. Auf Jahressicht ergibt sich ein Zuwachs um 3,1%, der damit unterhalb des 3,3%igen Wachstums in der Eurozone in den ersten drei Monaten dieses Jahres liegt – und dies, obwohl das Potenzialwachstum hierzulande nur mit 2,0% veranschlagt wird.
Dabei hat sich die Schwäche des Industriesektors nochmals beschleunigt. Die Industrieproduktion sank im Januar um 0,5% im Monatsvergleich (Dezember: +0,5%), während sich gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum nur noch ein Anstieg um 2,6% ergibt. 2006 hatte das Plus durchschnittlich bei 4,1% gelegen. Die Auftragseingänge in der Industrie gaben im Januar auf Monatssicht um 5,6% nach – der schlechteste Wert sei Juli 2000. Im Vormonat hatte sich noch ein Plus von 2,6% ergeben. Ohne Berücksichtigung des Transportsektors lag das Minus im Januar bei 2,9% nach +2,3% im Vormonat. Zugleich wurden die US-Auftragseingänge für langlebige Güter im Januar von -7,8% auf -8,7% nach unten revidiert.
Kommt es hier zum Stellenabbau, dann könnte eine tragende Stütze der Konjunktur, der private Konsum, einbrechen. Die US-Verbraucher sind angesichts hoher Zinsen und Energiepreise Anfang 2007 ohnehin nicht mehr in bester Shoppinglaune. Nach um 1,6% höheren Einzelhandelsumsätzen im Dezember, war der Jahresauftakt mit einem unveränderten Wert im Januar außerordentlich schwach. Im Februar lag der Anstieg bei mageren 0,1% (Konsens: +0,3%). Exklusive Autos und Benzin ergab sich gar ein Rückgang um 0,3%. Dies signalisiert eindeutig, dass die Konsumfreude einen Dämpfer erhalten hat. Im Verbrauchervertrauen spiegelt sich die Realität jedoch noch nicht wider. Der vom Conference Board veröffentlichte Index befindet sich seit Oktober 2006 im Aufwind und legte zuletzt von 110,2 Zählern auf 112,5 Punkte im Februar zu – der höchste Stand seit fünfeinhalb Jahren! Nachgegeben hat jedoch das Michigan Sentiment, die Verbrauchererhebung der Universität Michigan (von 96,9 auf 91,3 Punkte im Februar).
Die Schwierigkeiten auf dem US-Immobilienmarkt weiten sich unterdessen gerade zu einer handfesten Krise aus. Nachdem zunächst Europas größte Bank HSBC infolge fauler US-Immobilienkredite die Börsianer mit der Nachricht eines geringeren Gewinnanstiegs im Jahr 2006 wachgerüttelt hatte, schockte zuletzt die drohende Pleite des Immobilienfinanziers „New Century Financial“ die Märkte. New Century ist ebenso wie die HSBC-Tochter „Household International“ insbesondere auf dem so genannten und risikoreichen „subprime market“ aktiv. Das heißt, das Unternehmen vergibt vorrangig Immobilienkredite an Kunden, die infolge geringer Bonität von anderen Banken abgewiesen wurden. Dabei sind Household International und New Century nicht die ersten Problemfälle auf dem US-Hypothekenmarkt. Seit Ende 2006 mussten bereits 36 Darlehensgeber ihr Geschäft einstellen – darunter fünf der 25 größten der Branche.
Die Sorge am Markt, dass die Krise im unteren Marktsegment nur der Vorbote eines breiteren Einbruchs des Immobilienmarktes ist, ist nicht unbegründet. Dank niedriger Zinsen hat der Boom der vergangenen Jahre die Wirtschaft gestützt. Höhere Zinsen und seit mehr als einem Jahr sinkende Immobilienpreise haben jedoch dazu geführt, dass viele Hausbesitzer infolge gestiegener finanzieller Belastungen ihre Hypotheken nicht mehr bedienen konnten. Sind künftig noch mehr Häuslebauer gezwungen, das Handtuch zu werfen, sind weiter sinkende Preise dank zusätzlicher auf den Markt kommender Immobilien garantiert. Zudem besteht die Sorge, dass große Banken in die Krise der auf dem „subprime market“ agierenden Kreditunternehmen mit hineingezogen werden, da diese die kleineren Anbieter nicht nur refinanzieren, sondern deren Baudarlehen auch wieder als verbriefte Kredite („asset backed securities“) auf den Markt bringen.
Dass das „Soft-landing“-Szenario der US-Wirtschaft von Fed-Chef Ben Bernanke ein sehr frommer Wunsch ist, machen die jüngsten Äußerungen seines Vorgängers Alan Greenspan deutlich, der für die zweite Jahreshälfte 2007 vor einer drohenden Rezession warnt und dieser eine Wahrscheinlichkeit von einem Drittel einräumt. Dass der US-Dollar angesichts der eingetrübten Konjunkturaussichten nicht stärker unter Druck geraten ist, hat er vor allem dem Zinsausblick zu verdanken. Während die wirtschaftliche Situation für eine baldige Zinssenkung sprechen würde, werden die Vertreter der US-Notenbank nicht müde, bestehende Inflationsrisiken zu betonen, die der Markt zinsbullisch aufnimmt. Mittlerweile preisen die Fed Funds Futures eine erste Zinssenkung um 25 Basispunkte erst für September, die nächste dann im Dezember ein.
Nimmt die Zinssenkungsfantasie nicht zu, dürfte EUR/USD sich weiterhin damit schwer tun, vom Fleck zu kommen. Dennoch rechnen wir damit, dass der Euro-Anstieg dieses Jahr noch richtig Fahrt aufnimmt, zumal ein starker US-Dollar angesichts der Konjunkturabkühlung kaum im Sinne der Amerikaner sein dürfte. Aus technischer Sicht bleibt die Situation für EUR/USD bullisch, so lange das Währungspaar nicht aus dem seit Oktober 2006 bestehenden Aufwärtstrendkanal herausfällt, dessen untere Begrenzung derzeit bei rund 1,3050 verläuft. Darunter befinden sich zahlreiche Verkauf-Stopps mittel- bis langfristig orientierter Anleger. Gelingt EUR/USD der Anstieg über den Widerstandsbereich bei 1,3250-60, steht aus charttechnischer Sicht als nächstes ein Anstieg auf das 2006er-Hoch bei 1,3369 bevor. Knackt EUR/USD auch diesen hartnäckigen Widerstand, dürfte das Allzeithoch bei 1,3667 noch vor Jahresende ins Visier rücken.
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