Hannover/Düsseldorf, 20. Okt (Reuters) - Der Verkauf der Breitband-Internetsparte von Freenet kommt Branchenkreisen zufolge nur schleppend voran. "Es laufen Gespräche, aber die stehen noch lange nicht vor dem Abschluss", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. Kreisen zufolge steht das zum Verkauf stehende DSL-Geschäft wegen des starken Preiskampfes in der Branche unter Druck. Zudem sei das Marktumfeld wegen der weltweiten Finanzkrise für einen Verkauf derzeit ungünstig, sagte ein anderer Insider. Eine Freenet-Sprecherin sagte dazu: "Der Verkaufsprozess läuft". Freenet-Chef Eckhard Spoerr habe das Thema noch für dieses Jahr auf der Agenda. Freenet sucht seit längerem einen Käufer für die DSL-Sparte, um die milliardenteure Übernahme von Debitel zu finanzieren. Knackpunkt in den Verhandlungen ist offenbar vor allem der Preis. Branchenkreisen zufolge wollte die auf gut eine Million DSL-Kunden kommende Freenet anfangs einen Preis von 600 bis 700 Euro pro Kunden. Das gilt jedoch derzeit als kaum durchsetzbar. "300 Millionen für das DSL-Geschäft halte ich im aktuellen Marktumfeld für realistisch", sagt etwa WestLB-Analyst Stefan Borscheid. Branchenkreisen zufolge ist Freenet von den ursprünglichen Vorstellungen bereits abgerückt. Der DSL-Markt ist hart umkämpft. Das Akquirieren von Kunden kostet viel Geld, weshalb sich ein Zukauf rentieren kann. Zugleich sind aber wegen des Preiswettbewerbs die monatlichen Erlöse pro Kunde stark gesunken, was sich auch in den Preisvorstellungen möglicher Käufer niederschlägt. Grundsätzliches Interesse am DSL-Geschäft von Freenet hatten unter anderem Versatel und Vodafone bekundet. Telefonica hatte angekündigt, ein Angebot zu prüfen. Auch United Internet hat ein Auge auf Freenet geworfen. Firmenchef Ralph Dommermuth habe zugleich gesagt, sollte die Telecom-Italia-Tochter Hansenet zum Verkauf stehen, würde man sich das auch ansehen. Hansenet sei wegen der größeren Kundenbasis interessanter als das DSL-Geschäft von Freenet. STRATEGIE VON FREENET WEITER UNKLAR Wie sich Freenet nach dem DSL-Verkauf künftig aufstellen will, ist weiterhin unklar. Kreisen zufolge will sich das Unternehmen auf die Billigmarken-Strategie von Freenet konzentrieren. Nachdem der Spoerr-Wiedersacher Oliver Steil - der ehemalige Chef der übernommenen Debitel - gegangen ist, habe Spoerr freie Hand für die von ihm favorisierte Ausrichtung. "Der Plan, wo die Reise hingeht, wird gerade erstellt", sagte die Freenet-Sprecherin. Die Debitel-Arbeitnehmer befürchten harte Einschnitte. Freenet hat eingeräumt, dass sich ein "gemeinsames Integrationsteam" über Standortfragen und mögliche Entlassungen Gedanken macht. Wann Entscheidungen fallen sei aber noch unklar. Einem Magazinbericht zufolge will Freenet die Debitel-Standorte in Stuttgart und von Talkline in Elmshorn bei Hamburg dichtmachen. (Reporter: Arno Schütze und Nikola Rotscheroth; redigiert von Ralf Banser) |