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eröffnet am: 11.04.06 14:48 von: quantas Anzahl Beiträge: 43
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20.04.06 14:31
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15130 Postings, 8601 Tage Pate100na endlich ist der Weg für mich frei!

22.04.06 09:51
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16375 Postings, 7312 Tage quantasProvenzano und seine Mafia-Braut

Staatsanwalt Michele Prestipino erinnert den schweigsamen Paten, dass er ein paar Dinge in jedem Fall zu Protokoll geben muss, als sich Bernardo Provenzano am Donnerstag auf das Aussageverweigerungsrecht beruft.

Schulabschluss? „Erste Klasse Grundschule.“ Beruf? „Arbeitslos und mittellos.“ Bescheiden für einen, dessen Vermögen auf 600 Millionen Euro geschätzt wird. Vorstrafen? „Ja, reich an denen, von denen hab ich genug.“ Wohnort? „Ich habe keinen festen und sag euch nicht, wo ich die letzten Jahre war.“ Verheiratet? „Vor meinem Gewissen, nicht vor Beamten“, antwortete Provenzano, der 43 Jahre im Untergrund lebte. Er hoffe, das offizielle Jawort nachholen zu können. Er will Saveria Benedetta Palazzolo endlich ehelichen. Vorbei wären damit deren Zeiten als Mafia-Braut ohne Trauschein.

Mehr bekommen die aus Palermo angereisten Ermittler aus Provenzano nicht heraus. Acht Minuten soll das Verhör des obersten Paten der sizilianischen Cosa Nostra gedauert haben, der seit seiner Verhaftung am 11. April in einem Hochsicherheitsgefängnis in Umbrien einsitzt.

Gezischel eines Mithäftlings

Empfangen wurde er dort vom Spott eines ebenfalls besonderen sizilianischen Häftlings. Ein Sohn des Vorgängers von Provenzano an der Spitze der sizilianischen Mafia, von Salvatore Riina, schrie „sbirro“ – Spitzel. Denn immer wieder war in Mafia-Kreisen auf der Mittelmeerinsel gemunkelt worden, dass der Riina-Verbündete Provenzano 1993 bei der Verhaftung von Salvatore Riina ein Händchen im Spiel gehabt haben soll.

Der Mafia-Boss und seine Söhne

Vier Jahrzehnte war der Mafioso, der mehrfach in Abwesenheit zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt wurde, auf der Flucht. Seit 1993 hielt er allein die Fäden für die brutalen Schutzgelderpressungen seiner Organisation in Händen. Gute Kontakte zu Politikern und Beamten ließen ihn auch aus seinen Verstecken auf Sizilien problemlos agieren. Mit seiner Partnerin zeugte er zwei Söhne. Sohn Francesco Paolo unterrichtet an einer deutschen Gesamtschule im nordrhein-westfälischen Schwerte italienisch.

Öffentlich forderten die beiden Söhne vor wenigen Tagen ein ungestörtes Privatleben. Ein Aufruf an sie, sich gegen die Mafia zu stellen ohne den Vater zu verleugnen, blieb ungehört. Die Schwester von Bernardo Provenzano, Rosa, sagte einer italienischen Zeitung: „Die Familie leidet sehr.“ Und erzählte, weshalb ihr Bruder Simone nach langen Jahren Arbeit in Deutschland nach Corleone heim gekehrt sei: „Er ist sehr krank.“

Provenzanos Zettelwirtschaft

Die Ermittler röntgen derweil weiter das Haus, in dem der Boss der Bosse gefasst wurde. Hunderte „Pizzini“, kleine Zettel mit Botschaften, von und für Provenzano, wurden sichergestellt. Darunter der Hinweis von Sohn Francesco Paolo, er sei die Osterferien zu Hause, erzählt der oberste Mafia-Jäger der Staatsanwaltschaft, Piero Grasso. Die vielen Befehle auf Papier oder die Bitten um Rat von bekannten Mafiosi bestätigten den Ermittlern, dass Provenzano bis zu seiner Verhaftung der unumstrittene Chef der kriminellen Cosa Nostra war.

Die Lieblingssätze des „Padrino“

Der 73-jährige, bekannt als „Padrino“, nutzte kein Telefon, kein Handy, warnte Freunde mehrfach vor Wanzen, tippte seine verschlüsselten Weisungen über zu zahlende Schutzgelder oder Empfehlungen für die Politik auf der Schreibmaschine und endete gerne mit der Zeile: „Die Vernunft muss überwiegen.“ Oder aber: „Ich mag nicht, wenn jemand was verspricht und nicht einhält.“

aus Focus  

22.04.06 11:32

16375 Postings, 7312 Tage quantas13 Mafia Bosse zu lebenslanger Haft verurteilt

In der sizilianischen Stadt Catania sind 13 prominente Mafia-Bosse vom Berufungsgericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Sie waren die Auftraggeber der Morde an den Staatsanwälten Giovanni Falcone und Paolo Borsellino im Jahr 1992.

Zu den verurteilten Paten zählen bekannte Bosse wie Nitto Santapaolo und Giuseppe Madonia. Über das Urteil berieten die Richter 28 Stunden lang. Der Prozess gegen die 13 Mafiosi hatte am 15. Mai 2003 begonnen.

Borsellino und sein im gleichen Jahr ermordeter sizilianischer Kollege Giovanni Falcone bemühten sich, die internationalen Verbindungen der Cosa Nostra aufzudecken.

Die beiden Staatsanwälte spielten eine entscheidende Rolle beim Aufbau des so genannten Anti-Mafia-Pools. Diese Gruppe von Staatsanwälten erzielte Mitte der achtziger Jahre grosse Erfolge im Kampf gegen das organisierte Verbrechen. (mu/sda) 22.4.2006

 

03.05.06 14:18

61594 Postings, 7846 Tage lassmichreinProvenzano setzt Bildverbot durch

Provenzano nach der Verhaftung (dpa) - Der scheue Pate: Provenzano setzt Bildverbot durch
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Provenzano nach der Verhaftung (dpa)
03. Mai 2006

Der scheue Pate: Provenzano setzt Bildverbot durch

Erstmals nach seiner Festnahme ist der Mafiaboss Bernardo Provenzano bei einem Gerichtstermin in Erscheinung getreten - allerdings nur auf einer Großleinwand. Der 73-Jährige war in Palermo über Video aus seinem Gefängnis in Terni zugeschaltet. Es handelt sich um eines von sechs Verfahren, die gegen Provenzano laufen. Seinem Anwalt Franco Marasa teilte der Angeklagte telefonisch mit, dass er in Terni «angemessen» behandelt werde. Wegen technischer Probleme wurde die Anhörung in Palermo am Dienstag vertagt. Provenzano war Mitte April auf einem Bauernhof in der Nähe seines Heimatortes Corleone auf Sizilien festgenommen worden.

Wie der meistgesuchte Cosa-Nostra-Boss aussah, wusste die Polizei lange nicht. Bis zu seiner Festnahme gab es von ihm nur ein Foto aus dem Jahr 1959 sowie ein Phantombild der Polizei. Doch auch jetzt wird es keine neuen Bilder des legendären Paten geben. Er setzte ein Verbot für Fotografen während der Gerichtsverfahren durch.

In Abwesenheit verurteilt

1963 war Provenzano untergetaucht. 1993 soll er die Führung der Cosa Nostra nach der Festnahme des früheren Bosses Salvatore «Toto» Riina in Palermo übernommen haben. Provenzano hielt über schriftliche Notizen Kontakt mit der Außenwelt und erteilte auf diesem Weg seine Befehle. Telefongespräche lehnte er ab, weil er befürchtete, sie könnten von der Polizei abgehört werden.

In Abwesenheit wurde er während seiner über 40 Jahre währenden Flucht zu lebenslanger Haft wegen mehr als ein Dutzend Morden verurteilt. Sechs Verfahren sind noch anhängig, sie reichen von Mord über Erpressung bis zu Geldwäsche. (N24.de, AP, dpa)



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Fü Fün Fünü Fünün Fününü Fününününününününününü...

 

15.05.06 20:34

29429 Postings, 7122 Tage sacrificeDie Aussichten für die Mafia sind gut

Italien ist aufgewühlt. Die Reizfigur Silvio Berlusconi wurde knapp abgewählt, gleichzeitig gelang der Polizei die Verhaftung des Mafiabosses Bernardo Provenzano. Der Italienkenner Christian Giordano erklärt, warum auch die Regierung Prodi für die Mafia gut sein wird.

Herr Giordano, Italien hat Silvio Berlusconi als Premier abgewählt und gleichzeitig den «Boss der Bosse» der sizilianischen Mafia, Bernardo Provenzano, gefasst. Ist das Land im Wandel?

Christian Giordano: Das bezweifle ich sehr. Politisch steht Italien nach diesen Wahlen vor instabilen Zeiten, die dem Vertrauen in den Staat nicht zuträglich sein werden. Das ist aber genau das Klima, das die Mafia braucht, um zu florieren.

Obschon der Mafia mit der Verhaftung von Provenzano am Tag nach den Wahlen ein schwerer Schlag versetzt wurde.

Das täuscht. Provenzano war unsichtbar, weil ihn die Behörden über 40 Jahre lang vergeblich suchten. Das machte ihn zum Mythos – und dieser Mythos eignet sich jetzt, bei seiner Entzauberung, hervorragend, den in der Realität schwachen italienischen Staat als stark und erfolgreich zu inszenieren. Aber Provenzanos Festnahme ist beileibe kein Grosserfolg.

Wieso?

Weil er schon lange nicht mehr die dominierende Figur ist, als die er inszeniert wird. Seine Nachfolger dürften längst bestimmt sein, ich gehe sogar davon aus, dass Provenzano letztlich von ihnen fallengelassen wurde. Ohnehin fällt auf, dass spektakuläre Zugriffe der Polizei meist Mafiosi im AHV-Alter betreffen – da darf man sich vom Getöse eines Innenministers nicht blenden lassen.

Auffällig ist, dass Provenzano ausgerechnet am Tag nach der Wahl, am vorletzten Dienstag, gefasst wurde. Ein Zufall?

Kaum. Ich habe zwei Szenarien: Entweder wollte Berlusconi mit der Festnahme Provenzanos kurz vor den Wahlen noch einen stimmenträchtigen Erfolg landen – aber diese macchiavellistische Aktion lief schief, und der Provenzano-Coup gelang erst am Tag danach. Zweite Variante: Innenminister Giuseppe Pisanu, nicht unbedingt ein Vasall Berlusconis, weigerte sich, auf die Idee eines Mafia-Coups kurz vor den Wahlen einzugehen, und lässt Provenzano erst später festsetzen. Ich habe keine Beweise, dass eine meiner beiden Thesen stimmt. Aber ich bin sicher, dass der Zeitpunkt der Provenzano-Festnahme kein Zufall war.

Provenzano mag im AHV-Alter stehen, war aber immerhin der «Boss der Bosse». Mir leuchtet nicht ein, warum das kein empfindlicher Schlag gegen die Mafia ist.

Weil es den «Boss der Bosse» gar nicht gibt. Der Mythos des allmächtigen Bosses suggeriert, die moderne Mafia sei organisiert wie eine Holding-Gesellschaft oder ein Konzern mit einem CEO, der alle Fäden in der Hand hat. Das ist falsch. Die Mafia besteht aus mehreren Organisationen, die wie ein Netzwerk verbunden sind, längst auch über die Landesgrenzen hinaus.

Unerklärlich bleibt, warum man Provenzano 40 Jahre lang vergeblich suchte.

Das ist nicht unerklärlich. Die Netzwerk-Struktur ist ein Grund, warum sich die Behörden die Zähne an der Mafia ausbeissen. Provenzanos 40jährige Flucht zeigt aber auch, wie gross die Unterstützung der Mafia in der Bevölkerung nach wie vor ist. Dass der gesuchte Mafioso sich in Frankreich einer Prostata-Operation unterziehen konnte und auch danach von Ärzten in Sizilien besucht wurde, unterstreicht, wie weit der Komplizenkreis ist.

Die Leute schweigen, weil sie Angst haben.

Das greift als Erklärung zu kurz. Die Omertà als Folge der Einschüchterung zu sehen ist ein Mythos, den Staat und Polizei geschaffen haben. Schweigen ist vielmehr ein Gegengeschäft. Die Leute profitieren von der Mafia, und sie erbringen eine Gegenleistung, indem sie schweigen.

Ist es glaubhaft, dass ein älterer Mann wie Provenzano von einem abgelegenen Bauernhaus aus ohne Computer ein internationales Mafia-Netzwerk befehligt?

Das gehört zum folkloristischen, mysteriös angehauchten Mafia-Mythos des archaischen Paten, der in Filmen und Büchern, aber auch von Mafiajägern immer wieder befeuert wird – und von dem die Mafia letztlich profitiert, weil es ihr Image verbessert und sie fast ein bisschen sympathisch macht. Ich zweifle nicht daran, dass Provenzano mit losen Papierzetteln, den berühmten «pizzini», kommuniziert hat – aber nur, um die Leute im engsten Kreis zu benachrichtigen, die dann mit hochmodernen Mitteln arbeiten. Die Mafia achtet sorgfältig darauf, ihr rückständiges Erscheinungsbild zu pflegen, auch mit dem entsprechenden Personal in den zentralen Rollen. Darin gleicht sie Terror-Organisationen wie der Al-Kaida.

Tatsächlich?

Klar, die Ziele sind höchst unterschiedlich. Al-Kaida will den Westen zerstören, die Mafia sucht als kapitalistische Organisation den wirtschaftlichen Erfolg. Aber die Netzwerk-Struktur und der Personenkult sind ähnlich. Osama Bin Laden ist die öffentliche Figur, die das Image prägt. Aber er hat längst nicht alle Fäden in der Hand. Provenzano spielte eine ähnliche Rolle.

Gehört es auch zur Mafia-Verklärung, periphere sizilianische Kleinstädte wie Corleone oder Prizzi zu Mafia-Hochburgen zu stilisieren?

Nein. Die Verankerung mit einem Territorium ist für die Mafia fundamental. Die Mafia ist kein virtuelles Gebilde, sie funktioniert auf zwei Ebenen. Einerseits kontrolliert sie nach wie vor vor Ort die Agrarmärkte, das Gesundheitswesen, die Bauprojekte. Gleichzeitig geht sie mit Mafiaorganisationen anderer Länder internationale Koalitionen ein – etwa im Drogen- oder Abfallhandel. Sehr gut nachgewiesen ist im Moment etwa die Kooperation der apulischen Sacra Corona Unita mit albanischen und montenegrinischen Mafia-Gruppen im Zigarettenschmuggel, die mit der Cuomo-Affäre vor einigen Jahren bis in die Schweiz reichte.

Die sizilianische Cosa nostra, die kalabresische ‘Ndrangheta oder die neapolitanische Camorra sind keine Mythen, sondern Realitäten.

Richtig. Man darf allerdings den Begriff nicht ethnisieren und den Umkehrschluss machen, dass speziell den Süditalienern das Mafiöse in den Genen stecke, ein Charakterzug von ihnen sei.

Aber die Frage stellt sich: Warum ist die Mafia in Süditalien so präsent?

Eine zentrale Bedingung dafür, dass die Mafia blüht, ist das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber dem Staat und den Institutionen der Zivilgesellschaft. Man bagatellisiert die Mafia, wenn man sie als archaisches Kuriosum der bäuerlichen Gesellschaft betrachtet. Neuere Untersuchungen zeigen, dass es die Mafia früh auch in den Städten gegeben hat, und man beginnt zu erkennen, dass die Entstehung der Mafia Mitte des 19. Jahrhunderts paradoxerweise an den Demokratisierungsprozess gekoppelt war. Die alte Feudalherrschaft löste sich auf und wurde von einem allerdings kraftlosen Staat abgelöst. In dieser Nische der Vertrauensleere etablierte sich die Mafia als beschützende Institution.

Bis heute?

Die Karriere der Mafia ist eng verknüpft mit der politischen Entwicklung Italiens, die eine Tragödie ist. Man kann diesen Faden aus der Vergangenheit ziehen bis zu den Wahlen vor zwei Wochen.

Wie genau?

Die Schwächen der spanischen und bourbonischen Regierungen reichen 400 Jahre zurück. Später, in der vorfaschistischen Zeit, wurden den wichtigen politischen Leadern immer Mafia-Beziehungen zugeschrieben. Dann kam Cesare Mori, Präfekt von Palermo und Mussolinis Mann im Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Ihm gelang es zwar, einige Mafiazentren auszuheben, aber mehr nicht. Die faschistische Partei wurde von der Mafia infiltriert, und Mori musste abtreten. Auch nach dem Krieg schafften es die Politiker nie, Vertrauen in öffentliche Institutionen herzustellen.

Wird das jetzt auch Romano Prodi nicht gelingen?

Wohl kaum. Schon die Ära Berlusconi war alles andere als vertrauensbildend. Der Forza-Italia-Leader versteht den Staat als Selbstbedienungsladen, so dass sich jeder Italiener fragen musste, warum er das selbst nicht auch tun sollte. Prodi dirigiert nun eine Regenbogen-Koalition, in der sich schon bei harmlosen Fragen Kommunisten und Katholiken in die Haare geraten werden.

Mit welchen Folgen?

Das Misstrauen in den Staat hat sich bei Italienerinnen und Italienern längst zur rational begründeten Haltung verfestigt – und die Regierung Prodi wird den Leuten die Erkenntnis bringen, dass sie mit ihren altbewährten Einstellungen richtig liegen. Die historische Erfahrung, dass man ausserhalb von Familie und Verwandtschaft auf Hilfe und Schutz von Freunden, Paten und Mafiosi angewiesen ist, um vorwärts zu kommen, wird bestätigt.

Und die Mafia kann wieder brutaler auftreten.

Falsch. Wenn die Mafia tötet, fühlt sie sich bedroht. Sie floriert, wenn man nicht von ihr spricht, sagte der weise Schriftsteller Leonardo Sciascia – und die Antimafia-Ermittler in Palermo wissen, dass er Recht hatte. Die Mafia kann sich ruhig verhalten. Ihre Pespektiven für die nächste Zukunft sind gut – für Italien allerdings sind sie düster.

Erstaunlich, dass Italien trotz seinem politischen Desaster so gut funktioniert.

In den letzten Jahrzehnten hat die auf Hochtouren laufende, auf Familienbetriebe basierende, kleinkapitalistische Wirtschaft Italiens das politische Drama übertönt. Das hat sich verändert. Heute steckt Italien in einer tiefen Wirtschaftskrise. Das verschärft die Problematik. Die wirtschaftlichen Probleme Italiens werden die Mafia noch einmal stärken – und das Vertrauen in den Staat zusätzlich schwächen.

Wie weit reicht die Mafia schon in die legale Welt hinein?

Sehr weit. Es ist der grösste Fehler, die Mafia bloss als Problem der organisierten Kriminalität zu sehen, sie als Gegenpol zum Staat, als Antistaat, zu verstehen. Die Mafia, der Staat und die Gesellschaft sind stark miteinander vermischt. Das macht sie stark.

Gleichzeitig lieben wir strengen Nordeuropäer die Italiener auch für genau diesen saloppen Umgang mit staatlichen Verboten, Vorschriften, Einschränkungen und Schikanen.

So ist es. Im Vergleich zu dem, was totalitäre Regimes mit Staat und Bevölkerung angestellt haben, wirkt die lässige Antistaatlichkeit der Italiener sympathisch. Mit dieser Haltung tendiert man aber auch dazu, die Mafia zu verharmlosen.


Homey
 
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15.05.06 20:41

29429 Postings, 7122 Tage sacrificeChronik der Cosa Nostra

CHRONIK DER COSA NOSTRA
UND IHRE VERBINDUNG ZU ANDEREN OK-GRUPPEN

1878: Im kalabrischen Cosenza wird der später unter dem Namen „Big Jim“ berühmt gewordene Colosimo geboren.

1886: In Castellemare del Golfo wird Salvatore Maranzano geboren.

1887: Giuseppe Masseria kommt in Castellemare del Golfo zur Welt.

1889: Francesco Castiglia wird in Cosenzo (Kalabrien) geboren. Er nennt sich später Frank Costello.

1895: Colosimo wandert in die USA ein. Im gleichen Jahr kommt auch Costello in New York an.

1897: Louis „Lepke“ Buchalter wird in Brooklyn geboren

November 1897: In Lercara Friddi auf Sizilien erblickt Salvatore Lucania das Licht der Welt. Er wird später als „Lucky Luciano“ bekannt.

17.01.1899: In New York wird Alphonse Capone in New York geboren. Seine Eltern waren 1894 von Neapel aus in die USA ausgewandert.

1901: Vito Cascio Ferro wandert von Sizilien nach New York aus. Er gilt als Mitglied der „Schwarzen Hand“ und wird einer ihrer New Yorker Führer. Die „Schwarze Hand“ wird später auch „Unione Siciliana“ genannt. Sie bildet einen Geheimbund und verkörpert die Cosa Nostra. Weitere Führer sind Giuseppe Morello, Ignazio Lupo und Francesco Uale, auch Frankie Yale genannt.

1902: Im russischen Grodno komt der Jude Meyer Suchowljansky zur Welt. Im gleichen Jahr wird der Jude Arthur Flegenheimer geboren. Er wird später als Dutch Schultz berühmt-berüchtigt. Der 15jährige Giuseppe „Joe“ Masseria kommt nach New York. Er wird unter der Regie von Ignazio Lupo groß.

1904: Der zweiundzwanzigfache Mörder Vito Cascio Ferro kehrt nach Sizilien zurück.Er gilt als der erste Boß der Bosse (Capo di tutti capi).

1906: Salvatore Lucania wandert in New York ein und nennt sich fortan Charles Luciano

1907: Giuseppe „Joe“ Masseria wird zum ersten mal wegen Einbruch und Erpressung zu mehreren Monaten auf Bewährung verurteilt. Im gleichen Jahr heiratet er Marie Guarino.

24.05.1908: In Chicago wird Momo „Jimmy“ Salvatore Giancana geboren. Er wird später meist nur Sam „Mooney“ Giancana gerufen.

06.02.1910: Calogero Minacore kommt in Tunis (Nordafrika) zur Welt. Er wird sich später Carlos Marcello nennen. Seine Eltern waren erst kurz zuvor in Tunis auf Suche nach Arbeit von Sizilien eingetroffen. Acht Monate später treffen die Minacores in New Orleans ein.

1910: Carmine Galante kommt im New Yorker Stadtteil East Harlem zur Welt.

1911: Gaetano Lucchese, später Thomas „Three-Finger-Brown“ genannt, kommt nach New York. Der Spitzname rührt daher, daß er immer mit dem Mittelfinger schoß.

Am 08. April trifft Meyer Suchowljansky, später auch „Little Man“ genannt, in New York ein. Da es Sprach- und Schreib-schwierigkeiten gibt, wird in die Einwanderungspapiere der Name Meyer Lansky eingetragen. Er wird später das Finanzgenie der Cosa Nostra und „Erfinder“ der Geldwäsche.

1912: Im Alter von 16 Jahren kommt Vito Genovese nach New York.

26.07.1915: Im New Yorker Stadteil Brooklyn kommt Constantino Paul Castellano zur Welt.

1916: Wegen Heroinbesitzes wird Charles Luciano erstmals festgenommen. Um diese Zeit freundet er sich mit Frank Costello, Meyer Lansky, den deutschstämmigen Juden Benjamin „Bugsy“ Siegel, Joseph „Doc“ Stacher und Samuel “Red“ Levine an. Letzterer war ein Vetter von Meyer Lansky. Sie alle werden Mitglieder der berühmten „Five-Point-Gang“. Etliche Mitglieder dieser Gang werden später Mitglied der Cosa Nostra bzw. schließen sich andern Gangs an und arbeiten mit der Cosa Nostra/Unione Siciliana zusammen.

1918: In Sizilien stehen Calogero Vizzini und Giuseppe Genco Russo vor Gericht, werden aber freigesprochen. Die Anklage lautete auf Raub und Erpressung

 

Die goldenen Zwanziger Jahre für die Mafia


Während die Cosa Nostra auf Sizilien noch ein ländliches Phenomän mit Viehdiebstahl und der Kontrolle von Wasserquellen war, entwickelte sich in den USA - begünstigt durch das Verbot von Alkoholausschank - die Cosa Nostra zu einem ernsthaften Probefall auf die amerikanische Demokratie. Der Alkoholschmuggel blühte und machte alle Beteiligten zu Millionären. Sizilianer kooperierten mit jüdischen Gangs und sahen sich in schwere Kämpfe mit den irischen Gangs verwickelt. Es war auch die Zeit als sich die Unione Siciliana - auf Grund der Ausschaltung seiner Führer - auflöste und sich die Familien bildeten.

Von 1924 - 1929 wird die Cosa Nostra auf Sizilien fast völlig ausgeschaltet. Die Faschisten unter den Präfekten Cesare Mori verhaften dabei aber auch zahlreiche Unschuldige bzw. Familienangehörige und lassen diese z.T. foltern.



16.01.1920: Das Volstead-Gesetz tritt in Kraft. Alkohol darf nur noch zu medizinischen Zwecken hergestellt werden.

11.05.1920: Der aus Italien 1895 eingewanderte James „Jim“ Colosimo ist der große Boß der Chicagoer Unterwelt. Für ihn arbeitet sein Neffe John Torrio. Als Colosimo an diesem Tag um 16.30 Uhr sein Büro verläßt, wird er im Foyer des Hauses von Frankie Yale, einem der New Yorker Führer der Unione Siciliana erschossen. Yale hatte gehofft, sich ein großes Stück von „Big Jim´s“ Kuchen abschneiden zu können.Schon schnell merkt Yale jedoch, daß er besser in New York bleibt. John Torrio übernimmt Colosimo´s Erbe.

1921: Der 19jährige Carlo Gambino reist als illegaler Passagier in New York ein. Al Capone geht nach Chicago, wo er seinem Mentor John Torrio folgt.

09.05.1922: Auf Vincenzo Morello, Bruder von Giuseppe Morello, wird geschossen. Er stirbt Urheber des Anschlages war Joe Masseria, der im folgenden Bandenkrieg sich die Kontrolle über die Lower East Side in New York erkämpft. Noch am selben Tag mißlingt ein Vergeltungsschlag gegen Masseria.

08.08.1922: Ein weiterer Anschlag auf Joe Masseria mißlingt.

1923: In Cinisi auf Sizilien wird Gaetano Badalamenti geboren.

01.04.1924: Frank Capone, der Bruder von Al Capone, wird von der Polizei erschossen.

10.11.1924: Mike Genna, Albert Anselmi und John Scalise ermorden im Auftrag von Al Capone den irischen Gangsterboß Dion O´Bannion. Zwei Tage zuvor war der Führer der Unione Siciliana gestorben. Nachfolger wurde Angelo Genna. Dieser hatte Schulden bei O´Bannion und damit ein großes Interesse an der Ermordung des Iren.

12.01.1925: Die Iren George „Bugs“ Moran, Hymie Weiss und Vincent „Schemer“ Drucci verüben einen Mordanschlag auf Al Capone, der jedoch mißlingt. Sie wollten O´Bannion rächen.

24.01.1925: „Bugs“ Moran und Hymie Weiss schießen auf John Torrio und verletzen ihn schwer So jedenfalls lautet die offizielle Mitteilung. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß Al Capone den Auftrag gegeben hat um sich an die Spitze zu schießen. Vermutlich waren Sam „Mooney“Giancana und ein Freund von ihm die Schützen.

09.02.1925: John Torrio, der noch an den Folgen des Anschlages leidet, erscheint vor Gericht und bekennt sich zum Verstoß gegen das Volstead-Gesetz schuldig. Er ernennt Al Capone zu seinem Nachfolger.

Mai 1925: Die Brüder Angelo, Mike und Tony Genna werden nach und nach ermordet. Die Presse vermutet dahinter die Gang um „Bugs“ Moran. Tatsächlich kam der Mord- auftrag von Al Capone, der die Brüder aus dem Geschäft mit dem Alkoholschmuggel drängen will. Angelo und Tony Genna werden vom Sam „Mooney“ Giancana und seinen Leuten umgelegt. Die anderen drei überlebenden Genna-Brüder konnten aus der Stadt fliehen.

1925: Im sizilianischen Corleone kommt Luciano Liggio zur Welt. Er leidet an dem Pott´schen Syndrom, einer Verkrümmumg der Wirbelsäule, und muß ein silbernes Korsett tragen.

25.12.1925: Al Capone sucht Frankie Yale im New Yorker Adonis-Club auf, weil der mit ihm über Whisky-Lieferungen von New York nach Chicago verhandeln will. Eine konkurrierende irische Gang um Richard „PegLeg“ Lonergan überfällt den Club. Bei der folgenden Schießerei werden vier Iren erschossen. Darunter auch Lonergan, der von Capone persönlich erschossen wurde.

27.04.1926: Der Staatsanwalt McSwiggin, der Al Capone jagte, wird erschossen.

20.09.1926: „Schemer“ Drucci und Hymie Weiss verüben einen Anschlag auf Al Capone. Dabei schießen sie nicht auf ihn, sondern feuern 1000 Schüsse auf eine Hotelfassade, welches im Besitz von Capone ist.

11.10.1926: Hymie Weiss wird von Al Capone´s Killern erschossen.

1927: Salvatore Maranzano flieht nach New York. Damit entflieht er den Säuberungen durch die Faschisten unter Cesare Mori. Schnell sichert er sich die Vormachtstellung unter den zahlreichen Flüchtlingen.

März 1928: In Chicago wird der Gangster und Lokalpolitiker „Diamond“ Joe Esposito erschossen. Er war neben Capone einer der größten Gangster der Stadt, fiel jedoch nicht so auf, da er sich zurückhielt. Er und Capone hatten sich in beiderseitigen Einvernehmen die Stadt aufgeteilt. Unter ihm ist Sam Giancana groß geworden, der vermutlich an dem Mord beteiligt war. Dieser Mord konnte nur mit Zustimmung von Al Capone erfolgen.

01.07.1928: Frankie Yale wird im Auftrag von Al Capone´s Killern Jack McGurn, Scalise, Anselmi und Burke erschossen. Al Capone ließ seinen ehemaligen Boß aus New Yorker ermorden, weil zuletzt mehrere Whisky-Lieferungen überfallen wurden. Damit löste sich die Unione Siciliana in fünf Familien auf. Salvatore Maranzano aus Castellemare del Golfo, in dessen Reihen ein gewisser Giuseppe Bonanno ist, ist einer der Capi. Giuseppe „Joe the Boß“ Masseria ist der mächtigste von ihnen. Weitere Familienbosse sind: Al Mineo, Bündnispartner von Masseria; Tom Reina, in dessen Reihen Gaetano Lucchese steht und Joe Profaci, Verbündeter von Maranzano und Vorgänger der Colombo-Familie.

13.07.1928: In Palermo kommt Tommaso Buscetta zur Welt.

04.11.1928: Arnold Rothstein wird von einem Spieler, dem er noch Spielschulden zu zahlen hatte, in den Bauch geschossen. Seine Geldspritzen und Finanzmittel hatten den regen Alkoholschmuggel aus Europa und Kanada erst möglich gemacht. Für Meyer Lansky und Charles Luciano war er quasi der „Lehrmeister“. Rothstein stirbt wenig später an den Folgen des Anschlages.

1928: „Bugsy“ Siegel heiratet seine Verlobte Ester.
Joe „The Boß“ Masseria und Joe Maranzano streiten sich um die Einkünfte aus dem Alkoholschmuggel. Es kommt zum „Krieg der Castellemareser“, so genannt, weil beide aus dem sizilianischen Castellemarese stammen. Charles Luciano, Meyer Lansky, Bugsy Siegel und Frank Costello kämpfen auf der Seite von Joe Masseria. Da sie jedoch beide Capi für alt und verknöchert halten, ist es nur ein loses Bündnis.

14.02.1929: In Chicago werden in einer Garage sieben Männer der Gang um „Bugs“ Moran von Al Capone´s Leuten hinge-richtet.Die vier als Polizisten verkleidete Killer Burke, Anselmi, Scalise und Lolordo nahmen an, auch Moran selber erwischt zu haben, doch dies erwies sich als Irrtum. Das Massaker ging als das „Valentinstagmassaker“ in die Geschichte ein.

März 1929: Sam Giancana wandert ins Gefängnis. Dort bleibt er bis Weihnachten 1932.

07.05.1929: Weil Scalise, Anselmi und ein gewisser Guinta bei Al Capone in Verdacht gerieten, ihn verraten zu wollen, läßt Al Capone die drei Männer bei einer Feier vor etwa 100 geladenen Gästen erschießen.

09.05.1929: Meyer Lansky heiratet Anna Citron.

13.05.1929: In Atlantic City kommt es zu einer dreitägigen Konferenz der Gangsterbosse. Unter anderem erschienen Luciano, Moe Dalitz (Cleveland) Longy Zwillman aus Newark und auch Al Capone. Weitere Teilnehmer waren Frank Costello, Umberto „Albert“ Anastasia, Louis „Lepke“ Buchalter und Dutch Schultz sowie Johnny Torrio. Während diesem Treffens wird Al Capone für seinen Hang nach Publicity getadelt. Torrio wurde dabei die Vermittlerrolle zugedacht. Besonders die Forderung der anderen Bosse die Organisation um Al Capone aufzulösen führt zu Verstimmungen.

17.05.1929: Nach der Konferenz ist Al Capone seines Lebens nicht mehr sicher. Aus diesem Grund läßt er sich in Philadelphia wegen unerlaubten Waffenbesitz verhaften.

16.10.1929: Charles Luciano wird von Maranzano brutal verprügelt und gefoltert. Mit einem Messer fügt er Luciano eine grausame Wunde im Gesicht zu. Maranzano verlangt den Treueeid von Luciano und dieser soll Masseria ermorden. Weil Luciano diese Folter überlebt, wird er fortan nur als „Lucky“ Luciano gerufen.

 

Die dreißiger Jahre

Mit Beginn des „Krieges der Castellemareser“ und dessem Ende ist die Unione Siciliana verschwunden und es bilden sich die „Big Five“. Unter Leitung von „Lucky“ Luciano wird die Kommission gebildet. Mitte der dreißiger Jahre werden die ersten Verbindungen zu der Union Corse geknüpft. In die USA emigrierte Korsen stellen die Verbindung zu den Korsen-Clans, die sich in Marseille etablieren. Die erste French Connection besteht. Die Korsen beziehen die Drogen aus dem Nahen Osten und beliefern die Sizilianer um Luciano nach dem Ende der Prohibition mit Heroin.

1930: Genco Russo aus Mussomeli und 528 Männer werden von den Faschisten auf Sizilien angeklagt. Nur Russo wird frei-gesprochen. Zusammen mit Giuseppe Vizzini aus Villalba beherrscht dieser die Cosa Nostra auf Sizilien.
In New York wird Carmine Galante bei einem Banküberfall von der Polizei gestört. Er schießt und landet im Gefängnis, wo er die meiste Zeit seines Lebens verbringen wird. Galante wird später Unterboß von Giuseppe „Joe“ Bonanno der Maranzano ergeben ist.

26.02.1930: Tom Reina wird erschossen. Der Mörder war wahrscheinlich Vito Genovese. Dieser handelte ihm Auftrag von „Lucky“ Luciano und Gaetano „Thomas“ Lucchese, die den Mord Masseria in die Schuhe schieben wollen. Als Joe Pinzola auf Masseria´s Gnaden eingesetzt wird, droht sich die Familie zu spalten. Die Gegenseite um Tom Gagliano, unter ihnen Lucchese, droht zu Maranzano überzulaufen.

28.05.1930: Carlos Marcello wird wegen Raubes und Diebstahl verurteilt und wandert für vier Jahre hinter Gitter.

15.08.1930: Giuseppe Morello, die rechte Hand von Masseria, der einst seinen Bruder umbrachte, wird Albert Anastasia und Frank Scalise erschossen.

05.09.1930: Joseph „Joe“ Pinzola wird im Auftrag von Tommy Lucchese erschossen.

15.04.1931: Die Hitzköpfe um Charles „Lucky“Luciano haben den Krieg satt. Ihrer Meinung nach haben die alten Bosse - die die Verbindungen von Luciano zu den Juden um Meyer Lansky, Dutch Schultz und Louis Lepke missbilligten - die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Luciano lockt seinen Boß Joe Masseria zum Essen in das Restaurant „Nueva Villa Tammaro“ auf Coney Island.Kurz nachdem Luciano auf die Toilette geht, betreten Joe Adonis, „Bugsy“ Siegel, Vito Genovese und Albert Anastasia das Lokal und erschießen Masseria. Nun ist Maranzano der Boß der Bosse.
Er „bildet“ in einer großen Versammlung die fünf New Yorker Familien und betrachtet sich als das Oberhaupt aller. Die Familien stehen nun unter folgender Leitung: „Lucky“ Luciano leitet die spätere Familie Genovese. Joseph Profaci die spätere Familie Colombo, Joe Bonanno übernimmt die Familie Maranzano und gibt der Familie später seinen Namen, Frank Scalise leitet die Al Mineo-Familie, spätere Gambino-Familie und Gaetano „Tom“ Gagliano die spätere Familie Lucchese.
Doch Maranzano und Luciano mißtrauen sich gegenseitig. Maranzano heuert einen unabhängigen Killer aus Chicago - Vincent „Mad Dog“ Coll - an.



05.06.1931: Al Capone wird wegen Steuerhinterziehung angeklagt.

10.09.1931: Vier Killer - darunter „Bugsy“ Siegel, Red Levine und der Leibwächter von Dutch Schultz, Abe „Bo“ Weinberg - betreten das in Rot und Gold ausgestattete Büro von Maranzano in der Park Avenue und erschießen ihn. In der gleichen Nacht gibt es noch weitere 40 Leichen. Zumindest gab dies in den 60er Jahren der Mafia-Überläufer Joe Valachi an. Doch viele betrachten dies als eine Legende.
„Mad Dog“ Coll schwört Rache, wird jedoch von „Bugsy“ Siegel erschossen. Nach dem Ende des Krieges wird die Kommission von Luciano ins Leben gerufen. Alle 5 Familienbosse haben den gleichen Rang. Morde und Racheakte sollen angeheuerte - bestehend aus Nicht-Italienern - ausgeführt werden. Der Grundstein für die „Murder Inc.“ wird gelegt, der zahlreiche Juden wie Abe Reles, Harry Strauss, Buggsy Goldstein, Frank Abbandando angehören.

06.10.1931: Der Prozeß gegen Al Capone beginnt.

24.10.1931: Al Capone wird zu 11 Jahren Haft verurteilt. Sein Nachfolger wird Paul Ricca „The Waiter“. Nach außen hin scheint Frank Nitti die Gang zu leiten. Doch die Fäden zieht Paul Ricca. Aufgrund der fortgeschrittenen Syphillis spielt Al Capone keine Rolle mehr.

16.03.1932: Vito Genovese läßt den Ehemann von Anna Petillo Vernotico erdrosseln um 14 Tage später diese heiraten zu können. Genoveses erste Frau verstarb 1929 an Schwindsucht.

Dez. 1932: Sam Giancana kommt aus dem Gefängnis frei.

31.01.1933: Im sizilianischen Corleone wird Bernardo Provenzano geboren. Zusammen mit Luciano Liggio und Salvatore Riina bildet Provenzano, den man den Traktor (u trattori) nennt, ab den 70er Jahren das Führungstrio von der Cosa Nostra in Corleone.

23.09.1933: Sam „Mooney“ Giancana heiratet in Chicago Angeline DeTolve.

05.12.1933: Die Prohibition ist abgeschafft.

02.07.1934: Paul Castellano wird nach einem Überfall zum ersten mal verhaftet und landet für drei Monate und vier Tage hinter Gitter.

23.10.1935: Der junge dynamische Staatsanwalt Thomas E. Dewey hat sich vorgenommen den jüdischen und deutsch-stämmigen Gangsterboß Dutch Schultz hinter Schloß und Riegel zu bringen. Als Dutch Schultz gegenüber seinen Geschäftspartnern - darunter auch den Sizilianern um Luciano - droht diesen zu töten, beschließen die ihn umzu- bringen. Dutch Schultz wird im „Palace Chop House“ zu Newark erschossen. Damit wird Louis „Lepke“ Buchalter der neue jüdische Gangsterkönig. Dieser kontrolliert die Gewerkschaften schon seit 1932. Aber nun ist er unumstrittener Herrscher über die Gewerkschaften.

13.05.1936: Charles „Lucky“ Luciano wird vor Gericht gestellt. Wegen Zuhälterei und Mädchenhandels wird er zu 30 Jahren Haft verurteilt.

06.09.1936: Carlos Marcello heiratet Jacqueline Todaro.

1937: Paul Castellano heiratet die Schwägerin seines Vetters Carlo Gambino, Nina Manno Vito Genovese flüchtet nach Italien. Dort unterhält er zunächst Kontakte zu den Faschisten. Nach dem Krieg fungiert er als Dolmetscher für die US-Army. Er wird wegen Mordes gesucht.

24.08.1939: Louis „Lepke“ Buchalter wird verhaftet. Die Sizilianer und die Juden um „Bugsy“ Siegel verrieten ihn an die Polizei. Buchalter war zu gefährlich geworden, nachdem er allein 1939 zwölf Menschen ermorden ließ.

1939: Joe Bonanno heiratet Fay Labruzzo. Im gleichen Jahr kommt Carmine Galante aus dem Gefängnis frei.
Im November wird Al Capone aus der Haft entlassen. Die Syphillis ist bereits weit fortgeschritten.

 

Die vierziger Jahre

Der Zweite Weltkrieg unterbricht die erste French Connection. Auf Grund der deutschen Besatzung von Sizilien spielt die Cosa Nostra während des Krieges keine Rolle auf der Insel. Nach Beendigung des Krieges werden von der US-Army zahlreiche Mitglieder der Cosa Nostra in politische Ämter auf der Insel eingesetzt. Zum einen als Dank für die Hilfe während der Alliierten Landung, zum anderen gelten die Mafiosi als Gegner der Kommunisten. Kurz nach Kriegsende steht Italien kurz vor der Machtübernahme der Kommunisten und damit kurz vor einem Bürgerkrieg.

02.01.1940: Louis „Lepke“ Buchalter wird zum Tode verurteilt.

27.10.1940: John Gotti wird geboren.

1942/1943: Die US-Regierung nimmt Kontakt zu dem inhaftierten „Lucky“ Luciano auf. Mit seiner Hilfe und seinen Kontakten wird der New Yorker Hafen vor Saboteuren geschützt und die Landung der Alliierten auf Sizilien vorbereitet. Maßgebliche Hilfe auf Sizilien leisten Calogero Vizzini und Giuseppe Genco Russo, die als Dank von der US-Army als Bürgermeister eingesetzt werden. Vito Genovese, ungeliebter Unterboß von Luciano, entzieht sich einer Mordanklage in den USA und fungiert als Dolmetscher der Army in Neapel , wo er einen blühenden Schwarzmarkthandel aufzieht. 1944 wird er jedoch in die USA zurückgeschickt.
Gaetano Badalamenti desertiert aus der italienischen Armee.

19.03.1943: Frank Nitti, dem die Polizei im Nacken sitzt, begeht Selbstmord in Chicago. Damit beginnt der Aufstieg von Paul Ricca, in dessen Gefolge Sam Giancana ist.

06.02.1944: Louis „Lepke“ Buchalter wird auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.

12.03.1945: Im New Yorker Stadtteil Bensonhurst wird Salvatore „Sammy the Bull“ Gravano geboren. Er wird in den 90er Jahren in wichtiger Kronzeuge gegen die amerikanische Cosa Nostra.

01.07.1945: In dem kleinen syrischen Dorf Yabroud bei Damaskus wird Monzer Al Kassar geboren. Er wird als einer der größten Waffen- und Drogenhändler, Geldwäscher und als Terrorist in die Geschichte eingehen.

1945: In Palermo wird Tommaso Buscetta von den Brüdern La Barbera eingeschworen. Blut wird aus dem Zeigeinger auf ein Heiligenbild verrieben und angezündet. Das brennende Bild wird zwischen den Händen hin- und hergeworfen. Der Eid lautet: „Mein Fleisch möge brennen, wie dieses Bild, wenn ich den Eid breche.“

04.01.1946: „Lucky“ Luciano wird aus Dank für seine Mithilfe aus dem Gefängnis entlassen und nach Italien abgeschoben, wo er den Schwarzmarkt von Vito Genovese übernimmt.

1946: Gaetano Badalamenti reist illegal in die USA ein.
Zu Weihnachten wird das Spielcasino „Flamingo“ in Las Vegas eingeweiht. Es kostet statt der geplanten 1,5 Mio. Dollar nun 6 Mio. „Bugsy“ Siegel hatte die Idee dazu. Doch nun ist er in Ungnade bei den Investoren gefallen. Unter ihnen ist auch Frank Costello, der Nachfolger von Luciano. Nur Meyer Lansky hält zu ihm.

25.01.1947: Al Capone stirbt in Miami an seiner Syphillis.

05.05.1947: Carlos Marcello wird von der Unterwelt New Orleans´ zum Boß gewählt.

18.05.1947: Gonzales Rodriguez Gacha wird geboren. Er wird Mitte der 80er Jahre zu einem der führenden Köpfe des Kokain-Kartells von Medellin in Kolumbien werden.

1947: Im Januar muß in Las Vegas das „Flamingo“ wieder geschlossen werden.
In Italien trifft Tommaso Buscetta erstmals „Lucky“Luciano. Letzterer wird Buscetta fördern. Ansonsten hält sich Luciano zu dieser Zeit meist in Kuba auf, wo Meyer Lansky das Hotel Riviera kauft. Luciano wird jedoch von Kuba deportiert.

20.06.1947: Wegen des Fiaskos mit dem „Flamingo“ wird „Bugsy“ Siegel in seinem Haus erschossen. Zuletzt war er in den Verdacht geraten 2 Mio. Dollar über seine Geliebte Virginia Hill für sich abgezweigt zu haben.


Die fünfziger Jahre

1953 tobt in Hongkong ein Krieg der Triaden. Nach Ende der Kämpfe stehen die drei Triaden „Sun Yee On“, „Wo Sing Wo“ und „14 K“ an der Spitze. Die 14 K wird der Heroinspezialist unter den Triaden mit Ablegern in New York, London und Amsterdam.

Die durch den Krieg unterbrochene French Connection wird wieder aufgenommen. Dieses mal wird das Opium aus Indochina von den Korsen nach Marseille gebracht, wo es veredelt wird zu Heroin ehe es in die USA geliefert wird. In Marseille etablieren sich etwa 15 korsische Clans. Die größten sind die Clans Orsini, Venuri, Francisci und Guerini.

In Sizilien wandelt sich die Cosa Nostra von einem ländlichen zu einem städtischen Problem. Das Baugewerbe wird unter die Kontrolle der Cosa Nostra gebracht. Die Christdemokratische Partei (CD) gewinnt 1950 die Wahlen. In diesem Jahr betritt Giulio Andreotti die politische Bühne. Er wird später siebenmal Ministerpräsident. Der sizilianische Bandit Salvatore Guiliano trotzt den Paten der Cosa Nostra und fordert die Angliederung Siziliens an die USA. Waren die Paten Ende der 40er Jahre noch bereit Guiliano eine Partnerschaft anzubieten, wird er den Paten jetzt lästig und gefährlich, da er ein hohes Ansehen bei der Bevölkerung genoß.

 

05.07.1950:Salvatore Guiliano wird von seinem engsten Vertrauten Gaspare Pisciotta verraten und erschossen. Offiziell wurde er von der Polizei erschossen, doch gilt es als sehr wahrscheinlich, daß die Cosa Nostra ihn ermordet hat. Der Verräter wird später im Gefängnis vergiftet.

1951: Der Kefauver-Ausschuß, dem der Senator Estes Kefauver vorsteht, nimmt das organisierte Verbrechen in den USA unter die Lupe.
Vincent Mangano, Boß der späteren Gambino-Familie, verschwindet. Sein mutmaßlicher Mörder Umberto „Albert“ Anastasia wird sein Nachfolger.

1952: Fulgenico Batista putscht sich in Kuba an die Macht und eröfnet der Cosa Nostra mit Glücksspielkonzessionen neue Märkte.

1954:10.000 Menschen nehmen am Begräbnis von Calogero Vizzini in Villalba teil.

1955: Paul „The Waiter“ Ricca und Tony Accardo ziehen sich in Chicago zurück. Sam „Mooney“ Giancana ist nun die neue Nummer eins von Chicago.
Assunta "Pupetta" Maresca heiratet in Castellemare di Stabia (bei Neapel) Pasquale Simonetti.Pupetta Maresca wird später zu einer bedeutenden "Patin" der Camorra.

16.07.1955: Antonio Esposito befiehlt die Ermordung von Pasquale Simonetti. Beide rangen um die Vorherrschaft im Zigarettenschmuggel in der Region. Der Killer Gaetano Orlando erledigt den Mordauftrag. Etwa 80 Tage später wird Esposito auf offener Straße von Pupetta Maresca erschossen. Sie wandert dafür für 14 Jahre hinter Gitter.

03.06.1956: Joe Adonis, Weggefährte von Luciano und Pate von New Jersey, verläßt nach einer Verurteilung die USA in Richtung Italien. Dies ist Teil eines Abkommens mit der Regierung.

30.01.1957: Der McClellan-Ausschuß nimmt seine Arbeit auf.

02.05.1957: Vito Genovese greift nach der Macht und schickt seinen Killer Vincent „Das Kinn“Gigante los. Dieser lauert in der Eingangshalle eines Apartmenthauses in der Central Park West/New York Frank Costello auf und schießt auf ihn. Doch Costello kommt mit einem Streifschuß an der Stirn davon und läßt sich im Roosevelt-Hospital behandeln. Genovese befürchtet nun ein Bündnis zwischen Costello und Anastasia und verbündet sich seinerseits mit Carlo Gambino der Nummer zwei und Unterboß von Anastasia. Gemeinsam planen sie die Ermord- ung von Anastasia.

10.10.1957: Bis zum 14.10. kommt es im Hotel „Palmes“ und im Restaurant „Spano“ in Palermo zur großen Konferenz der Cosa Nostra. Eingeladen haben „Lucky“ Luciano, Genco Russo, Tommaso Buscetta, die Brüder LaBarbera und Salvatore „Cichiteddu“ Greco. Aus den USA kommen Joe Bonnano und dessen Unterboss Carmine Galante, Steve Maggadino aus Buffalo und aus Detroit Priziola. Die Amerikaner und „Lucky“ Luciano drängen die Sizilianer zur Bildung einer Kommission oder Kuppel nach amerikanischen Vorbild. Ihr erster Vorsitzender wird der von Luciano ungeliebte Salvatore Greco. Er hatte die LaBarbera bevorzugt, die in der Mafia-Hierarchie schnell emporsteigen. Diese sind vor allem im Baugeschäft tätig. Die Kuppel weist 12 Mitglieder auf. Auf dieser Konferenz wird den Sizilianern die Drogenlizenz erteilt. Das heißt, sie vertreiben in den USA die Drogen und zahlen an die US-Bosse eine Art Lizenzgebühr. Trotzdem erliegen einige US-Bosse der Versuchung des Geldes und handeln selbst. Die Devise, den Drogenhandel den „Zips“ zu überlassen, gilt offenbar nicht für sie. Z.B. Vito Genovese und Carmine Galante handeln mit Drogen.

Okt. 1957: Jimmy Hoffa wird Vorsitzender der Gewerkschaft International Teamsters, der Fernfahrergewerkschaft.

25.10.1957: Albert Anastasia, ein Freund von „Lucky“ Luciano, gibt den Befehl Joe Profaci zu töten. Dieser verbündet sich mit Vito Genovese und Carlo Gambino. Im Friseur-stuhl des Park Sheraton Hotels wird Albert Anastasia von einem Killerkommando bestehend aus Carmine „The Snake“ Persico, Sally D´Ambrosio und den Brüdern Larry und „Crazy Joe“ Joey Gallo erschossen. Der Mord führt dazu, daß Frank Costello sich nach Arizona zurückzieht und Carlo Gambino die neue Nr. 1 wird.

14.11.1957: Die neue Lage und die Ergebnisse von der Konferenz in Palermo erfordert eine Konferenz. In Appalachin werden die neuen Machtverhältnisse geklärt und die Drogenlizenz bestätigt. Doch die Polizei sprengt die Konferenz und zahlreiche Bosse fliehen durch den Wald. Trotzdem wrden noch 58 Mafiosi festgenommen. 70 sollen entkommen sein.
Thomas „Three-Finger-Brown“ Lucchese wird Boß „seiner“ Familie.

1958: Auf Anraten von „Lucky“ Luciano wird Vito Genovese ausgeschaltet. Wegen seiner Gier und dem Drogenhandel war er den anderen Bossen zu gefährlich geworden. Man nimmt an, daß Philip Lombardo die Familie im Auftrag von Genovese führt. Als consiglieri fungiert offenbar Anthony „Fat Tony“ Salerno.
Im sizilianischen Corleone beginnt der Aufstieg von Luciano Liggio. Seineszeichens Unterboß von dem Krankenhausarzt Dr. Michele Navarra. Beide haben jedoch ein gespanntes Verhältnis, da Liggio als machthungrig und gierig gilt. Als ein Bauer, der unter dem Schutz von Navarra steht, sich bei diesem beklagt, weil Liggio Quellwasser für seine Schafszucht umleitet,platzt Navarra der Kragen. Doch ein Anschlag auf Liggio mißlingt.

Luciano Liggio als junger Mann Durch einen Schreibfehler wurde er überall unter den Namen Leggio geführt.

02.08.1958: Liggio rächt sich und erschießt den Arzt, der von 76 Kugeln getroffen wird. Liggio läßt auch zahlreiche Freunde des Arztes ermorden und schießt sich so an die Spitze der Familie von Corleone. Da der Mord ohne Einwilligung der Kuppel verübt wurde muß Liggio vor die Kuppel treten. Er kann diese jedoch überzeugen, daß es dabei um eine persönliche Sache ging. Seine rechte und die linke Hand sind Salvatore „Toto“ Riina und Bernardo Provenzano.

Dr. Michele Navarra in seinem Auto

1958/1959: Zum Jahreswechsel löst Fidel Castro das korrupte Batista-Regime auf Kuba ab.



Die sechziger Jahre


In Sizilien werden die Jahre vom ersten großen Mafiakrieg überschattet, der sogar eine vorübergehende Auflösung der Kuppel zur Folge hat. Es ist aber auch die Zeit in der die Familie aus Corleone ihren unaufhaltsamen Aufstieg beginnt.

In den USA erlebt die French Connection II ihren Höhepunkt, aber gleichzeitig beginnen die Ermittlungen und damit der Abstieg gegen sie. Etliche Sizilianer wandern in die USA ein und übernehmen fest den Drogenhandel. Die Einwanderungswelle ist auch eine Folge des Mafiakrieges und der darauffolgenden Verfolgung durch die italienische Justiz. Spannungen gibt es auch zwischen den „Big Five“. Besonders in der Familie von Profaci bzw. Colombo und der Familie Bonnano.




1960: John Gotti und Victoria DiGiorgio heiraten.
Im New Yorker Plaza Hotel treffen sich Mitglieder der Mafia und der CIA und beraten, wie man Fidel Castro auf Kuba ausschalten könnte.

Anfang der 60er: „Crazy Joe“ Joey Gallo bekämpft seinen Boß Joe Profaci. Er wird jedoch von der Polizei verhaftet und aus dem Verkehr gezogen.

April 1961: Carlos Marcello, Boß von New Orleans, wird nach Guatemala deportiert.

1961: Der Capo von Riesi (Sizilien) aus der Provinz Caltanisetta, Francesco DiCristina, stirbt. Sein Sohn Giuseppe übernimmt dessen Nachfolge.
Carlo Gambino öffnet Brooklyn für die „Zips“. Unter den Einwanderern ist auch ein gewisser Salvatore Catalano. Die meisten siedeln sich in der zu den Bonnanos gehörenden Knickerbocker Avenue an. Auch Catalano landet hier. John, Giuseppe und Rosario Gambino, Neffen von Carlo Gambino, lassen sich in Cherry Hill nieder. Sie und Catalano beherrschen den Drogenhandel. Im Oktober des Jahres stoßen die Polizisten Eddie Egan und Sonny Grosso erstmals auf die Spur der French Connection II.

26.01.1962: In Neapel stirbt „Lucky“ Luciano an Herzversagen. Gerüchten zufolge ist er vergiiftet worden.

06.06.1962: Joe Profaci stirbt an Krebs. Joseph „Joe“ Colombo wird sein Nachfolger.

1963: Der seit Jahresende 1962 abzusehende erste große Mafiakrieg in Sizilien bricht aus. Der Unterboß Calcedonia Di Pisa von Salvatore „Cichiteddu“ Greco unterschlug Gelder aus einem Drogengeschäft. Vor der Kuppel verteidigt Greco seinen Unterboß. Angelo und Salvatore LaBarbera fordern dagegen dessen Tod. Im Laufe des Streites stellt Salvatore LaBarbera die provozierende Frage, wer Greco überhaupt sei. Daraufhin ohrfeigt dieser ihn und schreit: „Wer ich bin? Ich bin Dein Gott!“
Als Di Pisa ermordet wird, lasten alle den Brüdern LaBarbera den Mord an und es kommt zum Krieg. Tatsächlich aber war der Mord durch Michele „Die Bestie“ Cavataio vollstreckt worden. Cavataio, Capo der Familie aus dem Stadtteil Acquasanta in Palermo, war zwar Verbündeter von Greco, befand Di Pisa jedoch für schuldig.
Im Laufe des Krieges wird Salvatore LaBarbera getötet und sein Bruder Angelo verletzt. Angelo La Barbera wird später wegen einer anderen Angelegenheit im Gefängnis erstochen. Beim „Massaker von Ciaculli“ werden 7 Carabinieri von einer Autobombe getötet, woraufhin der italienische Staat hart durchgreift. Zahlreiche Mafiosi werden verhaftet. U.a. auch Giuseppe Genco Russo. Viele fliehen ins Ausland. Salvatore Greco „das Vögelchen“, dem die Bombe galt, flieht nach Venezuela. Die Kuppel wird aufgelöst. Unter den Flüchtlingen nach Venezuela ist auch Leonardo Cuntrera und seine Brüder, sowie Pasquale Caruana und dessen Brüder. Durch mehrere Hochzeiten festigen sich diese beiden Clans und spielen in den 80er Jahren eine bedeutende Rolle im internationalen Drogenhandel. Sie bilden das Verbindungsglied zwischen Sizilien und den südamerikanischen Drogenkartellen.

Weil ein junger Mann seine Schwester verführte, ermordete Raffaele Cutolo aus Ottaviano bei Neapel den Mann und wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Strafmaß wird später auf 24 Jahre gesenkt. Seine Schwester Rosetta Cutolo wird zu seiner rechten Hand. Vor allem ihr ist es zu verdanken, dass Cutolo später trotz Haftstrafe so mächtig wird.

Sept. 1963: Joe Valachi von der Familie Genovese wird aus Furcht davor umgebracht zu werden, der erste Kronzeuge gegen die Cosa Nostra.

22.11.1963: Präsident John F. Kennedy wird in Dallas erschossen. Er fiel vermutlich einem Komplott zwischen der Cosa Nostra und der CIA zum Opfer. Drahtzieher sollen u.a. Carlos Marcello, Sam Giancana und Jimmy Hoffa von der Teamster-Gewerkschaft gewesen sein. Der Grund soll darin liegen, daß Kennedy, der im Wahlkampf von der Cosa Nostra unterstützt wurde, nicht in Kuba einfiel, um so die, durch die kommunistische Revolution unter Fidel Castro verlorengegangen Millionen, zurückzuholen. Zudem forcierte Kennedy den Kampf gegen die Cosa Nostra. Einige Verschwörer in der CIA wollten ein Regime der Kommunisten vor der Tür der USA nicht zulassen und waren enttäuscht.
Weil angeblich Marilyn Monroe, die eine zeitlang die Geliebte des Präsidenten war, davon wußte, soll auch sie später auf Geheiß von Sam Giancana ermordet worden sein.

1964: Luciano Liggio, der im Mafiakrieg an der Seite von Greco stand, wird verhaftet. Er kann jedoch fliehen, wird aber erneut verhaftet.
Joe Bonnano löst den sogenannten „Banana-War“ aus, als er gegen drei Bosse einen Mordauftrag erteilt. Dazu holt er Killer aus seiner Geburtsstadt Castellemare del Golfo. Seine Widersacher Carlo Gambino und Gaetano „Thomas Three-Finger-Brown“ Lucchese behalten jedoch die Oberhand. Daraufhin zieht sich Joe Bonanno nach Tucson/Arizona zurück. Da sein Unterboss Carmine Galante eine Gefängnisstrafe absitzt, wird Gaspare DiGregorio sein Nachfolger.

1965: Sam „Mooney“ Giancana muß wegen Mißachtung des Gerichtes für ein Jahr hinter Gitter.

1966: Giancana zieht sich nach Mexiko zurück. Sein Unterboss Teets Battaglia rückt nach, wird jedoch verhaftet, so daß Joey Aiuppa die neue Nr.1 in Chicago wird.

1967: Gaetano „Thomas Three-Finger-Brown“ Lucchese stirbt eines natürlichen Todes.

1968: Robert Kennedy wird erschossen. Auch hinter diesem Mord wird die Cosa Nostra vermutet. Kennedy soll zusammen mit seinem Bruder einst die Gunst der Cosa Nostra besessen haben. Nachdem sie beide jedoch an der Spitze des Staates standen, sollen sie die Cosa Nostra als größten Feind betrachtet haben. Das haben die Bosse ihnen nie verziehen.

14.02.1969: Vito Genovese stirbt im Gefängnis.

1969: John Gotti wird zu vier Jahren Haft wegen versuchten Raubes verurteilt.
Carmine Tramunti, Boß von der Familie Lucchese, wird wegen Meineides verurteilt. Er wird bis 1974 einsitzen.
Luciano Liggio kommt frei. Die Kuppel wird neu gebildet. Ihr gehören zunächst drei Mitglieder an: Gaetano Badalamenti, Stefano Bontade (oder Bontate) , Sohn von Don Paolino und Capo der Familie aus Santa Maria di Gesú, sowie erstmals mit Salvatore „Toto“ Riina ein Corleonesi. Tommaso Buscetta wird nicht aufgenommen, da er nicht wie ein Ehrenmann lebt. Er lebte in Bigamie. Aber über seinen Freund Stefano Bontade hat er Einfluß und Einblick in die Vorgänge der Cosa Nostra.

10.12.1969: Um den Frieden zu festigen und um Rache zu nehmen für den Auslöser des ersten Mafiakrieges, beschließen Riina, Bontade, Badalamenti und Giuseppe Di Cristina die Ermordung von Michele Cavataio. Es kommt zum Massaker in der Viale Lazio in Palermo, bei der als Polizisten verkleidete Killer - darunter Bernardo Provenzano und Damiano Caruso, einem engen Vertrauten von Di Cristina - Cavataio und drei Begleiter erschießen. Aber auch einer der Angreifer wird erschossen. Im gleichen Jahr noch werden Bontade und Badalamenti verhaftet.



Die siebziger Jahre

Die French Connection II wird Ende der sechziger/Anfang der siebziger Jahre zerschlagen. Daraufhin beginnt die sizilianische Cosa Nostra selbst Heroin herzustellen. Der bis dahin bedeutsame Zigarettenschmuggel wird durch das Rauschgift abgelöst.

Die Corleonesi steigen zur Macht auf und legen die Grundsteine für den großen Krieg in den achtziger Jahren. Es kommt zu Kontakten zur Geheimloge P 2. Diese wurde von Licio Gelli geführt und umfasste fast 1.000 Mitglieder. Darunter Industrielle, hochrangige Militärs, Politiker, Geheimdienstangehörige usw.

Die USA reagieren mit der Gründung der Drug Enforcement Administration (DEA) im Jahre 1973. Bereits 1970 wurde das Racketeer Influenced an Corrupt Organizations Act (RICO) verabschiedet. Danach können Täter auch bei Zugehörigkeit einer kriminellen Vereinigung verurteilt werden. In den 70er Jahren werden zahlreiche Capi der amerikanischen Cosa Nostra verhaftet. So z.B. Paul Sciacca von den Bonanno wegen Drogenhandels, Philipp Rastelli, der 1981 die Bonanno-Familie übernehmen wird, wird wegen Erpressung zu 11 Jahren Haft verurteilt, und Frank „Funzie“ Tieri, der zusammen mit „Fat Tony“ Salerno die Familie Genovese leitet, wird nach dem RICO-Gesetz verurteilt. Auch Carmine „The Snake“ Persico von den Colombo erhält 14 Jahre Haft wegen Entführung.


21.01.1970: In Triest wird Monzer Al Kassar zum erstenmal bei der Polizei aktenkundig. Seine kriminelle Karriere beginnt als Autodieb. In den folgenden Jahren fällt er wegen Scheckbetruges und Drogenhandel auf.


1970: Fürst Borghese plant mit Hilfe der Cosa Nostra einen Staatsstreich, der jedoch nie ausgeführt wird. Die Cosa Nostra verweigert die Unterstützung. Weil der Journalist Mauro de Mauro davon erfährt, wird er ermordet.
Tommaso Buscetta wird in den USA verhaftet und nach Mexiko deportiert.
Meyer Lansky zieht sich nach Israel zurück.

03.04.1971: Joe Valachi, erster Kronzeuge gegen die Cosa Nostra, stirbt im Gefängnis La Tuna bei El Paso,wo er die letzten Jahre vor der Cosa Nostra geschützt wurde, da man damit rechnete, daß er umgebracht werden sollte.

05.05.1971: Aus einem fahrenden Auto heraus erschießt Luciano Liggio den Richter Pietro Scaglione.

Mai 1971: „Crazy Joe“ Joey Gallo kommt aus dem Gefängnis frei.

28.06.1971: Im Auftrag von Joey Gallo schießt der Schwarze Jerome Johnson am Columbus Circle in Manhattan Joe Colombo dreimal in den Kopf. Colombo überlebt zwar den Anschlag, liegt jedoch bis 1978 im Koma. Der Attentäter wird von den Leibwächtern des Paten erschossen. Nachfolger von Colombo wird Carmine „The Snake“ Persico. Der Anschlag war den anderen Capi nicht unrecht, da Colombo sich unbeliebt gemacht hatte. So hatte er die italienische Bürgerrechtsliga gegründet und sie ange- führt. Damit wollte er gegen die Diskriminierung der Italiener protestieren. Er schwang sich damit zum Helden in den Medien auf. Als auch noch Gelder aus der Liga-Kasse verschwanden, stachelte Carlo Gambino Gallo zum „Prinzregentenkrieg“ an.

1972: „Fat Tony“ Salerno und Frank Alphonse „Funzie“ Tieri leiten die Familie Genovese offiziell gemeinsam. Man nimmt jedoch an, daß der eigentliche Capo immer noch Philip Lombardo ist.

07.04.1972: An seinem 43. Geburtstag wird Joey „Crazy Joe“ Gallo vor dem Restaurant „Umberto´s Clam House“ von Carmine „Sonny Pinto“ DiBiasi erschossen. Dieser war ein Getreuer von Joe Colombo. Er handelte im Auftrag von Carmine Persico, „Fat Tony“ Salerno von den Genovese und Carlo Gambino, da Gallo ihnen zu gefährlich geworden ist.

1972: In Brasilien wird Tommaso Buscetta verhaftet und an Italien ausgeliefert.
Der in der Schweiz lebende Türke Paul Waridel lernt den Türken Yasar Musullulu kennen. Beide werden eine entscheidende Rolle spielen beim später anlaufenden Heroinschmuggel über die „Balkanroute“. Sie beliefern die Sizilaner.

22.05.1972: John Gotti von der Familie Gambino wird wegen Mordes verurteilt.

05.11.1972: Meyer Lansky wird aus Israel ausgewiesen. Um einer Verhaftung durch das FBI zu entgehen, fliegt er die Schweiz, Argentinien, Brasilien und Paraguay an. Dort wird er jedoch dem FBI übergeben, das ihn nach Miami bringt.

1973: Frank „Prime Ministre“ Costello stirbt an Kehlkopfkrebs.
Leonardo Vitale wird der erste sizilianische Pentito. Aber man nimmt ihn nicht ernst und steckt ihn in eine psychatrische Anstalt.
Die USA gründen die Drug Enforcement Administration (DEA).
Im gleichen Jahr lässt Luciano Liggio in Mailand Damiano Caruso von Nello Pernice ermorden. Caruso war ein enger Vertraueter von Di Cristina, dem Boss von Riesi. Liggio hasste Caruso, weil der einen jungen Mann ermordet hatte, an dem Liggio sehr hing. Liggio lässt die Geliebte von Caruso und deren Tochter, mit der Caruso auch schlief, rufen. Er ermordet die Geliebte und vergewaltigt deren halbwüchsige Tochter, bevor er auch diese ermordet.

16.03.1973: In Kopenhagen wird Monzer Al Kassar wegen Drogenhandels verhaftet.

16.08.1973: Luciano Cassina, Sohn des Grafen Arturo und Inhaber eines Bauimperiums, wird von den Corleonesi entführt. Die Corleonesi verstoßen damit gegen das Entführungsverbot auf Sizilien.

1974: Carmine Galante wird der Boß der Familie Bonanno.
John Gambino, Neffe von Carlo Gambino, läßt sich endgültig in Cherry Hill nieder. Dieser unterhält wichtige Kontakte nach Sizilien zu Salvatore Inzerillo, der Heroin über die Baufirma von Rosario Spatola, dem größten Steuerzahler Siziliens, in die USA liefert. Inzerillo ist der Neffe von Rosario Di Maggio, einem Paten der Cosa Nostra von Palermo.
Carlo Alberto Dalla Chiesa wird erstmals oberster Polizeichef in Palermo.
Stefano Bontade und Gaetano Badalamenti kommen frei. Im gleichen Jahr kommt es im Drogen- und Zigarettenschmuggel zu einer Allianz zwischen der Cosa Nostra und der Camorra. Die erste Heroinküche geht in Sizilien in Betrieb. Lieferanten sind die Türken, die noch nicht in der Lage sind, das Heroin Nr. 4 herzustellen. Der Transport verläuft über die „Balkan-Route“. Die bulgarische Firma Kintex - die vom bulgarischen und sowjetischen Geheimdienst finanziert wird - sorgt für den Schutz und Transport. Dafür erhält die Firma Kintex eine Provision und kauft davon Waffen für die PLO.
Raffaele Cutolo verlangt "Steuern" auf geschmuggelte Zigaretten in Neapel. Cutolo nennt sich selbst Boß der Nuova Camorra Organizzata und sitzt im Gefängnis. Sein ausführender Arm ist seine Schwester Rosetta Cutolo. Diese Vorgehensweise führt unweigerlich zum Konflikt der etablierten Clans der Camorra, die ihre Organisation Nuova Famiglia nennen. Dieser gehört später auch Carmine Alfieri an. Rosetta Cutolo ist es auch, die ihren Bruder aus dem Gefängnis befreit. Er ließ sich in einer Nervenklinik einweisen, deren Wand einfach weggesprengt wurde (vermutlich Ende der 70er Jahre).
Pupetta Maresca ist zu dieser Zeit mit Umberto Ammaturo verheiratet. Dieser ermordet vermutlich im Januar 1974 ihren Sohn, da er ständig mit ihm Streit hatte. Die Leiche des Sohnes wird jedoch nie gefunden.

07.02.1974: Luciano Cassina wird von seinen Entführern freigelassen.

16.04.1974: Pater Giacomo Coppola traut Salvatore Riina und Ninetta Bagarella.

14.05.1974: In Mailand wird Luciano Liggio verhaftet, der bis zu seinem Tod im Gefängnis bleiben wird. Die Cosa Nostra breitet sich nun auch in Norditalien aus. Großen Anteil daran hat Joe Adonis, der seit 1956 in Mailand lebt und einst New Jersey kontrollierte.

13.07.1974: In Palermo beginnt der „Prozeß der 114“. Auf der Anklagebank sitzen 114 Mafiosi, unter ihnen auch der Boss der Familie von San Giuseppe Iato, Antonino Salamone. Ihm gelingt es später jedoch nach Brasilien zu fliehen. Salamone ist ein enger Freund von Tommaso Buscetta.

18.07.1974: Sam Giancana wird von Mexiko in die USA deportiert.

20.10.1974: In London wird Monzer Al Kassar verhaftet. In seinem Besitz sind 5 Kilo Haschisch. 1976 wird er dann zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Er wird beschuldigt das Rauschgift aus dem Libanon eingeführt zu haben. Vermutlich steckt hinter den Transporten auch die PLO, für die Al Kassar Waffen besorgt. Da der Transport über den Balkan ging, ist anzunehmen, dass auch die bulgarische Firma Kintex involviert ist.

19.06.1975: Sam „Mooney“ Giancana wird in der Küche seines Hauses erschossen. Er sollte in Kürze vor einem Senatsausschuß unter anderem zum Kennedy-Mord gehört werden.

30.07.1975: Der Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa wird von Joe „Mad Dog“ Sullivan und Jimmy Coonan ermordet und zerstückelt. Den Mordbefehl erteilte „Fat Tony“ Salerno.

Juli 1975: Trotz des Verbotes von Entführungen auf Sizilien wird Luigi Corleo, dem Schwiegervater von Nino Salvo, entführt und verschwindet spurlos. Die Vettern Salvo gelten als die „Vizekönige von Sizilien“ und sind mit Stefano Bontade und Gaetano Badala menti befreundet. Die Salvos´ sind vom Staat lizensierte Steuereintreiber und dürfen von den Steuern, die sie einziehen eine Provision einbehalten. Obwohl es keine Beweise gibt, steht fest, daß die Corleonesi hinter der Entführung stecken. Bontade und Badalamenti sind erbost. Die Leiche des Entführten wurde nie gefunden.

März 1976: Joeseph „Doc“ Stacher, in den 30er Jahren ein jüdischer Gangster aus New York, stirbt in Israel.

31.05.1976: Gennaro Moccia, Boß der Stadt Afragola, wird erschossen. Der Moccia-Clan gehörte zunächst zu den Anhängern von Cutolo, wurde aber später dessen erbittester Feind.

1976: Carlo Gambino stirbt. Da keiner seiner Söhne die Familie übernimmt, wird sein Schwiegersohn Paul „Big Paul“ Castellano sein Nachfolger.
Pete Licata, Unterboß der Bonanno-Familie und Boß von Salvatore Catalano, wird ermordet. Catalano, der Auftraggeber, über-nimmt mit Genehmigung von seinem Paten Carmine Galante seine Position. Die Heroin-Pipeline von Sizilien in die USA läuft voll an und Catalano ist mit seinen Partnern Cesare Bonventre und Baldo Amato eine der Schlüsselfiguren dieser „Sicilian Connection“. Galante verdient kräftig daran mit. Seiner Meinung nach sind Mitglieder der amerikanischen Cosa Nostra zu verweichlicht.
Yasar Musullulu und Paul Waridel steigen gemeinsam ins Drogengeschäft ein. Sie werden sich später streiten. Waridel übergießt dann Musullulu mit Benzin und zündet ihn an. Musullulu wird jedoch überleben.

03.11.1976:Meyer Lansky gewinnt den dritten und letzten gegen ihn laufenden Prozeß.

1977:Nachdem er wegen versuchten Totschlages 2 Jahre hinter Gitter saß, wird John Gotti zu einem „Ehrenmann“ der Gambino-Familie geweiht.

14.07.1977:Pater Coppola wird auf wundersame Weise von dem Vorwurf der Erpressung in einem Berufungsverfahren freigesprochen. Er wird jedoch aus der Kirche entlassen.

20.08.1977:Der Carabinierioberst Russo wird von Pino „Scarpuzzedda“ Greco, Neffe von von Michele Greco, dem Capo der Familie aus Ciaculli, ermordet. Pino Greco und Mario Prestifilippo gelten als die „Superkiller“ der Familie aus Ciaculli. Michele Greco „der Papst“ und sein Bruder Salvatore „der Senator“ leiten die Familie und gelten als Verbündete der Corleonesi. Da der Mord ohne Zustimmung der Kuppel vollstreckt wurde, kommt es zum Streit, in dessen Verlauf Gaetano Badalamenti und Stefano Bontade ausgelacht werden. Liggio höhnt aus dem Gefängnis heraus, daß Badalamenti wohl überfordert sei die Kuppel zu leiten. Badalamenti versteht die Warnung.

1978: Gaetano Badalamenti trifft sich mit Giuseppe Di Cristina, dem Capo der Familie von Riesi, und Salvatore „Cichiteddu“ Greco. Letzterer ist aus Venezuela angereist. Auch Salvatore Inzerillo nimmt an dem Gespräch teil. Wegen der Differenzen in der Kuppel verlangt Badalamenti einen Denkzettel für die Corleonesi. Er und Di Cristina planen den Mord an Francesco "Ciccio" Madonia von der Familie aus Resuttana, einem Stadtteil von Palermo. Dieser ist ein Verbündeter von den Corleonesi und Rivale Di Cristina´s. Salvatore Greco rät davon ab.
Einer der Brüder von Pupetta Maresca wird im Auftrag von Raffale Cutolo angeschossen.

07.03.1978:In Venezuela stirbt Salvatore Greco an Leberzirrhose.

16.03.1978:Trotz der Warnung lassen Giuseppe Di Cristina und Giuseppe Calderone, Capo aus Catania, Francesco Madonia, ermorden. Man hatte ihn zu einem Treffen in ein Bauernhaus bei Falconara gelockt, wo er von einem gewissen Turi Pillera ermordet wurde. Als Di Cristina hört, daß die Corleonesi an ihm Rache üben wollen, plant er sich der Polizei zu stellen und auszupacken, was er auch tut.

22.05.1978:Nach 7 Jahren im Koma stirbt Joseph Colombo.

29. Mai 1978: Der 13jährige Antonio Moccia erschießt vor dem Gerichtsgebäude von Neapel den mutmaßlichen Mörder seines Vaters Antonio Giugliano, der soeben vom Mordvorwurf frei gesprochen wurde. Da er strafunmündig ist wird seine Mutter Anna Mazza wegen Anstiftung zum Mord verhaftet. Doch man konnte ihr nichts nachweisen. innerhalb weniger Jahre wird die gesamte Familie der Giugliano ausgerottet. Wenige Jahre später kommt es zum Bruch mit dem Verbündeten Cutolo, dem die Moccia zu mächtig geworden sind. Die Moccia schließen sich der Nuova Famiglia um Carmine Alfieri, Alfredo Galasso und Pupetta Maresca an.

30.05.1978:Nachdem Anfang des Jahres noch ein Mordanschlag auf ihn mißlungen ist, was zu seiner Beteiligung am Mord an Madonia führte, wird Giuseppe Di Cristina erschossen.
Seines Lebens nicht mehr sicher flieht Badalamenti über Frankreich nach Brasilien. Sein Widersacher und Vetter Antonino Badalamenti wird Nachfolger der Familie von Cinisi. Neuer Capo di Capi wird Michele „der Papst“ Greco.
Vermutlich wegen dieser Differenzen verlegt der Capo der Familie aus Bolognetta, Giuseppe Bono, seinen Wohnsitz nach New York. Neue Differenzen gibt es im Entführungsfall Aldo Moro durch die Roten Brigaden. Während Stefano Bontade und Salvatore Inzerillo einem Hilfeersuch des italienischen Staates zur Aufklärung des Falles stattgeben wollen, sind die Corleonesi, Greco und Pippo Calo, Capo der Familie von Porta Nuovo, und damit Pate von Buscetta, dagegen.

30.09.1978: Der interne Streit der Familie von Catania gipfelt in der Ermordung von Giuseppe Calderone, der zur Fraktion um Bontade und Inzerillo gehörte. Der neue Capo ist der Auftraggeber Benedetto „Nitto“ Santapaola, der schon seit einiger Zeit im Streit mit den Brüdern Calderone lag und den Corleonesi zugeneigt ist. Antonino Calderone floh später und wurde 1986 zum Kronzeugen gegen die Cosa Nostra.

1978: Mit der Ermordung von Giuseppe Sirchia, Unterboß von der „Bestie“ Michele Cavataio, geht der langjährige Rachefeldzug gegen die Familie aus Acquasanta zu Ende. Sirchia wurde beim Verlassen des Ucciardone-Gefängnisses erschossen.
„Funzie“ Tieri wird als erster Capo nach dem RICO-Act angeklagt.

1979: In Atlantic City bricht ein Mafiakrieg aus. Binnen weniger Monate werden drei Bosse ermordet. Offenbar geht es dabei um die Frage, ob man ins Drogengeschäft einsteigen soll oder nicht.

März 1979: Der Journalist Carmine Pecorelli wird erschossen. Jahre später wird berichtet, daß Ministerpräsident Giulio Andreotti den Mordauftrag erteilte. Dies kann diesem jedoch nie bewiesen werden.

09.03.1979: Der Sekretär der Christdemokraten Siziliens, Michele Reina, wird ermordet.

21.07.1979: Boris Giuliano, oberster Polizeichef von Palermo, wird beim Frühstück in einer Bar erschossen. Er hatte am Flug-hafen Punta Raisi eine halbe Mio. Dollar aus Drogengeschäften sichergestellt. Der Geldkoffer kam aus den USA. Damit ist er der „Sicilian Connection“ auf der Spur.

12.08.1979: Carmine Galante wird im Restaurant „Joe & Mary“ erschossen. Der Auftrag kam von seinem Unterboß Salvatore Catalano. Aber dieser handelte offenbar mit dem Segen der anderen Bosse, allen voran Paul Castellano. Galante protzte zu sehr mit seinem Reichtum und wollte die Lizenzgebühren aus der Heroinlizenz für sich alleine behalten.Damit wird Salvatore Catalano Boß der Bonanno-Familie. Cesare Bonventre, einer der Mörder wird später zerstückelt in drei Ölfässern verteilt aufgefunden.

25.09.1979: Richter Terranova (Prozeß der 114) wird ermordet.


Die achtziger Jahre waren geprägt durch den zweiten großen Mafiakrieg der bis 1983 andauerte. Allein auf Sizilien starben etwa 1000 Menschen. Als Sieger aus diesem Krieg gingen die Corleo-nesi mit dem Dreigespann Liggio, Riina und Provenzano. Da Liggio im Gefängnis saß, wurde „U Curtu“ Riina die bestimmende Figur in der Cosa Nostra. Man spricht daraufhin von Siegern und Verlierern. Mitte der achtziger Jahre erlebt die Cosa Nostra einen herben Rückschlag mit den Maxi-Prozessen, die auf Grund der Aussage von Tommaso Buscetta und Salvatore Contorno sowie Antonino Calderone möglich wurden. Gegen Ende des Jahrzehnts war die Cosa Nostra aber eher gestärkt hervorgegangen. Zahlreiche Staatsdiener wurden getötet und in Berufungsverfahren wurden etliche Mafiosi freigesprochen.

In Kolumbien erlebt das Kokain-Kartell von Medellin seinen Aufstieg. Innerhalb weniger Jahre ist der US-Markt mit Kokain über-schwemmt. Die Macht des Kartells ist so groß, daß der kolumbianische Staat eine Marionette des Kartells wird. Erst auf Druck der USA wird das Kartell bekämpft. In den neunziger Jahren ist das Kartell von Medellin ausgeschaltet, aber an seine Stelle tritt das Kartell von Cali. Ähnlich ist die Situation in Bolivien. Die bolivianischen Kartelle gelten als größte Zulieferer für die Kartelle in Kolumbien an Coca-Paste. Da die Kolumbianer auch den europäischen Markt erobern wollen, errichten sie Stützpunkte in Spanien. Um keinen Krieg zu riskieren arrangiert man sich mit der Cosa Nostra, die im Gegenzug Heroin liefert (Zwei Kilo Kokain gegen ein Kilo Heroin). Mit diesem Heroin wird der US-Markt beliefert, da Mitte des Jahrzehntes die amerikanische Cosa Nostra durch interne Kämpfe, aber auch durch der massiven Verfolgung durch die Justiz, nahezu bedeutungslos geworden. Das entstehende Loch füllen die latein-amerikanischen, aber auch chinesische, Gruppen. Für den Transport des Rauschgiftes nach Europa werden zunächst meist Spanier und Südamerikaner eingesetzt. Oftmals von Venezuela und Basilien aus, wohin die Kartelle ausweichen. Später übernehmen Schwarz-afrikaner die Verteilung in Europa.

Durch den Boom der Drogen wird der sizilianische Clan Cuntrera/Caruana, der in Venezuela ansässig ist, zu einem der mächtigsten Clans der Sizilianer, da sämtliche Kontakte und Geschäfte über sie laufen müssen.



06.01.1980: Der Präsident der Region Sizilien, Piersanti Mattarella, wird ermordet.

Febr. 1980: Salvatore Catalano, Pate der Bonnano-Familie, heiratet auf Sizilien (in Cimina) Caterina Catalano, die nicht mit ihm verwandt war. Im selben Jahr noch spaltet sich die Familie Bonnano in zwei Lager. Die einen wollen Philipp Rastelli zum neuen Paten machen, die anderen wollen Philipp Giaccone. Damit wird Catalano quasi entmachtet.

21.03.1980: Antonio Copinogro, Consigliere von Angelo Bruno, dem Paten von Philadelphia, wendet sich an Frank „Funzie“Tieri. Er bietet ihm im Falle von der Ermordung Bruno´s Anteile am Glückspiel in New Jersey an. Tieri beauftragt „Mad Dog“ Sullivan mit dem Mord. Doch Tieri läßt auch Copinogro töten, um alle Anteile zusammen mit „Fat Tony“ Salerno zu sichern. Es folgen insgesamt weitere 19 Morde, ehe Nicodemo Scarfo neuer Pate von Philadelphia wird. Dieser wird jedoch schon bald verhaftet und von Bruno´s Ex-Chauffeur John Stanfa abgelöst.

Frühjahr 1980: Mitglieder der Cosa Nostra und der verfeindeten Clans der Camorra treffen sich, um den Krieg in Neapel zwischen den Gruppierungen der Nuova Camorra Organizzata und der Nuova Famiglia zu beenden. Am Tisch sitzt Rosetta Cutolo stellvertretend für ihren Bruder.

03.05.1980: Der Carabinierihauptmann Emanuelle Basile wird in Monreale vor den Augen seiner Frau und seinem Kind von Giuseppe Madonia - dem Sohn von Francesco "Ciccio" Madonia - Armando Bonanno und Vincenzo Puccio erschossen. Alle drei werden kurze Zeit später verhaftet.

08.06.1980: Tommaso Buscetta, der seit 1972 im Ucciardone-Gefängnis zu Palermo und in Turin einsaß, flieht.
Als die Corleonesi mit Piddu Panno einen Freund von Bontade töten, beschließt dieser, „Toto“ Riina auf einer Sitzung der Kuppel zu erschießen. Als Buscetta davon hört ist er entsetzt.Doch die Corleonesi legen dann auch noch seinen Sohn mit einem Geldge-schenk herein. Als die Polizei Buscetta´s verhaftet, stellt sich heraus, daß das Geld aus einer Entführung stammt. Als Buscetta nach und nach erkennt, daß die Corleonesi alle beseitigen wollen, flieht er.

02.08.1980: 85 Tote bei Bombenanschlag auf Bahnhof von Bologna.

06.08.1980: Oberstaatsanwalt Gaetano Costa wird auf Befehl von Salvatore Inzerillo ermordet.

06.09.1980: Pater Giacinto wird im Franziskanerkloster Santa Maria de Gesu in Palermo erschossen. Er stand Stefano Bontade nahe und galt auch als Mafioso.

15.09.1980: Giuseppe Bono heiratet Antonina Albino. Der erst vor zwei Jahren nach New York eingereiste Mafoiso heiratet im Hotel Pierre.

März 1981: D´Agostino, ein Freund von Bontade, erzählt Rosario Riccobone, dem Capo von Partanna, von Bontade´s Mordplänen an Riina. Er weiß jedoch nicht, daß Riccobone mit Riina sympatisiert und diesem davon erzählt.

17. März 1981: In Arezzo wird die Villa von dem Industriellen Licio Gelli durchsucht. Gelli ist der Führer der Geheimloge Propaganda 2. Diese soll in engen Kontakten zur Cosa Nostra stehen. Zahlreiche Industrielle, Politiker und Militärs gehören der Loge an. Die Loge steht auch im Verdacht für den Bombenanschlag auf den Bahnhof von Bologna verantwortlich zu sein. Der Anschlag vom 02.08.1980 hatte 85 Tote gefordert. Ziel war es, den Anschlag linken Gruppen zuzuordnen. Auch der betrügerische Bankier Roberto Calvi gehört der P 2 an.

31.03.1981: Frank „Funzie“ Tieri stirbt an Krebs. Damit ist „Fat Tony“ Salerno alleiniger Pate der Genovese-Familie. Erst Ende 1980 war er nach der Anklage nach dem RICO-Act schuldig gesprochen worden. Salerno und Lombardo sind zu diesem Zeit-punkt jedoch schwer krank, so daß Vincent „das Kinn“ Gigante die Familie quasi übernimmt.

23.04.1981: Stefano Bontade stirbt an seinem 43. Geburtstag im Kugelhagel von Pino „Scarpuzzedda“ Greco´s Kalasch-nikow AK-47. Bontade wurde von seinem Unterboß Lo Iacona verraten. Vermutlich war aber auch Giovanni Bontade, der Bruder des Toten, am Verrat beteiligt. Damit beginnt der lang erwartete Mafiakrieg.

05.05.1981: Vier von fünf Unterbosse, die auf Seiten von Philipp Giaccone standen, verschwinden. Darunter er selbst. Damit ist Philipp Rastelli Boß der Bonnano.

10.05.1981: Schüsse auf ein Juweliergeschäft in Palermo aus einer AK-47. Es wird nichts geraubt. Erst später wird klar, daß Pino Greco, der „kleine Schuh“ genannt, an der Panzerglasscheibe die Wirkung seiner AK-47 getestet hatte.

11.05.1981: Salvatore Inzerillo wird vor dem Haus seiner Geliebten von Pino Greco mit der Kalaschnikow erschossen. Der Capo von Uditore, einem Stadtteil Palermos, fühlte sich sicher, da er Riina noch ca. 50 Mio. aus einem Drogengeschäft schuldete.

13.05.1981: Auf dem Petersplatz in Rom schießt Mehmet Ali Agca auf den Papst Johannes Paul II. Die Motive bleiben im Unklaren.

1981: John Gambino aus New York kommt nach Palermo. Er vereinbart mit den Corleonesi, daß er deren Feinde in den USA töten soll. Kurze Zeit später wird Pietro Inzerillo zerstückelt im Kofferraum eines Autos in New Jersey gefunden. Santo Inzerillo wird erwürgt, obwohl die Inzerillo Vettern von den Gambino´s sind. Das Auto in dem Pietro gefunden wurde, gehört Rosario Gambino von Cherry Hill.
Der 16jährige Sohn von Salvatore Inzerillo schwört Rache. Doch er wird von Pino „Scarpuzzedda“ Greco entführt. Dieser hackt ihm den rechten Arm ab und schreit dem Jungen ins Gesicht: „Mit diesem Arm wirst nicht mehr auf Riina schießen!“ Erst dann erschießt er den Jungen.

25.06.1981: In Brancaccio, einem Stadtteil von Palermo, kommt es zu einem Schußwechsel zwischen den Todfeinden Pino Greco und Salvatore Contorno, einem Killer der in Bontade´s Dienst stand. Beide bleiben unverletzt.

Oktober 1981: Die Polizei sprengt eine Versammlung der Camorra. Rossetta Cutolo gelingt im letzten Moment die Flucht.

25.12.1981: Das „Weihnachtsmassaker von Bagheria“. Es handelt sich dabei um einen Anschlag auf drei örtliche Bosse. Bei der Schießerei stirbt einer der Bosse und ein unbeteiligter Passant. Einer der Mörder ist Giuseppe Marchese, der Neffe von Filippo Marchese, dem capo der Corso dei Mille in Palermo.

1982: In Mailand verschwindet der Schwager von Buscetta. Obwohl auch seine beiden Söhne und sieben weitere Angehörige ermordet werden, kann Gaetano Badalamenti ihn in Rio de Janeiro nicht zur Rückkehr nach Palermo bewegen um gegen die Corleonesi zu kämpfen. Unterdessen setzen die Corleonesi Antonino Salamone, Boss der Familie von San Giuseppe Iato, auf Buscetta an. Salamone, der eng mit Buscetta befreundet ist, soll diesen in eine Falle locken.
Filippo Marchese verschwindet spurlos. Obwohl er der Fraktion der Corleonesi angehörte, ließen diese ihn ermorden. Marchese stand in dem Ruf ein Verrückter zu sein. Er mordete mit Leidenschaft. Meist erdrosselte er seine Gegner eigenhändig im „Todes-zimmer an der Piazza Sant´ Erasmo“. Im selben Zimmer/Haus ließ er dann seine Opfer in einem Säurebad auflösen und verschwinden.
In Kolumbien werden erstmals zwischen dem Medellin-Kartell und der Guerilla- Gruppe M19 Kontakte festgestellt. Schutz der Drogenlabors gegen Waffen.
Im gleichen Jahr wird das Rognoni-La-Torre-Gesetz verabschiedet, welches des RICO-Gesetz in den USA entspricht und nun den Staat ermächtigt, Mafiosi nur auf Grund ihrer Zugehörigkeit zur Mafia abzuurteilen. Die Cosa Nostra nimmt daraufhin La Torre selbst ins Visier.
Als erneut ein Bruder von Pupetta Maresca bedroht wird, gibt sie eine Pressekonferenz, in der sie Cutolo droht. Im gleichen Jahr wird sie und ihr Mann wegen Mordverdachtes verhaftet. Den ihr angelasteten Mord an dem Arzt Aldo Semerari bestreitet sie heftig. Vermutlich steckt Cutolo hinter dieser Falle. Sie muss für vier Jahre ins Gefängnis.



März 1982: Salvatore Contorno wird verhaftet. Er wird später ein Kronzeuge werden.

16.06.1982: Fünf Carabinieri und der in Haft sitzende Alfio Ferlito aus Catania, werden bei einem Gefangenentransport getötet. Als Auftraggeber gilt Benedetto „Nitto“ Santapaola. Die Mörder selbst kamen vermutlich aus Palermo.

17.06.1982: Francesco DiCarlo ermordet in London den betrügerischen Bankier Roberto Calvi, dem die Banco Ambrosiano gehörte. Calvi wird erhängt unter der Blackfriarsbridge gefunden. Die Banco Ambrosiano war zuvor zusammengebrochen und hinterließ 1,4 Milliarden Dollar Schulden.

Mitte 1982: Rosario Riccobone und 20 seiner Leute verschwinden spurlos. Riccobone galt als unsicherer Bundesgenosse der Corleonesi.

11.08.1982: Vincenzo Sinagra wird verhaftet. Er ist zwar kein geweihtes Mitglied der Cosa Nostra, hatte aber glänzende Kontakte zu den Marchese vom Corso dei Mille. Er ist geständig. Aufgrund seiner Aussage wird das „Todeszimmer an der Piazza Sant´ Erasmo“ entdeckt.

03.09.1982: Der gefürchtete Terroristenjäger und Polizeipräfekt von Palermo, Carlo Alberto Dalla Chiesa wird zusammen mit seiner Frau nach nur sechs Monaten Amtszeit erschossen. Beide starben im Kugelhagel einer Kalaschnikow. Er war bereits 1974 oberster Polizeichef von Palermo. Einer der Mörder soll auch Calogero Ganci gewesen sein, der wie Pino Greco zu den Topkillern der Cosa Nostra gehörte.

25.10.1982: Antonino Salamone stellt sich den Behörden und muss noch seine Reststrafe von einem Jahr und sieben Monaten absitzen. Salamone umgeht auf diese Weise den Befehl, Buscetta zu ermorden.

1983: Carlos Marcello wird in New Orleans verhaftet.
Bei einem Treffen auf Long Island zwischen Mitgliedern der Genovese, Gambino und Colombo-Familie und russischen Gangstern wird der Grundstein für einen großangelegten Mineralölsteuerbetrug gelegt, bei dem beide Seiten erhebliche Gewinne machen. Vermutlich hat es bereits 1980 erste Kontakte beider Gruppen gegeben.

15.01.1983: Meyer „Little Man“ Lansky stirbt in Miami.

25.01.1983: Giacomo Ciaccio Montalto, stellvertretender Staatsanwalt von Trapani, wird ermordet. Alle fünf Mörder werden später in den USA ebenfalls ermordet.

31.03.1983: Die Mörder von Carabinierihauptmann Emanuelle Basile werden freigesprochen. Erst später stellt sich heraus, daß der Richter bestochen war.

28.07.1983: Eine Autobombe tötet Richter Rocco Chinnici. Die Bombe soll Calogero Ganci gezündet haben. Dies führt zur Gründung des AntiMafia-Pools, dem u.a. die Richter Giovanni Falcone, Antonino Caponetto und Paolo Borsellino angehören.

10.08.1983: Der Chef der P 2, Licio Gelli, entzieht sich durch Flucht den schweizerischen Behörden, die Gelli an Italien ausliefern wollten.

1983: Der Mafiakrieg geht zu Ende. Viele Familien werden nun von Verrätern angeführt, so z.B. der Clan der Bontade. Neuer Capo ist Lo Iacona. Die Kuppel wird von Michele „der Papst“ Greco aus Ciaculli angeführt. Allerdings ist er bur eine Marionette der Corleonesi um Riina und Provenzano.

1984: Die Ribisi-Brüder (insgesamt sechs Brüder) ermorden mit der Einwilligung ihres Bosses Giuseppe Di Caro den örtlichen Boß von Palma de Montechiaro und übernehmen dort die Macht. Di Caro war der Boß von Agrigento. Die Ribisi-Brüder "übernehmen" zwar die örtliche Gewalt, sind aber auch weiterhin als Killer der Cosa Nostra tätig.
Raffaele Cutolo wird verhaftet. Damit liegen die Geschäfte wieder in alleiniger Verantwortung seiner Schwester. Er selbst soll zunehmend unter Verfolgungswahn leiden und lässt jeden Verdächtigen ermorden.

Frühjahr 1984:Tommaso Spadaro, capo von La Kalsa - einem Viertel von Palermo - wird in seinem Haus verhaftet.

05.04.1984:In Madrid wird Gaetano Badalamenti und sein Sohn verhaftet. Bis zum 09.04 werden in der Schweiz, Italien und in den USA zahlreiche Mitglieder eines internationalen Rauschgiftsrings verhaftet. Allein in den USA werden 32 Personen verhaftet. Der Rauschgiftring geht als die „Pizza-Connection“ in die Justizgeschichte ein, da der Vertrieb und die Geldwäsche über etliche Pizzerien lief. Unter den Verhafteten sind auch Salvatore Catalano und dessen Geschäftspartner Giuseppe „der Büffel“ Ganci von der Bonnano-Familie.

30.04.1984:Kolumbiens Justizminister Rodrigo Lara Bonilla wird erschossen. Er hatte dem Medellin-Kartell den Kampf angesagt.

10.07.1984:In Brasilien wird Tommaso Buscetta verhaftet. Als erstes hohes Mitglied der Cosa Nostra wird er zum „Pentito“ - zum Kronzeugen. Als er aussagt, beginnt auch Salvatore Contorno zu reden. Seine Aussagen führen zu Massenverhaftungen und zu den Maxi-Prozessen.

18.10.1984:Acht Jugendliche, die ohne Erlaubnis Pferdefleisch in Palermo verkauften, werden in der Nähe der Piazza Scaffa von Benedetto „Nitto“ Santapaola erschossen.

Benedetto Santapaola

24.10.1984: Wegen Drogenhandels wird Abdullah Catli in Paris verhaftet. Catli schlägt damit den Weg eines Mafioso ein.

03.11.1984:Der Ex-Bürgermeister von Palermo, Vito Ciancimino, wird als Mafioso überführt und verhaftet.

12.11.1984: Ignazio und Nino Salvo, „die Vizekönige von Sizilien“, werden verhaftet.

15.11.1984: In Madrid werden Jorge Luis Ochoa und Gilberto Rodriguez Orejuela verhaftet. Ersterer ist nach Pablo Esco-bar, der größte Kokainhändler von Medellin, und der zweite ist der führende Kopf des Cali-Kartells, zusammen mit Jose Santacruz Londona, und Francisco Helmer Herrera Biutrago. Beide sind bereits seit Juni in Spanien, nachdem in Kolumbien nach dem Mord an den Justizminister der Boden zu heiß geworden war.

07.12.1984: Leonardo Vitale, der erste Pentito in Sizilien überhaupt, stirbt an den Folgen eines Anschlages fünf Tage zuvor.

20.12.1984: Agostino Badalamenti, Neffe von Gaetano, wird in Solingen ermordet.

23.12.1984: Bei einem Bombenanschlag auf den Schnellzug 904 Neapel-Mailand kommen 16 Menschen ums Leben und 200 werden verletzt. Der Anschlag geht auf das Konto von Neofaschisten, die jedoch im Auftrag von Pippo Calo, dem Capo von Porta Nuova aus Palermo, handelten. Dieser ist Boß von Buscetta. Beide mochten sich jedoch nicht. Buscetta war öfters mit Bontade als mit Calo zusammen. Calo unterstützte auch die Corleonesi. Um von den Aussagen Buscetta´s abzulenken - und den damit ver-bundenen Wirbel - ließ er den Anschlag ausführen. Dabei nutzte er die Kontakte zu den Neofaschisten und der Geheimloge P 2.

1985:Das Heroinlabor in Alcamo wird entdeckt. Es ist das größte auf Sizilien. Eine Folge der Entdeckung wird die Ermordung von Kommissar Montana sein, der der „Sicilian Connection“ einen herben Rückschlag erteilt.
Der türkische Drogenhändler Paul Waridel stellt sich der DEA.

Im gleichen Jahr wird der Syrer Monzer Al Kassar für die Geheimdienste der USA tätig. Er ist an Waffenlieferungen aus dem Ostblock an die Contras in Nicaragua verwickelt. Desweiteren soll er für die USA bei Waffengeschäften der sogenannten "Iran-Contra-Affäre" beteiligt sein. Bei dieser Affäre lieferten die USA heimlich Waffen an den Iran - der im Krieg gegen den Irak stand - während die Erlöse aus diesen geschäften an die Contra-Rebellen in Nicaragua flossen.

25.02.1985:Das FBI verhaftet die „Big Five“: Anthony „Fat Tony“ Salerno von den Genovese, von den Colombo, Carmine „The Snake“ Persico, von der Lucchese-Familie Tony „Ducks“ Carolla, Philipp Rastelli von der Bonnano-Familie und Paul „Big Paul“ Castellano von dem Clan Gambino.Dies ist der Wendepunkt in der organisierten Kriminalität in den USA, da die Cosa Nostra von da an zunehmend auch von anderen Gangs, wie den Triaden, unter Druck gerät.Bis Prozeßbeginn können die Bosse gegen Kaution auf freiem Fuß bleiben.

28.02.1985:Pippo Calo wird in Rom verhaftet. Sein Nachfolger wird Salvatore Cangemi.

02.04.1985:Ein Anschlag auf den stellvertretenden Staatsanwalt Carlo Palermo mißlingt. Eine Passantin und ihre beiden Kinder werden bei dem Bombenanschlag getötet.

04.05.1985:Der 53jährige Jewsey Agron wird um 8.30 Uhr vor seiner Wohnung in Brooklyn erschossen. Bereits im Januar war ein Anschlag auf ihn verübt worden. Agron zählt als Pate der russischen Mafia und war 1975 in die USA eingereist. Er war damals als angeblicher Jude aus der UdSSR ausgereist. Sein mutmaßlicher Mörder, Marat Balagula, wird sein Nachfolger. Er war 1977 in die USA eingereist.

Juni 1985: In London wird der Statthalter der Familie von Altofonte, Francesco DiCarlo, wegen Drogenhandels zu 25 Jahren verurteilt.

25.07.1985:Der Capo von Prizzi und Busenfreund Michele Greco´s, Don Tommaso Canella wird verhaftet.

28.07.1985:Kommissar Giuseppe Montana wird im Yachthafen von Porticello von Salvatore Marino erschossen. Dieser wird später verhaftet.

06.08.1985:Kommissar Ninni Cassara und sein Mitarbeiter Roberto Antiochia werden vor Cassara´s Haus gegen 15 Uhr erschossen. Ein zweiter Leibwächter wird verletzt.Daraufhin reichen 50% der Beamten Versetzungsgesuche ein. An dem Mord sind Pino "Scarpuzzedda" Greco, Francesco Madonia, Giuseppe Gambino und Bernardo Brusca - allesamt Mitglieder der Kommission - beteiligt.

30.09.1985:Beginn des Prozesses gegen die „Big Five“ in New York.

24.10.1985:Beginn des Prozesses gegen die „Pizza-Connection“. Im Laufe des Prozesses werden Buscetta und Contorno aussagen. Angeklagt sind neben Badalamenti auch Salvatore Catalano.

06.11.1985:In Bogota wird der Justizpalast von der Guerilla-Gruppe M19 gestürmt und besetzt. In einem 26-stündigen Gefecht wird der Palast gestürmt. Ca. 100 Tote werden gezählt, darunter 24 Richter. Da an diesem Tag das oberste Gericht über die Verfassungsmäßigkeit der Auslieferungen von Drogenbossen an die USA entscheiden sollte, gilt als sicher, daß die Kokainbosse hinter diesen Terrorakt stecken.

Ende 1985: In seinem Haus wird Pino „Scarpuzzedda“ Greco von Giuseppe Lucchese und Vincenzo Pucchio erschossen. Greco war allen - den Corleonesi, aber auch seinem Paten Michele „der Papst“ Greco - zu gefährlich und eigenständig geworden. Er agierte wie ein Capo.
In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts kehren etliche Inzerillo, die im großen Krieg aus Sizilien geflohen sind, zurück. Dies schließt auf eine Aussöhnung mit den „Gewinnern“, den Corleonesi.

02.12.1985:Aniello Dellacroce, Unterboss von der Gambino-Familie, stirbt.

16.12.1985:Vor dem Restaurant „Sparks“ wird „Big Paul“ Castellano und sein Fahrer Tommy Bilotti erschossen. Er hatte gleich mehrere Fehler gemacht. Zum einen lebte er mit seiner Frau und seiner Geliebten unter einem Dach, dann verlor er in seiner Prunkvilla den Kontakt zu Basis und schließlich hatte er seinem Unterboß Aniello Dellacroce, den viele als Boß der Familie lieber gesehen hätten, nicht die letzte Ehre erwiesen, als dieser starb. Dellacroce galt als Friedensstifter in der Familie. Als Bilotti die Nach- folge von Dellacroce antreten sollte, hatte die gegnerische Fraktion um John Gotti genug. Nach dem Mord war damit John Gotti der Boß der Gambino.

1986:Francesco Madonia wird verhaftet. Auch der Mörder von Basile und Pino Greco, Vincenzo Puccio aus Ciaculli, wird verhaftet.
In Kalabrien bricht ein Krieg aus. Jahrelang war die Familie De Stefano die mächtigste Familie der `Ndrangheta. Antonino Imerti lässt den Boss der Familie, Paolo De Stefano, ermorden. Bis 1990 fallen dem Krieg etwa 800 Menschen zum Opfer.

16.02.1986:In Sizilien beginnt der erste Maxi-Prozeß. Aus dem Käfig heraus beschimpft Luciano Liggio den Kronzeugen Buscetta als „Wurm“. Der Prozess wird über Monate dauern. Der 86jährige Boss von Agrigent, Paolo Campo, erklärt: "Ich bin als Mafioso geboren, und als Mafioso werde ich sterben."

Luciano Liggio beim Maxi-Prozess

17.02.1986:Giovanni Prestifilippo und sein Sohn werden verhaftet. Sie gehören zur Familie von Ciaculli und sind mit den Greco´s verwandt.

20.02.1986:Michele „der Papst“ Greco wird verhaftet. Nun ist Salvatore „Toto“ Riina auch Boß der Kuppel.

Febr. 1986:In Barcelona treffen sich Sizilianer, Neapolitaner und Kolumbianer. Einberufen wurde die Konferenz vom in Venezuela lebenden Cuntrera/Caruana-Clan. Die Kooperation mit den südamerikanischen Drogenkartellen beginnt. Die Märkte Europas werden unter den Gruppen aufgeteilt. Die Corleonesi erhalten Osteuropa, Mitteleuropa geht an die Clans aus Siciluiana, woher die Clans der Caruana und Cuntrera stammen, und an Madonia; Zentralitalien, Frankreich und Barcelona geht an die Camorristi Michele Zaza und Antonino Bardellino.

20.03.1986:Michele Sindona wird im Gefängnis vergiftet. Der Finanzhai aus Sizilien war des Mordes an Rechtsanwalt Giorgio Ambrosoli angeklagt. Er wusch Gelder der Cosa Nostra über die Vatikanbank und der Banco Ambrosiano von Roberto Calvi, der in London einst erhängt wurde. Desgleichen wurde er von den USA wegen betrüger- ischen Bankrottes der viertgrößten Bank der USA gesucht. Erzbischof Marcinkus von der Vatikanbank war dabei einer seiner Komplizen. Der Erzbischof wurde jedoch vom Vatikan nie ausgeliefert.

13.04.1986:Frank DeCicco, Unterboss der Gambino-Familie, wird durch eine Autobombe getö- tet. Er hatte maßgeblichen Anteil an der Ermordung von Castellano. Aus Rache, weil die Ermordung Castellanos ohne Genehmigung der Kommission erfolgte, wurde er getötet. Vermutliche Drahtzieher des Anschlags ist die Genovese-Familie.

6.05.1986: In Messina beginnt der zweite Maxi-Prozeß.

04.06.1986: Ein Pariser Gericht verurteilt Monzer Al Kasser zu acht Jahren Haft. Er war wegen Gründung einer krimellen Vereinigung und Vorbereitung von Sprengstoffanschlägen auf jüdische Einrichtungen angeklagt. Al Kasser tritt die Haft jedoch nie an. Da Al Kasser über enge Verbindungen zur PLO und deren Splittergruppen, den syrischen Geheimdienst und anderen staatlichen Stellen im Nahen Osten besitzt, ist es ihm zu Verdanken, dass einige französische Geiseln freigelassen wurden. Im Gegenzug lässt ihn der französische Staat unbehelligt.

30.06.1986: Der Mafiaboß Pietro Vernengo wird bei Neapel verhaftet.

Juli 1986: Nach 20 Monaten werden Ochoa und Orejuela von den spanischen Behörden an Kolumbien ausgeliefert anstatt den USA. Die Bedingung war, daß sie dort die gleichen Anklagen erhalten wie in den USA. In Kolumbien kommt Ochoa auf Kaution frei und taucht unter.

08.10.1986: Dem 11jährigen Claudio Domino wird mehrmals ins Gesicht geschossen. Seinem Vater gehört die Reinigungsfirma, die das Gerichtsgebäude reinigt. Er weigerte sich mit der Cosa Nostra zu kooperieren.

17.11.1986: Oberst Jaime Ramirez Gomez wird in Kolumbien erschossen. Er galt als einer der fähigsten Polizisten Kolumbiens.

19.11.1986: Im Prozeß gegen die „Big Five“ werden Carmine Persico, Anthony Salerno, Tony Carolla und Philipp Rastelli für schuldig gesprochen. Das Strafmaß wird im Januar 1987 verkündet. Der Nachfolger von Salerno wird Vincent „das Kinn“ Gigante. Dieser schoß einst auf Frank Costello. Nach außen vermittelt er den Eindruck eines Geistesgestörten, da er auf der Straße im Morgenmantel und Pantoffeln herumläuft.

Dez. 1986: Antonino Calderone aus Catania beginnt auszusagen, nachdem er sich der Justiz stellte.

1987: Der Pate von Miami, Santos Trafficante jr., stirbt an Nierenversagen.

04.02.1987:Carlos Lehder, der Mann des Medellin-Kartells, der die Kokain-Pipeline in die USA aufbaute und somit den Erfolg der Kartelle begründet wird verhaftet und noch am selben Tag an die USA ausgeliefert. Es gilt als sicher, daß er von Pablo Escobar, dem mächtigsten Kokain-Boß von Medellin, verraten wurde. Tage zuvor hatte Lehder auf einer Party versucht, den besten Leibwächter von Escobar zu verführen. Als dieser ihn beleidigte, erschoß dieser ihn. Etwa zu dieser Zeit beginnt auch ein Krieg zwischen den Kartellen von Cali und Medellin.

Pablo Escobar

06.03.1987: Ein Prozeß gegen John Gotti endet mit dessem Freispruch.

22.06.1987: Der Prozeß gegen die „Pizza-Connection“ endet. Von den Angeklagten sind während des Prozesses Alfano und Mazzara ermordet und Giuseppe „der Büffel“ Ganci, rechte Hand von Salvatore Catalano, stirbt eines natürlichen Todes.

Juli1987: Wegen Unstimmigkeiten im Baugeschäft plant die Genovese-Familie unter Vincent „das Kinn“ Gigante den Mord an Gotti. Das FBI hört die Gespräche mit und warnt Gotti. Als Vergeltung läßt Gotti Jimmy Rotondo von der Genovese-Familie er- morden. Dies dient als Warnung an Gigante.

Sept. 1987: Licio Gelli, flüchtiger Chef der P 2, stellt sich in Genf den Behörden.

29.09.1987: Mario Prestifilippo, neben Pino Greco einer der Superkiller der Greco aus Ciaculli, wird in Bagheria von seinem Motorrad geschossen und stirbt.

Okt. 1987: Auf der Karibikinsel Aruba treffen sich erneut die Sizilianer mit den Kolumbianern.

November 1987: Vincenzo Moccia wird ermordet. Der Moccia-Clan um Angelo Mocchia und seiner Mutter Anna Mazza reagieren auf die Ermordung des Bruders und Sohnes mit der vollständigen Auslöschung des Magliulo-Clans aus dessen Reihen der Mörder kam. Spätestens dann waren sie einer der mächtigsten Clans der Camorra.

16.12.1987:Urteilsverkündungen im ersten Maxi-Prozeß. Doch nur wenige Jahre später sind die meisten Mafiosi wieder auf freiem Fuß, da sie von Freigang nicht zurückkehrten bzw. vom „Urteilskiller“ Richter Carnevale in der Berufungsinstanz freige-sprochen werden. Unter ihnen wird auch Antonino Salamone sein. Dem inzwischen 69jährigen Boss von San Giuseppe Iato wird Haftentlassung wegen des hohen Alters und seinem Gesundheitszustand gewährt. Unmittelbar nach seiner Freilassung setzt er sich ins Ausland - vermutlich Brasilien - ab. Um diese Zeit herum wird Bernardo Brusca die Familie von San Giuseppe Iato leiten.

Bernardo Brusca

23.12.1987:Der Mord an Salvatore Lauretta und Orazi Coccomini ist der Beginn eines Krieges zwischen der Cosa Nostra und der Stidda um Gela/Palma di Montechiaro, der bis 1992 110 Tote fordert. Auslöser ist das 250 Millionen-DM-Projekt zum Bau eines Staudammes in Disueri. Der Mordauftrag kam von Giuseppe Madonia.

1988: Der Anti-Mafia-Pool wird aufgelöst.
John Gotti wird bei einem Prozeß freigesprochen.
Michele Zaza von der Camorra wandert für drei Jahre in Frankreich hinter Gitter.

12.01.1988:Palermo´s Ex-Bürgermeister Giuseppe Insalaco wird ermordet. Er hatte damit gedroht auszupacken.

16.01.1988: Der Polizist Natale Mondo wird in Sizilien ermordet. Er hatte einst eng mit Ninni Cassara zusammengearbeitet.

März 1988: Gaetano Ianni und weitere 19 Personen werden verhaftet. Ianni ist einer der Paten der Stidda in Gela.

21.05.1988: An der deutsch-österreichischen Grenze in Bad Reichenhall wird Monzer Al Kassar wegen eines gefälschten Passes verhaftet. Da er in Frankreich zu einer Haft verurteilt wurde, die er nie angetreten hatte, will man ihn an Frankreich ausliefern. Frankreich hat jedoch kein Interesse und so kommt Al Kassar nach zehn Tagen gegen eine Kaution frei. Für seine Freilassung sollen sich hohe bayrische und österreichische Politiker eingesetzt haben. Monzer Al Kassar hat schon seit mehreren Jahren beste Verbindungen zu österreichischen Spitzenpolitikern und lebte zeitweise in Wien.

Juli 1988: Der bolivianische Kokainkönig Roberto Suarez Gomez wird auf verstärkten Druck der USA endlich verhaftet. Jedoch führt er einwahres Luxusleben in Haft und wird auch nicht ausgeliefert.

Sept. 1988: Gaetano Ianni kommt frei, wird jedoch unter Hausarrest gestellt.

14.09.1988: In Trapani wird der pensionierte Richter Alberto Giacomelli ermordet.

25.09.1988: Richter Antonio Saetta und sein geistig behinderter Sohn werden in Palermo im Auto erschossen. Einer der Täter war einer der Ribisi-Brüder aus Palma de Montechiaro.
In Palma de Montechiaro wird in Kürze ein offener Krieg zwischen den Ribisi und jungen, aufstrebenden Männern um die Stidda (einer Splittergruppe) ausbrechen, die in Gela unter Gaetano Ianni schon sehr erfolgreich agiert.

28.09.1988: Giovanni Bontade und seine Frau werden in ihrem Haus in Villagrazia bei Palermo erschossen. Bontade hatte einst seinen Bruder verraten.

01.12.1988: In einer gemeinsamen Polizeiaktion werden in den USA 75 Personen und in Italien 133 Personen festgenommen. Die meisten festgenommenen in den USA gehören den Gambino von Cherry Hill an. Die „Sicilian Connection“ ist damit zerschlagen. Das Heroin wird nun direkt aus dem Goldenen Dreieck Thailand, Burma und Laos geliefert. Lieferanten sind die Triaden, die auch den US-Markt langsam übernehmen.

27.02.1989: Marat Balagula wird am Frankfurter Flughafen verhaftet und an die USA ausgeliefert. Nun ist Boris Nayfeld der erste Mann der russischen Mafia in New York.

Mai 1989: Gaetano Ianni muß für zwei Jahre in die Verbannung nach Sardinien.

11.05.1989: Vincenzo Puccio, Mörder von Pino Greco, wird im Ucciardone-Gefängnis Antonino und Giuseppe Marchese erschlagen. Letzterer war am „Weihnachtsmassaker von Bagheria“ beteiligt.

26.05.1989: Salvatore Contorno, Kronzeuge aus dem Maxi-Prozeß, wird auf Sizilien verhaftet. In einem anonymen Brief wirft Richter DiPisa, Mitglied des ehemaligen Anti-Mafia- Pools, Richter Giovanni Falcone vor, dem Pentito beim Aufbau einer „Anti-Corleonesi-Front“ behilflich zu sein.

21.06.1989: Ein Bombenanschlag auf Richter Giovanni Falcone mißlingt. Man vermutet hinter dem geplanten Anschlag - mit einer Bombe in der Nähe des Hauses am Strand, dass Falcone gemietet hatte - den Geheimdienst.Deren hochrangiges Mitglied Bruno Contrada wird Jahre später als Bindeglied der Cosa Nostra enttarnt.

06.08.1989: Gioachino Ribisi wird in einem überfüllten Restaurant in Palma de Montechiaro von Killern der Stidda erschossen.

10.08.1989: Der Präsidentschaftskandidat und Senator Luis Carlos Galan wird bei einer Wahlkampfveranstaltung in Bogota erschossen. Dies ist der Höhepunkt des Wochenlangen Terrors der Kokain-Kartelle. Hintergrund des Bombenterrors und der Ermordung ist die Auslieferung des Finanzjongleurs der Kartelle, Martinez Romero, an die USA.
Ein weiteres Ziel in diesen Tagen ist der Nachfolgekandidat Cesar Gaviria. In der Annahme, er würde einen bestimmten Flug nehmen, lässt das Kertell eine Bombe an Bord eines Zivilflugzeuges explodieren. 110 Menschen sterben.


16.08.1989: Carlos Valencia, Richter am Obersten Gerichtshof von Kolumbien, wird ermordet. Er hatte die Anklagen gegen Escobar und Gonzalo Rodriguez Gacha bestätigt. Daraufhin treten 4.000 Richter in den Streik.

04.10.1989: Im Krankenhaus von Palma de Montechiaro werden die Brüder Carmelo und Rosario Ribisi erschossen. Rosario lag darin, weil er kurz zuvor bei einer Schießerei verletzt wurde. Carmelo war zum Schutz bei ihm. Doch die Killer der Stidda waren mit Maschinenpistolen erschienen und ließen den Brüdern keine Chance.

08.10.1989: Francesco Marino Mannoia wird einer der wichtigsten Pentiti nachdem man seinen Bruder ermordet hatte.

23.11.1989: Aus Rache weil Mannoia zum Pentiti geworden ist, ermordet die Cosa Nostra die Mutter, Tante und Schwester von Mannoia vor ihrem Haus in Bagheria.

05.12.1989: In Kempten wird der aus der Provinz Catania stammende Salvatore Salamone verhaftet. Er gilt als Kopf der Cosa Nostra in Kempten. Dort hat sich eine große Gruppe gebildet. Die Ermittlungen rollen an und enden 1992.

16.12.1989: Gonzalo Rodriguez Gacha, einer der führenden Köpfe des Medellin-Kartells, wird bei einem Feuergefecht mit der Polizei getötet. Augenzeugen sagten jedoch aus, er habe sich mit einer Handgranate in die Luft gejagt um einer Auslieferung an die USA zu entgehen. Gleichfalls wird vermutet, daß Gacha durch Kokain-Kartelle von Medellin und Cali geopfert wurde. Dieser hatte zuvor versucht, dem Cali-Kartell um Rodriguez Orejuela, Absatzmärkte in den USA streitig zu machen, worauf es zu einem Krieg zwischen den Kartellen kam. Das Cali-Kartell besteht aus den Mitglieder Orejuela, José Santacruz Londono und Francisco Helmer Herrera Buitrago

Gonzalo Rodriguez Gacha, genannt der Mexikaner



Die neunziger Jahre


Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks wandelt sich das Bild des organisierten Verbrechens. Die sogenannte Russen-Mafia kommt nach Westeuropa - insbesondere nach Deutschland - und in die USA, wo sie schon bald eine neue Macht darstellt. Mit ihr im Schlepp-tau kommen die polnischen, albanischen und rumänischen Banden in den Westen.
Durch den Bürgerkrieg in Jugoslawien und dem Zerfall des Staates gelangt eine weitere Gruppe in den Westen. Die Unruhen in Al-banien 1996/97, die durch betrügerische Bankrotte ausgelöst wurden, an denen auch die sizilianische Cosa Nostra beteiligt war, führt zu einem Exodus von Albanern in den Westen. Meist kommen sie auf illegalen Weg nach Westeuropa.

Die Transportwege der Drogen verschieben sich von der klassischen Balkanroute über die GUS und Polen/Tschechien. Prag und Budapest werden wichtige Stützpunkte der Russen-Mafia. Aber auch die italienischen Verbrechergruppen werden in Prag gesichtet. 1993/94 lassen sich erstmals Verbindungen zwischen Cosa Nostra und Russen-Mafia nachweisen.

1993 wird festgestellt, daß die N´drangheta von 1979 an zwölf Schiffe mit radioaktiven Abfall illegal vor der italiensichen Küste versenkt hat. Der Müll stammte aus italiensichen und französischen Kernreaktoren.
Der Krieg zwischen den Clans der Imerti und De Stefano findet mit der Verhaftung von Antonino Imerti ein Ende.

Die sizilianische Cosa Nostra überläßt fast vollständig den Drogenmarkt anderen Gruppen, da mit Waffenhandel (Jugoslawien), illegalen Handel mit Rohstoffen, Atomschmuggel, der illegalen Beseitigung von Müll und der Geldwäsche mehr Geld zu verdienen ist. Dazu werden Partnerschaften mit den Russen abgeschlossen, die ihre Gewinne von den Sizilianern waschen lassen. Etliche Banken in der GUS werden von Sizilianern gekauft bzw. gegründet. Ende der 1998 vermutet die russische Regierung, daß 1500 Banken der Mafia gehören. Zum größten Teil den russischen Gangstern, aber eben auch einigen Sizilianern. Eine Goldgrube erweist sich die deutsche Wiedervereinigung in Sachen Geldwäsche. Ca. 80 Mrd. DM soll allein die Cosa Nostra in Ostdeutschland gewaschen haben.
1991 wurden Milliarden von Rubel durch westliche Verbrechergruppen „gekauft“. Damit wurden Gelder gewaschen. Da der russische Staat dringend Devisen brauchte, waren allerhöchste Staatsorgane in dieser Affäre verwickelt. Es wurde der russischen Regierung zugesagt, daß mit den Devisen dringend benötigte Güter aus dem Westen besorgt würden. Die gekauften Rubel wurden zum größten Teil auf russischen Konten deponiert. Der russische Staat sagte den Rubelaufkäufern daraufhin zu, daß diese Rohstoffe wie Öl andere Rohstoffe, aber auch Gold zum inländischen Rubelpreis steuerfrei kaufen und unverzollt exportieren könnten. Damit begann ein gi-gantischer Rohstoffschmuggel.

Während die sizilianische Cosa Nostra noch zu Beginn der 90er Jahre Angst und Schrecken verbreitet, ist sie Mitte der 90er Jahre fast am Ende. Der Grund lag in der hohen Zahl der Pentiti - der Reuigen. Das Terrorregime der Corleonesi unter Führung von Riina verbreitete auch nach Innen Angst und Schrecken. Etliche Mafiosi wenden sich von dem System ab, da sinnlose und brutale Morde an der Tagesordnung seien und Riina außerordentlich misstrauisch ist und überall Verrat sieht. So kommt es, dass fast 1000 Pentiti zu den staatlichen Behörden "überlaufen" und somit die Cosa Nostra beinahe ausschalten.

Ende der 90er Jahre spielen zwar die klassischen Drogen wie Kokain und Heroin nach wie vor eine große Rolle, doch die syntethischen Drogen stehen an der Spitze des Konsums. Das Goldene Dreieck - Laos, Burma und Thailand - produziert nun überwiegend die Grund-stoffe der synthetischen Drogen, die quasi in ganz Europa hergestellt werden. Für kurze Zeit standen Polen und die Staaten der ehe-maligen UdSSR an der Spitze der Hersteller synthetischer Drogen. Hauptproduzent des Heroins wird das vom Bürgerkrieg zerrütte Afghanistan bzw. umliegende Staaten der GUS. Auf diese Weise wird der Krieg finanziert. Ende der 90er Jahre wurde in Deutschland wieder mehr Heroin konsumiert als Kokain.

Der Drogenmarkt in Deutschland wird weitgehend den Kurden bzw. Schwarzafrikanern überlassen. Im Zuhältermilieu sehen sich die einheimischen Zuhälter Gruppen aus dem ehemaligen Jugoslawien, Albanien und der Türkei gegenüber. In Hamburg kommt es zu einem regelrechten Krieg um die Territorien.

Das Kokainkartell von Medellin ist ab 1993 quasi zerschlagen. Die neuen Machthaber stammen aus Cali. 1991 wurden bei - von der DEA, CIA und NSA - abgehörten Telefonaten, Pläne des Medellin-Kartells bekannt, daß zusammen mit den in Venezuela ansässigen Clans der Cuntrera/ Caruana, ein Fernmeldesatelit gekauft werden sollte.



Anfang 1990: Es wird bekannt, dass der Syrer Monzer Al Kassar auch Verbindungen zu den südamerikanischen Kokainkartellen unterhält. Einer der Geschäftspartner ist Jorge Ochoa aus Medellin. Al Kassar soll Kokain aus Südamerika in die USA und nach Spanien geschmuggelt haben. Allein zwischen Februar und Juli 1984 sollen es 1,5 Tonnen Kokain gewesen sein. Die Empfänger in Europa sind unter anderem die sizilianische Mafia und die baskische Terrorgruppe ETA. Al Kassar soll Mitte der 80er Jahre die sizilianische Mafia und französische Gruppierungen in Marseille mit Heroin aus dem Libanon versorgt haben.

06.03.1990: Der Capo von Alcamo, Natale Rimi, der auf Seiten der Verlierer stand, wird in Spanien verhaftet.

April 1990: Das FBI deckt einen Plan des Drogenkartells von Medellin auf. Das Kartell versuchte 120 Luftabwehrraketen vom Typ Stinger in den USA zu erwerben.

Juli 1990: Marco Ianni, Sohn von Gaetano Ianni, ermordet den 16jährigen Jungen Giovanni Tumeo, der einen Geschäfts-freund des Vaters überfallen hat. Er schlägt ihm solange Nägel in den Kopf bis dieser stirbt. Schließlich wird er in Beton einbetoniert.
In Kolumbien wird der Schwager von Pablo Escobar, Hernán Henao, gefasst. Er galt als Finanzchef des Kartells von Medellin.

02.08.1990: Wegen eines Verfahrensfehlers wird Gaetano Ianni freigesprochen. Die Anklage lautete auf Mafiazugehörigkeit und unerlaubten Waffenbesitz.

09.08.1990: Gustavo Gaviria, Cousin und enger Vertrauter von Pablo Escobar, wird erschossen. Angeblich starb er bei einem Schusswechsel mit der Polizei. Man weiß aber, dass zu dieser Zeit die Polizei die meisten Männer des Kartells einfach erschoß.

21.09.1990: Richter Rosario Livantino wird bei Agrigento erschossen. Die Spur der Mörder führt nach Wuppertal. Zu dieser Zeit wird bekannt, daß die Cosa Nostra Deutschland nicht nur als Ruheraum betrachtet, sondern als Operationsgebiet. Besonders seit der Wiedervereinigung. „Toto“ Riina soll oft in Bayern sein. Andere Hochburgen der Cosa Nostra sind Baden-Württemberg, der Raum Mannheim, das Saarland, Ruhr gebiet und Bayern, insbesondere der Raum Kempten. Laut Aussage eines späteren Pentito, gehörten die Mörder des Richters der „Stidda“ an, eine Parallelorganisation der Cosa Nostra. Sie hat sich einst aus ehemaligen Mitgliedern der Familie von Di Cristina aus Riesi gebildet und ist besonders im Raum Agrigento/Gela/Palma di Montechiaro stark vertreten. Sie stünde an Brutalität den Corleonesi in nichts nach und ist auch in Opposition zu den Corleonesi.

27.11.1990: Mafiakrieg in Gela. An einem Tag sterben innerhalb von 25 Min. acht Menschen und sieben werden verwundet. Allein drei werden in einer Spielhölle erschossen. Die Opfer gehörten meist der Gruppe um Giuseppe Madonia an. Marco Ianni erschoß Francesco Rinzivillo.

11.12.1990:John Gotti wird zusammen mit seinen Unterbossen Frank Locascio und Salvatore „Sammy the Bull“ Gravano verhaftet.

John Gotti

Dezember 1990: Antonino Imerti wird von der Polizei verhaftet. Er wird später zu 14 Jahren Haft verurteilt. Damit endet zunächst der Krieg zwischen den `Ndrangehta-Clans Imerti und De Stefano.

18.12.1990: Fabio Ochoa, einer der Köpfe des Kartells von Medellin, stellt sich der kolumbianischen Polizei.

Um 1991: In abgehörten Gesprächen durch das FBI, der DEA und der CIA wird festgestellt, daß sizilianische und kolumbianische Gruppen in Venezuela einen Fernmeldesatelliten kaufen wollten, um so abhörsichere Gespräche zwischen Südamerika, Asien und West- und Osteuropa zu ermöglichen.
In Kolumbien eskaliert die Lage. Zwischen Drogenkartellen und Seperatisten auf der einen Seite und dem Staat auf der anderen Seite kommt es zu einem regelrechten Bürgerkrieg.
In New York werden die „Big Five“ von folgenden Bossen geführt: Die Gambino-Familie von dem 51jährigen John Gotti. Die Lucchese-Familie von Vittorio Amuso geführt. Diese ist geschwächt, da einer der Bosse der Familie, der 59jährige Alphonse D´Arco nach seiner Verhaftung 1991 geständig ist. Die Bonnano-Familie von dem 48jährigen Joseph Massina, der in Haft sitzt. Die Genoves-Familie von dem 63jährifen Vincent Gigante. Die Colombo-Familie von Victor Orena, da Carmine Persico in Haft sitzt.

1991: Die Partei "La Rete" wird von Leoluca Orlando und dem Jesuitenpater Ennio Pintacuda gegründet. Orlando bezweckt einen Gegenpol zur herrschenden Christdemokratischen Partei zu installieren, die als korrupt und Schutzmacht der Cosa Nostra auf Sizilien gilt.

März 1991: Richter Giovanni Falcone wechselt in das Justizministerium in Rom.

April 1991: Leoluca Bagarella heiratet Vincenzina Marchese, Tochter des Mafiabosses Vincenzo Marchese.

11.05.1991:Emil Pusyrezki, ein Vertrauter Balagulas, wird ermordet. Es ist der Auftakt eines Krieges innerhalb der russischen Mafia in den USA. Der Krieg wird zwischen Monja Elson und Boris Nayfeld ausgefochten, die einst beide Leibwächter von Jewsey Agron waren. Innerhalb der nächsten 13 Monate werden 9 russische Mafiosi ermordet.

15.06.1991:Der Capo von Marsala, Giovanni Zichitella, wird ermordet.
Am gleichen Tag wird der 15jährige Simon Ianni, jüngster Sohn von Gaetano Ianni, zum Mörder und erschießt den lokalen Mafioso Calogero Pulci.

19.06.1991: Pablo Escobar stellt sich den kolumbianischen Behörden. In dem seit mehreren Jahren dauernden Drogenkrieg waren 1.500 Menschen zum Opfer gefallen. Daraufhin war die Polizei und das Militär sehr hart vorgegangen und hat mehrere hochrangige Kartellmitglieder erschossen. Offiziell kamen sie bei Schußwechseln ums Leben. Man weiß jedoch, dass sie einfach erschossen wurden. Da Escobar einige Male nur knapp entkommen war, befürchtet er, das gleiche Schicksal zu erleiden. Gegen die Zusage, dass er nicht an die USA ausgeliefert wird, stellt er sich. Er wird in einem Gefängniskomplex untergebracht, welches er selbst errichten ließ und mit Sauna, Turnhalle und Fußballplatz ausgestattet ist. Unter dem Rasen des Fußballplatzes sind mehrere Mio. Dollar Bargeld und Waffen versteckt.

Juli 1991:Im Restaurant „Gianni“ in Berlin schießen Unbekannte auf Tengis Marianaschwili, dem Leibwächter eines gewissen Efim Laskin. Marianaschwili überlebt, aber vier Tote bleiben zurück.

09.08.1991:Richter Antonio Scopolliti wird erschossen. In den nachfolgenden Monaten (bis November 1991) werden vier Politiker bzw. Bürgermeister auf Sizilien erschossen.

29.08.1991:Der Geschäftsmann Libero Grassi, der sich öffentlich geweigert hatte Schutzgelder zu zahlen und damit zu einer Symbolfigur geworden ist, wird erschossen.

1992:Leonardo Messina, Unterboß von Caltanissetta, packt aus. Er erzählt erstmals von der „Stidda“.
Richter DiPietro deckt den Bestechungsskandal von Mailand auf. Im Zuge der Er mittlungen wird auch der Ex-Ministerpräsident Craxi überführt. Er flieht jedoch nach Tunis.

31.01.1992:Der oberste Gerichtshof stellt massive Fehler von „Urteilskiller“ Richter Carnevale fest. Dieser tritt daraufhin zurück.

26.02.1992: Auf dem Flughafen von Ankara wird Abdullah Catli verhaftet. Er nutzt sein Firmenimperium inzwischen zum Schmuggel von Drogen und der Geldwäsche. Obwohl er wegen Mordes gesucht wird, wird er kurz darauf wieder freigelassen.

12.03.1992:Der Europaabgeordnete und Freund von Ministerpräsident Andreotti, Salvo Lima wird ermordet. Der Mord stellt eine Warnung an Andreotti dar. Die Cosa Nostra fühlt sich von der Christdemokratischen Partei nicht mehr geschützt.

02.04.1992:John Gotti wird nach den Aussagen des Kronzeugen Sammy „The Bull“ Gravano wegen fünfachen Mordes schuldig gesprochen. Er wird zu lebenslanger Haft verurteilt.

30.04.1992:Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft: „Die Mafia ist in der Bundesrepublik“. Man habe 99 Tatverdächtige ermittelt und 25 Festnahmen im Raum Kempten vorgenommen.

Mai 1992: Die Russen-Mafia wird vom FBI in den USA „entdeckt“. Vermutlich in der ersten Hälfte des Jahres reist Wjatscheslaw Iwankow in die USA ein. Vermutlich wurde er von den Paten in Moskau gesandt, um die Geschäfte in den USA zu übernehmen.

23.05.1992:Eine Autobombe tötet Richter Giovanni Falcone, seine Frau und drei Leibwächter. Er war auf dem Weg vom Flughafen Punta Raisi nach Palermo. Er war nach Sizilien gekommen, weil er einen Kronzeugen in Trapani verhören wollte. Die Bombe zündete Giovanni Brusca aus San Giuseppe Iata, der gleichzeitig der Patensohn von "Toto" Riina ist. Das Kommando führte Leoluca Bagarella, der Schwager von „Toto“ Riina. Ein anonymer Anrufer erklärt, dies sei ein Geschenk an Salvatore Madonia gewesen, der an diesem Tag im Gefängnis heiratete. Es kommt in Palermo zu großen Anti-Mafia-Kundgebungen.

Richter Giovanni Falcone

09.06.1992:Wegen des Anschlages werden die Gesetze verschärft. In Palermo, Rom und Neapel werden hunderte Mafiosi festgenommen.

03.07.1992: In Madrid wird Monzer Al Kassar wegen eines gefälschten Passes verhaftet. Desweiteren wird ihm der illegale Waffenhandel vorgeworfen. Für ein Jahr muss er hinter Gitter. Nach Interventionen hoher spanischer Politiker wird Al Kassar gegen eine Kaution von 24 Millionen DM freigelassen.

19.07.1992:Um 16.45 Uhr wird Richter Paolino Borsellino und fünf seiner Leibwächter vor dem Haus seiner Mutter in Palermo von einer Autobombe getötet. Erneut kommt es zu Demonstrationen gegen die Cosa Nostra. Bei der Beisetzung werden Politiker als Mörder beschimpft und verprügelt. Richter Antonino Caponetto, einst auch im Anti- Mafia-Pool involviert, gibt unter Tränen zu verstehen, daß alles aus ist. Der italienische Staat sendet 7000 Soldaten nach Sizilien.

Richter Paolo Borsellino

22.07.1992: Weil den kolumbianischen Behörden das Luxusgefängnis von Pablo Escobar ein Dorn im Auge ist, beschließen sie Escobar zu verlegen. Zudem ist seit dem Frühjahr bekannt, das Escobar im Gefängnis drei Morde entweder selbst verübt oder angeordnet hat. In einem Fall wurde ein Mann bei lebendigen Leib in ein Säurefaß gesetzt und aufgelöst. Escobar widersetzt sich diesem Vorhaben und die Militärs müssen das Gefängnis stürmen. Bei dem Schußwechsel und den damit verbundenen Durcheinander gelingt es Escobar zu fliehen.

27.07.1992:Anthony „Fat Tony“ Salerno stirbt mit 80 Jahren an einem Schlaganfall im Gefängnis.

08.08.1992:Der mutmaßliche Mörder von Tengis Marianaschwili, der Tschetschene Saidamin Mussostow wird in seiner Wohnung in Bergen/New Jersey erschossen.

06.09.1992:In Longara/Venetien wird die mutmaßliche Nr. 2 der Cosa Nostra, Giuseppe Madonia, Sohn von Francesco "Ciccio" Madonia verhaftet. Dieser hatte 1980 den Carabinierihauptmann Basile erschossen. Obwohl im Maxi-Prozeß verurteilt, war er kurz danach wieder auf freiem Fuß.

Sept. 1992: Giuseppe Marchese, einst am „Weihnachtsmassaker von Bagheria“ beteiligt, wird zum Pentito.

11.09.1992: Verhaftungen in Italien und Deutschland. In Rom geht einer der Bosse von Catania, Francesco Cannizzaro ins Netz. In Scisciano wird die Nr. 1 der Camorra, Carmine Alfieri, verhaftet. Seine Leute wurden auch schon in Nürnberg gesichtet. In München wird Antonio Riezzo, Mitglied der Sacra Corona Unita, gefaßt.

12.09.1992: Venezuela liefert an Italien die Cuntrera-Brüder aus.

17.09.1992: Ignazio Salvo, einer der Vizekönige von Sizilien, wird in seiner Villa in Bagheria ermordet. Salvo war vermutlich ein Mitglied der Familie von Corleone.

Sept.1992: Ende des Monats läuft die Operation „Green Ice“ in den USA und Italien an. Es werden 201 Haftbefehle ausgestellt.

Oktober 1992: In Prag kommt es zu einem Treffen zwischen Vertretern der russischen und italienischen Mafia. Dies ist in diesem Jahr das zweite Treffen dieser Art. Es geht um die Aufteilung der Gebiete.

06.11.1992:Monja Elson wird bei einer Schießerei in Los Angeles an der Hand verletzt.

14.11.1992: Gaetano Ianni und sein Sohn Simon werden verhaftet. Ianni wird zum Pentito.

26.11.1992: Monja Elson und seine Frau und ein Leibwächter werden am Steuer ihres Wagens von einem vorbeifahrenden Auto beschossen. Sie werden schwer verletzt. Elson verläßt daraufhin die USA.

01.12.1992: Richter Domenico Signorino wird wegen Komlizenschaft zur Cosa Nostra angeklagt.

24.12.1992: Das ranghohe Mitglied des italienischen Geheimdienstes SISDE, Bruno Contrada, wird verhaftet. Er wurde über-führt mehrmals Riina rechtzeitig vor seiner Verhaftung gewarnt zu haben.

15.01.1993: Nach 23 Jahren Flucht wird Salvatore „Toto“ Riina verhaftet. Sein geständiger Ex- Chauffeur Baldassare DiMaggio hat maßgeblichen Anteil daran.

Salvatore "Toto" Riina

Januar 1993: Aldo Madonia - der jüngste Sohn von Francesco "Ciccio" Madonia - wird verhaftet.

31. Januar 1993: Mehrere Wohnhäuser, Villen und Fincas von Pablo Escobar gehen in Flammen auf. Zu der Tat bekennt sich eine unbekannte Gruppe namens "Los Pepes", hinter der vermutlich Angehörige der Polizei oder des Militärs stecken. Am Tag zuvor war eine Autobombe im Zentrum von Bogota explodiert und tötete 21 Menschen. Die Bombe sollte ursprünglich vor dem Justizpalast detonieren. Sie detonierte allerdings vor einem vielbesuchten Buchladen. Als Drahtzieher des Anschlages gilt Pablo Escobar.

Febr. 1993: Rosetta Cutola, Schwester von Camorra-Boß Raffaele Cutola, und selbst eine Chefin der Camorra, wird in Neapel verhaftet.

27.02.1993: In Italien und Deutschland werden 36 Mafiosi aus Catania verhaftet.

März 1993: Prozeßbeginn gegen Riina. Er soll wie ein Kaiser in der Cosa Nostra geherrscht haben. Mafiosi die nicht aus Corleone stammten, waren Mafiosi der zweiten Klasse.

06.04.1993: Der Killer Giuseppe Croce Benvenuto wird auf dem römischen Flughafen Fiumicino verhaftet.

Mai 1993: Abdullah Catli wird in Großbritannien wegen Geldwäsche festgenommen. Ihm gelingt jedoch kurz darauf die Flucht.

09.05.1993: Papst Johannes Paul II. verurteilt in einer Rede im Tal der Tempel bei Agrigento die Cosa Nostra.

13.05.1993: An der Cote d´Azur wird Michele Zaza von der Camorra verhaftet.
Gleichzeitig werden in Kalabrien rund 150 Personen festgenommen.

15.05.1993: Eine von der Cosa Nostra gezündete Autobombe geht in Rom hoch.

18.05.1993: In einem Bauernhaus bei Mazzarone auf Sizilien wird der Capo von Catania Benedetto „Nitto“ Santapaola verhaftet.

27.05.1993: Vor den Uffizien in Florenz explodiert eine Autobombe und zerstört diese teilweise. Fünf Menschen werden getötet.

Mai 1993: Am Flughafen von Gudalajara in Mexiko wird Kardinal Juan Jesús Posadas erschossen. Die Mörder sollen von zwei Brüder des Arellano-Clans angeheuert worden sein. Posadas war ein erbitteter Gegner der Arellano, die das Kartell von Tijuana bilden. Die Arellano wiederum werden von Carlos Hank Gonzales und dessen Sohn Jorge Hank Gonzales geschützt. Beide sind millionenschwere Unternehmer und betreiben eine Pferderennbahn in Tijuana. Carlos Hank Gonzales ist ein enger Freund des Präsidenten von Mexiko, Carlos Salinas.

04.06.1993: Mario Santo "Santino" Di Matteo wird von der Polizei verhaftet. Er war bei dem Mord an Richter Falcone beteiligt.

Juli 1993: Im römischen Rebbibia-Gefängnis begeht der allererste Mafioso überhaupt Selbstmord in Haft. Es handelt sich dabei um Antonino Gioe, der den Corleonesi angehört. Im selben Gefängnis sitzt Riina ein.

22.07.1993: Der Capo von Porta Nuova, Salvatore Cangemi, stellt sich in Palermo der Polizei.

Sept.1993: In Catania verletzt eine explodierende eine Autobombe vier Carabinieri.

15.09.1993: In Palermo wird dem Priester Don Giuseppe Puglisi ins Genick geschossen. Die Bevölkerung ist entsetzt. Er galt als entschiedener Gegner der Mafia.

15.11.1993: Luciano Liggio stirbt im Gefängnis mit 68 Jahren an Herzinfarkt.

23.11.1993: Giuseppe Di Matteo, der 14jährige Sohn von Mario Santo „Santino“ Di Matteo, wird entführt. Der Junge wird im Haus von Giovanni Brusca fast zwei Jahre lang gefangengehalten und magert bis auf Haut und Knochen ab. Erst dann erwürgt Brusca ihn und läßt ihn in Säure auflösen. Di Matteo war maßgeblich am Bombenattentat auf Falcone beteiligt. Die Bombe selbst hatte Brusca gezündet. Letzterer befürchtete, daß Di Matteo zum Verräter wird. Deshalb ließ er dessen Sohn entführen.

02.12.1993: Pablo Escobar vom Kokainkartell in Medellin wird erschossen. Damit ist der letzte große Kokainbaron von Medellin nach einer monatelangen Jagd ausgeschaltet. Später wird bekannt, dass die Todesschwadronen "Los Pepes" mit Informationen der kolumbiansichen und amerikanischen Behörden versorgt wurden, und zumeist aus abtrünigen Mitgliedern der Polizei und/oder Mitgliedern des Kokainkartells von Cali, rekrutiert wurden. Diese Todesschwadronen hatten Dutzende von Verwandten, Geschäftsleute und Freunde von Escobar ermordet.Escobar selbst wurde bei dem Feuergefecht von drei Kugeln getroffen. Eine ging durch das linke Ohr und trat am rechten Ohr aus. Dieser präzise Schuß könnte ein Zufallstreffer gewesen sein. Aber er nährt die Gerüchte, dass auch amerikanische Scharfschützen der Delta Forces oder der SEAL an der Aktion beteiligt waren.
Das Kartell von Cali übernimmt die Macht.

10.01.1994: Boris Nayfeld wird in New York verhaftet. Ein Jahr später packt er gegenüber dem FBI aus.

27.03.1994: Sebastiano Ferrara, die Nr.2 von Messina, wird in seiner Wohnung verhaftet.

April 1994: In Mannheim wird ein in Sizilien gesuchter Mafioso verhaftet.

18.04.1994: In Mailand werden 100 Mafiosi verhaftet. In Neapel werden Firmen und Güter im Wert von 400 Mio. DM beschlagnahmt.

19.04.1994: In Briefen an die Justiz meldet sich der totgeglaubte Bernardo Provenzano. Der Corleonesi verkündet: „Ich lebe und ich bin der Boß!“

21.05.1994: Die Staatsanwaltschaft von Palermo erhebt gegen Ex-Ministerpräsident Giulio Andreotti Anklage. Unter anderem wegen des Mordes an den Journalisten Pecorelli aus dem Jahr 1981.

10.06.1994: Der Mafioso Mario Santo „Santino“ Di Matteo stellt sich der Polizei in Terni/Umbrien. Er ist Mitglied der Gruppe um Giovanni Brusca und war wie dieser am Anschlag auf Falcone beteiligt. Nach der Entführung seines Sohnes mußte er um sein Leben fürchten.

18.07.1994: Michele Zaza stirbt mit 50 Jahren. Nach seiner erneuten Flucht war er erst kürzlich wieder gefaßt worden.

02.12.1994: Michelangelo La Barbera, ein Mitglied der Kuppel der Cosa Nostra, wird am Stadtrand von Palermo verhaftet. Ihm wird eine Beteiligung an dem Mord des Journalisten Pecorelli vorgeworfen. Er soll auch ein wichtiges Verbindungsmitglied zu römischen Politikern gewesen sein.

1994: Der ehemalige Ministerpräsident von Italien, Bettino Craxi, flieht nach Tunesien, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 2000 weilt. Tunesien besitzt kein Auslieferungsabkommen mit Italien. Craxi galt als entschiedener Gegner der Kommunisten und war in Schmiergeldaffären verwickelt. Man vermutet auch Kontakte zur Cosa Nostra. Sicher ist, dass zu seinem engen Bekanntenkreis auch Silvio Berlusconi gehört.

1995: Sergej Michailow wird der Boden in Moskau zu heiß. Er verlegt seinen Wohnsitz ins Ausland.

13.02.1995: Ex-Minister Mannino wird in Palermo wegen Mitgliedschaft in der Cosa Nostra verhaftet.

07.03.1995: Nachdem wenige Tage zuvor in Palermo bekannt wurde, daß Andreotti der Prozeß gemacht werden soll, werden massiv etliche Kronzeugen unter Druck gesetzt.
In Palermo wird das 36. Familienmitglied von Buscetta, Domenico Buscetta, ermordet. In Catania werden drei Männer vor einer Kirche erschossen und in Syrakus ein Verkäufer erschossen. Die Morde geschehen binnen 5 Stunden.

08.06.1995: Wjatscheslaw Iwankow wird in der Wohnung seiner Freundin in Brooklyn verhaftet und leistet erheblichen Widerstand.

24.06.1995: Leoluca Bagarella, Schwager von Riina, wird in Palermo verhaftet. Er leitete das Mordkommando von Falcone. Bei der Durchsuchung der Wohnung stellen die Ermittler fest, dass dessen Frau Vincenzina Marchese offenbar Tod ist. Ein Bild von ihr ist mit einem Trauerband eingerahmt. Später wächst der Verdacht, dass Bagarella selbst seine Frau umgebracht habe. Hintergrund könnte der sein: Ihr Bruder Pino war als Pentito zur Polizei gegangen.

Leoluca Bagarella

02.07.1995: 52 Personen werden bei einer Gemeinschaftsaktion der deutschen und italienischen Polizei verhaftet. Unter ihnen ist auch der Präfekt von Bari in Apulien, Corrado Catenacci. Ebenso ein Mitglied des Parlamentes. Man wirft ihnen vor Mitglieder der N´drangheta zu sein. Als Schlüsselfigur für die wird der Stuttgarter Pizza-Wirt Mario Lavorato betrachtet. Man vermutet, daß er auch für die Cosa Nostra Gelder in Deutschland gewaschen hat. Bereits zwei Jahre zuvor war Lavorato in den Verdacht geraten, Mitglied der N´drangheta zu sein. Besonders pikant in diesem Fall ist die Tatsache, dass der baden-württembergische CDU-Fraktionsvorsitzende Günther Oettinger ein guter Freund von ihm war.

08.07.1995: Die Nr. 2 des Cali-Kartells, José Santacruz Londono, wird verhaftet.

09.07.1995: Gilberto Rodriguez Orejuela, Boss des Cali-Kartells, und sein Bruder werden verhaftet.

01.09.1995: Carmela Minniti, Ehefrau von Benedetto Santapaola, wird vor den Augen ihrer Tochter von einem unbedeutenden Mitglied der Cosa Nostra, Alberto Ferone, in ihrem Haus erschossen. Ferone rächte sich damit an dem Tod seines Vaters und Sohnes, die Santapaola früher ermorden ließ.

26.09.1995: In Palermo beginnt unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen der Prozeß gegen Giulio Andreotti. Der Prozeß wird voraussichtlich mehrere Jahre dauern.

31.10.1995: In einem Bauernhaus bei Mezzoiuso ruft Bernardo Provenzano die "pax mafiosa" aus. Anschläge auf wichtige Persönlichkeiten werden verboten. Es müsse wieder Ruhe einkehren, damit man in Ruhe den Geschäften nachgehen könne. Für die nächsten sieben Jahre muß Ruhe herrschen. Damit verläßt Provenzano den von Riina eingeschlagenen Weg der Gewalt. Provenzano erhält von der Presse den Spitznamen"das Phantom der Mafia", da es von ihm nur ein fünfundreißig jahre altes Foto gibt und niemand weiß, wie er aussieht.

Bernardo Provenzano als junger Mann. Eines der letzten Fotos.........

.....heute vermutet man das ungefähre Aussehen von Provenzano so.

November 1995: John Stanfa, Boß von Philadelphia, wird verhaftet.

12.01.1996: Unter mysteriösen Umständen gelingt José Santacruz Londono, einer der führenden Köpfe des Cali-Kartells, die Flucht aus dem Gefängnis von Bogota.Man munkelt, die CIA habe ihn zur Flucht verholfen. Sechs Monate später findet man seine Leiche mit acht Kugeln im Leib. Angeblich wurde er bei einem Feuergefecht getötet. Es werden jedoch in der näheren Umgebung keine Kugeln gefunden.

16.03.1996: In den USA und Kolumbien erfolgt ein gemeinsamer Schlag gegen die Drogenkartelle und die Cosa Nostra. Juan Carlos Ramirez vom Cali-Kartell stellt sich freiwillig der Polizei. In den USA werden gleich 17 Bosse in verschiedenen Bundesstaaten verhaftet. Darunter der Kopf der Detroiter Familie, Jack William Tocco.

24.04.1996: In der Nähe von Palermo wird Cristofaro Cannella, ein berüchtigter Auftragskiller der Cosa Nostra, verhaftet. Er war ein enger Vertrauter von Leoluca Bagarella, dem Schwager von Toto Riina, und war im Begriff dessen Rolle zu übernehmen.

21.05.1996: Der 39jährige Giovanni Brusca, genannt der Schlächter oder das Ungeheuer, und sein Bruder Vincenzo werden bei Agrigento verhaftet. Er hatte einst die Bombe beim Attentat von Falcone gezündet. Sie wurden verhaftet, als sie sich gerade im Fernsehen einen Film über die Ermordung des Richters ansehen wollten. Auf ihre Spur brachte sie der geständige Mario Santo DiMatteo.

Festnahme von Giovanni Brusca

1996: Im diesem Jahr verhaftet die Polizei auch Gianni Riina, den Sohn von "Toto" Riina.

11.07.1996: In Wien wird der georgische Multimillionär David Sanikidze um 21 Uhr in der Annagasse erschossen. Sanikidze war einer der höchsten Bosse der russischen Mafia und residierte schon seit längerer Zeit in Wien.

23.12.1996: Der 54jährige Rosario „u beddu“ Sansone, was soviel wie der Schöne heißt, wird in Palermo verhaftet. Er wurde seit zwei Jahren gesucht und gilt als einer der Paten der Cosa Nostra. Am gleichen Tag wird bekannt, dass Brusca einst einen Bombenanschlag auf das Ucciardone-Gefängnis plante, um so eine Massenflucht zu ermöglichen. Dies sagte ein Pentito namens Vincenzo Sinacori aus.

Januar 1997: In Catanzaro beginnt der Prozess gegen 182 mutmaßliche Mitglieder der N´drangheta. Darunter ist auch der Stuttgarter Pizzeriabesitzer Mario Lavorato. Im Dezember 1998 wird die Anklage auch auf Drogenhandel ausgeweitet.

06.02.1997: General Rebollo, Chef der mexikanischen Drogenbekämpfungsbehörde wird verhaftet. Man kann ihm Bestechlichkeit nachweisen. Er hatte sich von einem der mächtigsten mexikanischen Drogenbosse Amado Carillo Fuentes kaufen lassen.

06.06.1997: Der 37jährige Pietro Aglieri wird auf einem Bauernhof in Bagheria verhaftet. Er galt nach Bernardo Proenzano als die Nr. 2 der Cosa Nostra. Wegen seiner guten und eleganten Kleidung und seinen Manieren wurde Aglieri auch der „kleine Herr“ genannt. Man vermutet jedoch, daß er wie Provenzano nur ein Befehlsempfänger von „Toto“ Riina war.

Pietro Aglieri

23.06.1997: Der 42jährige Salvatore „il Cacciatore“ Grigoli wird verhaftet. „Der Jäger“, wie sein Spitzname bedeutet, hatte 1993 den Pater Don Giuseppe Puglisi ermordet.

26.09.1997: Salvatore „Toto“ Riina wird zu lebenslanger Haft verurteilt.

Dez.1997: Vincent „the Chin“ Gigante wird zu 12 Jahren Haft verurteilt. Man nimmt an, daß der z. Zt. einsitzende Liborio „Barney“ Bellomo der kommende Capo der Genovese ist.

03.03.1998: In Karlsruhe wird der 45jährige flüchtige Capo Alfio Santangelo verhaftet. Sein Clan ist in dem berühmten Todes-dreieck Adrano-Biancavilla-Paterno aktiv.

14.04.1998: Der 39jährige Vito Vitale wird verhaftet. Er gilt als einer der Capi der Corleonesi. Es wird sogar vermutet, daß er der Pate der Familie von Corleone ist, da Vitale von Riina gefördert wurde. Vitale gilt als äußerst brutal und unberechenbar.

Frühjahr`98: Mario Santo Di Matteo verschwindet aus seinem Versteck im Rahmen des Zeugenschutzprogrammes und taucht in Altofonte/Sizilien auf. Es kommt zu einigen Mafia-Toten in der Stadt. Er wird verhaftet als er dabei war eine Familie in der Stadt aufzubauen. Man vermutet, daß er Rache nehmen wollte, für seinen ermordeten Sohn und die Toten der letzten Zeit auf sein Konto gehen.

29.05.1998: Regierungskrise in Italien nachdem der Chef der der Geheimloge P2 Licio Gelli und der Cosa Nostra-Boß Pas-quale Cuntrera vom Cuntrera/Caruana-Clan bei einem Freigang die Flucht ergriffen.

26.06.1998: 64 mutmaßliche Mitglieder der Cosa Nostra werden im Raum Palermo und Catania festgenommen. Man vermutet, daß sie dem Clan der Corleonesi angehören.

16.07.1998: Alfonso Caruana und acht weitere Bosse werden von der kanadischen Polizei in Toronto verhaftet. Caruana gehört zum Cuntrera/Caruana-Clan und gilt als der Kopf des Drogenhandels zwischen Amerika und Europa. Er wurde in Italien bereits in Ab- wesenheit zu 22 Jahren Haft verurteilt.

10.09.1998: In Cannes wird Licio Gelli verhaftet und an die italienischen Behörden ausgeliefert. Im Mai hatte die Staatsanwaltschaft von Palermo mit weiteren Ermittlungen gegen Gelli begonnen. Er wird beschuldigt 1990 zusammen mit "Toto" Riina einen Umsturzplan erstellt zu haben. Das Ziel war es, eine unabhängiges, von Italien abgespaltenes Sizilien zu erschaffen. An diesen Plänen waren offenbar auch Mitglieder des Geheimdienstes und der Rechten beteiligt. Die Staatsanwaltschaft vermutete, dass es sich um Mitglieder der Geheimloge P 2 handelt, die Gelli 1966 gegründet hatte. Die Bombenanschläge von Mailand, Florenz und Rom aus dem Jahr 1993 sollen ein Teil dieses Umsturzplanes gewesen sein.

02.01.1999: In Vittorio, einer Kleinstadt im Südosten von Sizilien, werden in einem Cafe fünf kleine aufstrebende Drogendealer im Alter zwischen 20 und 30 von zwei Killern mit Maschinenpistolensalven erschossen. Es handelte sich bei der Tat vermutlich um eine Abrechnung innerhalb des Carbonara-Dominante-Clans. Der ganze Anschlag dauerte weniger als eine Minute. Den Toten wurden noch in den Kopf geschossen, nachdem sie bereits auf dem Boden lagen.

29.01.1999: In Mainz wird der berüchtigte 31jährige Alessandro Emmanuello verhaftet. Er gilt als Drahtzieher des Massakers von Vittorio und gilt als einer der gefährlichsten Killer der Cosa Nostra.

14.10.1999: 31 Mafiabosse werden bei einer gemeinsamen Aktion von Polizei und Geheimdiensten - darunter auch der CIA - in Kolumbien, Mexiko und Ecuador verhaftet. Darunter ist auch Fabio Ochoa vom kolumbianischen Cali-Kartell, der als führender Kopf gilt.

23.10.1999: In Palermo wird Giulio Andreotti von dem Vorwurf der Zugehörigkeit zur Mafia aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Bereits vier Wochen zuvor war er von einem Gericht vom Mordvorwurf freigesprochen worden. Mitentscheidend war die Verlustigkeit der Glaubwürdigkeit eines der Kronzeugen, der während des Zeugenschutzprogramms einen Mord verübte.

13.12.1999: In Bad Rappenau wird der 52jährige Angelo Luigi Nuvoletta verhaftet. In Neapel lenkte er den berüchtigten Nuvoletta-Clan. Er war ins Unterland gekommen um dort zusammen mit einem 37jährigen Italiener den Drogenhandel von 70%igen kolumbianisches Kokain über Venezuela, den Antillen und Paris zu organisieren. Auf dieser Route wurden zuletzt mehrere Drogen-kuriere und mehrere Kilogramm Kokain durch die Sicherheitsbehörden sichergestellt. Nuvoletta witterte Verrat und wollte mit dem 37jährigen nach Belgien reisen um dort Waffen für Liquidationszwecke zu kaufen.



Der Beginn des 21. Jahrhundert


Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wandelt sich das Bild der OK. Der Drogenkonsum gehört nach wie vor zu den großen Problemen der Gesellschaft. Nach wie vor wird das meiste Heroin aus Afghanistan und dem Goldenen Halbmond geliefert, während die Staaten des Goldenen Dreieck (Myanmar, ehemals Burma, Laos und Thailand) in erster Linie synthetische Drogen produzieren. Doch der Weltmarktanteil an Drogen aus dem Goldenen Dreieck nimmt ab. War Ihr Marktanteil 1992 in den USA noch bei 90%, so sank ihr Anteil bis 1998 auf 28%. Kokain - nach wie vor eine der Hauptdrogen - liefern weiterhin die südamerikanischen Kartelle. Die Hauptdrogen stellen jedoch die künstlichen Drogen und Heroin dar. Mexiko hat sich zu einem der größten Heroinproduzierenden Ländern entwickelt. Ihnen ist es gelungen, Heroin von einem Reinheitsgrad von ca. 75 - 90% herzustellen. Noch 1996 lag dieser Anteil zwischen 7 - 20%. Durch die qulitative Aufwertung ist die Nachfrage nach Heroin aus Mexiko in den USA bedeutend gestiegen. Mexiko ist in den USA an zweiter Stelle der Quellenländer von Heroin. Möglich wurde diese rasante Entwicklung durch Kooperationen mit den kolumbianischen Kokainkartellen, von denen man lernte. Mexiko war schon seit den 80er Jahren ein wichtiges Transitland von Kokain aus Kolumbien.

Einen wahren Boom erlebt der illegale Zigarettenschmuggel, der in erster Linie von polnischen und russischen Gruppen gesteuert wird. Nach wie vor sind die polnischen Gruppen an Autoschiebereien im großen Stil verwickelt, auch wenn die Autodiebstähle rückläufig sind. Es wird jedoch beobachtet, dass auch polnische Gruppen verstärkt mit dem Handel von synthetischen Drogen verwickelt sind.

Zu einem lukrativen Zweig entwickelt sich der Menschenschmuggel. Schlepperbanden aus allen Teilen der Welt scheinen dabei zu koordinieren. Die meisten illegalen Einwanderer stammen aus der Türkei (Kurdistan), Afghanistan und Fernost - insbesondere aus China. Als Haupteinwanderungsziel gelten das Vereinigte Königreich und Deutschland.

Eines der größten Betätigungsfelder der OK wird das Internet. Ob Diebstahl von Kreditkartennummern, Aktienschwindel oder gar virtuelle Schutzgelderpressung - im Datennetz scheint alles möglich.



14.04.2000: Der 43jährige Giuseppe Montanti wird in Acapulco verhaftet und an Italien ausgeliefert. Er wurde seit sieben Jahren gesucht und wird der „Stidda“ zugerechnet. Er wurde in Italien in Abwesenheit wegen Mordes an einem Richter verurteilt und galt als der letzte Flüchtige der „Stidda“. Anfang der 90er Jahre hatte er sich in den südbadischen Raum niedergelassen, ehe er 1993/94 floh. Als seine Tochter, die im südbadischen wohnhaft blieb, heiratete und nun auf der Hochzeitsreise ihren Vater besuchte, konnte das LKA Baden-Württemberg den entscheidenden Tip geben.

Frühjahr 2000: Italienische und spanische Ermittler stellen fest, daß hunderte von Mafiosi aus Italien 2000 nach Spanien geflohen sind und dort seßhaft wurden. Grund: Viele der Mafiosi wurden in Italien in Abwesenheit verurteilt. Die spanische Gesetz-gebung erkennt diese Form der Verurteilung nicht an und kann daher die Flüchtingen auch nicht ausliefern.

16.06.2000:Das FBI deckt einen riesigen Börsenskandal auf, an dem alle fünf New Yorker Mafia-Familien beteiligt waren. 57 Börsenbroker, zwölf Anlageberater, mehrere Buchhalter und ein Polizeibeamter waren neben mehreren Mafiosi verhaftet worden. Die Broker wurden z.T. mit massiver Gewaltandrohung gezwungen die Kurse von mehr als 30 kleineren Unternehmen via Internet mani-puliert zu haben. Der verhaftete Polizist sei Fonds-Schatzmeister des gewerkschaftlichen Pensionsfonds der New Yorker Polizei gewesen. Man habe ihn bestochen und gezwungen, Gelder des Fonds in überteuerte Aktienanlagen gezeichnet zu haben.

04.08.2000:Die spanische Regierung entschließt sich Giovanni Greco an die italienischen Behörden auszuliefern. Er ist in Abwesenheit in Italien verurteilt worden und einer der meistgesuchtesten Mafia-Bosse.

12.10.2000:Der 57jährige Salvatore „Toto“ Genovese, einer der Paten der „neuen“ Cosa Nostra (die Cosa Nostra nach Riina) wird verhaftet. Er lässt sich ohne Widerstand festnehmen Genovese steht seit 1993 auf den Fahndungslisten und wurde bereits in Abwesenheit wegen 7 Morden zu lebenslänglicher Haft verurteilt.

Herbst 2000: Der junge Staatsanwalt Luca Tescaroli wird nach Rom versetzt. Tescaroli hatte zuletzt auch gegen einen Abgeordneten der Partei Forza Italia ermittelt. Die Partei war 1993 von dem Medienmogul Silvio Berlusconi gegründet worden. Bei dem Abgeordneten, gegen den sich die Ermittlungen richten, handelt es sich um einen Vertrauten von Berlusconi, Marcello Dell´Utri. 1999 sagte der inhaftierte Mafia-Boss Salvatore Cangemi - der sich 1993 der Polizei gestellt hatte - aus, Dell´Utri und Berlusconi hätten Toto Riina einst viel Geld für die Ermordung von Falcone und Borsellino bezahlt. Bereits 1994 hatte Cangemi ausgesagt, dass für den Mord an Falcone und Borsellino von hohen Stellen viel Geld gezahlt worden seien. Cangemi hatte sich bis 1999 geweigert Namen zu nennen, da es sich hierbei um seine "Lebensversicherung" handelte. Dell´Utri und Berlusconi weisen diese Behauptungen zurück. Cangemi habe schon früher gelogen. Erschwerend kam aber hinzu, dass gegen Dell´Utri auch in einem Fall von Drogenhandel ermittelt wird. Dell´Utri soll Vittorio Mangano bei der Finanzierung eines Zwei-Millionen-DM-Deal behilflich gewesen sein. Jener Mangano, der im Jahr 2000 an Krebs gestorben war, galt schon seit längerem als "Brückenkopf" der Cosa Nostra in Norditalien. In den 70er Jahren war Mangano in der Villa von Berlusconi in Arcore bei Mailand als "Stallmeister" angestellt.

Dezember 2000: Bernardo Brusca, der Vater von Emanuele, Giovanni und Vincenzo Brusca, stirbt im Gefängnis. Er galt als ebenso gefährlich wie Giovanni Brusca.

Februar 2001: Vincenzo Virga wird verhaftet. Er gilt als ein enger Vertrauter von Bernardo Provenzano.
Im gleichen Monat wird in einem Bauernhaus bei Mezzoiuso (ca. 40 km von Palermo entfernt), nahe einer Autobahnabzweigung der Autobahn Palermo-Agrigento Benedetto Spera und Professor Vincenzo Di Noto verhaftet. Spera gilt als die rechte Hand von Provenzano. Professor Di Noto, pensionierter Direktor des Krankenhauses von Palermo, suchte Spera auf, weil dieser an einem Leiden der Prostata litt. Der 70jährige Di Noto gilt als der Vertrauensarzt der Cosa Nostra. In jenem Bauernhaus fand wurde 1995 von Provenzano die "pax mafiosa" ausgerufen. In dem Haus werden auch Briefe an Provenzano von dessem Sohn Angelo und dessen Ehefrau Saveria Benedetta gefunden.

17. Mai 2001: In Neapel gelingt es italienischen Spezialeinheiten den 59jährigen Angelo Nuvoletta zu verhaften. Er hatte sich im Hafenviertel versteckt und gehörte zu einem der meistgesuchtesten Camorra-Bosse in Italien. Mitte der 90er Jahre war der wegen Mordes zu lebenslanger Haft Verurteilte auf der Flucht.

August 2001: Giovanni Brusca und dessen älterer Bruder Emanuele Brusca, genannt das Doktorchen, arbeiten als erste - und bislang einzigste Mitglieder der Verbündeten von den Corleonesi - intensiv mit der Polizei zusammen. Sie machen Aussagen über die Beziehungen zwischen dem ehemaligen Ministerpräsidenten Andreotti und Salvatore Riina. Giovanni Brusca gesteht über 150, weniger als 200 Menschen ermordet zu haben. Emanuele Brusca hatte bereits im Jahre 2000 seine fünfjährige Haftstrafe abgesessen und seinen Bruder zur vollständigen Aussage aufgefordert. Der jüngste Bruder, Vincenzo Brusca, war die rechte Hand von Giovanni. Die Mutter Antonia Brusca, deren Mann im Dezember verstorben ist, schämt sich dessen und wagt es nicht mehr auf die Straße zu gehen.

11.09.2001: In New York wird nach einem Anschlag das World Trade Center zerstört. Die wochenlangen Aufräumarbeiten werden zu einem goldenen Geschäft für die Mafia, da die meisten Abfuhrunternehmen von ihnen kontrolliert werden.

Februar 2002: Italienischen Meldungen zufolge erwägt der 68jährige Bernardo Provenzano sich den Behörden zu stellen. Provenzano ist Nierenkrank und geht vermutlich am Stock. Fahnder vermuten, dass die Macht Provenzanos schwindet und er sich dessen bewußt ist. Schon ein halbes Jahr zuvor hat Leoluca Orlando in einem Interview gesagt: "Wenn die neuen, unbekannten Bosse, die Anzug und Krawatte tragen, und vier, fünf Sprachen sprechen, ihn nicht mehr benötigen, dann lassen sie ihn sowieso fallen."
Ein Bruder von Provenzano wohnt seit vielen Jahren in der Nähe von Frankfurt am Main.

März 2002: Die Staatsanwaltschaft von Palermo fordert 10 Jahre Haft für den ehemaligen Ministerpräsidenten Andreotti. Der 83jährige Andreotti, der 1999 in erster Instanz freigesprochen wurde, höhnt, dass er sich jung fühle und sich freue, dass die Staatsanwälte auch davon ausgehen, dass er noch zehn Jahre zu Leben hätte.

16.04.2002: Der 57-jährige Mafiaboss Antonino Giuffré - ein angeblich enger Vertrauter von Bernardo Provenzano - wird verhaftet. Er wurde seit neun Jahren von der Polizei gesucht.






Homey
 

20.06.06 11:21

61594 Postings, 7846 Tage lassmichreinDutzende Mafia- Bosse in Sizilien gefasst

20. Juni 2006

Dutzende Mafia-Bosse in Sizilien gefasst

Bei einer Razzia gegen die sizilianische Mafia hat die Polizei in Palermo 52 Verdächtige festgenommen. Staatsanwalt Piero Grasso sprach von einem "schweren Schlag" gegen die Verbrecher-Organisation Cosa Nostra.

Nach Angaben der Ermittler wurden mehrere führende Mafiosi gefasst, die in Verbindung mit dem Anfang April verhafteten Cosa-Nostra-Boss Bernardo Provenzano standen. Ihnen werden die Planung von Anschlägen und Morden sowie die Erpressung von Unternehmern vorgeworfen.

Im Zuge der Ermittlungen gelang es den Fahndern, die Zettel zu entschlüsseln, die in Provenzanos Versteck nahe der Stadt Corleone gefunden worden waren. Die Botschaften uns abgehörte Telefonate führten die Ermittler schließlich auf die Spur der nun festgenommenen Mafiosi. Die Landkarte der Mafia in Palermo sei neu geschrieben worden, berichtet der "Corriere della Sera".

Festgenommen wurde unter anderem der einflussreiche Boss Antonino Rotolo, der 1985 gemeinsam mit dem Paten Pippo Calò, dem "Kassierer" der Mafia in Rom. Auch der Vertrauensarzt des Mafia-Bosses Totò Riina wurde demnach gefasst.

Laut Staatsanwalt Grasso stießen die Ermittler auch auf neue Verbindungen zwischen Mafia und Politik. So seien Kandidaten in Wahllisten aufgenommen worden, die mit Cosa-Nostra-Bossen direkt bekannt oder sogar verwandt waren.

(N24.de, Netzeitung)



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...be happy and smile

 

24.06.06 02:58
1

29429 Postings, 7122 Tage sacrificeNeuordnung in der Mafia

45 auf einen Streich - der stille Triumph des Mafia-Jägers

Piero Grasso: Er ist selbst Sizilianer, doch seinen Kampf gegen das Verbrechen führt er unbeirrt und Emotionslos. Er beerbte einst den brutal ermordeten Richter Falcone. Mit seinem jüngsten Schlag gegen die Cosa Nostra hat Grasso auch viele Feinde im eigenen Lager ruhiggestellt.

Von Bettina Gabbe

Rund um die Uhr
von Bodyguards
bewacht: Piero
Grasso bei der
Einweihung eines
Jugendzentrums in
einem Gebäude,
das einst der Mafia
gehörte und beschlagnahmt
wurde.

Rund um die Uhr von Bodyguards bewacht: Piero Grasso bei der Einweihung eines Jugendzentrums in einem Gebäude, das einst der Mafia gehörte und beschlagnahmt wurde. Foto: DPA

Rom -

Die tiefe Genugtuung, die Piero Grasso in diesem Augenblick empfinden muß, läßt er allenfalls vage durchschimmern. Triumphgeschrei ist seine Sache nicht. Als sei es ein Routinevorgang, verkündet dieser Mann vor einer dichtgedrängten Menge von Journalisten, die am Dienstag dieser Woche kurzfristig in die Staatsanwaltschaft von Palermo gerufen wurden, einen der spektakulärsten Erfolge seiner Laufbahn und der italienischen Justizgeschichte. Quasi auf einen Schlag hat man 45 Mafia-Bosse verhaftet. Nicht mehr und nicht weniger.

Piero Grasso hätte einen Auftritt daraus machen können. Zumal sein Äußeres dafür wie geschaffen scheint. Beim Film könnte der gutaussehende 61jährige mit dem graumelierten Haar Karriere machen oder auch in der Modebranche, wie viele Italienerinnen meinen. Sein markantes Gesicht braungebrannt, sein dunkler Anzug maßgeschneidert, seine dezente Krawatte wie immer kein bißchen schief - so sitzt der Jurist und oberste italienische Mafia-Jäger hinter den Mikrophonen. Und bleibt doch auf so unitalienische Weise emotionslos und nüchtern. Und dann schiebt er mit eben diesem Understatement auch noch den Satz hinterher: "Wir haben die Mafia in die Knie gezwungen."

Lange, ja fast sein ganzes Berufsleben lang hat Grasso dafür gearbeitet. Hat sich Feinde nicht nur unter den Mafiosi geschaffen, sondern auch in den eigenen Reihen. Hat sein Leben riskiert und sich mehr als einmal mit seiner Starrköpfigkeit eine blutige Nase geholt. Doch seine absolute Diskretion und Zurückhaltung haben ihm zu diesem Erfolg verholfen, anders als die Ermittlungen im italienischen Fußballskandal, die durch frühzeitige Veröffentlichung wichtiger Informationen die langjährige Arbeit der Staatsanwälte zunichte machten.

Den Schlüssel zur Verhaftung dieser 45 Mafia-Köpfe bekam Grasso in die Hand, als vor gut zwei Monaten Bernardo Provenzano, der "Boß der Bosse", den Fahndern ins Netz ging. 43 Jahre lang hatte der sich versteckt, war ein ums andere Mal der Polizei gerade noch entwischt. Und am Ende wußte niemand genau, ob er überhaupt nocht lebt. Doch Piero Grasso, ehemals Oberstaatsanwalt der Mafia-Hochburg Palermo und seit dem vergangenen Jahr Chef der nationalen Anti-Mafia-Behörde (DIA) in Rom, ließ nicht locker. Jetzt sagt er, wiederum mit Pokerface: "Die Ermittlungen haben Provenzanos Spitzenfunktion als Bezugspunkt in einer ständig explosiven Situation bestätigt."

Wer Grasso vorgeworfen hatte - und das waren nicht wenige -, den Krieg gegen die Verbrecherorganisation aus Rücksicht auf deren politische Verbindungen zu bremsen, wird jetzt eines Besseren belehrt. Die jüngsten Ermittlungen nach Provenzanos Festnahme bestätigten laut Grasso die Existenz einer "Strategie mit dem Zweck, nicht nur Kandidaten des eigenen Vertrauens bei den Wahlen zu begünstigen, sondern auch Kandidaten aufzustellen, die durch Verwandtschaftsbeziehungen an die Bosse gebunden waren".

Jahrelang war der Sizilianer aus Licata bei Agrigent wegen seiner eigenwilligen Ermittlungsmethoden umstritten. Er machte sich als Eigenbrötler unbeliebt, weil er seine Kollegen über wichtige Erkenntnisse, etwa nach monatelangen Verhören von Kronzeugen, im Dunkeln ließ. Doch auch scharfe Proteste von Kollegen konnten seine Karriere nicht bremsen. Ohne sich zu erregen oder, wie bei seinen Landsleuten üblich, heftig zu gestikulieren, überzeugt der Süditaliener mit ruhigen Argumenten und Fakten.

Schon früh hatte sich der Jurist mit dem Phänomen der Cosa Nostra beschäftigt. 1992 wurde er Nachfolger des brutal von der Mafia ermordeten Giovanni Falcone als Leiter eines Programms für reuige ehemalige Mafiamitglieder, die der Justiz wichtige Hinweise lieferten. Kritiker, die beklagten, daß dabei sogar Mörder vorzeitig auf freien Fuß kämen, beschied Grasso mit dem Hinweis, das müsse man in Kauf nehmen, um andere Haupttäter zu fassen. So sei das eben bei Geschäften auf Gegenseitigkeit. "Es ist unnütz, den Moralapostel zu spielen", meinte er damals. Und fügte hinzu: "Um Ergebnisse zu erzielen, muß man zynisch etwas geben. Es ist dieselbe Philosophie, die auch Falcone angewandt hat." Kurz darauf vertrat Grasso mit anderen Staatsanwälten die Anklage in einem Mammutprozeß gegen 475 Mafiosi.

Grasso war es auch, der die Strategie-Änderung der Cosa Nostra analysierte: nämlich mit möglichst wenig Gewalt möglichst große Geschäfte zu machen. "Schön wäre es", meinte er im vergangenen Herbst, wenn sie sich mit Morden von Zeit zu Zeit, munteren Bandenkämpfen und Unterklassen-Kriminalität begnügen würde. Stattdessen aber hätten es der Mafia die öffentlichen Gelder angetan. Von den Hunderten von Milliarden Euro des Staatshaushaltes auch nur einen Teil abzuleiten, sei das strategische Ziel der Organisation. Und dazu habe sie sich, wie Grasso es formulierte, einen ganzen "Speckgürtel" aus freiberuflichen Mitarbeitern wie Finanzberatern, Rechtsanwälten und Ärzten geschaffen. Und selbst der flüchtige "Boß der Bosse", Provenzano, sei durch "Politiker, Unternehmer und Polizeikräfte gedeckt worden", meinte Grasso. "Wir haben erfahren, daß ein Unternehmer von einem Polizeioffizier Informationen über unsere Ermittlungen erhielt", rekonstruierte er. "Der Unternehmer stand mit Cosa Nostra in Verbindung, also wußte Provenzano über unsere Ermittlungen Bescheid."

Trotz eines ständig durch Mord bedrohten und rund um die Uhr unter Polizeischutz stehenden Lebens wirkt Grasso wie der menschlichste der italienischen Spitzenermittler. Den meisten anderen kommen irgendwann der Humor, die Lebensfreude oder die Eleganz abhanden. Grasso hingegen gelingt es, sein Privatleben geheimzuhalten. Mehr als daß er verheiratet ist, weiß die Öffentlichkeit nicht darüber. Nebenbei findet er noch Zeit, als Mittelfeldspieler in der Fußballnationalmannschaft der Richter und Staatsanwälte zu kicken.

Mit seinen politischen Ansichten hält er im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen hinter dem Berg. Gleichwohl warnt Grasso immer wieder davor, Politiker, gegen die Ermittlungen wegen Mafia-Verbrechen laufen, als Kandidaten bei Wahlen aufzustellen. "Die Mafia ist in der Literatur und im Film oft als Krake mit Tausenden Fangarmen oder als tödliches Krebsgeschwür dargestellt worden", stellt er nüchtern fest. "In Wirklichkeit ist sie aber weder ein geheimnisvolles Tier noch eine unheilbare Krankheit. Sie besteht aus einzelnen Organisationen, Menschen, Geld, illegalen Abkommen mit Geschäftsleuten und Politikern, sowie Bündnissen mit anderen Teilen der Gesellschaft und Verbrecherorganisationen." Das hinderte den Gouverneur von Sizilien, Toto` Cuffaro von Berlusconis Partei Forza Italia, allerdings weder an seiner erneuten Kandidatur bei den Regionalwahlen im vergangenen Monat, noch die Wähler, ihn - mit oder ohne Hilfe der Mafia - im Amt zu bestätigen.

erschienen am 23. Juni 2006

Wink

 

24.06.06 03:36

13197 Postings, 6879 Tage J.B.Passt eh....

erst der Berlusconi und dann die Mafia, hoffentlich geht das noch so weiter. Jetzt von es um die Nachfolge geht, kommen die übrigen Ratten sicher aus ihren Löchern. Die machen sich jetzt gegenseitig fertig und der Rest, der übrig bleibt den kann dann die Polizei einsammeln.

Hab die Italiener sowieso nie verstanden!! Wählen sich einen Typen wie den Berlusconi in die Regierung. Der macht sich seine eigenen Gesetzte (Lex Berlusconi) und jeder weiß was für ein "linker" Hund das ist. Total unfähig zum Regieren, hatte einen Mafiosi als Manager eingestellen usw.... Und trotzdem war die letzte Wahl so eng.

Da verstehe einer die Welt und erst die Italiener!!!    

24.06.06 03:39

29429 Postings, 7122 Tage sacrificeforza Italia....

24.06.06 03:48

13197 Postings, 6879 Tage J.B.@sacrifice

Hast recht, bin schon neugierig was als nächstes auffliegt bei den Italienern??? Vielleicht kleine Bilanzfälschung oder so....  Mal sehen was noch alles passiert!!!  

19.07.06 06:03

720 Postings, 6867 Tage MeyerLanskySalvino Madonia darf Kind zeugen

Inhaftierter Mafia-Boss darf Kind zeugen

Eizelle soll künstliche befruchtet werden - Mafiosi wurde zu lebenslanger Haft verurteilt

Rom - Ein italienischer Richter hat einem lebenslang inhaftierten Mafia-Boss erlaubt, mittels künstlicher Befruchtung ein Kind zu zeugen. Wie der Anwalt des verurteilten Mörders der Zeitung "Corriere della Sera" sagte, muss das öffentliche Gesundheitswesen für das Verfahren der Zeugung aufkommen.




 Der 50-jährige Salvino Madonia sitzt seit mehr als zehn Jahren für den Mord an einem Geschäftsmann im Gefängnis und darf ohne Aufsicht keinen Besuch von seiner 32-jährigen Frau oder anderen Familienangehörigen erhalten. "Der Richter hat sich entschlossen, diese Hürde zu überwinden und ihm das Recht auf Vaterschaft zu garantieren", zitierte die Zeitung am Freitag den Anwalt Madonias, Giovanni Anania. Allerdings darf der Mafia-Boss das Gefängnis für das Verfahren nicht verlassen.

Heirat im Gefängnis

Madonia heiratete 1992 im Gefängnis. 2000 versetzte das Paar die Ermittler mit der Geburt des ersten Kindes ins Staunen. Bereits damals durfte der Mafia-Boss seine Frau nicht alleine treffen.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein italienischer Richter einem inhaftierten Mafia-Mitglied die Zeugung mittels künstlicher Befruchtung erlaubt hat. Madonias Fall hat im katholischen Italien dennoch für Aufsehen gesorgt. (APA/Reuters)

 

 

   DiE NacHt WirD BuNT!

 

26.07.06 03:13

720 Postings, 6867 Tage MeyerLanskyMafia: Druck auf Italiens Wirtschaft

Mafia: Druck auf Italiens Wirtschaft
Der Druck des Organisierten Verbrechens lastet immer schwerer auf der italienischen Wirtschaft. Laut Studie sind italienische Händler gezwungen, Kriminellen 30 Mrd. Euro pro Jahr zu zahlen.
Der Umsatz, den das Organisierte Verbrechen durch Erpressung von Unternehmen und Kaufleuten generiert, beträgt 77,8 Mrd. Euro und ist damit so hoch wie jener eines Großunternehmens.

„Die Mafia erwirtschaftet doppelt so viel wie die Autogruppe Fiat. Täglich fließen 200 Mio. Euro von den Händen der italienischen Unternehmen in jene der Mafiosi“, heißt es im Bericht.

In einigen Regionen Süditaliens wie Sizilien und Kalabrien zahlen fast 80 Prozent der Kaufleute Schutzgeld, geht aus dem „Confesercenti“-Papier hervor. Auf Sizilien seien es 50.000 Kaufleute. „In einigen Regionen zahlen nur jene Unternehmen, die direkt im Besitz der Mafia stehen, kein Schutzgeld“, hieß es im Dossier.

Der Verband warnte außerdem vor den rund 25.000 Wucherern, denen in Italien jedes Jahr rund 120.000 Personen zum Opfer fallen. Sie könnten mit einem Umsatz von jährlich 25 Mrd. Euro rechnen.

< Zu den Branchen, in denen die Mafia besonders aktiv sind, zählen laut „Confersercenti“ die Freizeitindustrie, die Gastronomie, Supermärkte, Autosalons und die Modebranche. Auch im Immobilienbereich ist das Organisierte Verbrechen besonders aktiv. „Die Mafia ist bereits in die Finanzkreisen von halb Europa eingedrungen“, warnte der Bericht.

 

 

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26.07.06 18:44

720 Postings, 6867 Tage MeyerLanskyschwerer Schlag gegen Falschgeldmafia

Falschgeld-Mafia: Polizei stürmte aus dem Einbauschrank

Deutschen und italienischen Ermittlern ist ein schwerer Schlag gegen die internationale Falschgeld-Mafia gelungen. Eine ausgehobene Blütendruckerei konnte durch eine Wandschranktür gestürmt werden.

Wie das rheinland-pfälzische Landeskriminalamt (LKA) heute in Mainz mitteilte, konnten italienische Behörden bereits im Mai eine Fälscherwerkstatt bei Neapel ausheben und dabei Euro-Blüten im Wert von zwölf Millionen sicherstellen. Aus der Werkstatt war auch Falschgeld nach Deutschland geliefert worden.

Laut LKA führten Ermittlungen gegen zwei Falschgeldhändler in Deutschland die italienischen Fahnder auf die Spur der Hersteller. Nach der Weitergabe der Informationen wurde im vergangenen Jahr in Italien ein Zwischenhändler festgenommen. Bei den weiteren Ermittlungen stiessen die Behörden in Marano bei Neapel auf die Werkstatt. Dort wurden bereits fertige Falschnoten der Notenwerte 20 und 50 Euro im Nennwert von rund sieben Millionen Euro und mehr als fünf Millionen Euro im halbfertigen Zustand sichergestellt.

«Die Werkstatt war in einer ehemaligen Druckerei eingerichtet und filmreif nur durch eine Öffnung in einem Einbauschrank zugänglich», teilte das LKA mit. Den Ermittlern zufolge waren insgesamt 30 Personen an dem Falschgeldring beteiligt.

Quelle: AP
 

 

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12.02.07 21:56

29429 Postings, 7122 Tage sacrificeDer Pate und die Pizzini

Im Prozess gegen Bernardo Provenzano geben kleine Notizzettel Einblicke in das Schreckensregiment des Mafia-Bosses. Aus seinem Versteck mischte er sich selbst in Uniprüfungen ein.
Von Stefan Ulrich


Falls er wütend war, hat er sich nichts anmerken lassen: Schweigend und fast regungslos verfolgte "Zu Binnu" ("Onkel Binnu", wie sie ihn in Sizilien nennen), in den vergangenen Tagen die Aussagen des Kronzeugen. Einmal allerdings setzte er seine Brille mit dem Goldrand ab und wieder auf, als wollte er prüfen, ob er richtig sehe.

Schließlich musste Bernardo Provenzano, der Boss der Bosse der Cosa Nostra, einen aus seiner Sicht ungeheuerlichen Verrat miterleben. Von seinem Hochsicherheitsgefängnis in Terni aus war er per Videoübertragung mit einem Gerichtssaal verbunden. Dort enthüllte ein Mann namens Antonino Giuffre Einzelheiten aus dem Leben des Paten.

Es war das erste Mal, dass Provenzano direkt mit den Vorwürfen eines Überläufers konfrontiert wurde. Und Giuffre ist nicht irgendein Mafioso. Er war die rechte Hand des Paten, "sein Exekutor", wie der Zeuge bekannte.

Doch Provenzanos Gesicht blieb undurchdringlich. In 43 Jahren auf der Flucht hat er gelernt, ruhig Blut zu bewahren. Wie an jenem 11. April vergangenen Jahres, als Sondereinheiten der Justiz sein Versteck bei Corleone stürmten. "Sind Sie Provenzano?", rief der erste Polizist, der in das unscheinbare Steinhäuschen eindrang. Provenzano erwiderte: "Warum soll ich Ihnen das sagen, wenn Sie es eh schon wissen?"

Archaisch und genial

Seitdem sind die Ermittlungen gegen die Cosa Nostra gut vorangekommen, obwohl der Pate schweigt. Dafür haben die Fahnder einen Teil der ,,Pizzini‘‘ zum Sprechen gebracht, die in seinem Versteck gefunden wurden. Pizzini, das sind kleine, mit verklausulierten Botschaften beschriebene Zettel, mit denen Provenzano aus dem Untergrund die sizilianische Mafia führte. In Zeiten von Mobiltelefon und Internet war das ein archaisches Kommandosystem - und ein geniales. Denn so konnte der Pate die moderne Abhörtechnik der Ermittler unterlaufen.

Nun aber werden ausgerechnet diese Zettelchen Onkel Binnu zum Verhängnis. Mittlerweile haben die Fahnder drei Dutzend Pizzini entschlüsselt, auch mit Hilfe der Aussagen Giuffres. Die Botschaften fügen sich zum Bild eines alternden Bosses, der manisch um seine Sicherheit bangte, überall Wanzen witterte und sich bis in persönliche Details der Mafia einmischte. Und der tatsächlich "das unangefochtene Haupt der Cosa Nostra war", wie ein Staatsanwalt sagte. Der Kronzeuge Giuffre bestätigte jetzt: "Er war der Regisseur, der die Cosa Nostra vorantrieb."

Mit Hilfe der Pizzini hielt Provenzano mit drei zentralen Personen Kontakt: mit Giuffre, mit dem Palermitaner Clanchef Salvatore Lo Piccolo und mit Matteo Messina Denaro aus Trapani. Über sie legte der Pate die Höhe von Schutzgeldern fest, verteilte Einnahmen an die Clans, kümmerte sich um Aufträge und mischte sogar bei Baumaßnahmen der Justiz von Palermo mit.

Zudem schlichtete er Streit in der Mafia. Dank der Zettel konnte der Boss auch zu gefangenen Mafiosi sprechen. So wurden Pizzini in Kleidungsstücke eingenäht, die die Ehefrauen ihren inhaftierten Männern brachten.

"Beten wir zu unserem lieben Gott"

Provenzano garnierte seine als Wünsche vorgetragenen Befehle gern mit religiösen Floskeln wie: "Beten wir zu unserem lieben Gott, dass er uns anleitet, gute Taten zu vollbringen." Unter diese Taten mag Onkel Binnu sein Engagement für den Sohn eines Mafioso gezählt haben. Der junge Mann stand vor einer Universitätsprüfung, und Provenzano ließ dem Prüfer eine Empfehlung zukommen. Anschließend zeigte er sich in den Pizzini sehr zufrieden über das "gute Verhalten" des Professors bei der Prüfung.

Die Zettelchen sind eine Fundgrube für die Fahnder. Sie haben zur Verhaftung Dutzender Familienoberhäupter der Mafia geführt. Weitere werden folgen. "In den kommenden Monaten wird es in Palermo ein Erdbeben geben", prophezeit die Zeitung La Repubblica. Die Cosa Nostra aber reagiert diszipliniert.

Der erwartete Krieg um die Nachfolge Provenzanos blieb aus. Manche Fahnder vermuten, dass sich Lo Piccolo und Denaro, die seit Jahrzehnten abgetaucht sind, fürs Erste die Führung teilen.

Die Mafia macht weiter

Die Ermittler warnen davor, die Mafia nach der Festnahme Provenzanos als besiegt anzusehen. Nach den Niederlagen der ländlichen Mafia aus Corleone sei nun die bürgerliche Mafia der Unternehmer, Ärzte und Politiker auf dem Vormarsch. Sie vermeide spektakuläre Morde und durchdringe die Gesellschaft leise. "Die Mafia hat weiterhin eine extreme Bedeutung auf unserem Territorium", warnt Carlo Rotolo, der Präsident des Berufungsgerichts von Palermo. Sie pflege ihre Verbindungen mit "der Welt der Politik und der Wirtschaft".

Dieser Weißen-Kragen-Mafia kommt es nur gelegen, wenn in diesen Wochen alle Welt auf Provenzano schaut. Der Boss der Bosse genießt in Italien große Aufmerksamkeit. Diese Woche sendet das Staatsfernsehen einen Spielfilm mit dem Titel "Der Letzte der Corleonesi" und das Doku-Drama "Schach dem König". Kurz darauf wird der Privatsender Canale 5 mit "Der letzte Pate" nachziehen. Selbst die Papierindustrie hat Onkel Binnu als Einnahmequelle entdeckt - Mafia à la carte sozusagen. Ein Hersteller aus Fabriano bietet jetzt ein Set mit kleinen weißen Zettelchen an. Der Handelsname: "Pizzini".


http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/794/101693/  

12.02.07 22:01

29429 Postings, 7122 Tage sacrificeSiziliens Gesundheit krankt an der Mafia

http://www.nzz.ch/2007/01/30/al/articleETW8L.html

Bosse, Unternehmer und Ärzte auf der Jagd nach Staatsgeldern

Während ein neues öffentliches Spital in Palermo seit Jahren auf seine Vollendung wartet, florieren in Sizilien private Kliniken. Wie das Beispiel der privaten Krebsklinik S. Teresa zeigt, hat auch die Mafia das Gesundheitswesen als Geldquelle entdeckt.

Von Tom Mustroph*


Das Eingangsgebäude des Spitalkomplexes Villa Sofia in Palermo ist ein elf Stockwerke umfassender Betonkoloss. Das Gebäude wirkt neu und dennoch schon verbraucht. Im Erdgeschoss befindet sich die Notaufnahme, in den Etagen darüber vier funkelnagelneue Operationsräume. Das Prunkstück ist das Traumazentrum. «Wir haben dort alles, was wir brauchen; Operationssaal, Intensivstation, Diagnose-Abteilung mit Röntgengeräten und Magnetresonanztomographie. Alles befindet sich auf der gleichen Ebene - ideal für Traumapatienten, die man so wenig wie möglich bewegen soll.» Der Herzchirurg Franco Ingrilli würde am liebsten gleich den OP-Kittel anziehen und hier zu arbeiten beginnen. Doch er muss sich weiter mit dem Altbau abfinden, das neue Chirurgische Zentrum der Villa Sofia ist noch nicht eröffnet. Seit 28 Jahren führt das für die Spitzenmedizin vorgesehene Zentrum der Stadt Palermo ein Zombie-Dasein. 46 Milliarden Lire (rund 38 Millionen Franken) betrug der letzte Pegelstand der Baukosten.
Kein Platz für Notfälle

Das Fehlen dieser Infrastruktur macht sich bemerkbar. Am zweiten Weihnachtsfeiertag wurde ein an Leukämie erkrankter und sehr geschwächter Patient wegen Platzmangels von der Villa Sofia ins Ospedale Civico weitergeschickt, wo er verschied. Drei Tage später starb eine Patientin in der Notaufnahme eines anderen Spitals in Palermo an einem Infarkt, nachdem sie fünf Stunden darauf gewartet hatte, dass ein Arzt sie untersuchte. Dies sind nur die letzten einer Serie von Todesfällen, die durch Kapazitätsprobleme der öffentlichen Spitäler Palermos verursacht wurden.

Renato Costa, Internist und Gewerkschafter an der Universitätsklinik von Palermo, bezeichnet diese Toten als «Cadaveri non eccellenti» - in Anlehnung an die «Cadaveri eccellenti», die von der Mafia umgebrachten Prominenten wie den Staatsanwalt Giovanni Falcone. «Cadaveri eccellenti» seien direkte Opfer der Mafia, «Cadaveri non eccellenti» indirekte, impliziert Costa mit seinem Wortspiel. Denn dem Mangel im öffentlichen Gesundheitswesen steht ein üppiger Geldstrom im privaten Sektor gegenüber, der zu einem guten Teil von der Mafia dirigiert wird. Wie Pilze sind in den letzten zehn Jahren private Diagnosezentren, Therapie- und Nachsorgeeinrichtungen aus dem Boden geschossen. In Sizilien gibt es deren 1456, in der Lombardei dagegen nur 502, in der Toskana 356 (Stand 2004). Einige Mediziner stellten einfach ein Röntgengerät in den Keller und fertig sei die Diagnoseklinik, sagt Costa. Andere Einrichtungen verfügten über einige Dutzend Ärzte und einen modernen Apparatepark.

Wie Doktor Ingrilli von der Villa Sofia erklärt, sind die 1456 «akkreditierten» Betriebe in Sizilien nur auf Zusehen zugelassen. Aber ihre Kosten erhalten sie zu 100 Prozent von der Region zurückerstattet. «Das ist kein Geschäft, das ist ein Geschenk», wettert der Herzchirurg. Öffentliche wie private Kliniken würden aus demselben Topf finanziert, sagt Ingrilli, doch die Privaten könnten entscheiden, welche Leistungen sie erbringen wollten, und würden sich auf die Gebiete beschränken, die rentierten: Krebstherapie, Herzchirurgie, plastische Chirurgie. Die Grundversorgung und Notfälle, mit denen kein Gewinn zu machen sei, würden den staatlichen Krankenhäusern überlassen.
Krebs und Cosa Nostra

Eine der grössten Kliniken auf der Insel ist die Villa S. Teresa in Bagheria bei Palermo. Sie ist neu, sauber, gepflegt, ein Krebszentrum von nationalem Ruf. Freundliches Personal empfängt die Patienten und lässt eher an ein Hotel denn an ein Krankenhaus denken. Das Spital wurde 1999 vom Bauunternehmer Michele Aiello errichtet, dessen Vater an einem Karzinom gestorben war. Die Spitzenklinik hatte allerdings zwei Makel: Aiello rechnete zu hohe Tarife ab und kassierte so von der Regionalregierung widerrechtlich mehr als 100 Millionen Euro. Und wie die Staatsanwaltschaft herausfand, wurde die Klinik mit der Hilfe und dem Geld der Mafia gebaut.

«Michele Aiello ist ein Strohmann von Bernardo Provenzano», sagt der Staatsanwalt Gaetano Paci klipp und klar. Provenzano war vom Beginn der neunziger Jahre bis zu seiner Verhaftung 2006 der mächtigste Boss der Insel. Aiello war ein kleiner Bauunternehmer, der vor allem Feldwege asphaltierte und jährlich einen Umsatz von rund 5 Millionen Euro machte. 1999 schnellte sein Umsatz aber plötzlich auf 55 Millionen Euro empor, im Jahr darauf war er der grösste Steuerzahler der Insel. Woher der plötzliche Reichtum kam, kann er nicht erklären.

Bei ihren Ermittlungen gegen Aiello stiessen die Behörden auf Tausende von Arten, wie die Mafia Aiello half und wie Aiello der Mafia. Örtliche Mafiafamilien drückten für Aiello den Kaufpreis für das Klinikgebäude, ein früheres Hotel. Sie beschleunigten Genehmigungsverfahren und organisierten billige, unter den Tarifen der Gesamtarbeitsverträge beschäftigte Bauarbeiter. Paci vermutet, dass das Geld von Provenzano kam. «Bagheria war stets die Hochburg von Provenzano. Er hat sich dort nicht oft aufgehalten, war aber eng mit den örtlichen Mafiafamilien verbunden. Seine guten Kontakte zur Geschäftswelt hat er in Bagheria geknüpft.»
Ausgeklügeltes Informationsnetzwerk

Aus den berühmten «pizzini», den maschinengeschriebenen Zetteln, mit denen Provenzano mit seinem Imperium kommunizierte, ergibt sich ein vertrautes Verhältnis zwischen den beiden. Provenzano verbucht Zahlungen von Aiello an die Cosa Nostra und gibt dessen Geldgeschenke an die lokalen Familien weiter. Aiello zeigte sich erkenntlich, indem er Söhne und Töchter von Mafiosi einstellte. Und er kreierte über Geldzahlungen und Vergünstigungen ein Netzwerk von Informanten, das bis in die Anti-Mafia-Behörde reichte.

Aiellos spektakulärster Spion war Giorgio Riolo, ein Abhörspezialist der Carabinieri, der im Frühjahr 2001 Wanzen im Haus des Arztes und Mafiabosses Giuseppe Guttadauro placiert hatte. Riolo gab seine Informationen an Aiello und dessen Teilhaber Borzacchelli weiter, einen Ex-Polizisten, der in die Politik gewechselt hatte. Über befreundete Ärzte, unter ihnen der Regionalpräsident Salvatore Cuffaro und dessen Parteifreund Domenico Miceli, ein ehemaliges Mitglied der Stadtexekutive Palermos, erfuhr Guttadauro vom Lauschangriff der Polizei. Die Ermittler konnten noch hören, wie Guttadauro nach dem Mikrofon kramte, dann war es still in der Leitung, und eine der ergiebigsten Informationsquellen der Antimafia war versiegt. Alle Beteiligten, inklusive Cuffaro, sind wegen Unterstützung der Mafia angeklagt. Miceli, der von Guttadauro und Cuffaro als Mann der Mafia im Parlament aufgebaut werden sollte, wurde bereits in erster Instanz zu acht Jahren Haft verurteilt.
Geld und Prestige

Das Informationsnetzwerk Aiellos war jedoch nur ein sekundäres Aktionsfeld, wie Staatsanwalt Antonino di Matteo erklärt. Denn das Hauptinteresse der Mafiosi sei es, Geschäfte zu machen. Ihnen kämen undurchsichtige Konstellationen entgegen, weil sie hier ihre Spezialität einbringen können, Beziehungen. «Die Mafia operiert vor allem über das Herstellen persönlicher Beziehungen, über das Vermitteln von Interessen und Gewähren von Vorteilen. Ja, der klassische Mafioso ist eigentlich weniger an Geld als an Prestige interessiert. Sein Ansehen steigt, wenn er per Telefon einen Bekannten an der Warteschlange vorbeilotsen, einem anderen eine Arbeit verschaffen kann und dem nächsten eine amtliche Genehmigung.»

Wegen der komplexen Kreisläufe kann di Matteo denn auch nicht sagen, wie viel von den jährlich 7 Milliarden Euro, welche die Region Sizilien für das Gesundheitswesen ausgibt, bei der Mafia landet. Die illegalen Zahlungen der Region an Aiello haben die Untersuchungsbehörden aber belegt. Die Villa S. Teresa erhielt jährlich zwischen 35 und 45 Millionen Euro von der Region. Nachdem Aiello im November 2003 verhaftet worden war, bestellte das Gericht einen Fachmann als Verwalter der Klinik. Dieser setzte eine neue Führungscrew ein, reduzierte die Tarife auf das national übliche Mass und passte auch die Gehälter an. Bei gleichem Umfang an Behandlungen kostet die Villa S. Teresa die Staatskasse jetzt lediglich 8 bis 10 Millionen Euro jährlich. Gaetano Paci ist überzeugt: «Ohne die Mafia stünde das sizilianische Gesundheitswesen mit Sicherheit besser da.»

* Der Autor ist freier Journalist und wohnt in Palermo.  

03.03.07 04:09

29429 Postings, 7122 Tage sacrificeGeldwäscher im weißen Kittel

Im desolaten Gesundheitswesen Siziliens generiert die Mafia Euro und Leichen. Nun wurde eine Ermittlungsgruppe »Gesundheit« eingerichtet.

Von Tom Mustroph, Palermo

Das Gesundheitswesen der süditalienischen Region ist fest in das »System Mafia« eingebunden. In Kliniken und Praxen winken gute Gewinne und »sauberes« Geld.
Palermos Zukunft ist in einem Betonsarg begraben. Elf Stockwerke hoch ist er, drei davon unter der Erde. Der graue Koloss bildet das Entree für den Krankenhauskomplex Villa Sofia. Das Gebäude wirkt neu, aber dennoch schon verbraucht. In ihm sind vier Operationsräume und ein Trauma-Center untergebracht. »Wir haben dort alles, was wir brauchen: OP-Saal, Intensivstation, Diagnoseabteilung mit Röntgengeräten und Magnet-resonanz-Tomografie. Alles befindet sich auf der gleichen Ebene – ideal für Traumapatienten«, schwärmt Herzchirurg Franco Ingrilli. Die Räume sind gerade erst ausgebaut worden. Alles neu – und mittlerweile wieder versiegelt. Aus Schutz vor Dieben, sagt Ingrilli.
Eröffnet ist das Center noch immer nicht, obwohl seit 28 Jahren daran gebaut wird. Die Arbeiten verschlangen bisher 46 Milliarden Lire (etwa 23 Millionen Euro), ein Teil davon landete in den Taschen mafioser Unternehmer. In Palermo sterben derweil Patienten in den Wartesälen der Notaufnahme-Abteilungen der Krankenhäuser. Sie bekommen nicht rechtzeitig medizinische Hilfe. Das erste Opfer der jüngsten Todesserie war eine im neunten Monat schwangere Frau, die im August 2005 nach fünfstündiger Odyssee von Hospital zu Hospital an einer inneren Blutung verstarb. Die letzten datieren von Weihnachten 2006: Ein Notfallpatient wurde von der Villa Sofia abgewiesen und verschied nach dem Transport ins Hospital Ospedale Civico. Der Gewerkschafter Renato Costa, der mit Che Guevara-Poster und Kuba-Fahne im Arbeitszimmer aus seiner Gesinnung kein Hehl macht, nennt die Toten durch verweigerte Behandlung »Cadaveri non eccellenti«, unbekannte Tote – in Anlehnung an die »Cadaveri eccellenti«, die von der Mafia umgebrachten Prominenten wie Mafia-Untersuchungsrichter Giovanni Falcone.
Die Toten sind das erschreckende Ergebnis einer verfehlten Gesundheitspolitik. Ursache sind Missmanagement vor Ort – wie im Falle der Villa Sofia –, aber auch die unzureichende Planung der öffentlichen Infrastruktur. Palermos Rettungsstationen etwa sind überlastet, weil sie Kranke jeder Art aufnehmen müssen. »50 Prozent aller Patienten könnten gut von einer auch ambulant tätigen Klinik behandelt werden. Doch dieser Sektor ist nicht ausgebaut. Weitere 30 bis 40 Prozent der Wartenden in der Notaufnahme sind pflegebedürftige Alte. Auch für sie gibt es keine andere Alternative, als sich bei einer Malaise im Krankenhaus anzustellen. Sie beanspruchen Zeit und Platz, der akuten Notfallpatienten fehlt und diese das Leben kosten kann«, erklärt Renato Costa, Internist und Gewerkschafter am Universitätsklinikum von Palermo.

»Diagnoseklinik« im Hinterzimmer
Den Todesstoß versetzt den öffentlichen Krankenhäusern indes jenes Geld, das aus ihren Budgets abgezogen und freien Anbietern zur Verfügung gestellt wird. Während das dringend notwendige Trauma-Center der Villa Sofia weiter sein Zombie-Dasein führt, schossen in den letzten zehn Jahren private Diagnosezentren, Therapie- und Nachsorgeeinrichtungen wie Pilze aus dem Boden, 1456 (Stand 2004) allein in Sizilien. Die Insel ist damit Spitzenreiter in Italien. Einzelne Mediziner machten sich selbstständig, stellten ein Röntgengerät in den Keller und fertig war die »Diagnoseklinik«. Andere verfügen über einige Dutzend Ärzte. Manche sind Eigentum von Politikern, die im Regionalparlament die Weichen für den Geldfluss stellen. Andere befinden sich im Besitz der Cosa nostra.
Das eklatanteste Beispiel für den Einfluss der Verbrecherorganisation im Gesundheitswesen Siziliens ist die Klinik Villa S. Teresa in Bagheria bei Palermo. Sie ist ein Krebszentrum von nationalem Ruf, neu, sauber, gepflegt. Die Klinik wurde 1999 vom Bauunternehmer Michele Aiello errichtet. Dessen Vater war an einem Karzinom gestorben und der Sohn wollte dem Krebs zu Leibe rücken. Seine Klinik hatte allerdings zwei Makel: Aiello rechnete zu hohe Tarife ab.  Und gebaut wurde sie mit dem Geld des im April letzten Jahres gefassten obersten Paten der Mafia, Bernardo Provenzano.
»Michele Aiello ist Strohmann von Bernardo Provenzano«, sagt Gaetano Paci klipp und klar. Der Staatsanwalt hat die Ermittlungen gegen Aiello eingeleitet. Er ist dabei auf Tausende Arten gestoßen, wie die Mafia Aiello half und wie Aiello der Mafia. Örtliche Mafia-Familien drückten für Aiello den Kaufpreis des früheren Hotels. Sie beschleunigten Genehmigungsverfahren der Behörden. Und sie organisierten billige, untertariflich beschäftigte Bauarbeiter.
Aiello war ein kleiner Bauunternehmer. Er asphaltierte Feldwege. Sein jährlicher Umsatz betrug etwa fünf Millionen Euro. 1999 schnellte sein Umsatz auf 55 Millionen Euro. Im Jahr 2000 war er der größte Steuerzahler der Insel. Woher der plötzliche Reichtum kam, kann er nicht erklären. Paci vermutet: »Das Geld kam von Provenzano.« Aus den berühmten Pizzini, den Zetteln, mit denen Provenzano sein Imperium regierte, ergibt sich ein vertrautes Verhältnis zwischen den beiden. Provenzano verbuchte Zahlungen von Aiello an die Cosa nostra und gab dessen Geldgeschenke an die lokalen Familien weiter. Aiello zeigte sich erkenntlich, indem er Söhne und Töchter von Mafiosi einstellte. Und er kreierte über Geldzahlungen und Vergünstigungen ein Netzwerk von Informanten, das bis in die Anti-Mafia-Behörde reichte.
Sein spektakulärster Spion war Giorgio Riolo. Der Abhörspezialist der Carabinieri hatte im Frühjahr 2001 Wanzen im Haus des Arztes und Mafia-Bosses Giuseppe Guttadauro platziert. Darüber informierte er Aiello und dessen Teilhaber Antonio Borzacchelli, einen in die Politik gewechselten Ex-Polizisten. Zum Paten Guttadauro gelangte die Nachricht über drei befreundete Mediziner: den Regionalpräsidenten Salvatore Cuffaro, dessen Parteifreund Domenico Miceli sowie Salvatore Aragona, vor Jahren schon wegen Mafia-Aktivitäten verurteilt.  Die Ermittler konnten noch hören, wie Guttadauro nach dem Mikrofon kramte. Dann war es still in der Leitung. Alle Beteiligten, einschließlich Cuffaro, sind wegen Unterstützung der Mafia angeklagt. Miceli, der von Guttadauro und Cuffaro als direkter Repräsentant der Mafia im Parlament aufgebaut werden sollte, wurde bereits in erster Instanz zu acht Jahren Haft verurteilt.
Das Informationsnetzwerk war jedoch nur willkommenes Beiprodukt. Der Hauptzweck der Klinik lag in der Legalisierung von Provenzanos illegal erworbenen Millionen. Das Business-Duo Provenzano-Aiello gewann sogar noch dabei. Die Villa S. Teresa erhielt jährlich 35 bis 45 Millionen Euro von der Region. Nach Aiellos Verhaftung im November 2003 bestellte das Gericht einen neuen Verwalter. Der Manager Andrea Dara setzte eine neue Führungscrew ein, reduzierte die Tarife auf das national übliche Maß und passte auch die Gehälter an. Bei gleichem Umfang an Behandlungen kostet die Villa S. Teresa die Staatskasse jetzt lediglich 8 bis 10 Millionen Euro jährlich. Antimafia spart Geld. Mafia kommt die Gesellschaft teuer zu stehen.

Fehlende Kontrolle von Mafia ausgenutzt
Letztlich profitierte die mafiöse Geschäftspraxis von den politischen und verwaltungstechnischen Defiziten in Sizilien. Aiellos Betrieb unterlag wie alle anderen 1455 akkreditierten privaten Einrichtungen keiner fachlichen oder finanziellen Kontrolle. Jeder kann dort einen Betrieb anmelden, wo keine vergleichbare staatliche Struktur existiert. Ihre Ausgaben erhalten die Privaten zu 100 Prozent von der Region wieder. Das Gesundheitswesen, mit 7,5 Milliarden Euro größter Kostenträger im Etat der Insel, ist ein Selbstbedienungsladen. Im Januar 2007 eröffnete die Staatsanwaltschaft Palermo nun einen Ermittlungspool »Gesundheit«. Er dürfte viel zu tun haben. Die Klinik des Michele Aiello ist nach Ansicht von Insidern ganz und gar kein Einzelfall.

http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=106024&IDC=2
__________________________________________________

sac .....))  

08.05.07 10:45
7

16375 Postings, 7312 Tage quantasNana bb

Klasse Leistung, jetzt hast Du den obersten Mafia-Boss
von Iatlien auch gelöscht.
Ist doch eine interessante Story!
Und die Quelle "sda" (Schweizerische Depeschenagentur) war ja auch
angegeben. Oder ist das keine Quelle?

Kopfschüttel!

Na Hauptsache ist jetzt Wikipedia.

MfG
quantas  

22.05.07 20:51
6

1422734 Postings, 7745 Tage moyaJetzt werden hier auch noch

1Jahr alte Kamellen gelöscht.

Das muß nicht verstehen oder???

Gruß Moya

 

22.05.07 21:07
1

16375 Postings, 7312 Tage quantasSo ist es moya


es wurden auch Threads aus 2005 gelöscht,
muss man das verstehen?

Tia D.......t garf man nicht ausschreiben, denn dann besteht
Löschungsgefahr.

Was solls!

MfG
quantas  

22.05.07 21:15
1

24273 Postings, 9224 Tage 007BondVielleicht sollte

man sich von Ariva verabschieden. Ohne User ist Ariva nichts ;-)

Das wäre doch einmal eine Aktion: Eine Woche Beitragsstreik der Ariva-User *lol

Niemand schreibt eine Woche lang auch nur einen User-Beitrag - haltet ihr das durch?  

22.05.07 21:20
1

1422734 Postings, 7745 Tage moyaBond u. Quantas

ich habe damit kein Problem.

Markus Kopf hoch es kommen auch wieder bessere Zeit.

Wünsche Euch noch einen schönen Abend.
Junior hat leider am Sonntag in Halle verloren auf den Bundesliga Plätzen,
hat aber gut gespielt.
Gegen einen Albaner mit Schweizer Pass der geht dort ins Tennisinternat.


Gruß Moya

 

22.05.07 21:24

29429 Postings, 7122 Tage sacrificevon mir aus ;-)

aber hat das noch nen monat zeit? passt mir streiktechnisch gesehen besser :-)
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sac .....))  

04.08.07 07:42
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16375 Postings, 7312 Tage quantasSchwerer Schlag gegen die Mafia

Die italienische Polizei hat den Auftragskiller Franco Franzese gefasst. Er war einer der meistgesuchten Mafiosi Siziliens.

Von Paul Kreiner, Rom

Mit der Verhaftung des Auftragskillers Francesco Franzese ist der italienischen Polizei nach eigenen Angaben ein schwerer Schlag gegen die Cosa Nostra gelungen.

weiter im Tages-Anzeiger
http://www.tages-anzeiger.ch/dyn/news/ausland/777680.html

 

 

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