... weint der Steuerzahler "Wie kommen Sie denn eigentlich nach Japan, Herr Stoiber?", hat der Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) den Unions-Kanzlerkandidaten gefragt. "Wollen Sie nicht mit uns im Airbus der Bundeswehr nach Yokohama reisen?" Darauf könnte Edmund Stoiber (CSU) geantwortet haben: "Ja, wissen Sie, Herr, äh, Schily, das ist natürlich ein ganz ein nettes Angebot, aber, äh, meine Parteikollegen, äh, die wollen am Samstag einen kleinen Parteitag in, äh, Fürth abhalten ..." und so weiter und so weiter. Fest steht, dass ziemlich viele Politiker nach Japan reisen werden. Zum Beispiel der Bundeskanzler, der allerdings eine Extra-Tour fliegt: Gerhard Schröder (SPD) darf mit Japans Ministerpräsident Kiozumi an Bord seiner Regierungsmaschine direkt vom G-8-Treffen in Kanada Platz nehmen, und Stoiber gab bekannt, dass Franz Beckenbauer und Gerhard Mayer-Vorfelder vom DFB ihn eingeladen hätten. Bundespräsident Johannes Rau ist sowieso auf einer offiziellen Reise im Fernen Osten und wird natürlich einen kleinen Abstecher zum Endspiel machen. Guido Westerwelle bleibt zu Hause, da ist es doch am schönsten: Der FDP-Kanzlerkandidat möchte in Berlin auf dem Potsdamer Platz im Sony Center mit den Fans und potentiellen Wählern feiern. Obwohl er hätte fliegen können ... Mensch, der Guido, das ist doch echt einer von uns. Schwer wird es natürlich für seinen Parteikumpel Möllemann, der immer noch grübelt, wo er mit seinem Fallschirm auf dem höchstwahrscheinlich vollkommen überfüllten Platz landen soll .... Rezzo Schlauch von den Grünen wirkt relativ leidenschaftslos, wenn man ihn nach seiner Meinung zu den Auslandsreisen der mehr oder minder Polit-Prominenz befragt: "Ach wissen Sie, das muss jeder selbst entscheiden", antwortet er auf die Frage, was er denn davon hält, dass Kreti und Pleti nach Japan aufbrechen - und zwar zum größten Teil auf Steuerzahlerkosten. Der Bund der Steuerzahler steht dem nicht so gleichgültig gegenüber: Präsident Karl Heinz Däke findet es okay, wenn der Kanzler und der Bundespräsident vor Ort sind - aber für die ist ja anderweitig gesorgt. Warum andere jedoch keine Linienmaschine nutzen, erschließt sich ihm nicht. In Innenminister Schilys Ministerium versteht man die ganze Aufregung jedoch nicht - für die Pressesprecherin des Sportministers, Gaby Holtrup, ist sonnenklar, dass Otto Schily bei einem solchen nationalen Ereignis vertreten sein muss. Auch Kanzler-Gattin Doris wird anreisen, zusammen mit Finanzminister Hans Eichel (SPD), Außenminister Joschka Fischer (Grüne) und dem FDP-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Gerhardt: Der nimmt auf Westerwelles Platz und behauptet: "Der Termin war schon die ganze Zeit im Kalender vorgemerkt." Er habe schließlich früher Fußball gespielt und ist ein begeisterter Sportler. Einen politischen Grund für seine Reise gebe es allerdings nicht. Gregor Gysi (PDS) will dagegen auch auf den Potsdamer Platz. Da heißt es dann früh aufstehen, denn die deutsche WM-Zentrale in Berlin dürfte sicher schnell wegen Überfüllung geschlossen werden ... |