Neuemissionen: Abfahrtsignal für Init Obwohl der Emissionsmotor stottert, löst Init ein Ticket zum Neuen Markt Schlimmer gehts nimmer. Nachdem das Geschäft mit den Neu-Emissionen im ersten Halbjahr mehrere Male zur Erholung ansetzte, ist es nun endgültig zusammengebrochen. Die vorerst letzten Akte der nunmehr 16 Monate andauernden Tragödie heißen Lignum Technologie und BrainLab. Diktierten beide Unternehmen den Journalisten zunächst noch ein „unbeirrtes Festhalten“ am Börsengang in die Mikrofone, schlug wenig später die Realität zu. Die Börsenpläne mussten kurzerhand auf Eis gelegt werden.
Die Begründung ist immer gleich: Lignum-Vorstandssprecher Klaus Brukenberger etwa sieht „beim derzeit desolaten Marktumfeld keine Möglichkeit einen fairen Preis zu erreichen“. Doch was ist der „faire Preis“? Der, den die Analystenzunft errechnet oder Wunschdenken der Altaktionäre?
Die Kursentwicklung der Börsenneulinge allein in den letzten sechs Monaten liefert die Antwort: Nur drei Titel, namentlich Sunways, die Deutsche Börse und Farmatic, notieren signifikant über ihrem Ausgabepreis. Bei nahezu allen anderen nagt die Schwindsucht. Platz eins und zwei der „Bestseller-Liste“ belegen OHB Teledata und LS Telcom. Ihre Verluste summieren sich bereits auf mehr als 50% - fernab aller Preise, die seiner Zeit als „fair“ deklariert worden waren.
Der Panoramablick zeigt: Die reihenweisen Absagen und Verschiebungen sind nicht auf den Neuen Markt beschränkt. Weltweit ist die Aufnahmebereitschaft für junge Aktien nahe dem Nullpunkt und das Investmentbanking auf einem Risikohoch angelangt. Sowohl die Emission des weltweit zweitgrößten Nahrungsmittelproduzenten Kraft Foods als auch die norwegische Statoil sorgen für lange Gesichter.
In diesem Umfeld rüstet sich nun die Init AG für den Gang an den Neuen Markt. Der Telematik-Spezialist für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) hat aus den Fehlern seiner gescheiterten Vorgänger gelernt. Im Gegensatz zu Nordsee, Lignum & Co. halten sich die Abgaben der Altaktionäre nämlich in vertretbaren Grenzen. Von den angebotenen 2,5 Mio. Papieren stammen 500.000 Stücke aus einer „Umplatzierung“, darin enthalten auch die Mehrzuteilungsreserve von 200.000 Anteilen.
Positiv: Die Karlsruher haben ihre Investitionsvorhaben bereits vor dem Börsengang klar definiert. Laut Unternehmensangaben stehen in den USA eine Reihe lukrativer Verkehrsprojekte vor dem Start. Um an deren Ausschreibung teilnehmen zu können, benötigt das 1983 gegründete Unternehmen Kapitalkraft in der Hinterhand.
Auf dem alten Kontinent setzt die 200köpfige Mannschaft dagegen auf die stärkere Liberalisierung und Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs. Damit die Verkehrsbetriebe wettbewerbsfähig bleiben, will sie Init mit Fahrgastinformations- und Zahlungssystemen sowie Chipkartenlesegeräten ausstatten. Die Anleger können ihre Init-Tickets ab dem 16. Juli lösen. Dann soll die Preisspanne der Aktien bekannt gegeben werden. Ankunft in Frankfurt: 24. Juli.
Es bleibt abzuwarten, ob der Käuferstreik eine Dauerveranstaltung bleibt. Init beispielsweise kennt die aktuelle Misere und kann sich im Nachhinein nicht mit dem „desolaten Marktumfeld“ heraus reden. Vielmehr stehen den Telematikern alle Optionen offen, einschließlich die eines Erfolges. Autor: Christian Ritter
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