Unverbindliches Kaufinteresse treibt Aktie in die Höhe Florian Homm will für Lion Bioscience bieten Überraschende Wendung auf der Hauptversammlung der Lion Bioscience AG: Eigentlich sollten die Aktionäre über eine Neuausrichtung der Gesellschaft entscheiden, als der mögliche Einstieg einer Investorengruppe um den Großaktionär des börsennotierten Fußballclubs Borussia Dortmund, Florian Homm, für einen Kurssprung von 15 Prozent sorgte.
lee/tnt FRANKFURT/M. Nach Unternehmensangaben stellte der Aktionär Ian Humphrey-Smith im Namen von Homms Kapitalgesellschaft FM Fund Management und der Zapis Capital Group ein Kaufangebot in Aussicht.
Die von dem Krupp-Enkel Friedrich von Bohlen gegründete Bioinformatikfirma Lion Bioscience versucht, moderne Informationstechnologien für die Suche nach medizinischen Wirkstoffen nutzbar zu machen. Seit dem spektakulären Börsengang im Jahr 2000 verfehlte das Unternehmen immer wieder seine Umsatz- und Ertragsziele.
Das Lion-Management hält inzwischen eine Sanierung innerhalb der vorhandenen Gesellschaftsstrukturen für unrealistisch und strebt daher eine Neuausrichtung an. Die Bereiche Bio- und Chemieinformatik sollen in eine britische und eine amerikanische Tochtergesellschaft ausgegliedert und die deutsche Muttergesellschaft in eine reine Holding umgewandelt werden, die als Private-Equity-Gesellschaft fungieren wird.
Zudem ist ein Teilverkauf des bisherigen Kerngeschäfts Bioinformatik geplant. Ein möglicher Käufer sei der gegenwärtige Vorstandschef Thure Etzold, dem eine 80-prozentige Beteiligung ermöglicht werden soll. Der Kaufpreis soll sich laut Lion-Finanzvorstand Peter Willinger am Buchwert von 680 000 Euro orientieren, dabei werde sich die Muttergesellschaft jedoch eine Rückkaufoption ausbedingen.
Die Hauptversammlung genehmigte diese Pläne trotz scharfer Kritik von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). SdK-Sprecherin Reinhild Keitel befürchtet, dass die eigentlichen Wertgegenstände dem Zugriff der Aktionäre durch die Ausgliederung entzogen würden. „Außerdem sehe ich in der AG keinerlei Expertise für eine erfolgreiche Tätigkeit im Beteiligungsgeschäft“, sagte sie.
Den Antrag, Lion Bioscience stattdessen zu liquidieren und das Kapital an die Aktionäre auszuzahlen, zog die Aktionärsvertreterin jedoch wegen des in Aussicht gestellten Gegenangebots durch die Investorengruppe zurück. „Ich gehe davon aus, dass ein anderer Investor mehr bezahlen wird als Herr Etzold“, sagte Keitel.
HANDELSBLATT, Dienstag, 29. März 2005, 08:58 Uhr
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