Wenn du wirklich wissen willst, was WUT ist, lass dich darauf ein, meditiere darüber, probiere sie auf verschiedene Arten aus, lass sie in dir zu, lass dich davon umhüllen, lass dir den Blick davon vernebeln, spüre den ganzen Schmerz und die Qual, und wie sie dich verletzt, spüre das Gift der Wut, und wie sie dich heruntermacht, wie dein ganzes Dasein zum dunklen Tal wird, wie du durch sie zur Hölle gehst, nach unten gezogen wirst. Spüre sie; lerne sie kennen. Und dieses Verstehen ist der Beginn deiner Transformation. Die Wahrheit zu kennen ist Transformation. Wahrheit befreit - aber es muss deine eigene Wahrheit sein.
Die Psychologie der Wut: Du wolltest etwas haben, und jemand hat dich daran gehindert, es zu kriegen. Jemand hat dich blockiert, wurde zum Hindernis. Deine ganze Energie war darauf gerichtet, es zu bekommen, und jemand hat diese Energie blockiert. Du hast nicht bekommen, was du wolltest. Diese frustrierte Energie wird nun zur Wut - Wut gegen die Person, die dir die Möglichkeit genommen hat, dass dein Wunsch sich erfüllt.
Deine Wut ist echt, denn sie gehört dir. Alles, was dir gehört, ist echt. Finde den Ursprung dieser Wut: Woher kommt sie? Schließe die Augen und geh nach innen; Bevor du sie wieder vergisst, geh zurück zu ihrem Ursprung, und du wirst Leere finden. Geh immer mehr zurück. Geh immer mehr nach innen. Geh tiefer, und es kommt ein Moment, in dem keine Wut mehr da ist. Tief innen, in der Mitte - hier ist keine Wut.
Woher kommt Wut? Sie kommt nie aus deiner Mitte, sie kommt aus dem Ego. Und das Ego ist eine künstliche Instanz. Wenn du tiefer gehst, stellst du fest, dass sie von der Peripherie herkommt, nicht aus der Mitte. Wut kann nicht aus der Mitte kommen: In der Mitte ist Leere, absolute Leere. Die Wut entsteht aus dem Ego, und das Ego ist künstlich; Es hat nur eine relative Identität. Plötzlich kommt ein Schlag, und dein Ego ist verletzt - schon ist die Wut da.
Du bist Wütend, weil du soviel Wut verdrängt hast. Eigentlich gibt es keinen Moment, in dem du nicht wütend bist. Du bist höchstens manchmal weniger wütend und manchmal wütender. Dein ganzes Dasein wird von verdrängter Wut vergiftet. Du isst sogar mit Wut - und es sieht ganz anders aus, wenn jemand ohne Wut isst: Es ist schön, ihm zuzuschauen, weil er gewaltlos isst. Er kann Fleisch essen, aber er isst gewaltlos. Du isst vielleicht nur Gemüse und Obst, aber wenn du Wut verdrängt hast, isst du gewaltsam. Beim Essen wird durch deine Zähne und deinen Mund bereits Wut freigesetzt. Du zermalmst das Essen, als ob es der Feind wäre.
Beobachte dich selbst einmal beim Liebesakt: Deine Bewegungen sind genau dieselben, wie wenn du aggressiv bist. Schau dein Gesicht an! Stell einen Spiegel auf, damit du sehen kannst, was mit deinem Gesicht passiert. Du wirst all die Verzerrungen der Wut und Aggression darin entdecken. Beim Essen wirst du wütend. Schau jemandem beim Essen zu. Schau jemandem beim Liebesakt zu. Die Wut sitzt so tief, das sie sogar die Liebe vergiftet ist, eine Aktivität, die eigentlich das Gegenteil von Wut ist. Selbst Essen, eine völlig neutrale Aktivität, ist vergiftet. Du öffnest nur die Tür und bist wütend. Du legst ein Buch weg und bist wütend, du ziehst die Schuhe aus und bist wütend, Denn jetzt bist du die personifizierte Wut.
Sei einfach einmal wirklich spontan - und du wirst sofort von dieser Welt in eine andere transportiert. Ob Liebe oder gar Wut - ich sage dir: Selbst positive Emotionen sind häßlich, wenn sie nicht echt sind. Und selbst negative Emotionen sind schön, wenn sie authentisch sind. Auch Wut ist schön, wenn du sie mit deinem ganzen Wesen fühlst, wenn sie mit jeder Faser deines Wesens vibriert. Schau dir ein Kind an, das wütend ist, und du fühlst wie schön Wut sein kann. Es ist mit Herz und Seele dabei - zitternd, mit rotem Gesicht. So ein kleines Kind sieht dermaßen krftstrotzend aus, dass man meint, es kann die ganze Welt zerstören! Und was geschieht mit dem Kind, wenn es einmal wütend war? Nach ein paar Minuten ist alles vorbei. Es ist glücklich, tanzt und rennt im Haus herum. Warum geschieht das nicht mit dir? Du gehst von einer Lüge zur nächsten.
Wenn du Wut erfahren willst, nur um sie loszuwerden, wird es sehr schwierig. Denn mit der Einstellung, dass man Wut loswerden muss, hast du sie schon verurteilt. Dann gehst du davon aus, dass Wut schlecht ist => Keine Wut ist gut. Sex ist schlecht => kein Sex ist gut. Gier ist schlecht => keine Gier ist gut. Machst du diese Unterschiede, wirst du auf eine Menge Schwierigkeiten stoßen, wenn du diese Eigenschaften wirklich kennen lernen willst. Selbst wenn du sie dann transzendierst, wird es nur Verdrängung sein.
In Wirklichkeit ist Wut nicht von Dauer. Sie ist von Natur aus eine momentane Angelegenheit. Wenn Wut echt ist, dauert sie nur ein paar Momente. Und so lange sie da ist, authentisch, ist sie wunderbar. Sie schadet niemandem. Was echt und spontan ist, kann niemandem schaden. Nur Lügen richten Schaden an. Bei einem Menschen, der spontan wütend werden kann, ist die Flutwelle nach ein paar Sekunden vorbei. Er geht ins andere Extrem und entspannt sich völlg. Er wird unendlich liebevoll. Und dann kommt eine neue Welle; sie erneuert sich immer wieder.
Als Erstes rate ich dir: Spalte dich nicht in zwei Teile. Ich hätte dir vorschlagen können, nur zu beobachten, aber dafür ist die Zeit noch nicht reif. Du kannst es noch nicht. Bevor du mit wacher Beobachtung ganz ein werden kannst, musst du durch die Hölle all deiner negativen Emotionen gehen. Sonst werden sie verdrängt und können jeden Moment explodieren, in jeder schwachen Stunde.
Deshalb ist es besser, davon frei zu werden Aber frei von ihnen zu werden heißt nicht, dass du sie beobachten musst.
Vergiss erstmal das wachsame Beobachten. Lebe jede Emotion aus, die du fühlst, ob hasserfüllt, hässlich oder wertlos - was immer es ist, lass dich darauf ein. Gib den Emotionen zuerst einmal eine Chance, ganz auf die bewusste Ebene zu kommen. In dem Moment, in dem du dich anstrengst, sie zu beobachten, verdrängst du sie ins Unbewusste. Dann gehst du deiner alltäglichen Arbeit nach und unterdrückst sie wieder. Auf diese Weise wirst du nicht frei davon. Lass sie heraus - erlebe sie, erleide sie. Er wird schwierig und ermüdend sein, aber unendlich lohnend. Hast du die Emotionen einmal durchlebt, erlitten und akzeptiert, dass du eben so bist, dass du dich selber nicht so erschaffen hast und dich deshalb nicht verurteilen musst, sondern dass du dich so, wie du bist, vorgefunden hast, hast du sie einmal bewusst erlebt, ohne sie zu verdrängen, wirst du staunen, wie sie ganz von selbst verschwinden.
Sie haben nicht mehr so viel Macht über dich, sie packen dich nicht mehr so fest im Nacken. Und wenn sie vorbei sind, kommt auch die Zeit, in der du anfangen kannst zu beobachten.
Bitte mißversteh mich nicht. Ich habe gesagt: "Drück deine negativen Emotionen aus." Ich habe nicht gesagt: "öffentlich." So werden die Dinge oft verzerrt.
Wenn du auf jemanden wütend bist und deine Wut zum Ausdruck bringst, wird der andere nicht still sitzen bleiben wie ein Buddha. Er ist keine Marmorstatue; er wird auch etwas tun. Du drückst deine Wut aus; er drückt seine Wut aus. Das macht dich noch wütender. Wut oder Gewalt erzeugen auf der anderen Seite dasselbe, und es wird mit doppelter Münze heimgezahlt. Und dann gehst du noch mehr darauf ein, weil man dir sagte, du sollst es ausdrücken. Ja, ich habe gesagt: "Drück es aus." Aber ich meine nicht öffentlich. Wenn du wütend bist, geh in dein Zimmer, schließe die Tür zu. Schlag ein Kissen, stell dich vor den Spiegel und schrei dein Spiegelbild an. Sag alles, was du noch nie zu jemandem gesagt hast und schon immer sagen wolltest. Aber es muss deine Privatsache bleiben, sonst hat es kein Ende.
Die Dinge bewegen sich immer im Kreis, und wir wollen sie nun zu Ende bringen. Wenn Du also eine negative Emotion gegenüber jemanden hast, hat es mit dieser Person überhaupt nichts zu tun.
Es ist nicht nötig, die Wut an irgendjemandem auszulassen. Du kannst zur Toilette gehen, du kannst einen langen Spaziergang machen. Es bedeutet, dass etwas in dir ist, was schnelle Aktivität braucht, um freigesetzt zu werden. Geh ein wenig joggen! Und du wirst spüren, dass sich die Wut auflöst. Schon nach fünf Minuten Katharsis fühlst du dich erleichtert. Wenn du das einmal begriffen hast, wirst du sie nicht mehr an anderen auslassen, denn das ist völlig idiotisch.
Wut ist schön; Sex ist schön. Aber auch schöne Dinge können hässlich werden. Es hängt ganz von dir ab. Wenn du sie verachtest, werden sie hässlich. Transformierst du sie, werden sie göttlich. Transformierte Wut verwandelt sich in Mitgefühl, denn es ist dieselbe Energie. Ein Buddha ist mitfühlend. Woher kommt sein Mitgefühl? Es ist dieselbe Energie, die sich vorher als Wut gezeigt hat. Jetzt geht sie nicht mehr in die Wut, sondern hat sich in Mitgefühl verwandelt. Woher kommt Liebe? Dieselbe Energie, die beim Sex fließt, verwandelt sich in Liebe. Vergiss also nicht: Wenn du etwas Natürliches verurteilst, wird es zu Gift. Es zerstört dich, es wird destruktiv und selbstmörderisch. Wenn du es transformierst, wird es göttlich. Doch Transformation ist nötig.
Leute, die sich "gewaltlos" nennen, gehören zu den hässlichsten Erscheinungen der Welt. Sie sind keine "guten Menschen", denn sie unterdrücken einen Vulkan. Man kann sich mit ihnen nicht wohl fühlen; etwas Gefährliches lauert in ihnen. Man kann es spüren, man kann es anfassen; es trieft förmlich aus ihnen heraus.
Deine Wut ist halbherzig, lauwarm. Sie ist wie ein Hund, der sich nicht sicher ist, wie er den Fremdling behandeln soll. Vielleicht ist es ein Freund seines Herrn, also wedelt er mit dem Schwanz; vielleicht ist es ein Feind, also bellt er. Er tut beides gleichzeitig. Auf der einen Seite bellt er; auf der anderen Seite wedelt er mit dem Schwanz. Er verhält sich diplomatisch, damit er immer das Richtige tut, ganz egal, wie sich die Lage entwickelt. Wenn der Herr kommt und er sieht, dass der Herr freundlich ist, hört das Bellen auf, und seine ganze Energie geht in den Schwanz. Wenn der Herr böse auf den Eindringling ist, wird der Schwanz sofort anhalten, und seine ganze Energie konzentriert sich auf das Bellen. Deine Wut ist genauso. Du wägst ab, wie weit du gehen kannst, wie viel du dafür bezahlen musst: Geh ja nicht zu weit; provoziere den anderen nicht zu sehr!
Echte Wut ist etwas Schönes, weil sie total ist. So war es bei Jesus. Als er in den großen Tempel kam und die Geldwechlser mit ihren Tischen im Tempel sah, geriet er in Rage. Er wurde wütend - es war die Wut, die aus Mitgefühl und Liebe entsteht. Eigenhändig warf er sämtliche Geldwechsler aus dem Tempel und stieß ihre Tische um. Er muss wirklich sehr wütend gewesen sein, denn es ist nicht so einfach, ganz allein alle Geldwechsler aus dem Tempel zu vertreiben. Er muss die Wut selbst gewesen sein! Die Inder sind ärgerlich darüber. Sie können nicht glauben, dass Jesus erleuchtet ist - nur wegen dieses Vorfalls. Die Menschen haben ihre Vorurteile, ihre eigenen Ideen. Anstatt die Realität zu sehen, anstatt sich einen Erleuchteten wirklich anzuschauen, kommen sie mit so vielen fertigen Konzepten an, und wenn er da nicht hineinpasst, ist er nicht erleuchet. Und ich kann euch sagen:
Kein Erleuchteter passt mit euren unerleuchteten Vorurteilen zusammen - es ist ausgeschlossen.
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