weil weniger Personalkosten gezahlt werden müssen. Dies dürfte der Schaeffler-Aktie gestern den 6%-Schub nach oben gegeben haben.
Auf der anderen Seite der Medaille gibt es aber eben auch grundlegende strukturelle Schwächen im Auto- und Industrie-Geschäft (siehe #9604).
Das Arbeitsamt würde die Personalkosten aus der Kurzarbeit nicht übernehmen, wenn es dafür keine hinreichende (negative) Grundlage auf seiten der Geschäftsentwicklung gäbe. Das Amt zahlt das Kurzarbeitgeld in der Erwartung, dass die Krise konjunkturell ist (also temporär), um längerfristig - d.h. für die Zeit, in der sich die Konjunkturlage wieder bessert - den Erhalt der deutschen Schaeffler-Standorte zu gewährleisten.
Ist das alles nun positiv oder negativ (zur Frage von crocodem in #9595)?
Hier meine Antwort (die falsch sein kann):
Zunächst das Positive:
Kurzfristig erhöht die Kurzarbeit die Gewinne, hebt also die angeschlagene Gewinnmarge. Längerfristig könnte die Zahlung des Kurzarbeitergeldes den Erhalt der Schaeffler-Werke an dt. Standorten wie Schweinfurt sichern.
Nun das Negative:
Wenn Kurzarbeit genehmigt wird, weil die Auslastung bei einigen dt. Industriebetrieben bereits in die Nähe des Corona-Tief gefallen ist (#9605), dann sieht es für diesen Wirtschaftszweig grundsätzlich schlecht aus - vor allem dann, wenn man (wie ich) davon ausgeht, dass die aktuelle Krise der deutschen Industrie nicht konjunkturell (wie das Arbeitsamt hofft), sondern strukturell bedingt ist. Die strukturelle Verschlechterung rührt her von drastisch gestiegenen Energiepreisen in D. (Sanktionsfolge) sowie erstarkter Konkurrenz aus China. Hinzu kommt mögiche Kaufzurückhaltung für dt. Produkte in China wegen der dt. Beteiligung am Ukrainekrieg.
In diesem Sinne bedeutet das Kurzarbeitergeld nur einen AUFSCHUB der Werksschließungen in D. Das KA-Geld erhöht kurzfristig die Gewinne, führt aber dazu, dass die unwirtschaftliche Produktion in D. länger als sonst fortgeführt wird.
MMn (die wie gesagt falsch sein kann), müssen die Standorte in D. wegen der strukturell stark verschlechterten Bedingungen früher oder später ohnehin zumindest teilweise geschlossen werden.
Ob bei der Kursentwicklung das Positive oder das Negative stärker gewichtet wird, hängt mMn von der Charttechnik ab.
D.h. wenn die News bereits gekommen wäre, als sich die Schaeffler-Aktie noch im starken Downtrend seit Mai befand, hätte sie den Kurs eher um 6% gedrückt, als ihn um 6% zu heben. Dann hätten nämlich die Shortseller ihre Posis weiter vergrößert. Jetzt hingegen, im auch saisonbedingten Uptrend, führt diese News eher zur Reduzierung von Shortpositionen.
Fundamental bleibt die Kurzarbeiter-News mittelfristig schlecht, nur kurzfristig ist sie (für den Zeitraum, in dem das KA-Geld gezahlt wird) m. E. auch positiv.
D.h. wenn Schaeffler angekündigt hätte, den Standort in Schweinfurt zu schließen, wäre die Aktie sicherlich noch viel stärker gestiegen, vielleicht sogar um 20%.
Politisch wäre eine sofortige Werksschließen allerdings heikel bis schwierig, weil ja auch Scholz, Habeck und Co. "ganz fest überzeugt" sind, dass die aktuelle Krise nur eine Konjunkturkrise sei und der Aufschwung gemäß Kinderbuch-Wirtschaftsminister Habeck schon seit langem "unmittelbar bevorstehen" soll.
In dieser Gemengelage bietet es sich für Rosenfeld dramaturgisch an, zuerst das Kurzarbeiter-Ding durchzuziehen (gibt Schonfrist bis März) - und erst dann, wenn bis dahin keine Besserung der Auftragslage eingetreten ist (was ich befürchte), einige dt. Standorte "leider doch" zu schließen. |