Lebenstraum Weltumradlung

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neuester Beitrag: 21.09.16 23:03
eröffnet am: 07.04.13 21:19 von: weltumradler Anzahl Beiträge: 1407
neuester Beitrag: 21.09.16 23:03 von: Catalina Leser gesamt: 374792
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14.05.13 18:44
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6713 Postings, 5419 Tage weltumradler97. Tag, 0km (6.915km), Sa. 10.06.2000

Einen Relaxtag wollte ich heute endlich mal wieder verbringen und siehe da, aus welchen Gründen auch immer ist mir dieses Vorhaben auch gelungen.

gestern Abend ist es mit 24.00 doch recht spät geworden denn ich hatte mich recht lange mit einem wandernden Leipziger unterhalten. Er war bereits schon einmal für insgesamt 3 jahre in Indien, Pakistan und Nepal unterwegs und schnell merkten wir, daß wir die gleiche Wellenlänge hatten. Er möchte nun hauptsächlich in die Berge Pakistan zum Wandern und evtl. ebenfalls mit dem Rad den Transhimalaya Highway biken oder per Anhalter mit diversen LKW`s. Schade, daß er morgen nun bereits gen Iran weiterzieht denn sonst hätten wir evtl. sogar die Besteigung des Ararat ins Auge gefaßt. Diese wäre vermutlich nicht einfach gewesen da oben doch noch recht viel Schnee liegt. Evtl. hätten wir uns gar Steigeisen besorgen müssen.

Nachdem ich heute Morgen bereits gegen 4.00 durch den Koransänger, auch Muezzin genannt, geweckt wurde habe ich mich noch ein wenig im Bett umgedreht um wenig später noch die Türkei Zusammenfassung zu schreiben.

Danach ging es erst zum PTT, und von dort aus habe ich mal wieder zu Hause angerufen. Meine Eltern wollen mir 500DM für das Telefonieren überweisen was ich eigentlich ablehnen wollte. Dann jedoch stimmte ich dem zu, da es ihnen ja auch jedes mal eine Freude beschert, meine Stimme zu hören. Bei den Anrufen habe ich dann oft ein wenig ein schlechtes Gefühl gegenüber den Einheimischen hier, denn einige Minuten entsprechen einem Tageslohn entsprechen.....

Danach habe ich mich noch ein wenig Black Beauty zugewandt, um die Kette zu reinigen. Ein Flicken meiner Schläuche war ebenfalls undicht und ich hoffe, daß dies nun behoben ist.

Morgen möchte ich nun die Ishakpasa Sarayi besichtigen, einem Palast, der ca. 6km außerhalb der Stadt auf einer Anhöhe liegt.

Gruß Weltumradler  

14.05.13 19:04
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6713 Postings, 5419 Tage weltumradler98. Tag, 0km (6.915km), So. 11.06.2000

Nach schlafreicher Nacht bin ich erneut gegen 6.00 aufgestanden und habe mir erst einmal einen Kaffe gebrüht sowie eine weitere Karte geschrieben.

Danach habe ich den Palast Isahak Pasa Saragi besichtigt welcher sich ca. 6km auf einem 250m höheren Plateau befindet. Auf dem Weg dorthin hatte ich eine tolle Sicht auf den dieses mal wolkenlosen Ararat.

Einzigster Wehrmutstropfen beim Anstieg war das vorbeiradeln am ehemaligen Eski Dogubayazit, welches 1939 durch die türkische Armee während eines Kurdenaufstandes völlig zerstört wurde.

Der Palast selbst hat mir äußerst gut gefallen und hat osmanische, persische, georgische und armenische Elemente. Von diesem Palast aus wurde die Verlängerung der Seidenstraße auf dem Weg nach Persien kontrolliert.

Danach ging es wieder in das Hotel und den Nachmittag verbrachte ich mit dösen sowie dem Fußballspiel der Türkei - Italien. Die EM 2000 hatte gerade begonnen und mein Herz schlug natürlich für die Türken, leider vergebens. 2 neuseeländische Touristen sind ebenfalls hier, und so berichtete ich ihnen von meiner 5 1/2 monatigen NZ Tour im Jahre 92/93.

Gruß Weltumradler  

14.05.13 19:49
2

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler99. Tag, 0km (6.915km), Mo. 12.06.2000

So langsam aber sicher werde ich doch unruhig, denn das Päckchen von meiner Schwester ist immer noch nicht eingetroffen, ebenso konnte sie telefonisch nicht erreicht werden. Da das Nächtigen für 2 Mio. Lira verhältnismäßig günstig ist, für unsere Einkommensverhältnisse wohlgemerkt, macht es mir auch nichts aus noch weitere 2 Nächte hier zu bleiben.

Bei einem Stadtbummel ist mir besonders ein mehrstöckiger Neubau aufgefallen, bei dem Holzstämme die neu betonierte Decke stützten, diese wurden wie Stahlsprieße eingesetzt. Die Berufsgenossenschaft bzw. Baubehörde hätte bei uns ihre wahre Freude gehabt.... Wenig später sah ich dann einen "Eisverkäufer", der sein quadratisch, praktisch ca. 1m langen "Eisstangen" durch die Stadt transportierte. Der Eiswagen triefte vor sich hin und das nasse Gut ersetzte vermutlich den Kühlschrank.

Auf der Post gab ich ein Päckchen auf das sage und schreibe 11 Mio. Lira kostete, für gerade einmal 450 Gramm - die Filme waren dies mir wert.

Jetzt werde ich mir noch das Fußballspiel Deutschland - Rumänien ansehen und dann den Abend gemütlich ausklingen lassen.

Gruß Weltumradler  

15.05.13 17:07
2

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler100. Tag, 0km (6.915km), Di. 13.06.2000

Man, was war das nur für ein übles Gekicke gestern gegen die Rumänen. Über ein 1:1 ging es nicht hinaus und bereits gegen 21.00 ging ich schlafen.

Heute dann hatte ich das Hotelzimmer fast überhaupt nicht verlassen, sondern die Zeit mal wieder mit Schreiben verbracht. In diesen Momenten merke ich doch, daß ich gedanklich hier noch nicht unbedingt angekommen bin, und mich viel mit den Daheimgebliebenen beschäftige. U.a. gab es ein Kärtchen an meine alte Firma, möchte mir evtl. doch ein Hintertürchen bei einer möglichen Widereingliederung offen lassen. Wir hatten uns ja nicht im Streit getrennt, sondern es war mein Wunsch noch einmal etwas Außergewöhnliches zu machen und wenn nicht jetzt, wann dann..... Außerdem weiß ich, daß auch dort einige Leute ein Interesse an meiner Reise haben.

Immer noch warte ich auf das Päckchen, und so hätte ich doch einen kleinen Grund meinen 100. Tourtag auch gebührend zu feiern. Vor 50 Tagen stand ich auf dem Olymp, jetzt bin ich 30km vor der iranischen Grenze und nur Gott weiß, wo ich in 50 Tagen sein werde. Wenn alles glatt läuft müßte dies mitten in Pakistan sein......

Das einzige was mich derzeit doch ein wenig stutzig macht ist die Tatsache, daß das Päckchen immer noch nicht hier ist. Laut Aussage der heimischen Post sind Pakete normalerweise 10 Tage unterwegs, und meine Schwester hatte es ja bereits vor 14 Tagen auf Reisen geschickt. Ganz schlecht ist auch die Tatsache, daß meine Schwester keine Irankarte in Freiburg auftreiben konnte, und ich somit nur die Weltkarte als Orientierung habe.....

Na, wer sagt`s denn, freudestrahlend kamen mir die PTT Beamten entgegen um mir das Päckchen zu überreichen. Es war vollständig und somit wieder einmal Weihnachten für mich im immer wärmer werdenden Osten Kurdistans. Danach hatte ich mir noch ein paar Bierchen gekauft, denn in den nächsten Wochen/Monaten werde ich auf diesen Muntermacher verzichten müssen. Hier im Osten der Türkei wird man schon einmal freundlich darauf hingewiesen, daß Alkohol nicht in der Öffentlichkeit zu trinken sei. Im Hotel hieß die für mich, daß ich mich hierzu auf mein Zimmer zurückziehen mußte.

Nach 2 englischen Touris zufolge soll das Reisen im Iran absolut problemlos sein. Die eigentlichen schwierigen Teile sollen erst erst im Süden Pakistans, also in Beluchistan beginnen.

Gruß Weltumradler  

15.05.13 17:25
3

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler11. Einwurf - Prinzipentreue, was ist das?,

für mich ein ganz wichtiges Thema, und eine davon ist die, daß sich jeder weltreisende versuchen sollte, sich den gegebenheiten des jeweiligen landes anzupassen.

für mich als radler war z.b. klar, daß ich ab dem Iran mit langen hosen unterwegs zu sein, auch bei 40 grad Celsius, weil es sich im Iran einfach nicht gehört, blanke haut zu zeigen.

das alkohlverbot in islamischen ländern sollte daher auch beachtet werden, auch wenn dieser stoff der träume ohne probleme zu besorgen war.

eines meiner prinzipien war auch keinen wegzoll zu bezahlen. heute sind es 5 US$ für die weiterfahrt, morgen für andere Touristen bereits 10$.... ich kam ohne schmiergelder aus und habe es der kommenden touristengeneration nicht schwerer gemacht.

betteln, in der regel habe ich nichts gegeben, groß auch keine souvenirs von kindern gekauft.

entwicklungshilfe während meiner tour bedeutete für mich, möglichst vielen einheimischen, einfachen leuten meine kohle zukommen zu lassen - so vermied ich es z.b. in touristen restaurants wiener schnitzel zu essen.

es gibt noch etliche andere bsp. doch werde ich hier gegebenenfalls genauer eingehen. ich persönlich finde es doch wichtig gerade bei einer solchen tour sich gewisse Prinzipien aufzuerlegen und diese dann auch entsprechend zu befolgen.

wieso sollte ich bei einer 1.000 frage nach meiner Herkunft nicht genauso höflich antworten als beim ersten mal. der fargende kann doch nichts dafür daß er erst so spät fragen durfte... ich hoffe ihr versteht was ich meine.

gruss weltumradler  

15.05.13 19:38
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6713 Postings, 5419 Tage weltumradler101. Tag, 115km (7.030km), Mi. 14.06.2000

Wie schon fast vermutet hatte der heutige der heutige Tag im Gegensatz zu den letzten doch wieder einiges mehr zu bieten. Wie in den letzten Tagen auch bin ich gegen 6.00 aufgestanden, und habe mich erst einmal mit Kaffee gestärkt. Ich ging an die Rezeption, beglich die letzte noch nicht bezahlte Nacht, verschenkte eine unnötig schwere Jeans sowie die nicht (mehr) gebrauchten Türkei, Syrien, Jordanien Reiseführer, ein nach Hause schicken war mir zu teuer, und gab den zwei eifrigsten Helfern jeweils 2 Mio. Lira Trinkgeld.

Endlich war es soweit, und ich war wirklich froh zusammen mit Black Beauty wieder on the road zu sein. Mit Schrecken mußte ich jedoch gleich zu Beginn feststellen, daß irgend etwas mit der Schaltung nicht in Ordnung war. Es konnten gerade einmal noch 5 Gänge geschaltet werden. Meine Vermutung war die, daß an dem "öffentlich" zugänglichen Rad von irgend welchen Hotelgästen gespielt wurde.

Trotz diesem Defekt gab es für mich kein halten mehr, denn ich wollte heute noch unbedingt Neuland, in Form vom Betreten des Irans, sehen. Der Rückenwind war stark, es ging zudem bergab und somit konnte mühelos ein Schnitt von mehr als 30km/h gefahren werden. den Blick dabei hatte ich immer auf den freien Ararat gerichtet. Zwischendurch versuchte ich jedoch die Schaltung zu reparieren, leider vergeblich.

Nach exakt 6.954km erreichte ich die Grenze zum Iran, und war somit insgesamt 2.511km in der Türkei unterwegs. Die Ausreise aus der Türkei war problemlos, es fand nicht einmal eine Gepäckkontrolle statt. Die Einreise in den Iran ebenfalls, obwohl ich doch erhebliche Bedenken hatte, daß meine türkisches Papier einen Einreisevermerk mit meinem Ausweis hatte, und die Einreise in den Iran über die Reisepaß verlief. Generell hatte ich schon ein etwas mulmiges Gefühl dieses "gefährliche" Terrain zu betreten, denn in unserer westlichen Welt hört man ja nichts Gutes über das Land.

In dem Grenzort Bazargan viel dann gleich eine Meute von "Schwarztauschern" wie Geier über mich her und wollten harte Währung in Form von Dollars oder DM. Mir wurde das alles zu viel und schnellstmöglich flüchtete ich aus diesem iranischen Grenzort. Obwohl ich mich nun im Iran befand hatte ich weder Rial noch Irankarte. Kurz nach dem Ortsausgang kam dann noch einmal ein Auto und bei diesem tauschte ich 100 DM zu 380.000 Rial.

Vom Rückenwind gepushed ging es dann nach Macon wo ich als erstes ein Fahrradgeschäft aufsuchte. Die Herren ließen alles liegen und montierten mir schnellstmöglich einen Schalthebel, der natürlich nicht mit dem der LX Ausstattung zu vergleichen war. Die Schaltung war zwar nicht mehr so "idiotensicher" wie zuvor aber sie funktionierte.

Macon selbst erstreckt sich auf einer Länge von 6-8km und extrem steil abfallende Felswände auf der linken Seite prägen das Stadtbild. Mir selbst hat der Ort recht gut gefallen. Richtig glücklich war ich dann, als ich eine Irankarte auftreiben konnte, welche jedoch ausschließlich mit "farsischen" (persischen) Schriftzeichen versehen waren. Für mich waren dies Hieroglyphen, die ich nicht deuten konnte. besser wie nichts denn ich könnte ja auch Einheimische fragen dachte ich mir. Sicherheitshalber notierte ich mir einige Städte in der mir gewohnten Schreibweise.

Ich stärkte mich mit 2 riesen Hamburgern, 1,5l Limo und zahlte hierfür 7.500 Rial was ca. 2DM entsprach. Hier im Iran möchte ich deutlich unter 15DM/Tag auskommen da ich in der Türkei doch recht viel Geld ausgegeben hatte.

Es ging weiterhin für ca. 20km bergab, und aufgrund des extrem starken Windes waren Staubwolken am Horizont zu erkennen. Diese Wolken waren so dunkel daß man hätte meinen können es würde jederzeit anfangen zu regnen. Die Landschaft hier ist sehr trocken, Gräser sind äußerst rar und somit kein vergleich mehr zum anatolischen Hochland, welches ich äußerst grün in Erinnerung habe.

Die Leute stehen einem in der Gastfreundschaft gegenüber den Türken in nichts nach. Für 2 Limos, welche ich in einem Ort trank und zahlte, brachte mir der vermutliche Besitzer des Geschäftes das Geld wieder zurück zu meinem Fahrrad. gehupt wird noch mehr als in der Türkei, auch ist der Asphalt vom Allerfeinsten. Ich bin schon lange nicht mehr auf einer solch guten Straße gefahren. Der verkehr hält sich auf der E32 ebenfalls in Grenzen.

Gruß Weltumradler  

15.05.13 19:49
4

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler17. Wissenswertes - Farsi

anbei mal etwas für die sprachbegabten unter euch.

http://de.wikipedia.org/wiki/Persische_Sprache

oder

http://fa.wikipedia.org/wiki/...%D9%87%D9%94_%D8%A7%D8%B5%D9%84%DB%8C

und zuletzt noch ein google übersetzter, taugen zwar nichts, aber ihr könnt ja mal was eingeben wie z.b. "guten abend".

http://farsi.free-dict.de/


vielleicht könnt ihr euch jetzt vorstellen wie schwer die orientierung im iran war, da viele ortsschilder nur in der heimischen sprache beschrieben waren.

gruss weltumradler  

16.05.13 17:40
3

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler102. Tag, 135km (7.165km), D0. 15.06.2000

Es ist bereits 21,30, saß bis vor wenigen Minuten noch im Sattel, und werde diese Nacht mal wieder oben ohne verbringen. Zudem haben wir Vollmond, es herrscht eine leichte Briese und sorgt somit für eine leichte Abkühlung.

Der heutige Tag begann so wie der gestrige, und zwar mit extrem starken Rückenwind. Durch die optimalen Straßenbedingungen waren teilweise abermals 30km/h möglich. Außerdem hatte ich heute freie Sicht auf die Berge und keine Staubwolken versperrten diese. Die Berge müßten wohl größtenteils aus Kalkstein bestehen.

Eingekauft habe ich in Evgonly, und ob man mir dort wirklich mein Radio und Messer gestohlen hat kann ich nicht beweisen, auf alle Fälle fehlten diese Gegenstände heute Abend. Das Messer könnte ich jedoch im Hotel haben liegen, lassen und das Radio während einer meiner Fotosessions. Immer wenn fotografiert wird nehme ich das Radio aus der Lenkertasche und lege es auf den Gepäckträger ab. Diese beiden Fehlteile haben zwar einen faden Beigeschmack, trüben jedoch nur kaum meine ersten Eindrücke.

Unterwegs traf ich dann 2 Motorradfahrer aus Heidelberg, die innerhalb der letzten 3 Wochen von Indien hierher getunt sind. Vor allem warnten sie mich vor der Hitze im Süden des Landes, welche geradezu "mörderisch" gewesen sein soll. Zum Abschluß schenkten Sie mir ihren Iran Reiseführer. Ich war wirklich happy jetzt wenigstens etwas über das Land erfahren zu können, indem ich unterwegs war. Dies ist schon wichtig, denn ich möchte mir hier ja mehr Hotelaufenthalte gönnen, als in den Ländern zuvor. Als Gegenleistung wurden vom Weltumradler einige Fotos geschossen sowie eine Videoaufnahme gedreht. Hierzu mußte ich Black Beauty besteigen und eine Runde drehen. Ich merkte wie die 2 mich bewunderten und alleine die Tatsache, daß ich größtenteils draußen übernachte löste ungläubiges Kopfschütteln aus. Mein Argument gegenüber den beiden war das gleiche wie bei dem griechischen Hirten, ich betonte so nah wie möglich der Natur sein zu wollen und die Luft einfach besser wäre als in jedem Hotel.

Kurz vor Marand war ich eigentlich schon bei der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz als ich eine iranische Familie am Straßenrand sitzen sah. Sie luden mich zum Cay trinken ein und da der älteste Sohn, ca. 17 Jahre alt, gutes Englisch sprach konnten wir uns auch entsprechend unterhalten. Sie waren auf dem Weg zu einem Bruder und auf eine Party eingeladen. Sie luden mich hierzu ein und ich ließ mich nicht zweimal bitten. Sie fuhren im Auto voraus, ich mit Black Beauty hinterher doch an dem vereinbarten Treffpunkt hatte ich sie nicht gefunden. vielleicht war es ja auch ein Mißverständnis.

Es war jetzt ja schon relativ spät und ich fragte einen bauer bzw. Schäfer ob ich mein Zelt auf deren Gebiet aufschlagen durfte doch dieses wurde verneint. So mußte ich noch einen Hügel von ca. 200hm erklimmen und habe heute Nacht nun einen Blick bei Vollmond auf diese Stadt.

Gruß Weltumradler  

16.05.13 18:22
2

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler103. Tag, 89km (7.254km), Fr. 15.06.2000

Obwohl ich erst 3 Tage im Iran bin finde ich mich bereits heimisch. Dies liegt vermutlich daran, daß ich das Gefühl habe, daß die Gespräche nicht so oberflächlich sind wie z.B. in der Türkei oder Griechenland.

Nach 3 Kaffee am Morgen hatte ich genügend Doping in mir, sodaß der erste Anstieg von ca. 4 km kein Problem war. Danach folgte ich wie in Griechenland einer Autobahn, doch dies scheint hier für Radler kein Problem zu sein. Bei Stopps erzählte ich dann, daß man in Deutschland im Radio vor Radfahrern warnt und jedes mal erntete ich ein Lachen meiner Zuhörer.

Heute hatte ich dann auch noch meinen ersten fahrerisch verursachten Platten, der Nagel steckte noch. In Tabriz mußte ich dann nochmals flicken, da der erste nicht dicht war. Entweder bin ich aus der Übung oder der Kleber taugt nichts. Das Vorderrad ist ebenfalls leicht undicht, sodaß alle 1 1/2 Tage aufgepumpt werden muß.

In Sufanjan, nach gut 20 km herrlichster Vulkanlandschaft, wurde erst einmal gefrühstückt, natürlich am gedeckten Tisch mit 3-5 Iranern. Ali, ein strammes Mannsbild, sagte mir, daß vor kurzem erst ein Türke hier vorbeigewandert sei, der auf dem Weg nach Indien unterwegs ist. Über diesen Mann hatte ich im letzten Hotel auch eine Reportage gesehen. Es gibt also noch verrücktere wie mich. Morgen soll übrigens das Spiel Deutschland gegen England übertragen werden, sodaß ich dann wohl ein Hotel aufsuchen werde.

Da der Freitag im Islam unserem Sonntag entspricht, waren heute sehr viele Ausflügler unterwegs. Zudem sah ich auf einer Abfahrt in die Millionenmetropole Tabriz mehr Radfahren als in den letzten beiden Ländern zuvor. Vielleicht ist der Radsport im Iran ja ähnlich populär wie bei uns? Die meisten waren recht professionell ausgerüstet und in KURZEN Hosen unterwegs. Ich wurde natürlich ständig begrüßt und auf meine Frage, ob dies denn kein Problem sei antworteten sie "no". Viele hier im Iran wollen meine Adresse sowie meine Unterschrift. Ich komme mir dann als vor wie ein Fußballstar.

In Tabriz aß ich erst einmal wieder 2 Sandwichs, trank Fanta und wieder einmal sollte ich nichts bezahlen. ich sei doch Gast und welcher Gast hat zu zahlen? In diesem Falle bestand ich jedoch auf das Zahlen und somit wurde das Geld entgegen genommen.

Aus der Fahrt außerhalb der Stadt hatte ich dann ein wahrlich einmaliges Erlebnis. Ein Busfahrer mit offener Tür, bei dieser Hitze wird nicht mit geschlossener gefahren, unterhielt sich ca. 1 1/2 km mit mir während des Fahrens. Die Autofahrer kommen mir mindestens so rücksichtsvoll wie bei uns vor, kein Vergleich zu den letzten beiden Ländern.

Gruß Weltumradler  

16.05.13 18:43
2

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler12. Einwurf - was tun bei einladungen

leider habe ich die "richtige?" verhaltensweise erst einige wochen später kennengelernt, und habe somit zu beginn der reise einladungen wohl auch zu schnell angenommen.

wie ich später von einheimischen erfuhr, soll man erst einmal freundlich ablehnen. der einladende wird von der Religion aus geradezu empfohlen fremde einzuladen, auch wenn er dies eigentlich gar nicht möchte. bei der 2. Einladung meint es dieser dann schon ernst doch sollte erst bei der dritten angenommen werden. vielleicht hat deshalb auch das treffen am 2. tag nicht stattgefunden, wer weiß.

gruss weltumradler  

16.05.13 20:08
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6713 Postings, 5419 Tage weltumradler104. Tag, 146km (7.400km), Sa. 16.06.2000

Nach schlafreicher Nacht ging es heute morgen für ca. 20km bergauf, um danach die gleiche Strecke abwärts nach Bostang Abad zu fahren. Die Landschaft ähnelte doch sehr die dem anatolischen Hochland, auch wenn die Vegetation wesentlich spärlicher war. Im Ort selbst sprach so gut wie keiner Englisch und man ließ mich in aller Ruhe essen.

Nach 1 Stunde Siesta ging es für weitere 20km leicht bergauf und der Anstieg konnte gar im Mittleren Ritzel bewältigt werden. Das Streckenprofil ist hier im Iran relativ einfach, die großen Unbekannten sind der Wind sowie die immer heißer werdenden Temperaturen. Derzeit haben wir so ca. 30 Grad Celsius im Schatten, auf dem Asphalt sind die Temperaturen natürlich wesentlich höher. Der Wind bläst immer, auch nachts, und dies resultiert vermutlich durch die starken Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht.

Wirklich schade ist, daß auf den "Pässen" keine Höhenangaben sind, denn heute näherte ich mich bestimmt der 2.000er Marke.

Die nächsten 60!!! km ging es fast ständig leicht bergab, und somit liegt mein Nächtigungsziel Miyane relativ flach. Eigentlich wollte ich diese 60km weniger fahren doch im ursprünglich angedachten Nächtigungsort Ghareh Shaman gab es kein Hotel, sodaß ich mich für`s Bolzen entschied. Die ganze Zeit über folgte ich einem Fluß und teilweise glichen die Grünflächen kleinen Oasen. Die Abfahrt war recht kurvenreich und machte trotz ständigem Treten spaß. Zuletzt ging es dann wieder entlang des rötlich schimmernden Lavagesteins.

Nach über 7h reiner Fahrzeit übernachte ich heute erstmalig im Iran in Miyaneh in einem Hotel. In dem Ort ist es schwül/heiß und habe jetzt vermutlich die höchsten Temperaturen seit beginn meiner Tour


Am Abend möchte ich mir das Fußballspiel Deutschland gegen England anschauen, auch wenn ich derzeit recht müde bin. Daß ich heute so weit fahren würde hätte ich zu beginn nicht gedacht, doch fand ich unterwegs einfach kein Hotel. Möchte es morgen auf alle Fälle locker angehen lassen.

Für die Nacht im Hotel sollte ich ursprünglich 70.000 Rial bezahlen, der Preis konnte um die Hälfte gedrückt werden. Immer noch ein stolzer Preis für den Iran, doch ist es wohl ein recht nobles Hotel und die Dusche sowie Klimaanlage funktioniert. Am Nachmittag habe ich dann noch bei den Eltern angerufen und wie an der Rezeption mußte ein Formular ausgefüllt werden. Wichtig in beiden Fällen war "the name of the father", meinen wollten sie gar nicht wissen.

So, in 20 Minuten beginnt das Fußballspiel und so langsam werde ich Richtung Salon aufbrechen, um mir den Fernseher einstellen zu lassen. So wie es ausschaut bin ich der einzigste Gast.

Gruß Weltumradler  

17.05.13 16:31
3

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler105. Tag, 85km (7.485km), So. 18.06.2000

Nach einem müden Kick, welches die Deutschen 1:0 verloren hatten, bin ich gegen 1:00 ins Bett gegangen. Obwohl ich hundemüde war, konnte ich aufgrund eines Blutsaugers nicht gut schlafen, und saß bereits gegen 8.00 wieder im Sattel.

Den ganzen Tag über ging es bergauf, wobei ich 2 Flußbetten folgte. Bei insgesamt 2 Tunnel Durchfahrten mußte ich meine Taschenlampe aus der Satteltasche holen, und das Sichtfeld war leider ein wenig eingeschränkt. Etwas Muffen hatte ich schon, da ich ja ohne Rücklicht fuhr, Nachtfahrten wollte ich eigentlich vermeiden. Die Anstiege waren recht locker zu meistern, und konnten mit dem mittleren Ritzel bewältigt werden.

Zum Frühstück gab es dann mal wieder etwas typisch iranisches, und zwar Fladenbrot mit Honig, Sud sowie Cay. Nach gut einer halben Stunde Pause fuhr ich weiter und von nun an wurde das Wasser des Flußes, sofern dieser überhaupt noch welche hatte, für ausgiebige Landwirtschaft genutzt. Angebaut wird hier hauptsächlich Getreide sowie Reis. Die Feldarbeit wird "gleichberechtigt" verrichtet, im Gegensatz zur Türkei wo fast ausschließlich die Frauen zu sehen waren. Die großen Strohhüte, die dabei getragen werden, erinnern doch stark an die Reisbauern aus Fernost.

Überall entlang der Straßen hört man das Knattern der Generatoren, die das Grund-? Wasser in die Felder befördern. Die Grünstreifen entlang des Flußbettes erstrecken sich so 100-500m in der Breite, ansonsten dominiert ausgetrocknete Steppe das Landschaftsbild, ein äußerst interessanter Kontrast, bei dem das Radeln viel spaß macht.

Der LKW Verkehr ist zwar recht stark, und da der Standstreifen aus Schotter ist fahre ich wenn möglich auf der Straße, muß allerdings auf der Hut sein. die Fahrer sind nach wie vor äußerst rücksichtvoll und einer von ihnen hat mich zum Rührei mit Fladenbrot und Cay eingeladen. Genau solche Begegnungen sind mein tägliches Doping welche mich ständig antreiben, auch wenn es manchmal schwer fällt.

Die Sonne ist soeben unter gegangen, und obwohl dunkle Wolken am Himmel zu sehen sind, werde ich heute Nacht oben ohne schlafen. Obwohl ich bergauf gefahren bin, kamen mir die Temperaturen noch heißer und schwüler vor als die Tage zuvor. Ich nähere mich immer mehr der Wüste Lut und mußte u.a. an die Warnungen der Heidelberger Motorradfahrer denken. Noch trennen mich ca. 500km zu deren Ausläufern, und was erwartet mich dann?

Gruß Weltumradler  

17.05.13 17:01
4

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler106. Tag, 124km (7.609km), Mo. 19.06.2000

Na ja, das mit keinem Zelt aufbauen war wohl so ein Wunschdenken meinerseits, denn kaum hatte ich dies geschrieben begann es gestern auch zu tröpfeln. Am Morgen begrüßte mich dann ein älterer Herr auf einem Esel reitend, den ich am Abend zuvor schon gesehen hatte. Ob dieser nur aus Langeweile hier war, oder evtl. gar nach dem rechten gesehen hatte kann ich nicht beurteilen.

Weiter ging es nach Zanjan, immer noch für ca. 50km leicht bergauf, und teilweise löste der Obstanbau den Reisanbau ab. Unterwegs sah ich immer mal wieder kleinere Dörfer und die Häuser hatten eine Rundkuppel als Dach, viele bestanden aus Lehm. Könnte mir gut vorstellen, daß die Bäume weniger Wasser brauchen als der Reis, vielleicht liegt es auch an der zunehmenden Höhe. es wurde trotzdem immer grüner um mich herum, eine für den Iran bisher nicht gekannte Tatsache.

In Zanjan selbst stärkte ich mich erst einmal mit einer Limo, man kann ja nicht nur immer Wasser trinken, sowie 2 verpackten Kuchen. Diese süßen Teilchen ersetzen mir die gewohnten Schokoriegel aus der Türkei. Der erste Hunger war gestillt und so machte ich mich auf die Suche nach einer Snackbar und verdrückte dort 2 Hamburger und trank 2 weitere Limos. Die Snackbars kann man in keinster weise mit Mc Donald vergleichen und die Sandwiches schmecken vorzüglich. Die Verpflegung hier ist für unsere Verhältnisse günstig und so komme ich ohne Probleme für 10DM pro Tag über die Runden.

So langsam aber sicher habe ich das Gefühl, daß der Rummel um meine Person weiter zunimmt. Alle scheinen nicht begeistert zu sein, und so habe ich mir heute ein Brandfleck bei meiner aufblasbaren Isomatte einfahren. Vielleich war es ja nur eine Unachtsamkeit eines Rauchenden, vielleicht aber auch Absicht. Meine gute Isolation ist evtl. dahin, doch zukünftig werde ich vermutlich eh nur noch auf dem Schlafsack schlafen.

Zuletzt ist es dann dank Rückenwind und Gefälle recht flott gelaufen, zumindest für die letzten 15km. ich bin mal gespannt ob ich heute Nacht eine ruhige habe, denn einige Leute haben mich mein Zelt aufbauen sehen und zudem grüßte ich 2 Mopedfahrer.

Gruß Weltumradler  

17.05.13 17:41
3

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler107. Tag, 117km (7.726km), Di. 20.06.2000

Eine Woche bin ich nun im Iran und bin im Schnitt 110km pro Tag gefahren. Mich nervt mein Monatsvisa und ob ich dieses verlängert bekomme wird sich erst noch zeigen. Wenn nicht, wird sich an dieser "Hetzjagd" wohl nichts ändern.

Die Anfangseuphorie über dieses Land schwindet allmählich und ich beginne ein wenig genervt zu sein. Überall wo ich hinkomme ist man mir gegenüber äußerst freundlich, doch haben die leute wohl auch eine gewisse Erwartungshaltung, welche ich befriedigen sollte/möchte. Immer öfters werde ich nach meiner Adresse gefragt und ein Touris, den ich noch in der Türkei getroffen hatte meinte, daß diese dazu benützt werden würde um einen Freund bei einem evtl. Visaantrag angeben zu können. Ob dies wirklich so ist weiß ich nicht, doch werde ich zukünftig keine Adresse mehr herausgeben, doch eine Falschangabe möchte ich auch nicht machen.

Dem Thema Alkohol ist man überhaupt nicht abgeneigt, so wie ich das ursprünglich gedacht hatte. Viele sprechen mich auf Whisky und Wodka an, und ich teile ihnen dann mit, daß ich abends schon ein Bier trinke. Bei meinem ersten Stop heute kurz vor Thakestan bot man mir einen Whisky an, welcher in einer Spriteflasche getarnt war. Der Verkäufer sah eigentlich aus wie ein Eisverkäufer und hatte redlich Kundschaft. Er bat mich doch einen zu nehmen doch lehnte ich dankend ab. Um nicht unhöflich zu wirken hatte ich nur gerochen und mußte feststellen, daß dies wohl ein äußerst übler Fusel war. Der Stoff aus dem die "westlichen" Träume sind stammt aus der Türkei, und kostet angeblich 10US$ auf dem Schwarzmarkt. Immer wieder kamen Radler zu dem Eisverkäufer um einen Schluck zu nehmen. Für 1US$ bot man mir außerdem 10.000 Rial an, den mit Abstand besten Kurs während meines Iran Aufenthaltes. Da ich das Geld im Rucksack verstaut hatte, und hier nicht noch mehr auffallen wollte, lehnte ich dankend ab. Zukünftig werde ich jedoch immer ein paar Dollar griffbereit haben.

Für 9.000 Rial hatte ich kurz vor Araj  übrigens Hühnchen mit Reis und Brot gegessen, eine Cola sowie einen Cay getrunken.

Gruß Weltumradler  

17.05.13 19:38
3

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler108. Tag, 143km (7.869km), Mi. 21.06.2000

Heute morgen bin ich bereits gegen 6.00 aufgestanden und mußte feststellen, daß das gestern geflickte Rad nicht dicht war, und abermals geflickt werden mußte. Der Flicken hielt ebenfalls nicht, und so langsam aber sicher muß ich doch an meine Qualitäten zweifeln - oder liegt`s doch an der Hitze bzw. dem Kleber?

Trotz allem fühlte ich mich zu Beginn des heutigen Tages bärenstark, und hatte bei einem 30km langen Anstieg keinerlei Probleme. Kurz vor Araj mußte eine ca. 1,5km lange Rampe im ersten Gang erklommen werden, den Rest konnte ich mit dem mittleren Ritzel bewältigen. Abermals erinnerte mich die Landschaft an das anatolische Hochland, für iranische Verhältnisse war der Streckenverlauf jedoch äußerst kurvenreich. Den höchsten Punkt schätzte ich auf ca. 2.500Hm, aufgrund der hohen Lufterwärmung ist es jedoch diesig und somit keine Fernsicht möglich. Nach Erreichen der Paßhöhe ging es eigentlich nur noch geradeaus, sodaß stures Treten angesagt war. Es wurde nun zunehmend windiger und entweder hatte ich Seiten- oder Gegenwind.

Fast die ganze Fläche wurde für den Getreideanbau genutzt, und ob diese gar auch mit der Sichel geerntet wird weiß ich nicht.

Nach gut 3h Fahrzeit erreichte ich den Ort Razan und stärkte mich mit 2 Fladenbrote, 3 Stückchen Kuchen sowie einer Limo. Irgendwie habe ich das Gefühl, daß die Leute nun zunehmend reservierter mir gegenüber werden, so habe ich zumindest meine Ruhe.

Auch heute hat mich ein Polizist vor seinen Landsleuten gewarnt. Er meinte, daß sie nichts zu essen hätten und kriminell werden würden. Gestern, bei der Suche nach einem geeigneten Zeltplatz sah ich zuerst einige Spritzen im Graben liegen und fuhr weiter. Später bezeichnete ein Polizist die Leute eines Dorfes als Bastarde und machte nur eine kurze Handbewegung... - Kehle durchschneiden.

Ich fuhr natürlich noch weiter.....

Von Razan aus folgte ich dann einer 2 spurigen Schnellstraße/Autobahn. Aufgrund eines immer stärker werdenden Gegenwindes, immer weniger werdender Luft im Reifen erreichte ich nach 8,5h Fahrzeit völlig entkräftet die 400.000 Einwohner zählende Stadt Hamedan.

Ein älterer Herr fuhr gut einen km mit dem Auto neben mir her, wir unterhielten uns und dann hielt ich plötzlich an. Mir wurde schwindelig, begann heftigst zu zittern und setzte mich auf den Bordstein. Ich war überhaupt nicht mehr ansprechbar und wollte nur meine Ruhe. Der heutige Tag, bzw. die letzten waren dann wohl doch ein wenig zu viel des guten gewesen, und ich war sichtlich am Ende. Vielleicht hatte ich einen Sonnenstich oder leidete doch nur unter einem Hungerast. Der ältere Herr gab mir frisches Wasser zu trinken, einen Teil einer Honigmelone und nach einigen Minuten ging es mir schon wieder besser. Leider mußte ich mich dann recht schnell von dem hilfsbereiten Mann trennen, da ich ja noch unbedingt ein Hotel aufsuchen mußte und es mittlerweile ja schon 19.00 war. Völlig genervt fuhr ich dann weiter durch die Stadt und fand eine Bleibe für 15.000 Rial, das Nachbarhotel verlangte 200.000!!!....

Man unterscheidet hier ganz offensichtlich zwischen Einheimischen und Touristen. Richtig stinkig wurde ich dann erst recht, als man für das Abstellen von Black Beauty in einem Schuppen ebenfalls 10.000 Rial wollte. Der zuerst freundliche Portier und ich gerieten ein wenig aneinander doch dies legte sich wenig später. Ich meinte, daß mein Rad ja auch auf das Zimmer mitgenommen werden könnte doch dies wurde abgelehnt.

Als alles geregelt zu sein schien, und ich auf das Zimmer gehen wollte meinte ein anderer Angestellter, daß das Hotel voll wäre. Ich explodierte förmlich und man gewährte mir dann den Eintritt. Diese Vorkommnisse zeigen doch eindeutig, daß das Land für den normalen Tourismus noch nicht offen genug ist.

Ursprünglich wollte ich hier in Hamedan ja mein Visum verlängern lassen, werde es aufgrund meiner Fitness eventuell später tun, vielleicht radle ich ja doch durch. Eigentlich wollte ich heute Mutti ja noch zum Geburtstag anrufen doch hierzu war ich einfach zu genervt und platt.

Gruß Weltumradler  

17.05.13 19:53
3

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler18. Wissenswertes - Hamadan

hamadan, 1.800 m hoch gelegen und dennoch 30 grad heiß, nachts kühlt es auf angenehme 10 grad ab - im durchschnitt.

wüste lut, ich komme........

http://de.wikipedia.org/wiki/Hamadan_(Stadt)

gruss weltumradler  

17.05.13 20:35
4

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler109. Tag, 0km (7.869km), D0. 22.06.2000

Der heutige Tag sollte die Strapazen der letzten vergessen machen, und so hatte ich ihn auch begonnen. Bis 8.00!!!! habe ich durchgeschlafen, und als erstes die 2 alten Schläuche gegen neue gewechselt. Meine Vermutung ist die, dass der Asphalt einfach zu heiß ist, und sich die Flicken bzw. der Kleber aufgrund der Wärme auflöst.

Aufregung war dann mal wieder angesagt als ich hörte, dass morgen am heiligen Freitag keiner bereit wäre den Schuppen, wo Black Beauty nächtigte, zu öffnen. Wir einigten uns also darauf, daß ich mein Rad mit auf das Zimmer nehmen durfte.

Danach habe ich mich nochmals für 2 Stunden auf`s Ohr gelegt, ich war einfach nur platt.

Am Mittag bin ich dann in Hamadan ein wenig umhergelaufen, habe einen iranischen Studenten kennengelernt und gleichzeitig mein Problem mit dem 30 Tage Visum geschildert. Ich meinte, daß ich diese Zeit alleine für das durchradeln benötigten würde, und somit die Schönheiten des Landes überhaupt nicht genießen könne. Für Extraschleifen wie nach Shiraz hätte ich überhaupt keine Zeit.

Gemeinsam gingen wir dann auf ein Polizeirevier und man erklärte uns, daß der Boß gegen 18.00 erscheinen würde.

Für mich selbst hätte eine Visumverlängerung nur dann Sinn gemacht, wenn sie noch heute hätte vonstatten gehen können, ich wollte einfach keine weitere Nacht hier bleiben. Ich selbst verfolgte die Sache ein wenig halbherzig, da ich mir auch ein Durchfahren des Landes habe vorstellen können. Auch glaubte ich nicht ernsthaft an eine Visaverlängerung innerhalb eines Tages, nach all dem Trubel in Ankara.

Gegen 18.00 erschienen ich und mein iranischer "Freund", im Iran wird man schnell zum Freund, abermals im Polizeirevier und man vertröstete uns auf eine Stunde später. Der Student mußte nun "arbeiten" gehen und so erschien ich eine Stunde später abermals auf dem Polizeirevier. Es hieß dann, daß am Samstag alles klar gehen würde doch gab ich zu verstehen, daß ich bereits morgen weiterfahren würde. man meinte dann zu mir ich solle jetzt gehen und um 22.00 würde man bei mir im Hotel erscheinen.

Mittlerweile haben wir 22.15 und an eine Verlängerung hier im Hotel hatte ich sowieso nicht geglaubt.

Nach dem letzten Polizeibesuch mußte ich erst einmal den Pott aufsuchen, und evtl. hat es meinen Magen erwischt. Zweimal mußte ich inzwischen gehen und zuletzt kam nur noch Wasser... Wie schwerwiegend die Sache ist wird sich evtl. bereits morgen herausstellen.

Gruß Weltumradler  

18.05.13 07:21
4

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler110. Tag, 85km (7.954km), Fr. 23.06.2000

Nach dem gestrigen, mehr als benötigten Ruhetag, wollte ich heute eigentlich km bolzen, doch wie so oft im Leben kommt es anders als man denkt.

Gegen 8.00 saß ich bereits wieder im Sattel und wollte so lange wie möglich durchfahren. Dies gelang mir dann auch recht gut, denn 4,5h später war ich bereits im 85km entfernten Malayer, welches die 2. größte Stadt der Provinz ist. Die Stadt selbst soll durch ihre Teppichwebereien bekannt sein.

Die Fahrt dorthin war mal wieder äußerst sehenswert, auch wenn sich die Bilder gleichen. Überall dort, wo das Wasser hochgepumpt werden kann wird dieses kostbare Gut für die Landwirtschaft genutzt, und es entstehen laufend neue, kleine grüne Oasen. Die großen Kornfelder werden nun doch nicht von Hand geerntet, nein man benutzt Mähdrescher.

Natürlich wurde ich im Ort gleich wieder von zahlreichen Kids umlagert. In diesen Situationen verspüre ich schon eine gewisse Gereiztheit, denn eigentlich möchte ich mich doch nur ein wenig von dem Radeln erholen, oft doch nur etwas Essen bzw. Kühles trinken oder gar einkaufen. Ein ruhiges Päuschen in Ortschaften ist so gut wie unmöglich, das Wort Privatsphäre scheint im Islam eine andere Bedeutung zu haben als bei uns, sofern man es überhaupt kennt.

Irgendwann tauchte dann Majid auf, ein 23 jähriger Mathematikstudent. Er stellte die Standardfragen und aufgrund meiner Gereiztheit antwortete ich recht unhöflich. Obwohl ich gar ein wenig anpöpelte ließ er sich nicht abschütteln und wollte mich dann unbedingt zu sich zum Essen einladen. Nach einigem Hin und Her ließ ich mich dann hierzu überreden und war überrascht, als ich sein Haus betrat.

Wir betraten das Wohnzimmer und außer dem Bett seines Vaters war kein Mobilar im Innenraum zu sehen. Sein Vater hatte sich vor 3 Monaten das Bein gebrochen und konnte sehr schlecht laufen. Er war beim Abladen von Teppichen von einem LKW geflogen. Ansonsten waren zahlreiche Teppiche ausgebreitet und hat verliehen dem Raum eine besondere Atmosphäre. Anscheinend war der ganze Familienclan anwesend doch waren die Männer und Frauen streng getrennt. Die Frauen befanden sich in der Küchen und waren nur ansatzweise zu sehen.

Auch hier stand ich im Mittelpunkt des Interesses, und sofort wurde die Videokamera gezückt um Aufnahmen von mir zu machen. Es wurde aufgetischt und Majid und ich saßen im Schneidersitz auf dem Boden und ich staunte nicht schlecht, wie reichlich das war. Es gab Reis mit Hühnchen sowie sowie einem warmes Gepäck. die Portionen waren so riesig, daß bestimmt 5-6 Personen satt geworden wären, gegessen wurde mit Löffel und Gabel. Währenddessen wurde uns dann stolz sein Sohn vorgestellt, der nach mir im Mittelpunkt stand. Als wir fertig waren war ich dann doch ein wenig überrascht, daß das übriggebliebene in die Küche zu den Frauen gegangen ist. Der Gast mußte also erst einmal satt werden und dann kamen die Frauen..... - andere Länder andere Sitten eben.

Während des Essens wurde ich natürlich auch noch erfolgreich überredet die Nacht hier im Hause zu verbringen. Majid fragte mich, ob ich denn hier bei den Frauen oder doch lieber mit ihm oben auf dem Dach schlafen würde, Ich willigte natürlich letztgenannten zu und freute mich jetzt schon auf den kühlen Abend sowie dem Sternenhimmel über den Dächern von Malayer.

Am Nachmittag wurde mir dann noch stolz das Hochzeitsvideo gezeigt. Die Zeremonie erstreckt sich über insgesamt 3 Tage und findet streng nach Geschlechtern getrennt in den jeweiligen Elternhäuser statt. Es wurde viel gesungen und geklatscht, war sichtlich fröhlich und das alles ohne Alkohol.

Heute Abend wollen Majid, ein Bruder und ich dann noch ein wenig in die Stadt gehen.

Gruß Weltumradler  

18.05.13 09:30
2

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler111. Tag, 88km (8.042km), Sa. 24.06.2000

Das mit dem am Abend ausgehen hätte ich doch lieber sein lassen, denn in der Nacht wurde es mir Speiübel und am liebsten hätte ich gebrochen. Da sich die Toilette im Hof befand, und ich so durch das Frauengemach im Wohnzimmer hätte laufen müssen, habe ich mir dies verkniffen. Nachdem ich heute Nacht so gut wie nicht habe schlafen können, weckte ich Majid gegen 6.30 und erzählte ihm von meinen Magenproblemen. Das Erbrechen wurde dann erfolgreich nachgeholt, allerdings kam nicht mehr sehr viel heraus.

Allzu gerne hätte ich schon gewußt, was die Ursache hierfür war. War es die Buttermilch welche vielleicht nicht mehr gut war, aber die anderen hatten ja keinerlei Probleme. In der Regel esse ich das was die Einheimischen essen, denn ich möchte mich ja auch in etwa so ernähren wie diese es tun. Vielleicht war etwas ja auch nicht so gut auf dem nächtlichen Basar, was wir zu uns genommen hatten. Am ehesten glaube ich dann doch, daß es noch die Auswirkungen von der evtl. Überanstrengung mit der "zitternden" Übelkeit, Hungerast oder Sonnenstich, vor Erreichen von Hamadan zu tun hatte, und dies einfach noch in mir steckt.

Majid meinte zu mir, ich solle doch zum Doktor gehen doch wurde dies von mir abgelehnt. Ich war mal wieder ein wenig unhöflich, drängte ein wenig zum Aufbruch, da die Temperaturen von Stunde zu Stunde ja wieder steigen würden. Am Tage, als ich Hamadan völlig entkräftet erreicht hatte, soll es hier laut Aussage von Majid immerhin 35 Grad gehabt haben.

Um 7.30 saß ich dann im Sattel und wurde von Majid und seinem Bruder bis zur Stadtausfahrt mit dem Auto begleitet. Die ersten 30km ging es bergauf, und nach guten 20km kamen abermals Majid mit dem Auto vorbei, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Dieses mal war sogar noch sein Vater mit von der Partie und alle waren sichtlich besorgt um mich. Außerdem gaben sie mir den Rat, daß ich nicht nach Zahedan radeln solle, da es dort zu gefährlich sei. Sie empfahlen mir die etwas sichere Route über Theran nach Mashad zu nehmen, also jene Stadt in der es an 120 Tagen im Jahr heftigst winden soll.

Ich bedankte mich bei Ihnen für ihren Ratschlag, blieb jedoch stur und fuhr weiter. Allein die Tatsache, daß sie mich nochmals zu dritt aufgesucht hatten zeigt mir doch, wie gastfreundlich und hilfsbereit diese Leute sind. Ich jedoch war leider mehr mit mir selbst beschäftigt, und mein Akku war bereits nach 27km leer. Zum Glück fand ich ein schattiges Plätzchen wo ich einen 3!!! stündigen Mittagsschlaf hielt. So fest hatte ich wohl noch nie zu Mittag geschlafen, doch dieser Tiefschlaf tat mir richtig gut.

Mein Handtuch hatte ich zuvor mit frischem, kühlen Kanalwasser naß gemacht und dies tat mir sichtlich gut. Nach 3km erreichte ich den höchsten Punkt und dank starken Rückenwind wurden es dann heute doch noch ein paar km. So langsam aber sicher werden die Berge des Zagrosgebirges höher, und die höchsten sollen deutlich über 4.000 m sein. Ich selbst bewege mich ständig zwischen 1.000 - 2.500 Hm.

Gruß Weltumradler  

18.05.13 09:43
3

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler19. Wissenswertes - Zagras Gebirge

das zagras gebirge war mein ständiger begleiter auf dem weg durch den Iran, mal höher, mal niedriger.

http://de.wikipedia.org/wiki/Zagros

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/91/Iran_topo.jpg

gruss weltumradler  

18.05.13 10:20
4

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler112. Tag, 145km (8.187km), So. 25.06.2000

Nach einer äußerst schlafreichen Nacht habe ich mich heute recht fit gefühlt, und bin gegen 6.00 aufgestanden. Zwar habe ich geschwitzt, hatte evtl. sogar leichtes Fieber, doch jetzt scheint alles gut zu sein.

Seit längerer Zeit gönnte ich mir mal wieder 2 Kaffee zum Frühstück und fuhr danach direkt nach Arak. Dort suchte ich erst einmal eine Bank auf, um mit meiner Kreditkarte ein wenig Geld abzuheben. Der äußerst freundlich Banker meinte, daß dies nur in Theran möglich wäre. Ich machte ihm klar, daß ich keine harten Devisen mehr hatte, stimmte natürlich nicht, und danach verwies er mich an die größte Bank der Stadt. Dort wurde mir das gleiche mitgeteilt, sodaß ich von meinen Vorräten leben muß.

Da ich nicht mehr sehr viel harte Währung bei mir habe, werde ich meine Managerin bitten, beim nächsten Päckchen doch einige harte Dollars entsprechend zu verteilen, in der Hoffnung, daß das Päckchen ebenfalls ungeöffnet zu meinen Händen gelangt. In Arak hatte ich mich dann für ca. 10km verfahren, spreche bzw. lese natürlich nach wie vor kein Farsi, doch war dies nicht sonderlich schlimm, da ich starken Rückenwind hatte.

Nach 95km und 4,5h Fahrzeit erreichte ich dann den Ort Khomeyn, also jenen Ort in dem der Revolutionsführer Ayatholla Khomeini geboren wurde. Wie im ganzen Land auch, waren hier seine Bilder teilweise in Lebensgröße all gegenwärtig. Im Park selbst wollte ich dann mein Mittagsschläfchen abhalten, doch hätte ich es ahnen müssen, daß dies nicht ungestört vonstatten gehen würde. Ich legte mich in den Schatten und bald kamen 6 Iraner die sich neben mir setzten. Wir redeten nicht viel und die Leute gingen erst, als ich meine Sachen ein wenig genervt zusammen packte.

Für die nächsten 15km ging es dann wieder leicht bergauf, und nach weiteren 25km und herrlicher Abfahrt erreichte ich den Ort Golpayejan. So ca. 5km außerhalb der Ortschaft schlafe ich mal wieder oben ohne, da man sonst mein Zelt wohl sehen würde.

Bis Esfahan sind es jetzt noch 185km und in 2 Tagen hoffe ich den ort zu erreichen, um dann mal wieder eine kleine Pause einzulegen.

Gruß Weltumradler  

18.05.13 10:31
4

6713 Postings, 5419 Tage weltumradler20. Wissenswertes - Ayatollah Khomeini

19.05.13 08:28
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6713 Postings, 5419 Tage weltumradler113. Tag, 180km (8.367km), Mo. 26.06.2000

Man, man, man, was ist denn nun in mich gefahren? Nach fast 9 1/2 reinen Fahrstunden habe ich heute bereits Esfahan erreicht und das, trotz meiner körperlichen Verfassung.....

Die heutige Nacht war aufgrund des starken Windes relativ unruhig, sodaß ich erst um Mitternacht eingeschlafen bin. Trotzdem bin ich bereits um 6.00 aufgestanden und war eine Stunde später abfahrbereit. Die ersten 30km hatten es dann doch in sich, und den höchsten Punkt erreichte ich nach 3h. Zuvor versuchte ich ganz offiziell einige Dollars in Khansar zu tauschen, es blieb beim Versuch. Ich war insgesamt bei 4 Banken und überall war der Tenor " go to Esfahan". Da soll sich noch einer über den vorhandenen Schwarzmarkt beschweren.

Was dann in mich fuhr läßt sich eigentlich nur schwer erklären. Obwohl ich durch schönste Landschaften fuhr, hatte ich den sogenannten Tunnelblick und bin gefahren, gefahren und nochmals gefahren. Meine ganze Konzentration galt der Straße und ich hatte überhaupt keine Zeit mich für die Berge, Oasen oder Wüstenabschnitte zu interessieren. Es ging ab dem Paß fast ständig leicht bergab, und außerdem trieb  mich ein starker Rückenwind an. Die Stadteinfahrt der Millionenmetropole nervte sehr, andererseits war ich mehr als glücklich jetzt 2 oder 3 Ruhetage vor mir zu haben.

Mit meinen letzten Rials kaufte ich mir eine Limo, um mich dann auf Hotelsuche zu begeben. Wie sooft in letzter Zeit wenn ich in Not war erschien ein "Engel", und dieses mal in Form eines Mitarbeiters einer Autowerkstatt. Er bot mir seine Hilfe an, ich folgte ihm zu seinem Arbeitsplatz wo sein Bruder gerade war. Dieser sprach bestes Englisch und so konnten wir uns gut unterhalten. Nach ca. 2h Gespräch verabschiedeten wir uns und ich wurde für morgen zum Abendessen eingeladen. Er versprach mir eine typisch iranische Familie kennenzulernen und ich nahm dankend an.

Bei der Hotelsuche waren sie mir ebenfalls behilflich, und für drei Nächte zahle ich 60.000 Rials, also ca. 8 US$. Freue mich jetzt schon auf das Essen und bin echt gespannt was da auf mich zukommt.

Was mich dann jedoch am meisten überrascht und gleichzeitig auch gefreut hat ist die Tatsache, daß ein italienischer Radler sich hier ebenfalls einquartiert hat. Er ist 23 Jahre alt, bereits seit Januar unterwegs und möchte die gleiche Route fahren wie ich. Sollten wir "menschlich" zusammenpassen werden wir die nächsten Tage/Wochen evtl. gemeinsam den "Höllenritt" durch die Wüste Lut wagen. Wir hatten uns natürlich einiges zu erzählen und der Plausch dauerte bis weit nach Mitternacht.

Gruß Weltumradler  

19.05.13 08:53
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6713 Postings, 5419 Tage weltumradler114. Tag, 0km (8.367km), Di. 27.06.2000

Nach kurzer, jedoch äußerst schlafreicher Nacht war heute morgen mal wieder Wäsche waschen angesagt, von Hand natürlich im Becken des Hotelzimmers...., und danach ging ich auf Sightseeing tour. Ich wollte nicht ziellos durch die Stadt laufen und hatte mir jenen Platz ausgesucht, den man mir gestern empfohlen hatte, nämlich den Iman Square.

Zuvor ging es jedoch zur berühmten Freitagsmoschee Masjed-e Jomè die laut meines Iranreisführer ein absolutes muß eines jeden Esfahan Besuchers darstellt. Mehr als über 900 Jahre persischer und islamischer Architektur sind in dieser Moschee vereinigt.

Dort traf ich dann mal wieder einen der vielen hilfsbereiten Iraner, ebenfalls ein Mathematikstudent, mit dem ich den ganzen Vormittag verbrachte. Gelder gebe ich für solche "Freundlichkeiten" nicht, und dies gab ich ihm auch zuvor zu verstehen. Dies sei ihm egal, und so zogen wir gemeinsam zum Iman Square.

Als wir den Platz dann betraten, war ich doch mehr als beeindruckt über dessen Schönheit. Insgesamt beherbergt der Platz 3 Sehenswürdigkeiten und zwar die Moscheen Shaykh Lutfallah, Masjedre Eman und den Ali Quapu Palast. Ich selbst bin jedoch in keines der Gebäude gegangen, da mir die 25.000 Rial überhöht erschienen. Ich bin nicht bereit deutlich mehr als ein Tageseinkommen eines Einheimischen für die Besichtigung zu bezahlen, und so genoß ich einfach nur den Anblick sowie das Treiben auf dem Platz. Vielleicht werde ich morgen nochmals auf den Platz gehen.

Vom Stadtbummel geschlaucht legte ich mich am Mittag erst einmal für eine Stunde auf`s Ohr. Danach wurden wieder einmal ein paar Karten geschrieben, die ersten welche ich im Iran fand. ich fühle mich fit und freue mich schon auf den heutigen Abend bei der iranischen Familie.

Gruß Weltumradler  

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