Lebenstraum Weltumradlung

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neuester Beitrag: 21.09.16 23:03
eröffnet am: 07.04.13 21:19 von: weltumradler Anzahl Beiträge: 1407
neuester Beitrag: 21.09.16 23:03 von: Catalina Leser gesamt: 374817
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03.06.13 20:22
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6713 Postings, 5420 Tage weltumradler166. Tag, 130km (11.895km), Fr. 18.08.2000

Nach fast 9h Treterei habe ich heute nun doch schon Chilas erreicht, und werde somit morgen an meinem 37. Geburtstag einen weiteren Ruhetag einlegen. Das heutige Teilstück war zwar nicht ganz so spektakulär wie das gestrige, dafür aber anders. Der Streckenverlauf lag heute relativ tief, sodaß selten mehr als 100 Hm zwischen Indus und Straße lagen. Der Grund hierfür liegt in dem wesentlich breiteren Tal als tags zuvor.

Heute morgen war ich wie gewohnt gegen 6.00 startklar, doch als es zu tröpfeln begann zog ich es vor erst einmal chay zu trinken bzw. chapati zu essen. Ich unterhielt mich mit einigen Männern über den heutigen Streckenverlauf und sie meinten, daß dieser recht flach verlaufen würde. Für kurze Zeit dachte ich an ein Durchradeln, hatte dies jedoch nicht wirklich vor. Nachdem das Tröpfeln aufgehört hatte fuhr ich kurz vor 7.00 los. Der Autoverkehr war noch weniger als gestern und so fuhr ich teilweise für einige Minuten ohne auch nur eines zu sehen bzw. zu hören. Der Klang bzw. das Tosen des Indus lag mir hingegen immer in den Ohren. In diesen Wassermassen sich mit dem Kajak ins Tal zu stürzen wäre wohl ne todesmutige Herausforderung für die Profis - schoß es mir durch den Kopf.

Die Anstrengungen der letzten Tage merkte ich nun doch, sodaß ich mich nach 65km in Shatial kurzfristig zu übernachten entschloß. Der Ort selbst besteht nur aus wenigen Häusern, einigen Cafes sowie einem Bazaar entlang des KKH`s. Für ein eigentlich nettes Resthouse wollte man von mir 100 Rupie. Ich lehnte ab, in der Hoffnung daß der Preis noch fallen würde. Wir beide blieben stur, sodaß ich gegen 12.00 erneut auf der Straße war. Die Stunde Pause tat mir sichtlich gut, auch wurde das Fahren einfacher.

Der Indus hatte nun ein wesentlich breiteres Bett, und der angeschwemmte Sand wurde durch den starken Wind durch die Luft gewirbelt. An manchen Stellen sah es aus wie in der Wüste, an anderen wurde der Sand mehrere hundert Meter hoch ins Gebirge geweht. Auch kam es vor, daß LKW`s unten am Flußbett waren und Leute den angeschwemmten Sand per Schaufel auf den LKW hievten.

Zum Glück hatte ich Rückenwind, denn sonst hätte ich Chilas heute mit Sicherheit nicht erreicht. Der Ort selbst liegt ca. 3km abseits des KKH`s und dieser Anstieg gab mir den Rest. Völlig entkräftet, ich hatte den ganzen Tag über außer dem Frühstück lediglich 3 Cokes sowie Wasser zu mir genommen, erreichte ich den Ort. Kurz zuvor sah ich einen schneeweißen Berg und ich denke, daß es der Nanga Parbat war. Beim Anblick dieses Giganten wurde mir ganz warm ums Herz.

Für insgesamt 120 Rupie bin ich in einem einfachen Hotel untergebracht, und werde morgen erst einmal ausschlafen.

Gruß Weltumradler  

04.06.13 18:29
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6713 Postings, 5420 Tage weltumradler167. Tag, 0km (11.895km), Sa. 19.08.2000

Happy birthday Welti...., heute, an meinem 37. Geburtstag habe ich erneut einen Ruhetag eingelegt. Wenn ich so die letzten 2 Wochen Revue passieren lassen, und bedenke wie gestreßt ich damals beim erreichen von Islamanbad war könnte man denken, 2 unterschiedliche Personen anzutreffen. Hier in den Bergen, Chilas liegt gerade einmal 1.900 m hoch, hat man doch seine Ruhe und die Einheimische lassen einem seine Privatsphäre. Auch hatte ich auf der Fahrt keinerlei Probleme, wie ich sie aufgrund von Berichten befürchtet hatte.

Heute morgen habe ich erneut bei den Eltern angerufen, und nach wie vor interessieren sich sehr viele Personen für meine Tour. Papa habe ich von meinen weiteren Plänen geschildert, auch daß ich ihm zukünftig mehr E-Mails schreiben werde als Telefonate führe, Grund hierfür sind einfach die Kosten. meine Managerin ist gestern für 3 Wochen in den Urlaub gefahren und meine Eltern werden am 8. September nach Südtirol gehen. Unser SC Freiburg ist nach einem 4:0 erstamls in der Bundesligahistorie Tabellenführer und mein EHC hat 4 Kanadier + kanadischen Trainer verpflichtet. das sind die Neuigkeiten aus Freiburg und ich befinde mich mich auf dem KKH in Pakistan....... - that`s life.

Nach dem Telefonat habe ich einen pakistanischen Bergführer kennengelernt und war nahe dran, eine 6 tägige Trekkingtour für 400DM zu buchen. Habe es dann jedoch aus Kostengründen sein lassen, da ich ja eine Trekkingtour am Nanga Parbat auf eigene Faust starten möchte.

Morgen fahre ich nun mit Black Beauty nach Talechi, von dem Ort aus soll man die schönsten Aussichten auf die umliegende Berge haben oder gar bis Jaglot. Tags darauf möchte ich dann per Anhalter nach Tarshing trampen, von wo aus ich die 4-5 tägige Nanga Parbat Tour starten möchte.

Gruß Weltumradler  

04.06.13 19:00
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6713 Postings, 5420 Tage weltumradler168. Tag, 89km (11.984km), So. 20.08.2000

Nach gut 6,5h radeln befinde ich mich in Jaglot, und gerade einmal gute 300km trennen mich vom gut 4.700m hohen Khunjerab Paß. bis ich diesen erreichen werde dauert es wohl noch eine Weile, den ich möchte noch 2, evtl. gar 3 Wanderungen unternehmen.

Morgen geht es nun mit dem Bus ins Astor Tal nach Tarashing und von dort aus werde ich mich dann der 8.126m hohen Südwand des Nanga Parbat nähern. Von den Einheimischen wird er liebevoll auch "the killer montain" genannt... - gilt aber auch als Schicksalsberg der Deutschen.

Der heutige Tag stand jedoch bereits im Interesse dieses Giganten. Bis auf gute 15km Luftlinie habe ich mich bereits diesem Berg genähert, und dieser war bei seinem Anblick auch fast wolkenfrei. Die Gletscherverhangene Südwand hat mich so beeindruckt, daß ich mich auf den morgigen tag freue wie ein kleines Kind. Diese Wanderung möchte ich auch zur besseren Akklimatisation nutzen, denn Sost, die letzte Station vor dem Khunjerab Paß liegt gerade einmal auf 2.900Hm.

Daß ich mich nun langsam auch sicher dem "pakistanischen Zermatt" Pakistans nähere merkt man auch schon allein an der Tatsache, daß man auch mehr westliche Touristen trifft. Unterwegs traf ich heute eine österreichische reisgruppe, welche gerade einen Stopp an einer 50 Grad heißen Quelle machte. Hier in Jaglot traf ich zudem 2 Schweizerinnen, welche auf der Durchreise waren, beim Essen außerdem noch einen Australier. für mich war es jedoch auch mal wieder schön sich auf Deutsch unterhalten zu können.

Je höher man kommt, desto zahmer erscheint mir der Indus. Nur noch wenige Km wird er mich begleiten, bevor er sich Richtung Kashmir verabschiedet. Ich hoffe nur, daß wir uns in einigen Wochen Wiedersehen werden.

Jetzt werde ich mich erst einmal nach Proviant für die nächsten Tage umsehen, dies wird bestimmt nicht einfach. Danach werde ich meine Sachen packen, denn morgen soll der Bus bereits zwischen 6.00-7.00 abfahren. Diesen möchte ich auf alle Fälle nehmen, da ich morgen noch wandern möchte.

Gruß Weltumradler

http://www.spiegel.de/img/0,1020,1245791,00.jpg
http://img.xcitefun.net/users/2010/08/...,xcitefun-nanga-parbat-9.jpg  

04.06.13 20:39
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6713 Postings, 5420 Tage weltumradler169. Tag, 0km (11.984km), Mo. 21.08.2000

Es ist jetzt 16.30 und der heutige Tag zählt wohl zu den absoluten Highlights seit Tourbeginn. Vielleicht lag es ja auch nur an der Tatsache, daß ich heute überhaupt nicht aktiv war....

Daß mich mein Bus bzw. Jeep, der ja ursprünglich gegen 6-7.00 abfahren sollte, Junglot erst gegen 8.30 verließ störte mich recht wenig. Zwar verbreitete ich ein wenig Hektik bis Black Beauty ordnungsgemäß im Hotel verstaut war, da ich dachte unbedingt früher, also rechtzeitig abfahrbereit sein zu müssen....

In einem 14 sitzigen Jeep, bei uns wäre er vermutlich für nur max. 8 Personen zugelassen worden, führen wir mit insgesamt 19!!! Personen ins 2.400m hoch gelegene Astor. Weshalb man für dies Strecke dann einen Jeep benötigt wurde mir schnell klar. Einem jungen Pakistani neben mir wurde schnell schlecht, sodaß er sich während der Hinfahrt mehrmals übergeben mußte. Zum Glück hatten wir Tüten im Auto oder konnten rechtzeitige halten. Es ging entlang des Astor Valleys und da ich leider keinen Fensterplatz hatte, bekam ich vom Tal recht wenig mit. Eines jedoch konnte auch ich wahrnehmen, wir näherten uns unaufhaltsam dem Nanga Parbat.

Nach ca. 3 Stunden Rüttlerei erreichten wir Astor, und die letzten Meter zum Ort waren äußerst steil. Dort traf ich auch wieder die Schweizerinnen von gestern doch konnten wir uns nur kurz unterhalten, da ich nicht wußte, wann der nächste Jeep nach Tarashing fahren würde. Zuerst hieß es, daß keiner mehr fährt und ein separater 1.000 Rupien kosten würde. Recht viel für 40km und so lehnte ich dankend ab. Kurze Zeit später konnte ich in einen anderen für 200 Rupien einsteigen. Der "Vollbepackte" nach Astor kostete mich gerade einmal 70 Rupien, obwohl die Strecke wesentlich länger war.

Sitzen war dieses mal jedoch nicht angesagt, und hinten auf der Ladefläche des Pickups standen zu beginn 6, später 10 Leute. Der Fahrer verstand sein Geschäft und ließ dies uns deutlich spüren. Wie in Ben Hur Manier stand ich auf der Britsche, und verlagerte mein Körpergewicht je nach Kurvenlage. Später mußten wir dann mehrfach in Deckung gehen, bzw. die Köpfe einziehen, da wir uns doch äußerst nah überstehenden Granitfelsen näherten. Ob diese Raserei immer gut geht bezweifle ich, doch hatte ich bei unserem Fahrer keinerlei Bedenken. Je näher wir uns Tarashing näherten, desto schwieriger wurden die Straßenverhältnisse. Erst gegen 14.00 erreichten wir den Ort und schnell wurde mir klar, daß ich heute nicht mehr wandern würde.

Das Shigri Rupal Crown Hotel gefällt mir gar so gut, daß ich ernsthaft am überlegen bin, ob ich überhaupt die geplante Tour zum Herrlig Koffer Base camp beginnen soll. von hier aus könnte man bestimmt auch ein oder 2 schöne Tagestouren machen. der Vorteil wäre, daß ich keine Schlepperei hätte. Außerdem könnte ich danach die 22 Tagen zurück nach Jaglot wanderm, also jene Strecke welche, ich heute mit dem Jeep zurückgelegt habe. Mein größtes Problem ist, daß ich alleine bin und keinerlei Kartenmaterial habe.

Einige Touristen sind anderweitig untergebracht und dorthin werde ich jetzt gehen - vielleicht ergibt sich ja etwas.....

Ach ja, weshalb mir das Hotel so außerordentlich gefällt möchte ich auch noch beschreiben, gegenüber thront der Nanga Parbat und der Raikhot. Die Lage ist einfach phantastisch, auch ist der Hotelmanager mehr als nett. Für die Übernachtung zahle ich gerade einmal 100 Rupien, zelten hätte mich 40 gekostet.

Gruss Weltumradler

http://cdn.wanderlust.co.uk/contentimages/...th=440&maxheight=262
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/...ids_of_Tarashing.jpg
http://www.bing.com/images/...1D954AE25FD65A9838&selectedIndex=26  

06.06.13 19:00
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6713 Postings, 5420 Tage weltumradler170. Tag, 0km (11.984km), Di. 22.08.2000

Es ist kurz vor 18.30, draußen beginnt es leicht zu tröpfeln und ich liege bereits im Schlafsack, um mich aufzuwärmen.

Gestern konnte ich, nach einem ausführllichen Gespräch mit einem Pakistani, noch einiges über den bevorstehenden Track erfahren. Zudem traf ich einen weiteren Deutschen und Dänen, und gemeinsam beschlossen wird den Track zu starten.

Gegen 9.00 ging es dann bei starker Bewölkung los, sodaß wir heute leider keine Sicht auf den Nanga Parbat und Umgebung hatten. Einen Vorteil konnte ich bei diesem "Einbahnstraßentrack" auch schon ausmachen und zwar der, daß die Bedingungen auf dem "nach Hause Weg" evtl. besser sind.

Zu Beginn des Tracks mußten wir den Rücken einer Moräne erklimmen, und auf deren hatte man einen schönen Ausblick nach Rupal, einem kleinen Gebiet mit einzelnen Dörfern. Nach ca. 1 1/2 h erreichten wir ein kleines Teehaus, wo wir uns erst einmal mit cay und chapati stärkten. Leider begann es dann ein wenig zu nieseln und für die nächsten 2 1/2 h hörte dies auch nicht mehr auf.

Das ca. 3.300Hm hoch gelegene Herligkoffer Base Camp erreichten wir jedoch unter trockenen Bedingungen. Leider ist die pakistanische Armee hier derzeit auf einer Übung, und somit herrscht hier relativ viel Lärm. Die Soldaten spielen Fußball und Cricket, wohl eines der Überbleibsel aus der englischen Kolonialherrschaft.

Eine frz. Reise- bzw. "Adventuregruppe", welche mit zig Trägern ausgestattet ist, hat ihr Zeltdorf ebenfalls hier aufgebaut. Vom Camp aus hat man zwar eine super Aussicht auf den Nanga Parbat, doch ist dieser leider wolkenverhangen, und so sehen wir nur den mächtigen Bazhir Gletscher.

Heute Mittag ist dann von der gletscherverhangenen Südostwand eine Lawine abgegangen, und eine solche habe ich in meinem Leben noch nie gesehen bzw. gehört. Nachdem ich dies gesehen habe weiß ich auch, weshalb der NP stolz der killer mountain genannt wird. Aus dieser Lawine hätte es mit Sicherheit kein entrinnen gegeben.

Ich glaube zwar nicht, daß mir die Höhe zu schaffen macht, aber beim Wandern habe ich die Pumpe schon gespürt.

Gruss Weltumradler  

10.06.13 17:36
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6713 Postings, 5420 Tage weltumradler171. Tag, 0km (11.984km), Mi. 23.08.2000

Wie mir heute Jürgen mitteilte liegt das Herligkoffer Base Camp immerhin 3.645m hoch, und dies erklärt auch, weshalb ich gestern erst gegen 23.00 eingeschlafen bin. Den Herzschlag immer hörend/fühlend lies mich einfach nicht zur Ruhe kommen, doch danach schlief ich wie Gott in Frankreich.

Heute morgen bin ich dann gegen 6.00 aufgestanden um als erstes, ein paar Fotos von der wolkenfreien Südostwand zu schießen. So etwas gigantisches wie diese Wand habe ich in den Bergen bisher noch nicht gesehen. Schneeweiße Gletscherbrüche, bei uns in den Alpen sind diese immer milchig grau, machen eine Besteigung unmöglich, und ein pakistanischer Soldat teilte Jürgen mit, daß der Nanga Parbat durch diese Wand noch nie bestiegen wurde.

Wir ließen uns aufgrund diesen Anblicks mit dem Aufbruch recht viel Zeit, und gingen das ganze recht locker gegen 8.45 an. Als erstes ging es für ca. 50 Hm hinauf auf einen Moränenrücken um danach für ca. 30 Minuten den Bazhin Gletscher zu queren. Spalten waren keine zu sehen, sodaß wir ruhigen Gewissens auch ohne Seil "Gletschern" konnten. Eine weitere Moräne galt es zu erklimmen um wenig später ca. 100Hm abzusteigen.

Der weitere Weg führte entlang eines wunderschönen, fast ebenen Tales und nach gut 2 Stunden erreichten wir Latobah. Der Ort liegt auf einer Hochebene und die Dorfjugend spielte Cricket, einer der Nationalsports des Landes. Auf dem Spielfeld weideten einige Yaks, welche sich nicht stören ließen. Der Dunk der Tiere wird wie in Kurdistan ebenfalls getrocknet um später damit zu heizen. Holz gibt es so gut wie keines und muß in Tagesmärschen von weit her geholt werden, und die Wege werden wohl von Jahr zu Jahr länger.

Wir machte eine 3/4h Rast und nach weiteren 2,5h hätten wir eigentlich den Ort Shaigiri passieren müssen. Diesen Ort konnten wir jedoch nicht auffinden, und wanderten daraufhin Richtung 4.300m hoch gelegene Mazeno Base Camp. Unterwegs fanden wir jedoch einen geeigneten Zeltplatz, bauten dort unsere Behausungen auf, hatten jedoch keine Sicht mehr auf den Nanga Parbat. Andere imposante Bergriesen waren jedoch mindestens genauso beeindruckend.

Morgen wollen wir nun Richtung Mazeno Base Camp weiterlaufen, und von dort aus geht es wohl die gleiche Strecke retour nach Latobah. Derzeit befinden wir uns nahe der 4.000er Grenze und abermals spüre ich die Pumpe ganz schön. Meine Schulter schmerzt ein wenig aufgrund des schweren Rucksacks, außerdem habe ich 2 Blasen an den Füßen. Das Wandern ist äußerst schmerzhaft und ich bin gespannt wie ich mich morgen fühle.

Gruß Weltumradler  

10.06.13 17:54
3

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler172. Tag, 0km (11.984km), D0. 24.08.2000

Obwohl wir heute morgen bereits gegen 6.00 aufgestanden sind, sind wir erst 3 Stunden später losgelaufen. Wir starteten Richtung Mazeno Base Camp doch bereits nach 20 Minuten entschieden wir uns zur Rückkehr. Für alle beteiligten unserer Crew machte es wenig Sinn noch ca. 1 1/2h Richtung Camp zu laufen um dann zurück zu gehen. Mir war dies sehr recht, denn die Blasen schmerzten doch sehr, und da mit wohl keinen weiteren spektakulären Eindrücke zu rechnen war viel es den anderen nicht schwer mir zu folgen.

Nach ca. 30 Minuten erreichten wir dann den Ort Shaigiri, also jenen Ort, welchen wir gestern verpasst hatten.... Eigentlich hatten wir ihn ja schon passiert, ihn als jenen jedoch nicht erkannt. Wir gönnten uns eine etwas längere Rast in der Hoffnung, daß der Nanga Parbat abermals uns sein Haupt zeigen würde, und für kurze Zeit hatten wir Glück.

Danach ging es weiter nach Latobah und für 10 Rupie nächtigten wir auf dem ortsansässigen Campingplatz. Derzeit ist die Südwand und der Gipfel frei und der Anblick ist einfach fantastisch. Wenn man solch einer Wand gegenüber erkennt man erst, wie winzig die Creatur Mensch gegenüber der Natur eigentlich ist.

Gruß Weltumradler  

10.06.13 18:28
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6713 Postings, 5420 Tage weltumradler173. Tag, 0km (11.984km), Fr. 25.08.2000

Nach sternenklarer Nacht war es heute morgen mit 5 Grad bitterkalt. Dennoch bin ich bereits gegen 5.30 aufgestanden, um das Morgenrot an der weißen Südwand zu genießen. Auch wenn ich mich wiederhole, diese Wand ist mehr als beeindruckend, kaum vorstellbar, daß sie jemals überhaupt durchstiegen werden kann.

Wie gestern auch, wurden wir heute Morgen von der Dorfjugend umlagert, und jeder unserer Schritte beäugt. Hier oben empfinde ich es nicht als störend, die Kinder sind einfach nur neugierig. Wie arm diese Kinder hier sind erkennt man allein an der Tatsache, daß um alles, was wiederverwertet werden kann, gebettelt wird. Es ist kein aufdringliches betteln, sondern einfach nur die Frage, ob z.B. die mitgebrachten Plastikflaschen nicht hergegeben werden können. Wenn man dann so in die von der Sonne gegerbten Gesichter sieht hat man Schwierigkeiten, deren wahren Alter zu schätzen. Auch hier leben die Frauen und jungen Mädchen in den schlichten einfachen Häusern, vielleicht ist dies ja auch nur wegen uns Fremden?, und sind nur am Abend zum Waschen an den Bach gekommen. Die Jungs hingegen sind den ganzen Tag über draußen und spielen Cricket, Fußball oder Volleyball.

Nach ausgiebigen Frühstück starteten wir kurz nach 9.00, querten dieses mal den Astor river über eine provisorische Holzbrücke südwärts, sodaß wir doch nicht den gleichen Weg zurücklaufen mußten. Abermals hatten wir eine phantastische, neue Sicht auf die Süd- / Südostwand des Nanga Parbats. Unterwegs passierten wir mehrere kleinere Settlements und überall folgten uns die Kinder, auch sah man hier Frauen.

Nach gut 5 1/2h erreichten wir Tarashing und bezogen das gleiche Hotel wie zuletzt. Dieses mal zog ich es jedoch vor zu zelten. Im Hotel hat sich eine schweizerische Bikertruppe eingenistet, doch waren sie mir nicht sympathisch, machten auf mich gar eine etwas arrogante Eindruck. Mann sitzt am Abend frisch rasiert am Tisch, und das Parfüm bzw. After Shave der geschminkten Damenwelt versüßt die frische Bergluft. Da zog ich es selbstverständlich vor mich auf dem Zeltplatz zurückzuziehen. Heute war die Gruppe wandernd unterwegs, hatten es jedoch nicht nötig uns zu grüßen. Ein Herr im Muscleshirt sowie ein adrett gekleideter standen wohl im Mittelpunkt der Crew... - ich mußte jedoch an die Gesichter der Kinder in den Dörfern denken......

Gruß Weltumradler  

10.06.13 20:06
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6713 Postings, 5420 Tage weltumradler174. Tag, 0km (11.984km), Sa. 26.08.2000

Es ist jetzt 23.30 und seit 15 min. habe ich wieder Jaglot erreicht. Der Kreis hat sich geschlossen, und meine 6 tägige Nanga Parbat Odyssee hat ein wenn auch etwas schmerzhaftes Ende. Obwohl ich heute insgesamt 16 Stunden unterwegs war, bin ich glücklich wieder an meinem Ausgangsort zurückgekehrt zu sein, wenn auch hundemüde, danach sah es heute morgen nicht aus.

Nachdem sich Eric und Jürgen heute morgen ebenfalls dazu entschlossen hatten nach Astor zu fahren, warteten wir zu dritt auf den Jeep, der uns befördern sollte. Wir warteten eins, zwei und drei Stunden und als dann immer noch kein Fahrzeug kam, hatten wir doch ein ungutes Gefühl überhaupt weg zukommen. Besonders ärgerlich war es für mich, da ich mich doch gestern Abend extra noch bei dem Hotelbesitzer vergewisserte, daß dies mit der Fahrt auch klappt. Irgendwann wurde mir die ganze Warterei dann doch zu dumm, daß ich abermals ins Hotel ging um zu fragen, ob wir denn heute überhaupt noch eine reelle Chance hätten, den Ort zu verlassen. Er meinte, daß der Jeep aus Astor so gegen 15.00 ankäme und wir dann ca. 1,5h später wieder abfahren würden. Ich begann mich mal wieder zu ärgern, denn dies hätte er uns ja auch schon gestern mitteilen können. Wir hätten uns entweder auf einen weiteren Ruhetag einstellen, oder eben auf eigene Faust Richtung Astor loslaufen können, in der Hoffnung, daß uns ein anderes Fahrzeug hätte mitnehmen können. Irgendwie roch das ganze doch ein wenig nach "Geschäftemacherei", und vielleicht wollte der Wirt auch nur nochmals abkassieren.

Gegen 14.00 kam dann ein privater Jeep, und dieser nahm uns ebenfalls in Ben Hur Manier für die nächsten 20km talwärts mit. Wir wollten nur so schnell wie möglich weg von diesem Hotel, und so konnte ich mich gar nicht gebührend vom Nanga Parbat verabschieden. Ist jedoch nicht so schlimm, denn vielleicht sehen wir uns in diesem Leben ja noch einmal wieder......

Der 2. Lift war dann ein Traktor, und wir durften uns auf der Ladefläche hinsetzten. Wir kamen zwar kaum vom Fleck, grüßten jedoch jedes Schlagloch.... Das Poltern machte mir doch sorgen, daß bei meiner Kamera, welche im Rucksack verstaut war, Schäden entstehen könnten. Nach einigen km zog ich es vor auszusteigen, da hoffte alleine vielleicht doch noch einen Lift nach Jaglot zu ergattern. Alleine erschien mir die Möglichkeit zu einem solchen einfacher als zu dritt.

Ich verließ also den Traktor, verabschiedete mich von Jürgen und Eric, um diese dann wieder wenige km später wandernd anzutreffen. Außer einigen Militärfahrzeugen war nichts unterwegs, allesamt kamen sie uns entgegen.

Nach 9km Fußmarsch erreichten wir gegen 17.30 Astor und das 2. Auto was ich fragte, fuhr doch noch nach Jaglot. Jürgen und Eric zogen es vor im Ort zu übernachten, hätte ich wohl auch lieber tun sollen.

Was dann folgte war der absolute Horror und ich wäre bestimmt nicht eingestiegen, wenn ich hellseherische Fähigkeiten gehabt hätte.

Weshalb?!, na, ich und ein weiterer Fahrgast mußten sitzend auf der Ladefläche Platz nehmen, und der Affenkäfig, an dem man sich sonst festhalten konnte fehlte gänzlich. In den nächsten 5,5h fuhren wir stolze 60km und ich wurde gänzlich durchgerüttelt mit dem Resultat, daß mein Becken- und Lendenbereich von blauen Flecken übersäht war. ich konnte fast nicht mehr laufen, geschweige denn sitzen....

Gruß Weltumradler  

11.06.13 18:07
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6713 Postings, 5420 Tage weltumradler175. Tag, 42km (12.026km), So. 27.08.2000

"Welti on the road again"...., und ich war wirklich froh, wieder auf Black Beauty zu sitzen, obwohl mich der Nanga Parbat und andere Bergriesen in den letzten Tagen doch in ihren Bann gezogen hatten.

Äußerst müde und gerädert bin ich heute bereits gegen 5.30!!! aufgestanden, zählte erst einmal meine blauen Flecken von gestern, und hatte danach die Satteltaschen und den Rucksack umgepackt. Bei der gestrigen Ankunft war ich hierzu einfach zu platt. Nach einem ausgiebigen englischen Frühstück hatte mich der Alltag sprich der KKH wieder. Nach den äußerst impulsiven Tage am Berg viel es mir heute äußerst schwer, mich für die Straße bzw. den umliegenden Berge zu begeistern. Dabei fuhr ich immerhin an einem 6.000er vorbei, und zuletzt bei Dainyor hatte ich wohl Sicht auf den 7.788m hohen Rakaposhi, ein Berg dessen Besteigung als äußerst anspruchsvoll gilt.

Obwohl ich es heute äußerst locker angehen ließ spürte ich meine Knochen bzw. Wade mehr als sonst. Nach 42km erreichte ich Dainyor, und für einen Umweg von 15km hätte ich heute auch in Gilgit übernachten können. dies wollte ich jedoch nicht, da ich erst den Khunjerab Pass "bezwingen", und danach eine weitere Wanderung starten wollte. Beim Rückweg nach Islamabad möchte ich eigentlich 2-3 Tage in Gilgit pausieren.

Ob diese Idee so gut war wird sich erst zeigen, denn beim Mittagsschlaf bin ich doch mehrfach schon von Moskitos gestochen worden. Nach dem gewöhnlichen Stadtbummel lief dann ein Generator in der Abstellkammer, wo ich für 30 Rupies übernachten wollte. Bei den derzeitigen Bedingungen (Abgase) wäre man wohl nach wenigen Stunden erstickt..... Ich hoffe nur, dass die Luft in 4-5 Stunden "rein" ist um dort auch in aller Ruhe schlafen zu können. Hätte ich dies gewußt, wäre ich mit Sicherheit weiter geradelt.

Der Grund für das Laufen des Generators ist ein kitschiger Spielfilm... - ach ja, Strom gibt es erst wieder ab 17.00 und diese "non Stromzeit" füllt die Teestube, doch der einzige der etwas trinkt bin ich.

Gruss Weltumradler

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11.06.13 18:42

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler176. Tag, 88km (12.114km), Mo. 28.08.2000

Einen ganzen tag hat es gedauert, bis mich der KKH wieder in seinen Bann gezogen hat. Schuld daran ist die vermutlich einmalige Landschaft, welche ich heute bei wolkenlosen Himmel bestaunen durfte.

Nach erstaunlich schlafreicher Nacht bin ich gegen 6.00 aufgestanden und war sichtlich überrascht, daß die Türe der "Abstellkammer" von außen abgeschlossen war. Ich bekam über diesen Mißstand zwar keinen Wutanfall, regte mich dennoch mal wieder typisch westlich auf. Ein anderer "Hotelgast" meinte, daß spätestens gegen 6.30 geöffnet werden würde.

Das war dann auch so, und zu beginn des Tages konnte im Schatten gefahren werden, und es herrschten ideale Radler Temperaturen. Das ständige Auf und Ab ist geblieben, sodaß man nur mühsam an Höhe gewinnt. Diesen Zustand kenne ich nun schon seit Islamabad, kann mich daran jedoch nur schwer gewöhnen. Interessant wäre es zu wissen wieviele Höhenmeter man denn tatsächlich bewältigt hat, wenn man am Gipfel sprich Khunjerab Paß angekommen ist. Bereits zu Beginn verspürte ich eine gewisse Müdigkeit, doch der Rakaposhi (7.788hm), Diran (7.257hm), Hunza Kunji (7.785hm) sowie etliche 6.000er spornten mich zu weiteren Höchstleistungen an. Der Rakaposhi wurde gar umradelt, und das bei bestem Wetter.

Meinen ersten Stop hatte ich nach ca. 25 km in Jaglotgah, in einem wunderschön in der Natur gelegenen Restaurant. Man hätte hier auch campen können, doch wußte ich dies leider gestern noch nicht. Ich stärkte mich abermals mit einem engl. Frühstück und für unterwegs gab es ein kg. Pfirsiche, welche hier im Hunzatal prächtig gedeihen.

Hier im Hunzatal ist es dann auch so, daß etliche Dörfer auf Erdplatten gebaut sind. Es ist verhältnismäßig grün, und die Maisfelder ziehen sich bis zu Fluß hinunter. Die Menschen sind hier bei weitem nicht so aufdringlich wie im Punjab, sodaß ich meine Ruhe sprich Privatsphäre habe.

Das Hotel, welches ich in Minapin aufsuchen wollte existiert nicht mehr, und so bin ich bis Aliabad weitergefahren. Hier habe ich mein Zelt bei einem Hotel aufgeschlagen, und zu Abend Reis mit Beaf gegessen. Morgen möchte ich bis Karimabad fahren, um dann tags darauf Passu, weitere 55km entfernt, zu erreichen.

Gruss Weltumradler  

11.06.13 18:53
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6713 Postings, 5420 Tage weltumradler32. Wissenswertes - Hunzatal

so wie ich es erleben durfte, bzw. gesehen habe wird es nie mehr sein.......

"......Am 4. Januar 2010 brach ein gewaltiger Bergsturz ins Hunzatal, der den Fluss bis Mitte Mai 2010 auf eine Länge von rund 16 km aufstaute und infolgedessen mehrere Dörfer teilweise überschwemmte.[4] Auch der Karakorum-Highway wurde durch den Erdrutsch unterbrochen. Ohne Gegenmaßnahmen wäre ein Dammbruch wahrscheinlich gewesen, die dadurch ausgelöste Flutwelle hätte verheerende Folgen für 36 flussabwärts liegende Dörfer gehabt. Es wurden großangelegte Evakuierungen durchgeführt. An einem kontrollierten Abfluss der Wassermassen wird gearbeitet (♁Lage).........

http://de.wikipedia.org/wiki/Hunza_(Fluss)
http://www.bildagentur-p.de/data/picture/detail/3785.jpg
http://www.geo-kids.de/Hunz-3.jpg
http://www.geo-kids.de/Hunz-2.jpg

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/92/Passu.jpg

gruss weltumradler, ein absoluter kkh fan  

13.06.13 18:23
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6713 Postings, 5420 Tage weltumradler1776. Tag, 56 (12.170km), Di. 29.08.2000

Gerade einmal noch 126km trennen mich vom 4.722m hohen Khunjerab Paß, und ob sich die Landschaft noch steigern läßt mag bezweifelt werden. Heute morgen habe ich mir beim Frühstück extrem viel Zeit gelassen, weil ich immer noch unentschlossen war, wie es denn nun weiter gehen würde. Ursprünglich wollte ich ja von Karimabad aus einen 2 tägigen Track starten, doch der Hotelmanager riet mir davon ab. Wieder einmal hörte ich auf Einheimische und entschloß mich für die Weiterfahrt nach Passu.

Punkt 8.00 radelte ich los, und die ersten km waren recht einfach, da es hinunter zum Hunza Fluß ging. Während des Fahrens mußte ich mich dann oft nach dem Rakaposhi umsehen. Dieser Berg, mit seinen gletscherverhangenen Wänden werde ich wohl nicht so schnell vergessen.

Nachdem ich den Hunza bereits gequert hatte wußte ich, daß ich Karimabad bereits passiert hatte, ohne es optisch wahr genommen zu haben. Die "Hauptstadt" dieser Gegend liegt oberhalb des Flußbettes, und die Abfahrt mußte ich wohl übersehen haben, vermutlich habe ich mich von den Bergen zu sehr ablenken lassen.

Das schön an dieser Wegführung ist eigentlich die Tatsache, daß ständige Berge von 6-7000 am Horizont erscheinen und genauso schnell wieder verschwinden. Auch die Struktur ist vollkommen unterschiedlich, mal sind sie gletscherverhangen, mal bestehen sie aus Granit. Wenn man dann noch durch "grüne" Ortschaften radelt und alle einem wohlgesonnen sind, ist dies wie Doping für meinen Körper und Seele. Obwohl die Strecke heute alles wie einfach war, ich fuhr gerademal einen Schnitt von 12,14 km/h, hat mir das fahren keinerlei sorgen bereitet. Dies ist nun auch der Grund dafür, daß ich mich entschlossen habe nun direkt zum Paß zu fahren.

Ich habe ein wenig "Angst", daß ich nach dem Track vielleicht genauso platt wäre wie nach dem letzten (Rupal Gah Track), und somit für den Gipelsturm nicht fit genug. Die Muskelbeanspruchung ist einfach eine andere und zuletzt kam ich ja nicht richtig vom Fleck. Vielleicht werde ich in Sost ja noch einen Ruhetag einlegen, um für den Tag des Anstieges fit genug zu sein.

Gruss Weltumradler

http://www.weltderberge.com/wp-content/uploads/...stan_passu-peak.jpg
http://images.travelpod.com/tw_slides/ta00/9d3/...-glacier-gilgit.jpg
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http://www.weblo.com/asset_images/large/...za_Pakis_4922b6c50cd25.jpg
http://www.gandharatrails.com/images/destinations/02%20Passu.jpg  

13.06.13 18:53
1

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler178. Tag, 35 (12.205km), Mi. 30.08.2000

Obwohl das heutige Teilstück nach Sost recht einfach war, ich mich gerade einmal knappe 3 Stunden im Sattel befand, fühlte ich mich recht müde. Meinen Nächtigungsort erreichte ich gegen 11.00, und bereits während der Fahrt entschloß ich mich einen weiteren Ruhetag einzulegen. Ich möchte meinen Akku aufladen und ausgeruht den Gipfelsturm in Angriff nehmen. Sost selbst liegt gerade einmal auf ca. 3000 m Höhe und somit sind es stolze 1.700hm bis zum Khunjerab Paß, ob es auf dem 86km Anstieg noch Abfahrten gibt weiß ich auch nicht.

Die heutige Fahrt selbst war nicht so spektakulär wie die Tage zuvor, doch vom Profil her einfach anders. Die meiste Zeit folgte ich dem Flußbett des Hunzas und hatte groß keine Anstiege zu bewältigen. Es war recht kurvenreich und aufgrund der Tatsache, daß man größtenteils "unten" fuhr hatte man keine Weitsicht. Auffallend war die Offenheit der Einheimischen gegenüber meiner Person, ja ich wurde sogar von Frauen angesprochen.So langsam aber sicher neigt sich mein KKH Aufenthalt dem Ende entgegen, denn wenn alles glatt läuft habe ich nur noch einen Fahrtag vor mir, dieser hat es jedoch in sich.....

Damit auch ja nichts schief läuft, habe ich bereits heute mit der Vorbereitung begonnen und mir meinen Kohlehydrat Haushalt mit Spaghetti gefüllt. Wie vor einer großen Bergtour verspühre ich ein gewisses Kribbeln in meinem Körper und bin wirklich gespannt, wie dieser auf die morgige Höhe reagiert.

Gruß Weltumradler
http://pamirtimes.files.wordpress.com/2008/04/sost1.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/...am_Highway_KKH.jpg  

13.06.13 19:14

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler179. Tag, 0 (12.205km), Fr. 31.08.2000

Der heutige Tag wurde fast ausschließlich für die Pakistan Zusammenfassung genutzt, außerdem wurde die Vorbereitung für den Gipfelsturm getätigt.

Dem morgigen Tag habe ich mir eigentlich seit Tourbeginn herbeigesehnt, und nun ist es fast soweit. Bergsteigen in 4.000m Höhe ist ja schon anstrengend, doch beim Radeln im Anstieg gibt es so gut wie keine Möglichkeit sich während dessen zu erholen.

Gespannt bin ich ja auch auf das Naturphänomen Wind. In den letzten Tagen hat er doch ganz schön kräftig Nachmittags das Hunza Tal hinaufgeblasen. Sollte dies morgen auch der Fall sein, dann hätte ich auf dem Rückweg entsprechenden Gegenwind, und die letzten 30km sollen ja so gut wie eben sein. Positiv hingegen ist, daß ich morgen ja fast ohne Gepäck radeln werde, und dies entsprechen immerhin ca. 30kg weniger Ballast.

Für unterwegs habe ich mir heute 4 Eier abgekocht, und außerdem getrocknete Aprikosen, Kekse und einen Kuchen eingepackt. Mit 6l Wasser hoffe ich über die Runden zu kommen, den Wasserfilter habe ich im Tal gelassen. Das Wetter scheint auch stabil zu bleiben und so hoffe ich morgen auf einen Tag der Superlative. Auf alle Fälle möchte ich so früh wie möglich losfahren.

Einen deutschen Biker, den ich heute im Hotel traf war gestern von 5.30 bis 20.00 unterwegs. Er machte auf mich einen fitten Eindruck und meinte, daß er enorme Probleme mit der Höhe hatte. Ich hoffe nur, daß meine Akklimatisation vom Nanga Parbat noch anhält.

Gruß Weltumradler  

13.06.13 20:09

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler180. Tag, 172km (12.377km), Fr. 01.09.2000

Nach exakt 6h50min und 11 sec. reiner Fahrzeit, habe ich soeben um 13.30 den 4.722m hohen Khunjerab Paß erreicht. 86,08km waren es von der Mountain Refugia Lodge, und ich brachte es immerhin auf einen Schnitt von 12,5km/h. Die Höhe selbst scheint mir recht wenig auszumachen, denn ich fühle mich noch einigermaßen fit. Vielleicht ist es auch nur das Adrenalin, welches mich so puscht.

Das Fahren ohne Ballast lies mich den Paß dann doch leichter meistern als befürchtet, außerdem hatte ich starken Rückenwind. Auf dem Rückweg wird er dann ein Widersacher sein, und ich bin echt gespannt, wie ich Sost wieder erreiche. Vor allem habe ich schon jetzt vor den flacheren Teilstücken gehörigen Respekt. Richtig hohe Berge sieht man hier oben vom Paß aus eigentlich nicht, auch war die Fahrt nicht so spektakulär. Nach 30 min. radle ich jetzt wieder retour, da ich nicht in die Dunkelheit kommen möchte.

Nochmals gute 4h habe ich für den Rückweg gebraucht, sodaß ich heute insgesamt 10h 57min. im Sattel saß. Dank der Abfahrt brachte ich es immerhin noch auf einen stolzen Schnitt von 15,7 km/h, meinem mit Abstand schnellsten hier auf dem KKH. Wie befürchtet hatte ich bei der Abfahrt mit dem Wind einen harten Widersacher, sodaß ich diese gar nicht genießen konnte. Bei kleineren Anstiege merkte ich schnell, wie platt ich eigentlich war. Der Tag wird mit wohl ewig in Erinnerung bleiben.

Was waren das eigentlich nur für Gefühle auf dem Paß. Einen meiner Träume, Ziele hatte ich mit dem Erreichen der Passhöhe nun verwirklicht, und die ca. 900km "Schwerstarbeit" seit Islamabad neigten sich nun dem Ende entgegen. Ich hatte ca. 3/4 der Traumstraße KKH beradelt, und so richtig langweilig war es auf keinem einzigen. Das gute Wetter blieb mir treu, sodaß ich fast ständig blauen Himmel vorfand. Kurz vor der Paßhöhe ging ich dann gedanklich nochmals die ganze Strecke durch, und war am letzten Anstieg den Tränen nahe. Weshalb kann ich eigentlich gar nicht genau sagen, vielleicht waren auch nur Glückstränen oder einfach nur der Stolz, etwas außergewöhnliches gemeistert zu haben.

Der einzige Wehrmutstropfen auf dem Paß war dann halt doch die Tatsache, daß ich diesen nicht auf der anderen Seite hinabrollen haben können. Allzu gerne wäre ich halt doch nach China gefahren, um Tibet queren zu können. Ich lies es mir dann jedoch nicht nehmen, den unbesetzten Checkpoint zu passieren, um zumindest für wenige Sekunden chinesischen Boden betreten zu haben.

Heute morgen bin ich bereits gegen 4.40 aufgestanden und da es draußen noch dunkel war, habe ich mir erst einmal einen Kaffee zubereitet. Um 5.30 ging es dann endlich wieder los und seit langem fuhr ich mal wieder mit Beinlingen. Der Checkpoint im Ort war noch geschlossen und so habe ich diesen eeinfach umgangen. Fast während der ganzen Strecke folgte ich irgendwelchen Flüssen und die ups and downs waren minimal. Der anstieg war auch nicht so steil, sodaß ich fast ausschließlich auf dem mittleren Kettenblatt fahren konnte.

Nach 30km betrat ich den Khunjerab National Park und mußte 4 US&, 216 Rupie, für den Eintritt bezahlen. Kurz danach passierte ich einen Checkpoint wo ich mich eintragen mußte. Die letzten 17 km hatten es dann doch in sich, sodaß im 3. bzw. 4 Gang gefahren werden mußte. Wie in den Alpen entlang der Serpentinen schlängelte ich mich der Paßhöhe entgegen. Unterwegs sah ich dann noch weiße Dromedare, die Attraktion im tierischen Bereich. Autos sah ich so gut wie keine, den ganzen Tag über haben mich höchsten 20 überholt. Wenn man bedenkt, mit welch enormen Kosten die Straße gebaut wurde, dann rechnet sich dies wohl kaum. die Straße selbst ist in einem guten Zustand, doch nach jedem Unwetter müssen die Schäden beseitigt, repariert werden.

So, jetzt bin ich fertig und ab geht`s in die Koje.  

13.06.13 20:25

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler33. Wissenswertes - Khunjerab Paß

das beradeln des kkh mit dem khunjerab passes ist ziel eines jeden radeljunkies......

"........Mit einer Scheitelhöhe von 4693 m über dem Meeresspiegel ist er der höchste befestigte Pass der Welt......"

http://de.wikipedia.org/wiki/Kunjirap-Pass

gruss weltumradler  

17.06.13 18:58
1

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler181. Tag, 0km (12.377km), Sa. 02.09.2000

Da ich recht müde bin liege ich bereits kurz nach 20.00 im Bett. Die heutige Nacht habe ich äußerst schlecht geschlafen, schuld daran waren vielleicht die 2l Cola vom Vorabend.

Heute morgen habe ich dann das erste mal richtig während meiner Weltumradlung geschummelt, denn es ging mit einem Toyota Bus nach Gilgit. Da ich die Einbahnstraße KKH nicht auch noch hinunter radeln wollte behalf ich mich diesem Hilfsmittel. Es war schon ein äußerst komisches Gefühl jene Strecke mit dem Bus zurückzulegen, welche ich Tage zuvor schweißtreibend hinauf geradelt bin. Nochmals ging es am imposant ausschauenden Rakoposhi vorbei, doch dieses mal empfand ich den Berg bei weitem nicht so atemberauschend als beim Hinaufradeln mit dem Bike.

Das Sichtfeld im Bus war allerdings auch äußerst eingeschränkt, auch ging alles so furchtbar schnell, daß man gar keine Eindrücke aufsaugen konnte. Wieder einmal fühlte ich mich in der Art meiner Fortbewegung bestätigt, selbst beim Treten kann die Natur genossen werden, weil man einfach nicht so schnell an ihr vorbeirauscht. Gegen 14.00 erreichten wir Gilgit, und für die 200km mußte ich doch stolze 200 Rupie bezahlen.

In Gilgit selbst möchte ich nun einen Tag verweilen und möchte übermorgen den Bus nach Islamabad nehmen.

Ich möchte nun doch möglichst schnell nach Indien, denn ich habe ein wenig Bammel davor, daß ich vom Winter in Kaschmir überrascht werde.

Hier in Madina habe ich Eric wieder getroffen sowie 2 Chemnitzer, welche seit 3 1/2 Jahren mit dem bike unterwegs sind. Die längste Zeit über verbrachten sie im Himalaya und über Weihnachten möchten sie wieder zu Hause sein. In Madina sind hier so ca. 40 Touris!!!! untergebracht und Einheimische trauen sich hier wohl nicht rein oder es ist ihnen einfach zu teuer.

Gruß Weltumradler  

17.06.13 19:56
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6713 Postings, 5420 Tage weltumradler182. Tag, 0km (12.377km), So. 03.09.2000

Bereits gegen 8.00 schreibe ich Tagebuch... - was ist denn nun in aller herrgottsfrüh passiert? Eigentlich nichts dramatisches, habe gut geschlafen, mir soeben meinen 2. Kaffee aufgebrüht, und mich entschlossen bereits heute Nachmittag zurück nach Islamabad zu fahren. Der Trip mit dem Bus soll so schlappe 16-17 Stunden dauern......

Einer der Gründe für diesen Entschluß ist die Tatsache, daß die 2 Chemnitzer ebenfalls nach Islamabad fahren, und wir uns somit auf dem langen Weg sicherlich einiges zu erzählen haben. Hauptgrund ist jedoch sicherlich der, daß ich nun doch schon einige Horrorszenarien über Wintereinbrüche zu Gehör bekommen habe, ich Kaschmir/Ladakh unbedingt noch beradeln möchte, und dies bei einem frühen Wintereinbruch einfach nicht geht. Ich höre von Touris so viele unterschiedliche Berichte wie: Pässe werden Mitte September bis Ende Oktober geschlossen, außerdem waren Strecken von Manali nach Leh aufgrund der starken Regenfälle durch den Monsun wochenlang gesperrt. Der Monsun ließ die Flüsse so stark anschwellen, daß Straßenabschnitte von 20-30km einfach weggespült wurden.

Sollte alles planmäßig verlaufen, müßte ich so gegen den 10. September an der Grenze zu Ladakh sein und ich hätte somit ca. 5 Wochen Zeit für den Circle - das müßte eigentlich noch reichen.

Ich hoffe nur, daß das mit dem Visa für Indien geklappt hat denn es geht das Gerücht um, daß die indische Botschaft derzeit geschlossen wäre. Meine jetzige Situation ist mal wieder mal nichts für Leute mit schwachen Nerven, an dies habe ich mich jedoch mittlerweile gewöhnt. Hatte dies vor Wochen ja auch gedacht um dann feststellen zu können, daß die Formalitäten an einem Hintereingang abgewickelt werden.

Gruß Weltumradler  

17.06.13 20:26

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler183. Tag, 0km (12.377km), Mo. 04.09.2000

Die heutige Nachtfahrt von Gilgit nach Rawalpindi dauerte von 16.00 - 7.00, also stolze 15 Stunden. Der Fahrer verstand sein "Handwerk", denn auf der ganze Strecke überholten unseren vollbeladenen Bus gerade einmal 2 PKW`s..... Die zeigt mal wieder wie einfach, übersichtlich der Streckenverlauf auf dem KKH ist........ Ich selbst habe auch ein wenig schlafen können, sodaß sich meine Müdigkeit heute morgen in Grenzen hält.

Zielort meiner Fahrt war Rawalpindi und nicht wie ursprünglich angenommen Islamabad. Die Fahrt kostete mich insgesamt 610 Rupie und zwar 400 für meine Person, den Rest für Black Beauty.

In Rawalpindi selbst wollte ich dann das Al - Azam aufsuchen, welches laut meines lonely planet recht gut und auch billig sein sollte. Als ich es nach längerem suchen nicht fand, entschloß ich mich für ein Taxi nach Islamabad. Ich mußte ja sowieso dorthin, da ich ja mein Visum für Indien benötigte. Für ca. 30 Rupie mehr fuhr mich der Taxi Fahrer dorthin, wartete ca, 1 Stunde auf mich um mich dann an dem bereits bekannten Campingplatz abzuladen.

Gegen 17.00 konnte ich dann mein Visa abholen.

Dazwischen stärkte ich mich erst einmal mit allen möglichen Köstlichkeiten an der Aral Tankstelle und hatte zuvor doch jede Menge Aufregung, da ich dachte meinen Führerschein - weshalb ich den wohl mitgenommen hatte weiß keiner - sowie meine Mastercard verloren zu haben. Ich hatte sie im Zelt jedoch nur verlegt, sodaß alle Aufregung umsonst war. beim Abholen des Visas war ich jedoch aufgrund der vorherigen Aufregung schweißgebadet, und die Folge waren jede Menge Herpes Bläschen auf der Lippe, und das aufgrund eines "extremen" Stresszustandes von nicht einmal einer Stunde........

Danach habe ich mich noch lange über das Fotografieren mit einem Fachmann unterhalten, da ich nach wie vor nach einem gebrauchten Zoom Ausschau hielt. Dieser meinte, dass ich Filme mit einer höheren ASA Zahl verwenden und außerdem meine Kamera manuell bedienen sollte.

Gruß Weltumradler  

17.06.13 20:29

143728 Postings, 9166 Tage seltsamVon Ihnen kommen bereits 7 der letzten 20

17.06.13 20:40
1

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler@seltsam

danke......

zähle mich jedoch nicht zu den sternchensammer hier auf ariva und freue mich über jeden kommentar bzw. zugriff. den leuten hier scheint ein fußballergebnis, eine narzistische überschrift, ein guten morgen oder guten abend, ein hallo @all u.s.w. wichtiger zu sein als ein bericht eines aussteigers, der eine andere welt gesehen und somit für sich herausgefunden hat, was das wahre leben ist........

gruss weltumradler  

17.06.13 20:50

143728 Postings, 9166 Tage seltsamich lese Deine Beiträge gern

wenn auch nicht regelmäßig.

Aber ich bin wirklich angenehm angetan über Deinen Schreibstil. Wenn es möglich ist, versuche es als Buch herauszubringen...  

17.06.13 21:00
1

6713 Postings, 5420 Tage weltumradler184. Tag, 0km (12.377km), Di. 04.09.2000

Nach einer äußerst schlafreichen Nacht bin ich gegen 8.00 aufgewacht und habe mir erst einmal einen Kaffee aufgesetzt. Während des "Schlürfens" hörte ich dann erst einmal einen lauten Knall, verschüttete einen Teil des Muntermachers, um mit Entsetzen festzustellen, daß binnen weniger Wochen das 2. mal die Zeltstange gebrochen war.

Das Alugestänge meines "zu Hause" scheint nun doch in die Jahre gekommen zu sein, sodaß ich mich morgen beim Aufbruch zumindest vom Überwurf verabschieden werde. Das Innenzelt werde ich vorerst noch mit mir rumschleppen, denn als Moskitoschutz ist es wohl noch immer tauglich. Nach 12 Jahren ist es schon ein komisches Gefühl jenem Schutz adieau so sagen, welcher mich vor so manchem Unwetter bewahrt hat. In nächster Zeit werde ich nun wohl doch vermehrt im Hotel übernachten und werde spätestens in Kathmandu mich nach einem Ersatz umsehen. Wie ich im Kaschmir / Ladakh Gebiet ohne Zelt auskommen soll weiß ich auch noch nicht, werde evtl. auch bei den Hirten der Yaks übernachten, sofern sie noch nicht zu Tale gegangen sind.

Danach nutze ich letztmals den Komfort der Aral Tankstelle, wo ich mir noch einmal 4 Pizza Stückchen vegetarisch reindrückte. Im second hand bookstore kaufte ich mir noch die neueste Ausgabe des lonely planet über Nepal. Ich denke nun schon, daß ich mich nicht allzu lange in Indien aufhalten werde, da mich die Menschenmassen doch nerven werden, Nepal zum Ausweichen soll ja auch ganz schön sein...

Gruß Weltumradler  

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