Wider die Geschwätzigkeit von Karl-Heinz Fischer
Nun hat es also begonnen, das neue Jahrtausend oder erst das letzte Jahr im alten Jahrhundert, worüber sich trefflich streiten lässt. Der Pulverdampf der Millenniumsfeuerwerke ist verraucht und der Müll der Feste und Feiern längst entsorgt. Mittlerweile tragen alle wieder ihr Alltagsgesicht. Und die Fragen sind dieselben wie alle Jahre um diese Zeit: Was ist aus den Vorsätzen zum neuen Jahr geworden? Es läuft doch eigentlich alles wie gehabt!
Wer sich im Vorfeld des neuen Millenniums vielleicht noch etwas Neues und Besseres erhofft hatte, hat inzwischen längst resigniert. Hier nämlich gilt nur der Satz: Es gibt nichts Gutes - ausser dem, was man selbst vollbringt! Die Welt verbessert sich nur insoweit, als ich mich selbst zum Besseren verändere.
Ein kleiner Ratschlag mit grossen Auswirkungen stammt aus dem 4. Jahrhundert nach Christus: "Ist einer im Reden behutsam, so wird er milde, sanft und bescheiden. Wenn er nämlich nicht redet, bevor er überlegt hat, ob dies zu sagen sei, ob es diesem Menschen zu sagen sei, so übt er in der Tat Bescheidenheit, Sanftmut und Geduld."
Diese zwei Sätze sind ein bemerkenswerter Text gegen die Geschwätzigkeit unserer Tage. Sie sind ein wirksames Trainingsprogramm, um private und berufliche Beziehungen zu verbessern. Behutsamkeit im Reden ist wie ein heilsamer Balsam im Zeitalter des direkten und offenen Aussprechens der momentanen Empfindungen und Gefühle, das so schnell verletzt und Beziehungen zerstört.
Um dies zu verhindern, baut der Verfasser, der heilige Ambrosius, ein paar Kontrollen ein. Es sind wirksame Ratschläge, damit man lernt, die Zunge zu beherrschen, nicht als Selbstzweck, sondern um des gedeihlichen Miteinanders willen. Deswegen empfiehlt er, dass man vorher überlegt hat, ob etwas überhaupt gesagt werden solle, ob es in diesem Fall zu sagen sei.
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