gatrixx: Mogelpackung Comroad?
Gerüchteküche brodelt
(gatrixx) Comroad sollte eigentlich zu den Highflyern am Neuen Markt gehören. Das Unternehmen erfüllte immer seine Prognosen - übertraf sie sogar meistens. Trotzdem ranken sich eine Vielzahl von widersprüchlichen Veröffentlichungen um den Anbieter von Verkehrs-Telematiksystemen. Comroad AG Datum: 06.08.2001 WKN: 544 940 Kurs:11,15 Euro Hoch/Tief (52 Wo.):66,50 Euro; 8,20 Euro Segment:Neuer Markt KGV (2002e):8 Branchen-KGV:20 - 30 Gewinnreihe (in Euro): 1999: -0,07 2000: 0,2 2001e: 0,68 2002e: 1,37 Dividende (01e):keine Eigenkapitalquote:85,1 Umsatz (Mio. Euro): 1999: 10,2 2000: 43,9 2001e: 95 2002e: 176 Kein Wunder also, dass Anleger seit dem Börsengang vom 26. November 1999 turbulente Zeiten mit dem Comroad-Papier erlebten. Splitbereinigt stieg die Aktie von 7 Euro auf 66,50 Euro. Der Absturz ließ aber nicht lange auf sich warten: Seit Oktober 2000 geht es kontinueirlich abwärts. Aktuell kostet das Papier 11,15 Euro. Grund für den herben Rückgang war zum einen die allgemein schlechte Stimmung an den Aktienmärkten. Zum anderen belasteten aufkommende Zweifel an der Seriosität von Comroad. Zweifel gibt es beispielsweise über die Anzahl der bisher verkauften Telematiksysteme. Hinzu gesellen sich Berichte, dass weniger Servicepartner existieren als vom Unternehmen gemeldet. So soll es in Asien nur zwei Servicepartner geben - anstelle der angegebenen neun.
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Das Geschäftsmodell
Comroad vertreibt Vehrkehrs-Telematiksysteme (Global Transport Telematik Systems / GTTS). Dahinter verbirgt sich eine Technologie, die eine Kombination aus drahtloser Telekommunikation und Informatik-Netzwerken darstellt. Das modulartig aufgebaute GTTS verbindet das per Satellit funktionierende Global Positioning System (GPS) mit dem Global System Mobilcommunication (GSM) und dem Internet. Telematik ermöglicht die Entwicklung und Vermarktung von kundenspezifischen und situationsgerechten Diensten für mobile Anwender. Voraussetzung dafür sind Servicezentralen und benutzerfreundliche Endgeräte. Comroad erwirtschaftet auf zwei Wegen seine Umsatzerlöse. Zum einen erhält das Unternehmen laufende Gebühren von Gesellschaften (z.B. Mobilfunkanbietern). Die Kunden betreiben Servicestationen und vermarkten ihre Dienste regional. Zum anderen erzielt die Gesellschaft Erlöse durch den Vertrieb der notwendigen technischen Infrastruktur. Dazu gehören Kommunikations- und Informationsserver für die Servicestationen - aber auch Endgeräte, sogenannte In-Car-Computer, die in den Fahrzeugen installiert werden. Kerngeschäft der Gesellschaft ist vor allem die Entwicklung von Anwendungssoftware im Transport-Telematikbereich. Einsatzgebiete sind Übersee-Navigation, Straßenrouting-Assistenten, Sicherheitsüberwachung, satellitengestütztes Flottenmanagement und Mobile Online Services (Kommunikations-, Informations- und Entertainment Dienste für den mobilen Einsatz). Weil mit der Hardware nur geringe Bruttomargen erzielt werden, soll künftig der Verkauf von Software-Lizenzen den Hauptanteil der Einnahmen ausmachen. Aktuell sind es weniger als 10 Prozent.
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Glänzende Zahlen
Das Geschäftsmodell kling plausibel und scheint lukrativ. Nicht so offensichtlich ist aber, wie Comroad die enormen Wachstumsraten der vergangenen Jahren erzielen konnte. Genaue Angaben über die Anzahl der bisher verkauften Telematiksysteme fehlen. Dabei sehen die Ergebnisse auf den ersten Blick glänzend aus. Im Geschäftsjahr 2000 stieg der Umsatz auf 43,9 Millionen Euro, nach 10,2 Millionen Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Nachsteuergewinn kletterte auf 4,15 Millionen Euro. 1999 fiel noch ein Verlust von 0,35 Millionen Euro an. Umsatzstärkstes Geschäftsfeld im Jahr 2000 war der Vertrieb von sogenannten In-Car-Computern. Die Umsätze von 34,7 Millionen Euro wurden nach Unternehmensangaben über Servicepartner erzielt. Zur Zeit kooperiert Comroad nach eigenen Angaben mit 36 Partnern in 33 Ländern. Bis Jahresende strebt die Gesellschaft Geschäftsbeziehungen mit insgesamt 50 Partnern an. Laut Management führt das Unternehmen Gespräche mit 20 potenziellen Kandidaten. Der Bereich Service-Center trug mit 6,6 Millionen Euro zu den Erlösen bei. Die Einnahmen durch Software-Lizenzen lagen bei 2,6 Millionen Euro. Auch im ersten Halbjahr 2001 meldete die Gesellschaft hervorragende Zahlen. Der Umsatz stieg gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum von 13,57 auf 33,9 Millionen Euro. Erfreulich war auch die Gewinnentwicklung. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) wurde von 2,45 auf 5,4 Millionen Euro ausgeweitet. Nach Steuern fiel ein Gewinn von 5,4 Millionen Euro an. Ein stolzes Plus gegenüber den 1,66 Millionen Euro aus dem ersten Halbjahr 2000.
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Ambitionierte Ziele
Die Ziele sind ambitioniert. Der Vorstand geht aber davon aus, die selbst gesteckten Prognosen für das Geschäftsjahr 2001 zu erreichen. Beim Umsatz sind 95 Millionen Euro und beim EBIT 21 Millionen Euro geplant. Grund für den Optimismus sind die guten Aussichten. Viele Menschen verbringen viel Zeit in ihren PKWs - egal ob privat oder beruflich. Gerade diese Einsatzmöglichen sorgen im Telematikbereich für Fantasie. Fahrzeug-Benutzer haben immer größere Anforderungen an den Komfort. Über einen sogenannten Telematikbrowser werden beispielsweise Autofahrer in die Lage versetzt, mit dem Minicomputer auf unterschiedliche Weise zu kommunizieren. Künftig dürfte es möglich sein, Hilfedienste bei Pannen in Anspruch zu nehmen. Weitere Einsatzgebiete sind: der Empfang von Informationen, versenden von E-Mails, Hotelzimmer-Buchung per Internet und Routenmanagement bei Stau. Die Gesellschaft ist im Bereich Telematik in einem zukunftsträchtigen Markt tätig. Er wächst durchschnittlich um 100 Prozent pro Jahr. Das Gesamtvolumen 2002 wird nach einer Branchenstudie auf etwa 8,9 Milliarden US-Dollar geschätzt. Comroad hat sich auf die Fahnen geschrieben, überproportional an dieser Entwicklung zu partizipieren. Der langfristige Erfolg dürfte von den Autobauern abhängen. Statten sie ihre Autos mit Telematik-Systemen aus, könnte das den Durchbruch für Comroad bedeuten. Bislang hat es die Gesellschaft aber nicht geschafft, einen Fuß in die Tür zu bekommen.
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Unsicherheiten drücken Bewertung
Auf der Basis der prognostisierten Geschäftszahlen für das Jahr 2002 ist die Aktie mit einem KGV von 8 und einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 100 Prozent klar unterbewertet. Allerdings überwiegen nach wie vor die Unsicherheiten. Das Unternehmen gibt nicht die Namen angeblicher Kunden an. Geheimhaltungsverträge über zukünftige Projekte sind zwar nicht unüblich - belasten aber die Glaubwürdigkeit. Von einem Investment in die Comroad-Aktie raten wir ab. Erst wenn eine lückenlose Transparenz und Klarstellung seitens des Unternehmens erfolgte, ist eine Neubetrachtung angebracht. Dieses Dokument wird Ihnen ausschließlich zu Ihrer Information zur Verfügung gestellt. Dieses Dokument darf weder als ganzes noch teilweise reproduziert oder an eine andere Person weiter verteilt werden. Es ist nicht auszuschließen, dass dieser Bericht noch wesentlich geändert wird. Die gatrixx AG hat den Inhalt dieses Dokuments nicht geprüft. Daher wird die Ausgewogenheit, Genauigkeit, Vollständigkeit oder Richtigkeit der in diesem Dokument enthaltenen Informationen oder Meinungen weder ausdrücklich gewährleistet, noch eine solche Gewährleistung impliziert. Der Empfänger dieses Dokumentes sollte sich auf diese Informationen oder Meinungen nicht verlassen. Weder die gatrixx AG noch eine andere Person haftet für einen Schaden, der sich aus einer Verwendung dieses Dokuments oder der darin enthaltenen Angaben, oder sich anderweitig in Zusammenhang damit, ergibt. Dieses Dokument stellt weder ein Angebot, noch eine Einladung zur Zeichnung oder zum Kauf eines Wertpapiers dar, noch bilden dieses Dokument oder dar in enthaltene Informationen eine Grundlage für eine vertragliche oder anderweitige Verpflichtung irgendeiner Art. |