So - da sind sie also - die Antworten auf unsere Boardfragen. Ich freue mich, dass sich nach anfänglicher Flaute doch so viele hier im Thread engagiert und ihre Fragen gestellt haben.
Herr Pahl hat mir die Antworten von Ronald Slabke freundlicherweise zusammengestellt und heute zugeschickt. Da sich die Fragen zum Teil überschneiden, sind sie enBloc beantwortet worden. Wenn Ihr noch weitere Fragen zur HV habt, könnt ihr sie mir hier noch stellen.
Block Versicherungsplattform
Gibt es, ob der relativ mauen Wachstumsraten Überlegungen, diese Sparte bei einem passenden Angebot zu verkaufen, um die Mittel anschließend in die anderen Sparten fließen zu lassen? Nein, für uns bleibt die Investition in die SmIT weiterhin aussichtsreich, auch wenn die bisherige Entwicklung zugegeben hinter unseren Erwartungen zurückhängt. Für dieses Jahr streben wir den Break even (EBIT) für das Segment an. Wenn sich innerhalb des Segments rentable Investitionsmöglichkeiten bieten, wir aber das Volumen nicht zu 100% allein stemmen möchten, könnten wir uns punktuell für einzelne Geschäftsmodelle einen oder mehrere Investitionspartner im überschaubaren Volumen hinzuzunehmen. Gibt es aktuell einen Strategieschwenk, weg von „wir greifen den Markt mit aller Macht an“ hin zu „wir haben das richtige Produkt, jedoch zur falschen Zeit, also warten wir ab, bis der Markt das richtige Produkt erkennt und annimmt“? Jain, der Strategieschwenk lautet etwa von „wir greifen den Markt mit aller Macht an (und investieren so viel wie wir können)“ hin zu „wir greifen den Markt mit aller Macht an, aber investieren nur noch so viel, dass wir EBIT neutral sind / Break even erreichen“. Die richtige Antwort auf die zunehmend drängendere Notwendigkeit der Digitalisierung der Versicherungsbranche hatten wir immer. Der Druck zur Digitalisierung steigt und aus unserer Sicht stehen etliche Marktteilnehmer schon an der Schwelle zum Schmerz aus verspäteter Digitalisierung. Wie lange welcher Vertrieb oder Versicherungsunternehmen mit vollständiger Digitalisierung seiner Prozesse durch Migration auf unserer Plattform noch warten kann / meint warten zu können, darüber gibt es recht unterschiedliche Auffassung dieser jeweiligen Marktteilnehmer.
Wie erklären sich die weiterhin schwachen Wachstums- und Migrationsraten, obwohl in anderen Sparten gerade nicht mehr so viel Arbeit ansteht? Könnte man die Ressourcen aus dem Bereich der Kreditvermittlung nicht auf die Versicherungssparte allokieren (zumindest für einen Teil der Arbeiten)?
Die Möglichkeiten zur Reallokation von Mitarbeiterressourcen zwischen der Versicherungsplattform und den übrigen Segmenten ist traditionell begrenzt. Die ITler in den Geschäftsmodellen der Immobilienfinanzierung sind entweder für Instandhaltung (wenige) oder für technische Neuerungen wie OneClick, Finn oder #passt eingeplant. Die Key Accounter in der Immobilienfinanzierung können nicht einfach ohne tiefe Marktkenntnisse zu Versicherungen die Kunden der Versicherungsplattform betreuen oder gar Neukunden akquirieren.
Haben wir die Übernahmen vollständig integriert? Formal ja, Kulturell stark. Aber noch nicht alle Synergie-Power wird auf die Straße gebracht.
Block Mitarbeiter / Recruting
Wie sieht aus Sicht des Management die Arbeit der Zukunft aus? Ist es eine Überlegung Mitarbeiter im Ausland zu akquirieren und auch dort Remote arbeiten zu lassen, wo sie leben wollen? Hypoport hat schon immer eine sehr moderne Arbeitswelt propagiert, in dem der einzelne Mitarbeiter viele Freiheiten genießt. D.h. unsere Mitarbeiter arbeiten aus einem unserer Büros (per App Platz frei buchbar), aus dem Homeoffice oder mit moderner IT von Unterwegs. Für nähere Ausführungen legen wir unseren Geschäftsbericht auf Seite 35 – 38 ans Herz. Hier haben wir uns in diesem Jahr um eine etwas ausführlichere Darstellung bemüht.
Ist stetiges Mitarbeiterwachstum ab einem gewissen Grad der Marktdurchdringung von Nöten? Plattformgeschäftsmodelle haben klassischerweise die Eigenschaft ab einer gewissen Größe / Marktdurchdringung ohne zusätzliche Mitarbeiter wachsen zu können, da die Instandhaltung der Plattform auch bei mehr Volumen keine zusätzlichen Arbeiten notwendig macht. Mitarbeiterwachstum ist dann nur noch bei technischen Innovationen / Weiterentwicklungen wie aktuell beispielsweise OneClick, Finn oder #passt nötig.
Personalabbau zu Ende? Ja, wir stellen wieder - bei entsprechender positiver Umsatzperspektive durch den neuen Mitarbeitenden - ein und besetzten auch Positionen nach.
Block Konzern Marge und Umsatz
Zukünftiges Margen-Niveau? Die Rückkehr zu Margen aus 2021 ist bei Normalisierung des Marktes sehr gut möglich. Das zusätzliche Upside-Potenzial ist aufgrund der Skalierungsmöglichkeiten des Plattformgeschäfts vorhanden.
Aktuelles Marktumfeld der Immobilienfinanzierung
Bleibt es bei ca. vier bis acht Quartalen „Krise“? Ja, wir haben mit dem Q3 2022 das erste Quartal mit einer deutlichen Zurückhaltung der Verbraucher erlebt. Wir sind somit im vierten Quartal und haben in Q4 2022 schon die Talsohle gesehen. Die Dynamik des Aufschwungs ab dieser Talsohle ist naturgemäß noch ungewiss, aber wir glauben in den nächsten vier Quartalen an eine weitere Erholung.
„Plattformverbot“ von Banken? Bankkunden verloren? Das nehmen wir nicht als strukturellen Prozess wahr. Einzelbanken können sich temporär auch anderen Themen zuwenden und daher weniger Volumen auf die Plattform geben. Das ist übrigens kein reines Phänomen von Marktabschwüngen. So etwas gibt es auch in Zeiten der Überauslastung. Wenn Banken mit dem Kreditannahmeprozess in starken Marktaufschwungsphasen nicht hinterherkommen, preisen sie sich sehr hoch auf der Plattform ein, sodass sie weniger (oder sogar gar kein) Volumen bekommen. Später preisen sie sich dann wieder wettbewerbsfähig rein. Es gab, gibt und wird es solche temporären Einzelentwicklungen auf der Plattform immer geben. Bei rund 800 Partnerbanken fallen sie nicht spürbar ins Gewicht.
Wurden Dr. Klein Standorte geschlossen? Wir haben bisher nur sehr wenige Franchisenehmer verloren. Teilweise haben diese auch schon vor dem Einbruch des Marktes ihre persönliche berufliche Veränderung beschlossen. Oft verfügen Franchisepartner über mehrere Standorte in einer Region. Diese wurden teilweise aus Kostengründen zusammengelegt.
Neue Partner durch OneClick oder #passt? Die technische Einführung war bei beiden sehr erfolgreich und es gibt erste sehr zufriedene Nutzer. Das Marktumfeld für OneClick ist aktuell jedoch schwieriger als noch 2021. Das Produkt auf schnelle Entscheidungsprozesse ausgerichtet ist. Durch die Entschleunigung des Marktes fehlt hier aus Sicht einiger Banken der Druck zur Nutzung von OneClick. Bei Wiederanstieg der Marktdynamik werden die bereits OneClick nutzenden Banken gerade in Metropolregionen im deutlichen Wettbewerbsvorteil sein, wodurch das Interesse an unserem neuen Produkt noch weiter steigen dürfte. Bei #passt nehmen wir diese Marktzurückhaltung nicht so stark wahr.
Block Sonstiges
Straßenbau/Brückenbau. Ist ja keine klassische Immobilie, aber die Finanzierung kann ja auch über die Hypo-Plattform laufen. Oder sehe ich es total falsch? Ja, (total falsch).
Wechsel Marcus Rex zur JDC? Unterschiede Geschäftsmodell? Das Geschäftsmodell von JDC als Pooler ist anders als unsere technologischen Marktplätze bzw. Plattformmodelle. Marcus weiß das und benötigt im Vertrieb auch eine gute Plattform zur Abwicklung und späteren Verwaltung der Policen. Wir sehen den Wechsel daher eher als Chance denn als Risiko, erwarten hierdurch aber auch keine kurzfristigen Umsätze für unserer Plattformen.
Aktionärsstruktur Veränderung durch Kursrückgang? Strukturell wenig Veränderung. Wir haben weiterhin ca. 15% Privatanleger (inkl. Mitarbeiter). Die angelsächsischen Investoren unter den institutionellen Investoren sind weiter stark vertreten. Haben beim Kursrückgang Aktien an andere angelsächsische Investoren abgegeben.
Haben wir (weitere) unsichtbare Start-Ups im Konzern? Nein, wir haben ein paar Geschäftsmodelle, von denen wir zukünftig einige Umsätze erwarten, transparent(er) gemacht. Z.B. Oasis oder Corify. Diese Planungen existierten schon vor der deutlichen Abschwächung des Immobilienfinanzierungsmarktes.
Wie begründen Sie, dass keine Abschreibungen auf die im Immateriellen Vermögen enthaltenen Firmenwerte vorgenommen wurden, die von Hypoport gekauft wurden, als die Aussichten auf dem Immobilienmarkt noch sehr viel günstiger waren?
Unserer Firmenwerte werden, wie bei allen anderen Unternehmen auch, in regelmäßigen Abständen auf Werthaltigkeit überprüft; durch uns und durch Wirtschaftsprüfer. Bei guter Geschäftsentwicklung ergibt sich, ebenso wie bei der temporäreren Eintrübung des Gesamtmarktes, für den Geschäftswert kein Abschreibungsbedarf.
Stand zum geplanten Neubau in Lübeck und wie soll der finanziert werden? Der Neubau wird wegen höherem Homeoffice-Anteil kleiner ausfallen und möglicherweise auch nicht in Eigenregie gebaut. Hierzu sind wir mit der Stadt Lübeck im Austausch, um der aktuellen Situation für Neubauten zu begegnen. Wahrscheinlichkeit, dass in unserer Bilanz eine große Immobilienposition entsteht, ist deutlich geringer als vor einigen Jahren.
Ergeben sich durch die Kapitalerhöhung neue Übernahmemöglichkeiten? Nein, dies ist auch aktuell kein konkretes Ziel bzw. kein Teil der Strategie. Wir haben 2016 bis 2020 sehr viele Unternehmen erworben und haben immer noch recht viel Synergiepotenzial, welches wir erst noch heben möchten. Eine Übernahme von Einzeltiteln wäre bei entsprechender Eignung auch nur zu einem geringen Preis denkbar. Es werden aktuell keine Übernahmevolumen wie 2016-2020 angestrebt. |