... würde ich Deine Frage ganz einfach beantworten:
Weil ETF Investierte (ist ja die Zielgruppe) zumeist wenig Interesse an Börsen haben, und dadurch stärker zu Panik Reaktionen neigen - schmiert die Börse ab, folgen sie der Herde.
Denn, was eben oftmals bei der Betrachtung der ETF Bilanz unterschlagen wird, sie müssen oft genug auch Zeiten aussitzen, in denen ihr ETF in den Miesen ist, entsprechend den Börsen, und da dann die Nerven zu bewahren, ist für Informierte / interessierte Anleger schon schwer genug - wenn der ETF aber erst mal mit 10-15% in den Miesen ist, fällt es den meisten schwer stillzuhalten.
Hier eine kritische Analyse eines FAZ Jubelartikels zu ETFs, und da hilft es wenig, wenn am Ende des FAZ Artikels warnende Worte auftauchen, es ist ein Jubelartikel.
https://www.covacoro.de/2016/10/31/wunder-kommen-und-vergehen/
Man sieht darin, dass man mitunter Phasen länger ein Jahr mit Miesen von 10-15% aussitzen muss, in der Hoffnung, dass man nicht auf das falsche ETF Pferd gesetzt hat.
Wer dann verkauft, der hat eben keine durchschnittlich 5% Plus realisiert, sondern, je nach Einstiegspunkt worst case Miese gemacht.
Die Analyse ist lesenswert.
Ebenfalls lesenswert ist ein anderer Artikel der FAZ:
https://www.faz.net/aktuell/finanzen/fonds-mehr/...hler-14524976.html
Zeigt er doch, dass viele ETV Käufer gar nicht wissen, wie man mit ETFs umgehen sollte. Sondern damit ebenso umgehen wir mit Aktien - häufiger kaufen, verkaufen etc. und spekulieren.
Also: einen möglichst breit aufgestellten ETF kaufen, und dann lange liegen lassen.
Wer dann aber mit ETFs so umgeht wie mit Aktien, der läuft Gefahr (siehe Analyse oben) sich zu verspekulieren. Und dann macht man sehr schnell Miese.
Und reagiert panisch, wenn der Markt volatil ist.
___ Aus dem FAZ Artikel:
"Das erschreckende Resultat: Mit ihren Indexfonds erzielten die Anleger Verluste in Höhe von minus 0,55 Prozent im Jahr, während das Gesamtdepot 2,74 Prozent zulegte. ...
Daraus sollte man nicht folgern, dass Indexfonds die schlechteren Produkte sind. Nein, die Ursache für das schlechte Abschneiden liegt darin, dass die Anleger die ETF falsch einsetzen. Idealerweise sollten sie einen Fonds auf einen der großen Indizes kaufen und nicht auf kleine Spezialindizes setzen. Also lieber den C-Dax für deutsche Aktien, den europäischen Stoxx 600, den MSCI Welt oder den amerikanischen S&P 500 kaufen als den ETF auf europäische Energieaktien oder den Aktienmarkt von Vietnam (das gibt es wirklich!). Und sie sollten die Fonds viele Jahre im Depot liegen lassen.
Anleger versuchen, wild zu zocken
Doch die Anleger machen oft das Gegenteil. Sie kaufen tatsächlich häufig kleine Indizes, die Spezialthemen abdecken. Diese ETF bergen höhere Risiken, weil sie nur wenige Aktien umfassen und nicht verschiedene Branchen und Länder mischen. Der MSCI Welt als Gegenstück umfasst hingegen mehr als 1000 Aktien verschiedenster Sektoren aus den wichtigsten Industrieländern der Erde. Die Studie ergab, dass die Anleger eine Rendite von 4,02 Prozent im Jahr erzielt hätten, wenn sie größere Indizes gewählt hätten."
"Der zweite große Fehler liegt im Anlageverhalten. Obwohl Indexfonds am besten langfristig eingesetzt werden, versuchen die Anleger, wild zu zocken. Sie kaufen und verkaufen Indexfonds mehrmals im Jahr und versuchen, damit eine höhere Rendite zu erzielen, als wenn sie die Fonds einfach unangetastet gelassen hätten. Market Timing nennen das die Experten."
Sie betrachten also ETFs wie Aktien und versuchen ihr ETF Depot aktiv zu managen, um den Markt oder Gesamtindex zu schlagen.*
Und das will eben gelernt sein, und gelingt auf Dauer kaum jemandem.
Und die Transaktionskosten können dann sehr schnell jegliche Rendite wegfressen, je häufiger man an volatilen Tagen ETFs kauft/verkauft, siehe unten.
Daher: ja, möglichst breit gestreute ETFs kaufen und lange Zeit liegen lassen ist eine Strategie für Kleinanleger. Sie sollten dann aber nicht der Versuchung erliegen, und
Sie müssen eben wissen, was passiert. Aber jede Wette: sie wissen es nicht.
===> Und um den Bogen zu schließen: jede Wette, insbesondere die ETF Käufer werden bei einem 10% oder 20% Rutsch eines Index als erste panisch und verkaufen dann, wenn es sie am meisten kostet, wenn es volatil ist, und gerade sie können mit temporären Verluste eher nicht umgehen.
Weil sie nicht nur nicht wissen, wie ETFs funktionieren, sondern auch nicht wissen, wie sie damit umgehen müssen. Und die Banken / Broker, die werden es ihnen nicht erklären. Die wollen ja nur ihr Bestes.
Für die ETF Emittenten sind das dann sehr schöne Sondergewinne.
__ * Dazu verführt, dass die Gebühren verhältnismäßig niedrig sind. Aber wie auf der selben Webseite der Blogger beschrieben hat, ist das mitunter in volatilen Zeiten ein Trugschluss.
Siehe dazu folgenden Artikel von Jason Zweig, der diesen Artikel für das WSJ schrieb:
"Market prices exceeded net asset values by an average of 0.18% among precious-metal funds, 0.29% in short-term bond funds, 0.31% in corporate, high-yield and emerging-market bond funds, and up to 0.37% in foreign funds investing in small stocks. At individual funds they can be much wider. “I was surprised both by how large and how common these differences are,” says Mr. Petajisto. Even if you trade only a few times a year, “your ETF portfolio could easily be costing you 1% or 2% and you might not even know it.”"
"Avoid volatile days, says Mr. Petajisto, when premiums and discounts can shoot from fractions of a percentage point to five percent or more."
Das Problem entsteht daraus, dass an volatilen Tagen große Spreads entstehen, die der Bewertung des ETFs vorauseilen, und entweder deutlich höhere Marktpreise für den ETF bedeuten (Premiums), oder eben deutlich niedrigere Marktpreise für den ETF bedeuten (Discounts).
"When enthusiasm pushes an ETF’s share price above the value of its holdings, that’s called a premium; when the fund’s shares trade for less than its underlying assets are worth, that’s a discount."
Und: https://jasonzweig.com/the-expensive-ingredient-of-cheap-etfs/ |