Dezimalisierung - SuperMontage
Dezimalisierung
Wie kommt es dazu, dass die US-amerikanischen Aktien in diesen unmöglichen Fraktalen gehandelt werden? 16 3/8 $ und 16 5/16 $, wer hat zu Beginn nicht Schwierigkeiten, hier die Werte richtig zu sortieren? Um es kurz zu machen: Die Spanier sind an allem schuld! Im 16. Jahrhundert war Spanien die Weltmacht schlechthin. Weltweit galten die spanischen Goldmünzen als das Zahlungsmittel Nummer Eins, dominanter als heute der Dollar. Diese spanischen Goldmünzen waren recht groß und stellten, jede für sich, einen beträchtlichen Gegenwert dar. Um kleinere Einheiten dieses Zahlungsmittels zu erhalten, zersägte man einfach die Münzen in 1/2, 1/4 und schließlich 1/8 Münzen. Die Preise für Handelsgüter wurden demnach in 1/8-Fraktalen angegeben. So kostete eine Kuh dann vielleicht 4 3/8 Goldmünzen und nicht 4,45. Aber eben nicht nur die Kühe, sondern später eben auch die Aktien wurden so gehandelt, obwohl die spanischen Goldmünzen längst keine Rolle mehr spielten. Bis 1997 wurde an den US-Börsen in 1/8-Fraktalen gehandelt. Erst dann wurden die 1/16-Fraktale eingeführt, zur Reduzierung des Bid-Ask-Spreads und somit zur Steigerung der Liquidität. In der Folge begannen die ECNs noch kleinere Fraktale bis hin zu 1/256 zuzulassen.
Nun soll dieses System ersetzt werden durch das Dezimalsystem. Die Geschichte dieses Systemwechsels gleicht jedoch bisher einer schlechten soap opera: immer wieder angekündigt, ausprobiert, verschoben. Das von der SEC festgelegte Datum, bis zu dem die Dezimalisierung komplett eingeführt sein soll ist der 9. April 2001. Nun hat es die NYSE geschafft, bei der NASDAQ müssen wir noch warten.
Die ECNs waren längst einen Schritt weiter, so hat das Island-Book (Datek Sec.) seit Juni 2000 auf Dezimalisierung umgestellt. Verschiedene Datenanbieter können Level II-Daten im Dezimalsystem darstellen (etwa www.quote.com). Wirkliche Auswirkungen auf die Märkte wird die Dezimalisierung erst haben, wenn sie komplett implementiert ist. Die kleinstmögliche Preisveränderung an der NASDAQ wird von derzeit 1/16 (=0,0625) auf einen Cent (=0,01) verringert. Dies wird zur Folge haben, daß die Bid-Ask-Spreads kleiner werden und die Liquidität ansteigen wird. Die Market Maker werden es schwerer haben, mit Spreadcutting ihr Geld zu verdienen.
SuperMontage
Es ist geplant, nach kompletter Einführung der Dezimalisierung, das bisherige Level II Fenster durch ein neues zu ersetzen. Dieses neue Kursfenster wird Nasdaq Order Display Facility (NODF) oder auch SuperMontage genannt und wird nach den Regeln des NNMS-Systems (siehe vorherigen Abschnitt) arbeiten. Aktuelle Daten zur Einführung bei www.nasdaqtrader.com. Optisch wird es folgenden From haben (Grafik: http://www.daytrading-info.de/archiv/nr29.html).
Es sind drei Ebenen unterschieden:
1 Das oberste Fenster zeigt links die besten drei Preislevels der Kaufgebote mit jeweils aufsummierter Size aller Bieter auf diesem Level. Die rechte Seite zeigt das gleiche für die Verkaufsgebote.
2 Das mittlere Fenster entspricht den uns bekannten Level I Daten.
3 Das untere Fenster zeigt differenziert die Bieter mit ihren Geboten, so wie wir es bisher aus Level II kennen.
Unter der Market Maker ID SIZE wird es möglich sein, anonym Gebote zu stellen. Jeweils die besten anonymen Gebote erscheinen mit aufsummierter Ordergröße auf der Bid- wie auf der Ask-Seite. Im Prinzip führt damit die NASDAQ ihr eigenes ECN ein. Eine weitere Änderung ist interessant: Market Maker können nunmehr auch die nicht-besten Gebote inserieren. Bisher gingen ja aus den Orderbüchern der Market Maker nur die jeweils besten Gebote in Level II ein. Nunmehr haben die Marktteilnehmer die Möglichkeit (aber nicht die Pflicht), weitere Gebote in SuperMontage zu inserieren.
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