Warum ein neuer Thread zur Aragon? Nur wer bereit ist die wenig ruhmreiche Vergangenheit der Gesellschaft als ehemaliges Mitglied der ABL-Gruppe mit permanenten Ergebnisverfehlungen und Enttäuschungen hinter sich zu lassen, sollte hier weiterlesen. Mit dem Management Buyout durch die Vorstände Dr. Grabmeier und Konrad im Jahr 2013 begann eine neue Ära der Gesellschaft. Dieser neuen Unternehmenskonstellation Rechnung tragend, trenne ich in Aragon alt (bis 2013) und Aragon neu (ab 2013). Aktionärsstruktur /Neustart 2013 (MBO) Zusätzlich zur Übernahme der Buyout Anteile investierten die Vorstände Dr. Sebastian Grabmeier und Ralph Konrad im Rahmen einer Kapitalerhöhung insgesamt 5 Mio. € Privatvermögen. Die neuen Anteile wurden zu 2,50 €/Aktie ausgegeben. Neben den Vorständen erwarb der Hamburger Unternehmer Jörg Reinecke knapp 10% der Anteile. Während sich Ankerinvestoren, wie die Citigroup Financial oder die Credit Suisse an der KE beteiligten, begann sich die AXA Lebensversicherung im Rahmen einer generellen Desinvestitionsstrategie von ihren Anteilen zu trennen. Von ehemals 25% reduzierte sich der Anteil auf nunmehr noch 18%. Dieses Verkaufspaket belastete seitdem die Kursentwicklung über einen vglw. langen Zeitraum und führte zu eher irrationalen Tiefständen unterhalb des 2,50-er Niveaus. Erst im August 2014 endete der Abverkauf über den regulären Handel und das "Restpaket" wurde von langfristig orientierten Fondsinvestoren übernommen. In Summe halten aktuell neben den zwei Vorständen (46%) die Ankerinvestoren 39%- der Freefloat liegt nur bei ca. 15%. Unternehmenssituation/Entwickung/Umbau Zusätzlich zum Malus der Vergangenheit übernahmen die Vorstände auch eine verschachtelte Konzernstruktur, die so keine Zukunft haben konnte. Daher erfolgte eine Neuausrichtung und Konzentration der Gesellschaft auf zwei wesentliche Kernbereiche und Unternehmenstöchter. Die Jung, DMS & Cie. AG stellt ihren Poolpartnern Investmentfonds, Versicherungen, Beteiligungen, Managed Futures, Finanzierungen und auch strukturierte Bankprodukte (Zertifikate, ETF´s etc.) zur Verfügung. Die FiNUM Gruppe wiederum ist auf das Vermögensmanagemet für "gehobene" Kunden fokussiert. Die nicht zum Kerngeschäft passenden Beteiligungen wurden inzwischen veräußert, der Konzernrückbau ist somit im letzten Jahr abgeschlossen- die Zielstruktur erreicht. Geschäftsentwicklung/Aussichten Neben den Erblasten der Vergangenheit entwickelten sich die Rahmenbedingungen der Branche in den letzten Jahren ungünster, als es je denkbar schien. Die Nachwehen der Finanzkrise seit 2007 noch nicht verdaut, führten zahlreiche Veränderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen (zuletzt das Lebensversicherungsreformgesetz), die Niedrigzinspolitik allgemein und zahlreiche Skandale der Branche für ein äußerst herausforderndes Umfeld. Die interne Unternehmsplanung zum Turnaround konnte unter diesen Umständen nicht eingehalten werden, wenngleich die Tendenz bereits in die richtige Richtung zeigt. Diese anhaltende Krise bietet zugleich auch Chancen. Zum Einen sorgen Marktbereinigungen der Branche für Potenzial der Überlebenden, zum Anderen sorgt inzwischen der Anlagenotstand (der noch einige Jahre anhalten sollte) für eine Art Sonderkonjunktur im Investmentbereich. Daher erwarte ich speziell bei der FiNUM in den nächsten Jahren eine anhaltende Aufwärtsentwicklung. Auch im Versicherungsbereich gibt es neben Schatten (kapitalgebundene Lebensversicherungen sind nahezu tod) im Bereich Baufinanzierungen einen Boom. Der fehlende Nachwuchs im Maklerbereich bringt zudem eine Situation mit sich, dass freie Bestände vglw. günstig am Markt erworben werden können und den Direktabsatz ankurbelt. Auch neue Trends spielen in die Karten. Neben dem Zauberwort "Fintech", der den Sektor gerade attraktiver macht und dem Ausbau des Onlinevertriebs bringt die Gesellschaft auch neue Hybridlösungen auf den Markt, die den boomenden ETF Markt bedient. Ein Beispiel liefert das "Fine Folio" Konzept. In Würdigung der Gesamtlage erwarte ich daher in Summe eine Aufwärtstendenz, die es der Aragon mit hoher Wahrscheinlichkeit in diesem Jahr ermöglicht nach langer Zeit wieder schwarze Zahlen zu schreiben und den geplanten Turnaround auch tatsächlich zu vollziehen. Die Vorlage des Geschäftsberichtes 2014 am 30. April wird die Tendenz bereits andeuten (obgleich 2014 vorauss.noch ein kleinerer Verlust ausgewiesen wird). Ich rechne mit einer begründeten Turnaroundprognose des Unternehmens und gehe davon aus, dass bereits die ersten Monate des Jahres diese Annahme bestätigen. Spätestens zur Vorlage des Hj.-Berichts im September erwarte ich eine testierte Bestätigung der Gewinnsituation. Fair Value/Kursprognose/Chance-Risiko Verhältnis Am Fair Value dürften sich die Geister, selbst unter Annahme der skizzierten UN-Entwicklung, scheiden. Bei einem denkbaren EBIT von bspw. 1-2 Mio. ist nach der klassischen Kennzahlbewertung kaum Upside-Potenzial darstellbar. Um Kurspotential in dieser Betrachtung darzustellen, müßte man die mittelfristige Prognose zu Rate ziehen. Hier fehlt mir ein wenig der Einblick und so hoffe ich, das Warburg Research demnächst nach langer Zeit ein Update veröffentlicht, der die Jahre 2016/2017 abbildet. Man kann allerdings auch eine ganz andere Herangehensweise wählen. Wenn ich bspw. den Unternehmenswert der zwei Töchter bewerte, kann ich diese auch anhand aktueller Marktpreise taxieren. Wenn der Verkauf der Compexx bereits über 13 Mio. € erlöst hat (ehemaliger Aragon Anteil 57%), dann könnte ich im Vergleich der Gesellschaften auch eine Bewertung der Jung, DMS & Cie. sowie der FiNUM ableiten, die die aktuelle Marktkapitalisierung um ein Vielfaches übersteigt. Und ja, an diesem Punkt kommt auch eine Übernahme der Aragon in´s Spiel, denn die laufende Marktbereinigung könnte auch die Wiesbadener zum Objekt der Begierde werden lassen. Alles in allem ist da Vieles denkbar, ich möchte allerdings hier noch keine allzu reißerischen Prognosen abgeben. Ich gehe eher den umgekehrten Weg und behaupte, dass es aus aktueller Sicht und vor dem Hintergrund des erwarteten Turnarounds wenig wahrscheinlich ist, dass der Kurs nochmals unter die 2,-€ Marke abtaucht. Bedeutet, dass ich das Verlustrisiko auf nahe Sicht für minimal halte. Welches Aufwärtspotenzial die Aktie bietet, kann ich beim besten Willen nicht einschätzen. Wenn ich sehe, dass die Einschätzung der Aragon aus Anlegersicht dunkler nicht sein könnte und auch rein gar Niemand auch nur einen Pfifferling auf den Erfolg setzt, dann kann eine positive Überraschung und ein sich aufhellendes Meinungsbild- in Kombination eines sehr kleinen Freefloates- explosiv wirken. Mein Kursziel bis Ende des Jahres taxiere ich, unter Berücksichtigung selbst vorhandener Skepis, im Bereich um die 3,-€ Marke. Mithin eine 40-50% Chance mit einem (aus meiner Sicht) vglw. geringen Risiko. Chancen auf mehr inbegriffen. Fazit: Das attraktive C/R-Verhältnis, die erkennbaren Erfolge im Restrukturierungsprozess, günstige Rahmenbedingungen (Anlagenotstand, Altersvorsorge als Dauerthema, Fintech etc.) und nicht zuletzt das hohe Commitment der Vorstände (investiertes Privatvermögen) bieten Anlegern eine vglw. solide Anlagechance. Die Aragon könnte 2015 zu einem der immer knapper werdenden Nachzügler auf den Kurszetteln werden und den situationsbedingten Kursrückstand peu a peu aufholen. |