Das sehe ich auch so, denn die Q3-Zahlen dürften gut werden, denn Jinko hat ja erst Mitte September und damit knapp vor Ende Q3 ihre Guidance gebracht. Damit sollte die Umsatz- und Bruttomargenguidance auch gut passen. Von dem her gesehen kann man schon ein Q3 EPS von 0,85 bis 1 $ erwarten (Q2: 1,20 $). Von 0,85 $ geht auch der Markt aus. Ist jetzt auf Non GAAP Basis, denn das "eigentlich" EPS Ergebnis dürfte deutlich schlechter ausfallen aufgrund der die nicht liquiditäts wirksamen Position "bilananzielle Bewertung der Wandelanleihe" (Change in fair value of convertible senior notes and call option), denn die dürfte ein Minus von über 25 Mio. $ ausweisen, da die Jinko Aktie in Q3 fulminant zu gelegt hat. Diese Posi ist im Non GAAP Ergebnis nicht drin. Die Amis schauen ohnehin nur auf das Non GAAP Ergebnis. Hier mal meine Q3 Schätzung auf Non GAAP-Basis:
Umsatz: 1,3 Mrd. $ (Q2: 1,2 Mrd. $) -- Bruttomarge: 18% (Q2: 17,9%) Bruttogewinn: 234 Mio. $ (Q2: 214,1 Mio. $) -- operative Kosten zum Umsatz: 12,6% (Q2: 12,8%) EBIT: 70 Mio. $ (Q2: 61,5 Mio. $) -- Finanzergebnis: - 20 Mio $ (Q2: - 6,9 Mio. $) EBT: 50 Mio. $ (Q2: 55,4 Mio. $) -- Steuerquote: 18% (Q2: 4%) Nettogewinn: 41 Mio. $ (Q2: 53,2 Mio. $) -- Aktienstückzahl: 44,4 Mio. EPS: 0,92 $ (Q2: 1,20 $)
Nach dem Canadian Solar eine ganz schlechte Bruttomargenguidance für Q4 heraus gegeben hat mit gerade mal 8 bis 10% (Q3: 19%) kann man gespannt sein was Jinko bei seiner Q4-Bruttomargenguidance bringen wird. Jinko und Co schlagen sich aktuell mit 5 größeren Kostenprobleme rum:
- Preis von Solarglas ist seit Juli um 40% gestiegen - Modulkostenanteil von Solarglas gg. 1. Hj. zu Q4 von 10% auf 20% massiv gestiegen. Auf dem Preisniveau von 43 Yuan/㎡scheint sich der Solarglaspreis aktuell auf schon mehr als hohen Niveau zu stabilisieren. Weiteres Problem mit Solarglas ist der Engpass. Offenbar musste der eine oder andere China Solaris sogar Fertigungslinien stoppen aufgrund des Mangels an Solarglas
- der Polysilizium ist seit Juli um 50% gestiegen. In den letzten Wochen ist der Polypreis vom Hoch im Oktober um knapp 10% von 95 Yuan/kg auf 86 Yuan/kg gesunken
- Aluminium ist seit Oktober um 15% gestiegen
- schwacher US Dollar - Rückgang in Q3 von 4,2% und in Q4 bis jetzt von 3,5% gg. dem Yuan
- Schiffstransportkosten - der Baltic Dry Index hat sich in Q3 gg. Q2 verdreifacht, ist aber nun wieder zurück gekommen um rd. 30% und liegt aktuell auf dem hohen Niveau von 2017 und 2018
Die Gretchenfrage wird nun sein ab wann sich die Lage an der Kostenfront wieder entspannt und ob Jinko und Co den Großteil der höheren Kosten an die Kunden weiter geben können oder nicht. Das ist dann entscheidend wie es bei den Gewinnmargen im 1. Halbjahr 2021 aussehen wird. Jinko braucht in etwa eine Bruttomarge zwischen 13,5 bis 14,5% je nach Umsatz um nicht in die Verlustzone zu kommen.
In Q4 kommt bei Jinko der Verkauf des 20%igen Anteils am 1,2 GW großen Solarkraftwerk "Sweihan" (Abu Dhabi) ins Spiel, denn der wird nicht nur den Umsatz schön aufpeppen in Q4, sondern auch etwas die Bruttomarge, aber vor allem die EBIT-Marge und den Nettogewinn/EPS und könnte sogar den zu erwarteten Rückgang der Bruttomarge im Modulsegment beim Nettoausweis teilweise gut kompensieren.
Nimmt man die Parameter her von den 2 verkauften Mexiko Projekte (Bruttomarge 19%, EBIT-Marge 18%), die Jinko in Q1 verkauft hat, dann wird der anteilige Verkauf von Sweihan (240 MW) zu einem zusätzlichen Umsatz von rd. 240 Mio. $ führen (Q4-Umsatz dann wohl bei um die 1,7 Mrd. $) mit einem zusätzlichen Bruttogewinn von 46 Mio. $, einem zusätzlichen operativen Gewinn von 43 Mio. $ und einen positiven EPS Effekt nach Steuern von um die 0,70 $ haben. Von dem her dürfte Jinko wohl nicht wie Canadian Solar in Q4 in rote Zahlen rein rutschen.
In einer solchen problematischen Kostensituation waren Jinko und Co wohl noch nie.
Dass Trump momentan den Handelskrieg mit China wieder anfeuert ist auch nicht hilfreich und dass der US Kongress eventuell Gesetze verabschieden wird gegen die chinesische Provinz Xinjiang wegen Menschenrechtsverletzungen an den Uiguren bringt auch noch Unsicherheit rein.
Alles ganz schwierig einzuschätzen aktuell. Zumal ja dann noch die Jinko Aktie seit Anfang September sich noch verdreifacht hat. |