de.reuters.com/article/companiesNews/idDEBEE94D03820130514 Frankfurt (Reuters) - Die Commerzbank braucht für die Rückzahlung von 2,5 Milliarden Euro an Hilfsgeldern einen Kraftakt. Die zweitgrößte deutsche Bank muss ihren Aktionären mehr als 50 Prozent Rabatt auf den Börsenkurs geben, um ihre Kapitalerhöhung an den Mann zu bringen. Mit dem Geld will sie Ende Mai die restlichen Stillen Einlagen des staatlichen Bankenrettungsfonds und des Versicherungskonzerns Allianz tilgen. Die 555,6 Millionen neuen Papiere werden den Commerzbank-Aktionären von Mittwoch an bis zum 28. Mai zu 4,50 Euro angeboten, wie die Commerzbank am Dienstag mitteilte. Das ließ die Anteilsscheine an der Börse um fast vier Prozent auf ein Allzeittief von 9,56 Euro fallen. Das sei "eine für die Aktionäre sehr schmerzhafte Methode zur Rückzahlung der Stillen Einlagen", urteilte NordLB-Analyst Michael Seufert über die Kapitalerhöhung. Mit ihr bekommen die Anteilseigner mit Verspätung zu spüren, dass die Bank eigentlich verstaatlicht hätte werden müssen. Doch weil der Löwenanteil der gut 18 Milliarden Euro Staatshilfen 2008 nicht in Aktien, sondern als Stille Einlage floss, hielt der staatliche Rettungsfonds SoFFin offiziell nur 25 Prozent. Die Commerzbank hatte gehofft, die Einlagen aus Gewinnen tilgen zu können. Doch diese reichten dazu bei weitem nicht aus. Der SoFFin bekommt nun 1,6 Milliarden Euro zurück, die Allianz ihre Mitgift von 750 Millionen Euro aus dem Verkauf der Dresdner Bank an die Commerzbank. Die Commerzbank spart mit der Rückzahlung der Hilfen 200 Millionen Euro im Jahr, die dann für Dividenden zur Verfügung stünden. Doch eine Ausschüttung ist zumindest in diesem Jahr nicht in Sicht. Denn der großangelegte Umbau der Bank mit dem Abbau von bis zu 6000 Arbeitsplätzen kostet erst einmal Geld. Abgeschlossen sein soll er erst 2016. Zudem bereitet sich die Bank auf die verschärften Eigenkapitalvorschriften vor, nach denen Stille Einlagen des Staates nur noch zeitlich befristet als Kapitalpolster anerkannt werden. Durch den Tausch in Aktien steigt die harte Kernkapitalquote der Commerzbank auf 8,4 von mageren 7,5 Prozent. DAZU KANN NIEMAND NEIN SAGEN Es ist bereits das zweite Mal nach 2011, dass die Bank ihre Aktionäre um frisches Kapital bittet, um den Staat auszuzahlen. Sie können für je 21 Anteilsscheine 20 neue zum verbilligten Preis kaufen. Die 4,50 Euro sind ein Abschlag von 38 Prozent auf den um den Wert der Bezugsrechte bereinigten Aktienkurs ("TERP") von knapp 7,30 Euro. "Ein normaler Abschlag", sagte ein an der Kapitalerhöhung beteiligter Banker. Mindestens 35 Prozent waren im Vorfeld erwartet worden. Die Bank stehe unter hohem Druck des Kapitalmarktes, schrieb LBBW-Analyst Info Frommen. Dennoch werde die Kapitalerhöhung gelingen. Marktanalyst Heino Ruland sagte: "Die Konditionen sind so gestaltet, dass keiner Nein sagen kann." Wer keine Aktien zeichnen will, kann seine Bezugsrechte - vergleichbar mit einem Rabattgutschein - an der Börse verkaufen. Rechnerisch sind sie derzeit 2,65 Euro wert. Begleitet wird die Kapitalerhöhung von der Deutschen Bank, der Commerzbank selbst sowie von Citi und HSBC. Zu Beginn der Zeichnungsfrist wirft der SoFFin Commerzbank-Aktien ohne Bezugsrecht für 625 Millionen Euro auf den Markt, damit er bei der Kapitalerhöhung kein frisches Geld mehr in die Hand nehmen muss. Seine Beteiligung an der Commerzbank sinkt damit - erstmals seit dem Einstieg - auf gut 17 Prozent von 25 Prozent. Der Staat gibt damit seine Sperrminorität auf. Die Platzierung der Aktien könnte bereits am Dienstag nach Handelsschluss beginnen und über Nacht abgeschlossen werden, hieß es in Finanzkreisen. Der Preis für das Paket dürfte etwas unter 7,30 Euro liegen. Die Platzierung, die immerhin rund 15 Prozent des bisherigen Commerzbank-Kapitals umfasst, dürfte weiteren Druck auf die Aktie ausüben, erklärten die Analysten von Credit Suisse. Sie senkten ihr Kursziel auf 8,71 von 12,50 Euro. KEIN MITLEID AUS DER POLITIK Unions-Finanzexperte Michael Meister hat wenig Mitleid mit den Anteilseignern: "Dass sich die Aktionäre an der Sanierung der angeschlagenen Commerzbank beteiligen, ist ein Grundzug der Sozialen Marktwirtschaft", sagte er "Handelsblatt Online". Bis der Staat sich weiter zurückziehe, könne es einige Zeit dauern. Wegen des aktuellen Aktienkurses könne man im Moment "noch keine Privatisierungsstrategie forcieren". Commerzbank-Chef Blessing erhofft sich vom "Einstieg in den Ausstieg" des Staates eine "Normalisierung" der Aktionärsstruktur. Zurzeit gilt das Papier als Spielball von Hedgefonds, die auf kurzfristige Gewinne hoffen oder auf fallende Kurse wetten. Nach Abschluss der Kapitalerhöhung werde etwas mehr Ruhe einkehren, hofft Analyst Frommen. "Wir haben ein positives Echo langfristig orientierter Investoren", sagte ein Banker. |