Aktuelles, 15.04.2014 Handelsblatt
von Martin Gerth, Matthias Kamp, Alexander Busch und Frank Doll Quelle: WirtschaftsWoche Online Wirtschaft Investieren in Ackerland George Soros, milliardenschwerer Spekulant, hat ein Gespür für Schnäppchen. 2001, als Argentinien pleite war, kaufte er mit anderen Investoren für 54 Millionen Dollar 75.000 Hektar Ackerland. Damals schafften vermögende Argentinier ihr Geld ins Ausland und kauften panikartig Dollar. Argentiniens Gläubiger mussten einen empfindlichen Schuldenschnitt hinnehmen. Heute ist das von Soros und seinen Mitstreitern gekaufte Farmland 700 Millionen Dollar wert – macht 1200 Prozent plus in 13 Jahren. So viel Profit schafft Begehrlichkeiten: Staatsfonds, Pensionskassen, Hedgefonds, und reiche Privatpersonen machen es Soros nach und kaufen Aktien von Landbesitzern – oder direkt Ackerland. Selbst die konservative deutsche Ärzteversorgung Westfalen-Lippe hat über einen Fonds 72 Millionen Euro in Agrarland gesteckt. Seit dem Jahr 2000 sind weltweit Aufkäufe von Farmland durch ausländische Investoren von knapp 36 Millionen Hektar dokumentiert (100 Hektar sind ein Quadratkilometer). Das entspricht in etwa der Fläche von Deutschland. Gekauft wird vor allem in Südamerika, Afrika und Osteuropa. Prominente Landwirte Wie Reiche in Ackerland investieren
Die Kaufwelle treibt die Bodenpreise. Der US-Index für Farmland stieg seit 2009 um 48 Prozent. Auch in Deutschland zogen die Preise für Ackerland an: 2011 um 14 Prozent und 2012 um sieben Prozent. Für die wachsende Nachfrage nach Ackerland gibt es handfeste Gründe: - Es wird knapper: Durch Erosion, Umweltverschmutzung und Kriege gehen jedes Jahr Tausende Hektar verloren, gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung. - Es bietet Schutz vor Inflation, gegen die sich viele Anleger langfristig absichern wollen. Werden Rohstoffe wie Weizen teurer, steigen die Nachfrage nach Farmland (siehe Grafik) und die Bodenpreise. Als Privatanleger selbst Ackerland zu kaufen ist problematisch. Kleinere Flächen lohnen den Aufwand für Verwaltung, Zukauf von landwirtschaftlicher Expertise und Verpachtung kaum. Als Aktionäre können Anleger den Kauf von Farmland den Profis überlassen. Die wissen in der Regel, wo die besten Äcker liegen und welche Preise noch angemessen sind. Große, internationale Agrarkonzerne wie Bunge und Cargill aber verdienen ihr Geld vor allem mit Agrarhandel, Logistik und Lebensmittelproduktion, der Anteil des Ackerlandes am Börsenwert ist minimal. Anleger, die Landbesitz wollen, sollten auf kleine und mittelgroße Unternehmen ausweichen. Wie wichtig ausreichend eigener Landbesitz für Agrarunternehmen ist, zeigt die Pleite der argentinischen El Tejar. Noch 2010 beackerte das Unternehmen 800.000 Hektar in Südamerika. Inzwischen ist das Unternehmen zerschlagen, einige Teile sind insolvent. Problem von El Tejar war die große Abhängigkeit von den Pachtpreisen. Die Pachten zogen 2007 bis 2009 stärker an als die Preise für Agrarrohstoffe, die Renditen sanken. 2011 ließ eine Trockenheit die Felder von El Tejar verdorren. Davon erholte sich das Unternehmen nicht.
George Soros ist einer der Investoren, die ihr Geld in Ackerland anlegen. Quelle: WirtschaftsWoche Börsennotierte Landwirte sind gerade jetzt attraktiv, weil die Aktien die Rally 2013 nicht mitgemacht haben. Weizen, Zucker und Kaffee standen wegen guter Ernten zuletzt unter massivem Preisdruck. Langsam erholen sich die Preise, Landwirte verdienen wieder mehr. Viele Agrarunternehmen machen zudem ihr Hauptgeschäft in Schwellenländern. Deren Börsen litten massiv unter dem Vertrauensschwund der Anleger, könnten aber auf niedrigem Niveau ihren Boden gefunden haben. Wer Ackeraktien kauft, sollte nicht nur das Unternehmen im Blick, sondern auch für Landbesitz und Landwirtschaft typische Faktoren im Hinterkopf haben: - Rechtssicherheit: Agrarunternehmen, die im Ausland Acker- und Weideland halten, müssen darauf vertrauen, dass ihr Besitz rechtlich geschützt ist. Insbesondere in Schwellenländern sollten Landbesitzer jedoch damit rechnen, dass sie im schlimmsten Fall enteignet werden. Venezuela beispielsweise hat seit 2001 mehrere Millionen Hektar Agrarfläche aus privatem Besitz konfisziert. Farmen in rechtssicheren Staaten wie den USA werden daher an der Börse mit einem deutlich höheren Wert gehandelt. - Krisen: Konflikte wie der um die Krim können börsennotierte Landwirte heftig treffen. Die schwedische Trigon Agri, die in Russland und in der Ukraine Agrarland besitzt, verlor seit Ende Februar, dem Beginn der Krim-Krise, rund ein Viertel an Wert. Auch die in Deutschland aufgelegte Anleihe der Ekosem Agrar, die in Russland Milchwirtschaft betreibt, stürzte ab. |