naja, ob Polizeiruf 110 die richtige Infoquelle ist? Prinzipiell haben die großen Wohnungsfirmen die jetzige Situation mehr oder weniger selbst provoziert. Man muss sich doch nur einmal fragen, warum die Firmen so hohe Dividendenausschüttungen bewerkstelligen können, sollten die Aufwendungen für den Erhalt der Wohnungen so hoch sein, wie sie immer vorgeben. Eines ist klar: die Dividenden zahlen die Mieter! Und würde man nur die Hälfte der Divi zahlen, könnte man einiges renovieren. Aber da sind eben diese Shareholder, denen man sich verpflichtet fühlt (nicht den Mietern, wäre ja noch schöner!)! Der vielfach geforderte Neubau ist eine aus meiner Sicht heuchlerische Angelegenheit. Richtig ist, dass damit mehr Wohnraum geschaffen wird, allerdings zum Preis von hohen (Neubau-) mieten. Damit lässt sich das Preisniveau noch weiter erhöhen. Eine insgesamt zweischneidige Angelegenheit.
Ich selbst besitze mehrere Mietwohnung im Speckgürtel von München. Allesamt Wohnung aus den 80er und 90er Jahren und komme mit Mieten von ca. 6 ? /qm gut klar. Damit kann ich die notwendigen Reparaturen ebenso begleichen, wie gelegentliche Renovierungen. Und ja, es bleibt sogar noch etwas für das Finanzamt und ich habe bis jetzt noch keine Beschwerde oder Anfrage eines Mieters erhalten, dass etwas nicht passen würde. Ist also nicht so, dass ich ins Blaue plaudere. Aus meiner Sicht hat sein ungefähr 10 Jahren und mit dem großen Ausverkauf der öffentlichen Hand (und damit sozusagen Freigabe der Mieten) die Spekulation am Wohnungsmarkt massiv zugenommen. Der soziale Aspekt ist (leider auch bei vielen privaten Vermietern) völlig verloren gegangen. Ich kenne sogar Firmen, die gegen einen kleinen Obulus die maximalen Mieterhöhung versprechen; als Vermieter braucht man sich dann diesbezüglich um nichts mehr zu kümmern. Welche Perversion des Wohnungsmarktes! Und ich gehe davon aus, dass die großen Immo-Firmen ähnlich agieren. Ob diese Zwangsenteignung ein für unser rechtliche-politisches System der richtige Weg ist, bin ich mir selbst im Zweifel. Verständnis kann ich aber dafür allemal aufbringen. Was ich nicht verstehen kann, ist, dass die dafür verantwortlichen Politiker, die derzeit ja auch noch viele in Amt und Würden sind, nicht massiver mit den aus ihren Handlungen entstehenden Folgen konfrontiert werden. Hier in Bayern scheint z.B. Markus Söder, der wie wenig andere für den Ausverkauf von öffentlichem, günstigen Wohnraum steht, so gut wie nicht in der Kritik zu stehen. Ich schäme mich fast dafür, dass dieser Mann auch noch als Kanzlerkandidat gehandelt wird. Ich persönlich meide jedenfalls aus "Gewissensgründen" jegliche Immobilienfirma, die im Privatwohnungssektor aktiv ist. Aber das muss jeder für sich ausmachen.
Jedenfalls bin ich gespannt, wie die richterlichen Entscheidungen ausfallen werden. |