29.04.2009,
Fed fordert von Banken mehr Kapital von Rolf Benders
Die US-Notenbank Federal Reserve setzt zur Beendigung der Bankenkrise offenbar auf eine Aufstockung der Kapitalpolster bei den Großinstituten des Landes. Während die Investmentbanken ihre Bilanzen weitgehend bereinigt und privates Geld beschafft haben, dürfte die Suche nach einem Investor für die klassischen Geschäftsbanken schwieriger werden.
Fed-Chef Ben Bernanke gibt für die US-Banken noch keine Entwarnung. Quelle: ap NEW YORK. Angesichts der anhaltenden Unsicherheit sei eine höhere Kapitalausstattung ein Gebot der Klugheit, erklärte die Fed bei Vorlage von Details zu den laufenden Stresstests bei 19 Banken. Wo die nach Schätzung der Investmentbank KBW nötigen 1 000 Mrd. Dollar an zusätzlichem Kapital herkommen soll, ist jedoch unklar. „Im aktuellen Umfeld werden wohl nur die Geld bekommen, die es eigentlich nicht brauchen“, sagte Brad Hintz, Analyst bei Sandford Bernstein. Praktisch jeder Investor, der 2008 Geld in Banken angelegt habe, habe sich dabei die Finger verbrannt. Möglicherweise müsse der Staat erneut einspringen. Welche Banken tatsächlich neues Kapital beschaffen müssen, wird erst bei Veröffentlichung der Stresstestergebnisse am 4. Mai klar sein.
Fed-Chef Ben Bernanke hat in den vergangenen sechs Monaten untersuchen lassen, wie sich eine weitere Verschärfung der Rezession auf die Stabilität der 19 größten Banken des Landes auswirken würde. Neben den erhofften Erkenntnissen spielt dabei die Psychologie eine große Rolle. Bernankes Hoffnung: Die Märkte glauben ihm am Ende, dass die Banken gegen alle Unbilden der Rezession resistent sind, und das System kehrt zur Normalität zurück. Die Veröffentlichung der Ergebnisse wird daher ein Balanceakt. Sind die geforderten neuen Kapitalpolster zu groß, dürfte der Markt dies als überraschende Schwäche des Systems ansehen. Sind sie zu klein, drohen die Tests und ihre Ergebnisse ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren.
Große Probleme bei der Suche nach frischem Kapital könnten vor allem die klassischen Geschäftsbanken haben. „Während die Investmentbanken ihre Bilanzen weitgehend bereinigt haben, kommt auf die übrigen eine massive Verschlechterung des Bestands an Konsumkrediten zu“, sagte Hinz. Die beiden überwiegend am Finanzmarkt aktiven Wall-Street-Adressen Goldman Sachs und Morgan Stanley waren zu Beginn der Krise besonders hart von Abschreibungen betroffen. Nach schmerzhaften Bilanzbereinigungen konnten sich beide privates Geld beschaffen. Goldman setzte zuletzt sogar am Markt erfolgreich eine Milliardenkapitalerhöhung durch. Beide profitieren davon, dass sich das Finanzmarktgeschäft derzeit erholt.
Im Privat- und Unternehmenskundengeschäft stärker verhaftete Institute wie Citigroup und Bank of America dürften Analysten zufolge wegen der steigenden Kreditausfälle in der Rezession wohl den größten Kapitalbedarf haben. Die steigenden Kreditausfälle treffen bereits jetzt viele der 8 300 Kleinbanken des Landes. Am Wochenende schlossen die Behörden vier Institute. In den ersten vier Monaten 2009 sind damit 29 Banken umgefallen. 2008 waren es 25.
Möglicherweise wird am 4. Mai den betroffenen Banken nichts anderes übrig bleiben, als erneut Geld vom Staat zu nehmen. In dem am Freitag veröffentlichten Finanzmarktstabilitätsbericht der Regierung wird dies bereits angedeutet. Der Staat könnte nach den Tests bei einigen Banken „temporär“ einen „substanziellen Anteil“ übernehmen, heißt es in dem Papier. Allerdings stehen Finanzminister Tim Geithner aus dem ursprünglich 700 Mrd. Dollar schweren Bankenrettungsprogramm Tarp nur noch rund 100 Mrd. Dollar zur Verfügung. Ob das Parlament bereit ist, ihm weiteres Geld zu genehmigen, ist sehr fraglich. |