Dazu gab es ja die Telko letzte Woche. Die neuen Rückstellungen sollen ja nun den worst case beim Glyphosat-Verfahren abdecken. D.h. man hatte letztes Jahr die Rückstellungen gebildet, die zum einen für die Vergleiche angedacht waren und zum anderen für den Vergleich bezüglich der zukünftigen Fälle vorgesehen waren. Nun sind die Vergleichsverfahren z.T. gescheitert - vor allem die Behandlung zukünftiger Klagen. Einen Teil der geschlossenen Vergleiche zahlt man ja bereits aus - der weitaus größte Teil der 125000 Klagen (über 90000) sind damit erledigt. Dann gibt es ja noch einen Teil der alten Fälle, bei denen man sich noch nicht einigen konnte und für die man ja bereits Rückstellungen im letzten Jahr gebildet hat. Abschließend hatte man noch 2,5 Mrd. Euro für zukünftig anfallende Klagen vorgesehen. Auch diese Summe hatte man schon im letzten Jahr in den Rückstellungen abgebildet.
Nun hat man festgestellt, dass der Richter immer mehr Zusagen haben will. Man hat überlegt, was das worst case Szenario ist, wenn man Glyphosat-Produkte für den Privathandel nicht mehr zulässt und was dann zusammenkommt, wenn man die zukünftigen Klagen vor Gericht verhandelt muss. Die werden sich auch gesagt haben, dass in den letzten 40 Jahren dank extremer Werbemaßnahmen der Anwaltskanzleien 125000 Kläger zusammen kamen. Dafür konnte man sich im Wesentlichen mit 10 Mrd. USD vergleichen. Wenn man nun keine Glyphosatprodukte mehr an Privatleute verkauft, dann sollte der Spuk in 10 vielleicht 15 Jahren vorbei sein (also vielleicht nochmal 50000 Klagen). Hierfür geht man seitens Bayer von nochmal ca. 6 Mrd. Euro (2,5 + 3,5 Mrd. Euro) aus. Damit wäre das Thema dann aber durch.
D.h. das Risiko immer weiterer Rückstellungen sollte somit begrenzt sein.
Das beste Szenario für Bayer wäre natürlich, wenn die Klage vor den Supreme Court kommt und dort positiv für Bayer ausgeht. Dann können die Rückstellungen zum Großteil wieder aufgelöst werden. In dem Fall würde man einen ordentlichen Gewinn im nächsten Jahr verbuchen - so wie es heute eben ein Verlust ist.
Daher ist es auch sinnvoll, die operativen Zahlen zu betrachten und nicht den ausgewiesenen Verlust oder Gewinn. Mit dieser erneuten Rückstellung sollte man nahe am Maximum sein, was Bayer noch zahlen muss. Wenn es gut läuft, dann wird der Supreme Court pro Bayer entscheiden. Sollte das Verfahren zugelassen werden, dann sollten die Voraussetzungen dafür gut sein, denn nahezu alle Studien, die z.T. von einzelnen Ländern, der EU oder auch von staatlichen Institutionen der USA durchgeführt wurden, stufen Glyphosat als unbedenklich ein. Das kann der Supreme court eigentlich nicht ignorieren. Die Frage ist halt nur, kommt man vor den Supreme Court. |