Mark Mobius ist schon seit Jahrzehnten für Templeton in den EM unterwegs und verfügt über ein wahnsinniges Wissen, das er einzusetzen versteht.
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MARKTKOMMENTARE Franklin Templeton Investments Länderportrait Kasachstan September 2007 Unser Flug nach Almatay startete in Shanghai. Obwohl uns die von den Chinesen zugelassene Flugroute zunächst nach Peking und dann erst westwärts brachte, dauerte der Flug doch nur überraschend kurz: sechseinhalb Stunden über einige der verlassensten Gebiete der Welt. Wir flogen über Nordchina nach Urumqi und dann Xining (Yining), die letzte große chinesische Stadt, bevor Kasachstan erreicht wird. Wir landeten in Alma-Aty (auch Almaty genannt) nahe der Grenze Chinas und Kirgisistans. Während des Flugs hatten wir einen Vorteil, der dem verschmutzten Shanghai fremd ist – einen klaren Himmel. Aus 11.000 Metern Höhe konnten wir langgestreckte braune Ebenen, übersät mit Bergen in unterschiedlichen Schokoladenfarben erkennen – das flächenmäßig neuntgrößte Land der Welt. Almaty ist das wirtschaftliche Zentrum Kasachstans, die tatsächliche Hauptstadt des Landes wurde gerade erst in der Nähe von Astana im Landesinneren gebaut. Aus China kommend war es ein wenig irritierend, Menschen mit chinesischen Gesichtszügen zu sehen, die sich auf Russisch unterhielten. Die Bevölkerung von 15,2 Millionen setzt sich in erster Linie aus moslemischen Kasachen und Russen zusammen. Des weiteren finden sich kleinere Minderheiten aus Ukrainern, Deutschen, Usbeken und Tataren. Die offizielle Landessprache ist Kasachisch und steht dem Türkisch nahe, doch hörte ich meistens Russisch. Wenn wir die Geschichte des Landes betrachten, so ist es augenscheinlich, warum alle diese Gemeinschaften zusammen gekommen sind. Die ursprünglich in der Region ansässigen türkischen Nomaden wurden im 13. Jahrhundert von den Mongolen besiegt. Einer der Stämme bat Russland um ein Militärbündnis im Kampf gegen einige, aus dem Osten kommende Stämme, welche gegen Ende des 17. Jahrhunderts in das Land eingefallen waren. Russland erklärte sich stattdessen damit einverstanden, 1731 ein Protektorat zu bilden. Gegen 1860 war Kasachstan ein Teil Russlands. Bis 1914 siedelten sich mehr als eine Million Bauern aus Russland und der Ukraine in der kasachischen Steppe an und reduzierten so das den Nomaden zur Verfügung stehende Land. Diese demographischen Entwicklungen und die gleichzeitig in Russland zu Beginn des 1.Weltkriegs schwellende Sozialkrise führte 1916 zu einem Aufstand, der allerdings unterdrückt wurde. 1917 kam es schließlich zur Oktoberrevolution und 1920 war die Region unter der Kontrolle der Roten Armee. Kurz danach wurde das Land in die Kasachische Autonome Region umbenannt. 1925 bekam die Region ein Bestandteil der Russischen Republik und 1936 zwang die von Stalin geförderte Kollektivierung Millionen Kasachen zur Umsiedlung in den Süden. Zu Beginn der 1960er Jahre wurde eine aggressive Landwirtschaftsbewegung eingeleitet, die sogenannte „Virgin Lands Territory“. Sie hat bis heute einen ökologischen Effekt auf den Aralsee. In den zwei Jahrzehnten zwischen 1960 und 1980 wurde die Republik zudem einer einschneidenden Industrialisierung unterzogen und viele Schlüssel-industrien in den wichtigsten Städten aufgebaut. 1991 erklärte das Land seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion und die neu entstandene Nation wurde ein Mitglied der Vereinten Nationen. Nursultan Nasarbajew wurde zum ersten Präsidenten des Landes ernannt und begann kurz nach seinem Amtsantritt mit einer graduellen Privatisierung der Wirtschaft. Gleichzeitig versuchte er mit den Weltmächten, die alle an den reichen Ressourcen des Landes interessiert sind, ein Gleichgewicht zu halten. 1994 unterzeichnete das Land diverse Sicherheitsabkommen mit den Vereinigten Staaten. Im selben Jahr konnten die Verbündeten Nasarbajews eine parlamentarische Mehrheit erringen, doch negierten sie seine Reformpläne. Daraufhin begann Nasarbajew mit der Monopolisierung seiner Macht, indem er Oppositionskandidaten von den Wahlen ausschloss. Die folgenden Wahlen wurden deshalb von europäischen Beobachtern für ungültig erklärt. MARKTKOMMENTARE Franklin Templeton Investments Nasarbajew konnte mit seinen Nachbarstaaten und den Weltmächten gute Beziehungen aufbauen und pflegt gute Beziehungen mit den USA, Europa und China ohne gleichzeitig seine Nähe zur Russland aufzugeben. Nasarbajews Familienmitglieder sind in den Staatsgeschäften sehr involviert. Doch konnte der Präsident durch seine Privatisierungsmaßnahmen und die Entwicklung der Ölfelder eine blühende Wirtschaft fördern. Und obwohl die Inflation bei ca. 8% liegt, kann das Land mit einem sehr hohen BIP-Wachstum aufwarten. Zwischen 2002 und 2006 lag das BIPWachstum zwischen 9,2% und 10,6%. In diesem Jahr kommt es bis dato auf 10,5%. Die ausländischen Reserven liegen bei 22 Mrd US-Dollar. Die Währung zeigte in jüngster Zeit ebenfalls Stärke. Im Jahr 2003 wurde 1 US-Dollar mit 155 Tenge gehandelt, heutzutage sind es 125 Tenge. Der Aktienmarkt florierte, doch haben die gegenwärtigen Unruhen an den globalen Märkten ihre Auswirkungen. Zwischen 2002 und Mitte 2007 hat sich der Index um das 20-fache verbessert. Trotz des Nepotismus und der Korruption hat sich Nasarbajew Mühe gegeben, Respekt für die Gesetze des Landes zu fördern. Ein Beispiel dafür ist die Behandlung seines ehemaligen Schwiegersohnes Rakhat Aliyev. Als sich herausstellte, dass Aliyev in Betrug bei der von der Nasarbajew-Familie kontrollierten Nurbank involviert war, reagierte der Präsident mit rechtlichen Schritten. Er ließ den 51%- igen Anteil Aliyevs an der Nurbank sowie eine große Medienbeteiligung an seine Tochter überschreiben. Diese reichte dann im Anschluss die Scheidung ein. Aliyev bat in Österreich um Asyl (dort war er der Botschafter), doch Nasarbajew schaltete Interpol ein, um ihn ausgeliefert zu bekommen. Aliyev floh dann im August nach London, nachdem ein österreichisches Gericht einen kasachischen Auslieferungsantrag abgelehnt hatte. Das Gericht war der Ansicht, dass Aliyev wahrscheinlich keinen fairen Prozess und keine Behandlung gemäß EU-Kriterien erwarten kann. Kasachstan besitzt eine Reihe an börsennotierten Unternehmen, die für uns angesichts der wachsenden Wirtschaft und der schnell wachsenden Unternehmenserträge von Interesse sind. Beispielsweise entwickelte sich im Fahrwasser der blühenden Ölwirtschaft eine ebenso erfolgreiche Bauwirtschaft und wir machten dementsprechend Unternehmen im Bausektor, insbesondere Zementunternehmen zu unserer ersten Wahl. Dies erklärt unseren Besuch bei Vertretern von Steppe Cement. Die Firmenrepräsentanten, die wir trafen, waren tatsächlich die Anwälte des Unternehmens. Die Gruppe wurde von einem Engländer geleitet, der viel Zeit in Kasachstan verbracht hat und in den Aufsichtsräten mehrerer Unternehmen, u.a. Steppe, sitzt. Unser ursprünglicher Gesprächspartner hatte seinen Flug aus dem Westen des Landes verpasst, doch sollte sich herausstellen, dass sich Wilson mit den betrieblichen Prozessen und den Finanzergebnissen des Unternehmens sehr gut auskannte und uns mit vielen nützlichen Informationen versorgen konnte. So erfuhren wir, dass das Unternehmen vier Produktionslinien mit Flüssigzement besitzt. Hinzu kommen noch zwei mit Trockenzement, die noch aus der Sowjetzeit stammen und überholt werden müssen. Inklusive dieser Überholung sollte das Betriebsvolumen von momentan 800.000 Tonnen pro Jahr auf 3,3 Millionen Tonnen ansteigen. Wir lernten ebenfalls, dass nicht nur die Nachfrage, sondern auch die Preise sehr hoch sind. Der Handelspreis einer Tonne Zement liegt im Augenblick bei $250. Banken standen bei unserem Besuch ebenfalls ganz oben auf unserer Liste, da sie uns zum einen ein gutes Verständnis der Wirtschaft geben sollten und zum anderen eine gute Möglichkeit darstellen, in der wachsenden Wirtschaft eine Präsenz aufzubauen. In der Hauptniederlassung der Turan Alem Bank trafen wir den jungen, tatkräftigen Chairman of the Board und seinen Head of Protocol. Insgesamt gibt es in Kasachstan 33 Banken. Zu den sechs größten Banken gehört Turan Alem. Mit 140 Niederlassungen kann die Bank das landesweit zweitbeste Netzwerk an Filialen aufweisen. Die Bank beschäftigt sich zudem mit einer großen Zahl an Hypotheken- und Autokrediten. Das Exposure im Immobilienbereich beläuft sich auf 21% des Kreditrahmens und die Bank bewertet den Immobilienmarkt als attraktiv. Der Lebensraum pro Kopf beträgt in Kasachstan 17,5 Quadratmeter, in Europa sind es fast doppelt soviel (30 Quadratmeter). Die meisten Wohnungen sind sehr alt und stammen noch aus der Sowjetzeit. MARKTKOMMENTARE Franklin Templeton Investments Mit einem Bankvermögen in Prozent des BIP in Höhe von mehr als 100%, einem der höchsten Ratios unter den Ländern der Region, ist der Wettbewerb in Kasachstan laut dem Chairman intensiv und wird noch größer. Aus diesem Grund, sagt er, wolle er eine Expansion Turan Alems außerhalb des kasachischen Marktes und da mache eigentlich nur der russische Markt Sinn. Turan Alem besitzt bereits vier Banken in Russland und operiert in Weißrussland, Kirgisistan, Georgien und Armenien. Er bestätigte das starke Wirtschaftswachstum in Kasachstan und erwartet eine mit dem steigenden Reichtum der Bevölkerung einhergehende hohe Liquidität. Turan Alem ist tatsächlich das Ergebnis einer Fusion zweier Staatsbanken im Jahre 1997 – Turan und Alem wurden ursprünglich 1925 gegründet. Die Regierung privatisierte dann die fusionierte Bank und sie gelang zu einem Schnäppchenpreis von 72 Mio. US-Dollar in die Hände kasachischer Investoren. In den vergangenen Jahren konnte die Bank ihre Vermögenswerte alle zwei Jahre verdoppeln. In der Vergangenheit hatte die Bank auch eine Reihe guter ausländischer Partner. In 2001 erwarben sowohl die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung als auch die österreichische Raiffeisen eine Anteil. Die eigentliche Idee war, dass Raiffeisen zu einem strategischen Investor würde. Es kam allerdings nicht dazu und die Bank verkaufte ihren Anteil an eine Private Equity-Gruppe. Die Bemühungen der Bank um eine Börsennotierung nehmen konkrete Formen an und wir werden die Entwicklung beobachten. Kasachstan ist ein rohstoffreiches Land und seine Ölund Gasvorkommen sind angesichts der heutzutage hohen Preise von Interesse. Neben Öl und Gas besitzt das Land umfangreiche Blei-, Zink-, Uran-, Kupfer-, Eisenerz-, Mangan-, Chrom-, Silber-, Nickel-,Titan-, Bauxit- und Goldvorkommen. Die wichtigsten Ölfelder befinden sich im Westen des Landes, sowohl auflandig als auch küstennah. Im Kaspischen Meer wird zur Zeit das größte dieser Ölfelder entwickelt. Dabei handelt es sich um den größten Ölfund in mehr als 20 Jahren, das Volumen ist fast so groß wie im saudischen Ghawar, dem weltweit größten Ölfeld. Es wird davon ausgegangen, dass sich das Gebiet zum weltweit zweitgrößten Ölfeld entwickelt. Ein in der Nähe liegendes auflandiges Ölfeld fördert jeden Tag ungefähr 300.000 Barrel und liegt damit global an fünfter Stelle. Dieses Öl wird zur Zeit durch existierende Pipelines gepumpt, die zum russischen Schwarzmeerhafen Noworossisk führen und dort auf Tanker geladen. Alle großen Ölfirmen sind beteiligt: British Gas, Shell, Chevron Texaco ExxonMobil, TotalFinaElf und Agip. Kasachstan kommt voran und wird mit Sicherheit immer bedeutungsvoller, nicht nur als ein rohstoffreiches Land, sondern auch aufgrund seiner strategischen Lage. 5. Oktober 2007 Mark Mobius, Singapur
Grüße
duftwasser
Quelle: Franklin Templeton -------------------------------------------------- Früher dachte ich, Erfolg habe was mit Ausbildung und Wissen zu tun, heute weiß ich, dass es verdammt viele gebildete Versager gibt. (Daniel Shahin) |