USA Das Gewinnwachstum schwächt sich ab. Die Grafik unten zeigt den Revisionstrend der Indexgewinnschätzungen für den S&P 500 für die einzelnen Jahre sowie die Entwicklung des Gewinnwachstums (auf Basis der rollierenden 12M-Schätzungen). Das aktuelle Bild ist gekennzeichnet durch rückläufige 2007er Schätzungen und stabilen Schätzungen für 2008. Die 2007er Schätzungen sind seit Mitte 2006 rückläufig und liegen mittlerweile unter dem Niveau von Anfang 2006. Wie wird das Bild mit der Q1 Berichtssaison fortgeschrieben werden?
Angesichts bereits gesunkener Gewinnerwartungen sollten negative Überraschungen begrenzt bleiben. Zur beginnenden Q1 Berichtssaison lassen sich aus unserer Sicht folgende Punkte anmerken: • Top-Down-Sicht: Im ersten Quartal haben die Frühindikatoren noch keine Verbesserung gezeigt bzw. sich sogar schwach entwickelt (ISM-Umfragen, Auftragseingang für langlebige Konsumgüter, NAHB-Index). Dieses Umfeld belastet den Revisionstrend. In den stabilen Gewinnschätzungen für 2008 kommt zum Ausdruck, dass der Aktienmarkt gegenwärtig über die Konjunkturschwäche hinweg sieht und auf die Konjunkturerholung im zweiten Halbjahr setzt. Die Veröffentlichung des Protokolls des letzten Fed-Meetings bestätigt u. E., dass die Fed bei deutichen negativen Konjunkturüberraschungen geldpolitisch handeln würde, jedoch eine Zinssenkung nicht unmittelbar auf der Agenda steht. Die signalisierte Wachsamkeit der Fed hilft dem Aktienmarkt gemischte Daten zu verdauen. • News-Flow: Die Gewinnerwartungen für Q1 haben sich in den vergangenen Wochen auf rund +3,5% gegenüber dem Vorjahr verringert. Dieser Rückgang der Erwartungen im Vorfeld der Berichtsaison eröffnet die Chance, dass Enttäuschungen gering bleiben. In den nächsten zwei Wochen besteht zunächst noch ein erhöhtes Risiko von Profit Warnings (wie zu Beginn jeder Berichtsaison). Von besonderem Interesse in dieser Berichtsaison ist inwieweit sich die Themen „Rezession im privaten Wohnungbau“ und „Krise am Hypothekenmarkt“ im Ausblick der Unternehmen widerspiegeln. Aufgrund der Komplexität der Zusammenhänge (die Auswirkungen werden in den verschiedenen Bereichen der Wirtschaft teilweise erst nach Monaten sichtbar) dürften die Risiken noch nicht abschließend einzuschätzen sein. Fazit: Deutliche positive Vorgaben seitens des USAktienmarktes für den Euroland-Aktienmarkt sind kurzfristig eher unwahrscheinlich. Euroland Der Revisionstrend der Gewinnschätzungen in Euroland entwickelt sich positiver als in den USA – insbesondere in Deutschland. Bei einem Vergleich der Revisionstrends lässt sich folgendes anmerken: • Top-Down-Sicht: Das konjunkturelle Umfeld für den Euroland Aktienmarkt in Q1 stellt sich positiver dar als für den US-Aktienmarkt. Dies betrifft sowohl die Entwicklung der Frühindikatoren als auch den Revisionstrend der BIPSchätzungen. Für die Berichtssaison erwarten wir im Ergebnis eine Bestätigung des intakten Gewinntrends und die Gewissheit, dass die (höheren) geschätzten 2007er Dividenden (die 2008 ausgeschüttet werden) gut abgesichert sind.
• Deutschland in der EWU: Innerhalb der EWU weisen die deutschen Unternehmen einen sehr positven Revisionstrend auf. Die obere Grafik zeigt den Revisionstrend der 2007er Schätzungen für verschiedene Indizes. Während sich die Gewinnschätzungen für den CAC40 und den MIB30 seitwärts entwickelten verlief der Trend in Deutschland in den vergangenen Monaten positiver. Dies geht einher mit einem positiveren Bild der Frühindikatoren in Deutschland und unterstützt die gegenwärtige Outperformance des DAX. • Revisionstrend im längerfristigen Kontext (1990 bis heute): Die Revisionen der I/B/E/S FY2 Gewinnschätzungen für den MSCI Deutschland Index innerhalb eines Jahres (z. B. aktuell die 2008er Schätzungen) waren in 13 Jahren negativ und in 5 Jahren positiv. Von diesen fünf Jahren mit per saldo positiven Revisionen sind dies u. a. die Jahre 2004, 2005 und 2006. Zum Vergleich: Beim S&P 500 waren seit 1990 die Revisionen der FY2 Gewinne in 15 Jahren negativ und nur in drei Jahren positiv – darunter 2004 und 2005. Der Trend der Gewinnrevisionen seit 2004 ist im langfristigen Vergleich extrem positiv gewesen. Dies spricht gegen überzogene Erwartungen an die kommenden Quartale. Die Rahmenbedingungen für das Erreichen unserer Jahresendziele sind intakt. Die treibende Kraft für Aktien bleibt die hohe Attraktivität von Aktien gegenüber Anleihen (Stichwort „Dividendenrendite versus Kapitalmarktzinsen“). Dies gilt sowohl im Hinblick auf die Erreichung unserer Jahresendziele (Euro STOXX 50 4550 Punkte, DAX 7600 Punkte) als auch im Hinblick auf die unterstützende Wirkung im Falle von Enttäuschungen bei den Makro-Daten. Die Argumente würden erst an Kraft verlieren wenn die Konjunktur sich massiv abschwächen würde. Fazit: Die Rahmenbedingungen für ein Erreichen unserer Jahresendziele sind intakt (Euro STOXX 50 4550 Punkte, DAX 7600 Punkte). Quelle: HVB Servus, J.B.
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