Quelle: www.boerse2000.de
Varetis: Heller Stern am Telekom-Himmel von Michael Heimrich
Wer besorgt der Telefonauskunft eigentlich so schnell die gesuchte Nummer? Die Antwort lautet: Varetis. Der Börsenneuling verdient sein Geld mit Softwarelösungen für Telefonauskunftsdienste. Obwohl es sich bei dem Unternehmen um einen hell leuchtenden Stern am Telekom-Himmel handelt, ging die heftige Korrektur am Neuen Markt auch an diesem Wert nicht spurlos vorüber. Durch die Eröffnung einer Niederlassung in Ungarn noch in diesem Monat wächst Varetis (WKN 691190) nun in eine neue Dimension, da ein wichtiger Schritt zur Erschließung der Wachstumsregion Osteuropa unternommen wurde. Der Arbeitsschwerpunkt in der Niederlassung Budapest wird zunächst auf der Weiterentwicklung der Software liegen. Die Expansion ins Land der Puszta ist allerdings nur ein kleiner Schritt einer weltweit ausgerichteten Expansionsstrategie: So will Varetis schon bald auch die Märkte Nord- und Südamerika und Asien erobern.
Zu den Kunden von Varetis gehört die erste Riege der Telekommunikationsunternehmen wie Deutsche Telekom, AT&T, MCI WorldCom, Vodafone, British Telecom und Swisscom. Das Geschäft mit der Auskunft machte im vergangenen Jahr mit 96 Prozent den Löwenanteil aus. Hier sind die Bayern mit 40 Prozent Marktanteil sogar führend in Europa und liegen weltweit mit acht Prozent auf Rang drei. Varetis setzte 1999 rund 27,8 Millionen Euro um und erzielten einen Gewinn von etwa 0,7 Millionen Euro. Gründer und Vorstandschef Günther Baierl schätzt den Technologievorsprung seines Unternehmens gegenüber der Konkurrenz auf neun bis 15 Monate und rechnet für das Kerngeschäft mit einem Wachstum von etwa 20 bis 30 Prozent pro Jahr. Wesentlich stärker will Varetis in drei weiteren Geschäftsfeldern wachsen. Dazu gehört eine Software, die Telefongesellschaften die Kundenbetreuung in einem Call-Center ermöglicht. Eine weitere Lösung verknüpft die Auskunft mit dem Internet: Mit ihr können Telefonkunden Nummern über den PC oder über internetfähige Mobiltelefone abrufen. Das Geschäftsfeld "Subscriber Data Funel" bietet schließlich Lösungen, die Daten von verschiedenen Telefongesellschaften zu einem einheitlichen Verzeichnis zusammenführen und durch Zusatzinformationen wie eMail-Adresse und Berufsbezeichnung ergänzen. In sämtlichen Dienstleistungen sind die Entwicklung und Integration neuer Technologien, Beratung und Projektmanagement sowie ein Kundendienst enthalten.
Varetis gehört zu den Unternehmen, die von der Liberalisierung des Telekommunikationssektors am stärksten profitieren dürften. Auf der einen Seite erhöht sich durch die Zerschlagung der Monopole die Zahl der Anbieter von Telefondiensten und damit auch der möglichen Varetis-Kunden. Zum anderen zwingt der Wettbewerb die Telekommunikationskonzerne dazu, die Kundenfreundlichkeit durch einen besseren Service zu erhöhen. Auch aus diesem Grund wird die Nachfrage nach den von Varetis angebotenen Dienstleitungen steigen. Die Umsatzprognosen für die nächsten Jahre könnten daher durchaus erreicht werden.
Da die Münchner bisher nur knapp vier Prozent des Geschäfts in den USA abwickeln, ist für Varetis eine starke Präsenz im größten Telekommunikationsmarkt der Welt auf Dauer überlebenswichtig. Diese Entwicklung gilt es daher, genau zu beobachten. Haupthindernisse und Risiken sehe ich in der Anwerbung qualifizierter Mitarbeiter und in der bisherigen Abhängigkeit von fünf Großkunden, die immerhin rund 40 Prozent des Geschäfts ausmachen. Schafft Varetis noch in diesem Jahr den Durchbruch in den USA, dürften die prognostizierten Gewinne im Schnitt jährlich um mehr als 100 Prozent zulegen. Damit hätte die Aktie auch bei einem aktuell recht hohen KGV von 93 auf Basis des für 2001 geschätzten Ertrags noch Kurspotenzial. Da die Gesellschaft mit ihren Produkten gewissermaßen eine Alleinstellung hat, werden auch große Fonds an dem Wert nicht vorbeikommen. Bei Kursen zwischen 50 und 55 (Kurs am 18. April: 56 Euro) können sich risikobereite Anleger einige Stücke ins Depot legen. Mein Kursziel auf Jahressicht beträgt 85 Euro. |