Hallo zusammen,
passend zur Schnelligkeit des Veröffentlichens habe ich auf ftd.de einen interessanten Artikel gefunden, den ich hier einfach mal zur Diskussion stellen möchte:
» Die schnellsten Schreiber « von Aline van Duyn und Anuj Gangahar
Auf Finanzmeldungen spezialisierte Nachrichtenagenturen müssen vor allem fix sein - deshalb lassen Thomson und Reuters ihre Meldungen inzwischen von Computern verfassen.
Es klingt nach dem ganz normalen Alltag eines Finanzredakteurs: "Der Gewinn von American Eagle Outfitters hat im zweiten Quartal die durchschnittlichen Erwartungen der von Thomson Financial befragten Analysten übertroffen. Er lag am oberen Ende der Spanne, die an der Wall Street erwartet worden war ..."
Die Meldung sagt Aktienhändlern oder Investoren des US-Bekleidungskonzerns, was sie wissen müssen. Schwierig wird es allerdings, wenn man sich an den Autor wenden oder ihn womöglich wegen seines klaren und verständlichen Schreibstils einstellen möchte. Die obige Meldung von Thomson Financial wurde nämlich nicht von einem Menschen, sondern von einem Rechner erstellt.
Gewinnmeldung in 0,3 Sekunden
Die Computer, die solche Texte produzieren, sind so schnell, dass eine Gewinnmeldung bereits 0,3 Sekunden nach Veröffentlichung der Zahlen durch das Unternehmen verfügbar ist. Durch die Automatisierung will sich der Branchenneuling Thomson Financial gegen etablierte Nachrichtenagenturen wie Reuters oder Bloomberg durchsetzen und seine umfangreichen Datenbanken optimal nutzen.
Nach Anfragen von vielen Kunden aus der Finanzbranche, insbesondere von Hedge-Fonds und großen institutionellen Investoren, automatisiert die Tochter des Wirtschaftsinformationsdienstleisters Thomson derzeit ihre Finanznachrichten so weit wie möglich.
"Wir haben uns die Frage gestellt, wie wir unseren Kunden Informationen schnell genug anbieten können, um ihnen eine sofortige Kauf- oder Verkaufsentscheidung zu ermöglichen", sagt Thomson Financials Strategievorstand Matthew Burkley. Reuters arbeitet ebenfalls an einer Automatisierung, Bloomberg nach eigenem Bekunden nicht. Maschinenlesbare Nachrichten
Ein weiterer Schritt, den gewaltigen Boom beim automatisierten Handel zu nutzen, besteht für Thomson und Reuters darin, die Nachrichten "maschinenlesbar" zu machen. Automatische Aktienhandelsprogramme erkennen anhand von Finanzalgorithmen, ob Aktien, Anleihen, Währungen, Derivate und Rohstoffe gekauft oder abgestoßen werden sollten.
Durch die Automatisierung des Handels entfällt die Notwendigkeit, sich kostspielige Datenterminals anschaffen zu müssen, gleichzeitig sinkt die Zahl der benötigten menschlichen Trader. Stattdessen bezahlen die Firmen dafür, dass ihre Computer ständig mit möglichst aktuellen Informationen gefüttert werden. Thomson bietet demnächst einen so genannten Newsfeed automatisierter Berichte an, auf deren Grundlage schon eine Sekunde nach Veröffentlichung der Geschäftszahlen gehandelt werden kann. Für Hedge-Fonds entwickelt das Unternehmen eine Reihe noch ausgeklügelterer Newsfeeds.
Auch Reuters arbeitet an "maschinenlesbaren" Nachrichten, auf deren Grundlage Computer automatisch handeln können. Das sei "eines meiner neuen Lieblingsprojekte", sagte Reuters-Chef Tom Glocer kürzlich.
Schon jetzt macht der auf Algorithmen basierende automatische Handel ein Drittel aller Aktientransaktionen in den USA aus. Die Tendenz ist steigend, da immer mehr traditionelle Fondsmanager dem Vorbild von Hedge-Fonds folgen und versuchen, durch automatische Programme ihre Effektivität zu steigern und angesichts zunehmendem Wettbewerb das Tempo und die Kontrolle zu erhöhen.
Bei aller Automatisierung bleibt eine zentrale Funktion aber wohl immer dem Menschen vorbehalten: ein gelungenes Geschäft ausgiebig zu feiern.
Quelle: http://www.ftd.de/technik/medien_internet/106227.html
Gruß Michael |