Rassismus in Deutschland - Ermittlungen gegen nigerianischen Spieler wegen Hitlergruß! | Die Spieler des FC Sachsen Leipzig unterstützten die Internationale Woche gegen Rassismus und nahmen auch an der letzten FARE Aktionswoche im Oktober 2005 teil. |
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28 März 2006 Am 25. März kam es beim Spiel Hallescher FC - FC Sachsen Leipzig der Oberliga Süd nicht nur zu Fankrawallen. Der nigerianische Abwehrchef Adebowale Ogungbure von Sachsen Leipzig wurde das ganze Spiel über rassistisch beschimpft. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Nach dem Abpfiff wurde er wieder von sich am Spielfeld befindenden "Fans" des Hallescher FC als "Drecks-Nigger", "Affe", "Bimbo", "Scheiß Neger" beschimpft und bespuckt, von der Tribüne kamen Affenlaute. Das war zuviel für Ogungbure. Er stellte sich vor die Tribüne, simulierte mit zwei Fingern einen Hitlerbart und reckte seine Hand provokativ zum Hitlergruß. Daraufhin wurde er von den Hooligans getreten und auf den Hinterkopf geschlagen. Die Security schaute tatenlos zu, während sich Halle-Spieler Friedrich schützend vor ihn stellte und ihn in den Kabinengang brachte. Ogungbure sagte der Leipziger Volkszeitung: Ich bin kein Affe, kein Nigger, kein Bimbo, sondern ein Mensch. In meiner ganzen Karriere wurde ich noch nicht so behandelt wie in dieser Oberliga. Allerdings ermittelt nun die Polizei gegen ihn - wegen Zeigen des Hitlergrußes! Polizeisprecher Koch sagte: Das Zeigen des Hitlergrußes ist kein Kavaliersdelikt. Wir müssen in diesen Fällen ermitteln. Herr Ogungbure bekommt eine Vorladung und muss sich zu den Vorgängen äußern. Klub-Chef Rolf Heller stellte sich in einer Pressekonferenz hinter den Spieler und will auch den auslaufenden Vertrag verlängern: Es ist doch absurd, dass die Polizei gegen Adebowale ermittelt. Will man ihm allen Ernstes unterstellen, das er nationalsozialistisches Gedankengut hegt? Ade wollte diejenigen als rechtsradikal outen, die diese unsäglichen Affenlaute von sich geben. Außerdem ist es ein Unding, dass unser Spieler von gegnerischen Fans angegriffen wird. Von uns wird er jedenfalls nicht bestraft, das wäre das falsche Signal. Er ist mehr Opfer als Täter. Gegen seine Angreifer wird hingegen nicht polizeilich ermittelt! Der FC Sachsen Leipzig und seine Fans nahmen in der Woche davor an der Internationalen Woche gegen Rassismus teil.
Pressemitteilung des Bündnis Aktiver Fußballfans:
BAFF zeigt sich solidarisch mit Adebowale Ogungbure Erneute rassistische Ausfälle bei einem Oberliga-Punkspiel der Oberliga Süd
Zu erneuten rassistischen Ausfällen kam es am Wochenende bei einem Oberligapunktspiel zwischen dem Halleschen FC und dem FC Sachsen Leipzig. Schon während des Spiels wurde der nigerianische Sachsen-Spieler Adebowale Ogungbure von den Zuschauerrängen als Bimbo beschimpft und mit Affenlauten. Zu alldem schwieg der Stadionsprecher. Nach dem Spiel setzten sich die rassistischen Beschimpfungen fort, als die Spieler den Platz verlassen wollten. Der Spieler Ogungbure soll als Reaktion daraufhin mit zwei Fingern an die Oberlippe und dann den Hitlergruß in Richtung der Tribüne, von welcher die rassistischen Schmähungen kamen, gezeigt haben. Anschließend wurde der Spieler von HFC-Anhängern geschlagen und getreten. In einigen Medien wird die Aktion des Spielers nun als der „negative Höhepunkt" des Spiels und die rassistischen Ausfälle der Halleschen Fans lediglich als „Provokationen“ dargestellt. Ogungbure ist in dieser Oberliga-Saison nicht zum ersten Mal Opfer rassistischer Schmähungen geworden. Aus diesem Grund hatten Mannschaft und Fans vor zwei Wochen ihren Beistand in einer Fotoaktion erklärt. Nun erwartet ihn eine Anzeige der Polizei wegen „Verwendens verfassungswidriger Symbole“. Über Anzeigen gegen die Angreifer, oder diejenigen die ihn 90 Minuten lang beschimpften, ist natürlich nichts bekannt.
Martin Endemann von BAFF sagte hierzu: Es ist unglaublich, dass ein farbiger Spieler, der die alltäglichen rassistischen Schmähungen gegen ihn nicht mehr ertragen kann und darauf reagiert, hier als Täter und nicht als Opfer dargestellt wird.
BAFF erwartet eine offizielle Stellungnahme des HFC zu den rassistischen Vorfällen während des Spiels, eine Entschuldigung beim Spieler Ogungbure und baut darauf, dass der Verein alle Maßnahmen präventiver Art ergreifen wird, die es ermöglichen rechte Tendenzen in der Halleschen Fanszene nicht zur vorherrschenden Meinung werden zu lassen. BAFF fordert weiterhin den FC Sachsen Leipzig auf, sich voll und ganz schützend hinter seinen Spieler zu stellen.
Dieser Fall zeigt erneut, dass Rassismus und Antisemitismus ist in bundesdeutschen Stadien nach wie vor allgegenwärtig sind und doch oft nicht thematisiert werden. Während im Zuge des Sicherheitswahns zur kommenden WM stets die „gestiegene Gewaltbereitschaft“ betont und über zu „verschärfende Sicherheitsmaßnahmen“ diskutiert wird, werden rassistische und neofaschistische Tendenzen in manchen Fanszenen kaum thematisiert. Im Vorfeld der WM wäre es wichtig, im Bereich der Antirassismusarbeit Akzente zu setzen und dabei auf die Kompetenz und Erfahrung von regionalen Projekten vor Ort, der Arbeit der Fanprojekte und von Football against Racism in Europe (FARE) und seinen angeschlossenen Mitgliedern zurückzugreifen. Alibiaktionen ohne konkreten Unterbau und nachhaltige Arbeit vor Ort verpuffen nur. Es gibt einen 9-Punkte Plan des DFB gegen Rassismus, es gibt eine neue FIFA Richtlinie gegen Rassismus, nur an der Umsetzung und an fanbezogener antirassistischer Arbeit scheint es zu mangeln.
Pressemitteilung des FC Sachsen Leipzig vom 28.3.2006:
FC Sachsen stellt sich hinter Ade
Präsident Rolf Heller hat gestern Abend auf einer Pressekonferenz zu den Vorfällen beim Spiel in Halle Stellung genommen. Heller unterstrich, dass der Spieler mit seiner Geste auf Beschimpfungen, Bedrohungen und körperliche Angriffe reagierte, die während und nach dem Spiel auf ihn niedergingen und schon in anderen Spielen der Rückrunde auftraten. Der 24-jährige Nigerianer habe den Absendern der Schmähungen in einer emotionalen Extremsituation mit der „falschen Antwort“ zu verstehen geben wollen, was er von ihnen halte. Heller: Es war eine unbedachte Handlung ohne ideologischen Hintergrund. Ogungbure war die Brisanz dieser Geste nicht bewusst, er hat ausdrücklich versichert, kein nationalsozialistisches Gedankengut verbreiten zu wollen. Wir haben ihm die Bedeutung plausibel gemacht und seine Sensibilität geweckt, ohne das Vorkommnis zu bagatellisieren. Der Verein sagte Ogungbure seine volle Unterstützung und Fürsorge zu, auch für den Fall, dass eine der Staatsanwaltschaft Halle vorliegende Anzeige zu weiteren Ermittlungen führt. Es wäre nun völlig auf den Kopf gestellt, wenn man jetzt im Nachhinein das Opfer zum Täter macht. Rolf Heller machte deutlich, dass die Vertreter des FC Sachsen die Sicherheitsvorkehrungen im Stadion für nicht ausreichend hielten: Ich hätte mir gewünscht, dass, gerade bei einem Spiel mit solcher Brisanz, dafür gesorgt wird, dass niemand den Innenraum betritt, solange noch Spieler auf dem Feld sind. Zudem muss ein Stadionsprecher einwirken, wenn es 90 Minuten lang zu rassistischen Rufen gegen Spieler kommt! Heller wies auch darauf hin, dass der FC Sachsen jegliche rassistischen Tendenzen im Verein bekämpft und sich zuvor, z.B. mit der Aktion „Sind wir nicht alle Ade?“, bereits gegen jede Form von Rassismus und rechtsradikalem Gedankengut gewandt hat.
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