Britischer Pentagon-Hacker darf an USA ausgeliefert werden Mittwoch 10. Mai 2006, 15:00 Uhr
London (dpa) - Einer der größten «Militär-Hacker» der vergangenen Jahre, der in das Netz des Pentagons eingedrungen war, darf von Großbritannien an die USA ausgeliefert werden. Das entschied am Mittwoch ein Gericht in London.
Der heute 40-jährige Brite Gary McKinnon war Ende 2001 in das Computernetz des US-Verteidigungsministeriums gelangt und hatte etliche Dateien des Marinestützpunktes Earle vernichtet. Dadurch war kurz nach den Terrorangriffen am 11. September 2001 das gesamte Netzwerk der wichtigen Marinebasis mit 300 Computern ausgefallen.
Die US-Behörden machten bei ihrem Auslieferungsbegehren geltend, dass McKinnon der Verteidigungsfähigkeit des Landes in einer kritischen Zeit geschadet habe. Bei einer Verurteilung in den USA drohen ihm neben einer Geldstrafe in Millionenhöhe bis zu 60 Jahre Haft. Rein materiell hatte er laut Anklage einen Schaden von 700 000 Dollar ( 550 000 Euro) angerichtet - nach britischen Medienberichten mehr als jeder andere «Militär-Hacker». Allerdings muss erst noch der britische Innenminister John Reid entscheiden, ob McKinnon tatsächlich an die USA überstellt wird. Gegen eine solche Entscheidung wäre dann noch ein Berufungsverfahren möglich. Die USA haben Großbritannien nach Medienberichten bereits versichert, dass der Hacker nicht unter eine militärische Sonderbefugnis gestellt werden würde, die es dem Präsidenten erlauben würde, ihn für unbestimmte Zeit einsperren zu lassen.
McKinnon hatte unter anderem argumentiert, die Amerikaner würden ihn in das berüchtigte Terroristen-Gefangenenlager Guantanamo schicken. «Und wenn sie mich im konservativen Virginia aburteilen, bin ich doch praktisch schon gehenkt oder gevierteilt», sagte er Reportern. Angeblich war er seinerzeit auf der Suche nach Beweisen für die Existenz von Ufos, als er die «recht lockeren» Sicherheitsbarrieren der Pentagon-Computer überwand. |