News - 03.08.06 21:22 Das Kapital: Conti fährt den Wettbewerbern davon
Klar, dass es bei Reifen aufs Profil ankommt. Dass aber die verbale Profilierung des Quartalsberichts so entscheidend ist, erstaunt. Weitere Themen in diesem Kapital: Deutsche Börse und Starbucks.
Michelin wurde gerade noch für eine gekippte 2006er Prognose gefeiert - ach ja, dafür blieb das 2010er Ebit-Margenziel bei zehn Prozent - während Continental die 2006er Prognose bestätigt und dafür abgestraft wird.
Dabei hat sich die Firma in Q2 sowohl relativ zum Wettbewerb als auch zum Vorjahr hervorragend geschlagen. Das offenbart sich allerdings erst auf dem zweiten Blick, wenn man sich die nach Conti-Definition bereinigten Zahlen (vor allem Werkschließung USA) ansieht. Dann wird aus einem Rückgang des Ebit von 8,7 ein Plus von 17 Prozent, was einer Ebit-Marge von 11,6 Prozent entspricht. Und selbst die unbereinigte Marge von 10,2 Prozent liegt noch über der 2010er Zielmarke von Michelin.
Obwohl die Reifenhersteller die gestiegenen Materialkosten über Preiserhöhungen weitgehend an die Kunden abfedern konnten, profitiert Continental davon, dass es weniger als die Hälfte des Geschäfts mit Reifen macht. So war es auch die Automotive-Systems-Sparte (u. a. elektronische Brems- und Sicherheitssysteme), die mit einem Margenanstieg um 2,5 auf 13,1 Prozent am meisten beeindruckte.
Die Aktie hat seit ihrem Hoch 20 Prozent an Wert verloren. Mit einem 2007er KGV von knapp 10 ist sie zwar 20 Prozent (zehn) teurer als Michelin (Goodyear). Doch werden mittlerweile rund 60 Prozent des Umsatzes in Segmenten erzielt, für die man an der Börse ein 13er KGV bezahlt. Zudem sind bei Goodyear und Michelin die 2006er Ergebnisschätzungen der Analysten innerhalb der letzten zwölf Monate gefallen, während sie bei Conti um 20 Prozent gestiegen sind. Geht man dann noch davon aus, dass Conti die von Motorola gekaufte Sparte ähnlich erfolgreich integriert wie seinerzeit Phoenix, sollte die Wahl der Reifen zumindest an der Börse klar sein.
Quelle: Financial Times Deutschland |