Wandel zum integrierten Touristik-Konzern
Die TUI AG wandelt sich seit 1998 konsequent vom Grundstoff- hin zum Touristik-Konzern. Mit der Übernahme der Hapag Lloyd Touristik Union (später umfirmiert in TUI Group) und von Thomas Cook ist das Unternehmen in den Touristik-Markt eingestiegen. Mit dem Erwerb der Thomson Travel Group ist die Gesellschaft dann zum größten integrierten Touristik-Konzern weltweit aufgestiegen; im Gegenzug für Thomson Travel musste Thomas Cook veräußert werden. Thomson Travel brachte der Unternehmensgruppe neben der Marktführerschaft in Großbritannien, dem zweitgrößten Touristikmarkt Europas, führende Positionen in den nordischen Ländern, in denen der Konzern mit seiner Touristik-Sparte bisher nicht vertreten war. Die TUI Group, die im Zentrum Europas engagiert ist, und Thomson Travel Group decken gemeinsam mehr als zwei Drittel des europäischen Reisemarktes ab. Neben der Hauptsparte Touristik ist TUI heute auf dem Gebiet der Logistik (Schifffahrt) engagiert.
Mit dem stufenweisen Einstieg bei Nouvelles Frontiéres, dem größten französischen integrierten Reiseunternehmen, wurde die Präsenz in den bedeutenden europäischen Märkten weiter komplettiert. Eine weitere strategische Beteiligung markierte der Erwerb von 51% an der österreichischen Magic Life International Hotelbetriebsgesellschaft mbH, die rund zwei Dutzend Clubanlagen betreibt; im November 2004 hat die TUI diese Beteiligung auf 100% aufgestockt. Außerdem erwarb die TUI AG 40% an der im Bereich Direktvertrieb tätigen EVS Euro Vacances System Beteiligungsgesellschaft mbH, die im Januar 2003 auf 75% aufgestockt wurden, sowie 51% an der auf dem Gebiet Ferienwohnrechte engagierten Anfi-Gruppe und 29,3% an der polnischen Fluggesellschaft White Eagle Aviation S.A.
Im Jahre 2004 wurden weitere strategische Schritte beschlossen, um den Umbau des Konzerns zu vollenden. Im Mittelpunkt stand dabei die Fokussierung der bis dahin unter dem Dach der Hapag-Lloyd AG gebündelten Logistik-Sparte auf die Schifffahrt, wird berichtet. Ein zentraler Teil dieses Prozesses bildete dabei der Verkauf der Aktivitäten im Bereich Speziallogistik, der im Geschäftsjahr 2004 im Wesentlichen abgeschlossen wurde. In der Touristik hat das Unternehmen seine Aktivitäten in verschiedenen Bereichen gestrafft und ausgebaut. So erfolgte im zweiten Halbjahr 2004 der Eintritt in den russischen Markt. Die gemeinsam mit dem Reiseveranstalter Mostravel gegründete Gesellschaft TUI Mostravel Russia (TMR) nahm am 1.8.2004 ihren Geschäftsbetrieb auf. TUI ist mit 34% an TMR beteiligt und kann ihren Anteil in einem zweiten Schritt ab dem Jahr 2006 auf eine Mehrheitsbeteiligung ausbauen.
Im Geschäftsjahr 2004 erreichte der TUI-Konzern im Unternehmensbereich Touristik einen Umsatz von 13,12 (i.V. 12,67) Mrd. Euro - das waren 3,6% mehr als im Jahr zuvor. Mit 18,4 Mill. verreisten 0,9% mehr Gäste mit den Veranstaltern des TUI-Konzerns als im vergangenen Jahr, wird berichtet. Das Ergebnis vor Steuern und Goodwill-Abschreibungen (EBTA) kletterte um 74,1% auf 362,4 (208,1) Mill. Euro. Zu dieser Steigerung haben in erster Linie das deutlich verbesserte Ergebnis des Bereichs Europa Mitte und ein erneut gutes Ergebnis in den Zielgebieten beigetragen.
Zwar nahm im Bereich Europa Mitte die Anzahl der Gäste der Veranstalter mit 8,05 (8,09) Mill. leicht ab. Doch stieg der Umsatz des Bereichs um 2,6% auf 5,2 Mrd. Euro. Höhere Umsätze verzeichneten Deutschland und die Schweiz, während in Österreich die Umsätze weitgehend stabil waren. Das Ergebnis (EBTA) des Bereichs Europa Mitte war mit 82 Mill. Euro wieder positiv, nach einem Verlust von 16,5 Mill. Euro in 2003. Erreicht wurde dies vor allem durch die gute Entwicklung in Deutschland, in der sich laut Unternehmensangaben neben der Erholung des Veranstaltergeschäfts auch die hohe Auslastung des Flugbereichs widerspiegelte.
Im Bereich Europa Nord lag die Zahl der Gäste mit 6,26 Mill. um 2,3% über dem Wert des Vorjahres. Dabei stand der Zunahme in Großbritannien und einer stabilen Entwicklung in den nordischen Ländern ein Rückgang in Irland gegenüber. Der Umsatz nahm um 7,8% auf 4,64 (4,30) Mrd. Euro zu. Rund drei Viertel des Anstiegs entfielen auf Großbritannien, wo neben höheren Gästezahlen auch höhere Preise erzielt werden konnten. Das Ergebnis des Bereichs (EBTA) ermäßigte sich um 17,5% auf 65,2 (79,0) Mill. Euro. Dies resultierte im Wesentlichen aus schwächeren Ergebnissen der Veranstalter, bei denen sich die Stärke des Euro gegenüber dem britischen Pfund ungünstig auf die operativen Kosten in den Zielgebieten auswirkte, wird berichtet. Zudem hätten Aufwendungen in Zusammenhang mit den eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen belastet.
Der Bereich Europa West bilden die Aktivitäten in Frankreich, den Niederlanden und Belgien sowie die Fluggesellschaft Corsair. Dort lag die Anzahl der Gäste mit 4,08 Mill. um 1,0% über der des Vorjahres, wobei die Zuwächse in Belgien und Frankreich die niedrigeren Gästezahlen in den Niederlanden mehr als ausglichen. Der Umsatz des Bereichs erhöhte sich um 1,0% auf 2,51 (2,48) Mrd. Euro. Dabei war der Umsatz in Belgien und in den Niederlanden höher als im Vorjahr, wird berichtet. U.a. bedingt durch den Preiswettbewerb bei einzelnen Produkten fiel der Umsatz in Frankreich dagegen niedriger aus. Das Ergebnis des Bereichs Europa West ermäßigte sich um 3,1% auf 40,9 (42,2) Mill. Euro. Verbesserungen in den Niederlanden konnten die etwas niedrigeren Ergebnisse in Frankreich und Belgien nicht ganz ausgleichen.
Im Bereich Zielgebiete ermäßigte sich im Geschäftsjahr 2004 der Umsatz um 7,2% auf 508,2 (547,5) Mill. Euro. Als Ursachen hiefür führt TUI geringere Umsätze der Zielgebietsagenturen sowie den Verkauf der italienischen Anfi-Gruppe zum 30.6.2004 an. Das Ergebnis des Bereichs Zielgebiete legte mit einem Plus von 37,9% deutlich auf 144,1 (104,5) Mill. Euro zu. Hierzu trugen laut Unternehmensangaben sowohl die hohe Auslastung des Hotelbereichs als auch die insgesamt positive Entwicklung der Zielgebietsagenturen bei. Der Bereich Sonstige Touristik erzielte einen Umsatz 246,4 (246,0) Mill. Euro. Das Ergebnis verbesserte sich auf 29,8 (minus 1,1) Mill. Euro.
Parallel zum Ausbau der touristischen Aktivitäten hatte TUI die Konzernstruktur gestrafft. Seit Beginn des Geschäftsjahres 1999/2000 ist die Logistik-Sparte unter dem Dach der Hapag-Lloyd AG konzentriert. Dazu gehören der Bereich Schifffahrt mit der Hapag-Lloyd Container Linie und den Hapag-Lloyd Kreuzfahrten sowie die im Geschäftsfeld Logistik (mit Augenmerk auf die chemische Industrie) engagierte VTG-Lehnkering-Gruppe. Weitere Geschäftsfelder werden von der Algeco-Gruppe abgedeckt. Im Geschäftsjahr 2004 wurde VTG-Lehnkering teilweise und Algeco vollständig verkauft. So wurden der Bereich Bulk- und Speziallogistik der VTG-Lehnkering-Gruppe nur bis zum 31.3.2004, die Algeco-Gruppe bis zum 31.8.2004 und die Pracht Spedition + Logistik GmbH nicht mehr in den Konzernabschluss einbezogen, wird berichtet. Dadurch sind die für die Logistik-Sparte ausgewiesenen Zahlen nur bedingt mit denen des Vorjahres vergleichbar.
Aufgrund der Desinvestitionen ging der Umsatz der Sparte Logistik im Geschäftsjahr 2004 um 11,3% auf 3,47 (3,92) Mrd. Euro zurück. Bereinigt um die entsprechenden Vorjahresumsätze der desinvestierten Einheiten nahm er jedoch um 9,3% zu. Dabei resultierte der Anstieg ausschließlich aus dem Umsatzwachstum der Containerschifffahrt, wird berichtet, die an die gute Geschäftsentwicklung der Vorjahre anknüpfen konnte. Durch die Desinvestitionen wesentlicher Teile der Speziallogistik ermäßigte sich das Ergebnis (EBTA) der Sparte Logistik um 10,4% auf 289,5 (323,2) Mill. Euro.
Im Bereich Schifffahrt übertraf die transportierte Menge mit 2,4 Mill. Standardcontainern (TEU) die Menge des Vorjahres um 15%. Aufgrund des Mengenwachstums sowie der anhaltend hohen Frachtraten nahm der Umsatz um 12,8% auf 2,69 (2,38) Euro zu. Das Ergebnis (EBTA) verbesserte sich um 6,6% auf 279,0 (261,7) Mill. Euro. Einem besseren Abschneiden stand laut Unternehmensangaben die Kursentwicklung des US-Dollar entgegen, der gegenüber dem Euro schwächer notierte und im Vergleich zum Durchschnitt des Vorjahres um rund 10% an Wert verlor. Durch die Desinvestitionen fielen die Umsätze im Bereich Speziallogistik mit 785,5 (1.533,9) Mill. Euro deutlich schwächer aus als im Vorjahr. Das Ergebnis ermäßigte sich auf 10,5 (61,5) Mill. Euro.
Der Handelbereich der TUI besteht im Geschäftsjahr 2004 nach dem Verkauf der AMC-Gruppe nur noch aus den im Stahlservicegeschäft in den USA tätigen Gesellschaften der PNA-Gruppe, wird berichtet. Diese profitierten von der lebhaften Stahlkonjunktur in Nordamerika und setzten mit 2,0 Mill. Tonnen 12% mehr Stahl ab als im Vorjahr. Unterstützt durch das deutlich höhere Preisniveau stieg der Umsatz um 55,4% auf 971,5 Mill. Euro. Das Ergebnis kletterte auf 115,5 (3,5) Mill. Euro. Es markierte das bisher beste Ergebnis der PNA-Gruppe seit ihrem Bestehen.
Im Zentralbereich sind die TUI AG mit ihren Corporate-Center-Funktionen, die Immobiliengesellschaften des Konzerns, verbliebene industrielle Aktivitäten sowie die sich im Aufbau befindlichen Niedrigpreis-Fluggesellschaften Hapag-Lloyd Express und Thomsonfly dargestellt. Der Umsatz erhöhte sich auf 480,0 (396,1) Mill. Euro. Das Ergebnis betrug minus 146 Mill. Euro nach einem Plus von 370 Mill. Euro im Vorjahr. Dies ist hauptsächlich auf Erträge aus dem Verkauf der indirekten Beteiligungen an der Ruhrgas AG und der Preussag Energie GmbH im 1. Halbjahr 2003 zurückzuführen.
Markant verbessertes Ergebnis je Aktie
Insgesamt verminderte sich der Konzernumsatz im Geschäftsjahr 2004 auf 18,05 (i.V. 19,22) Mrd. Euro. Bereinigt um die strukturellen Veränderungen legte der Umsatz um 7,3% zu. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Goodwill-Abschreibungen (EBTA) der Sparten lag mit 621,8 (913,3) Mill. Euro deutlich unter dem Wert des Vorjahres, in dem laut Unternehmensangaben hohe Abgangsgewinne aus dem Verkauf des Energie-Bereichs enthalten waren. Bereinigt um die ungewöhnlichen Aufwendungen und Erträge kletterte das Ergebnis der Sparten (EBTA) um 102,0% auf 489,5 (242,3) Mill. Euro. Hierzu trug die Verbesserung in der Touristik um 74,1% auf 362,4 Mill. wesentlich bei. Auch die Schifffahrt und der Handelsbereich leisteten mit 279,0 Mill. Euro sowie 115,5 Mill. Euro einen hohen Ergebnisbeitrag.
Die planmäßigen Abschreibungen ermäßigten sich deutlich auf 520,0 (877,9) Mill. Euro. Im Vorjahr hatten noch planmäßige Abschreibungen auf Geschäfts- und Firmenwerte in Höhe von 278,9 Mill. Euro belastet, die im Geschäftsjahr 2004 in Anwendung der neuen bzw. überarbeiteten Rechnungslegungsvorschriften (IFRS 3 sowie IAS 38 und 36) nicht mehr verrechnet wurden. Die außerplanmäßigen Wertminderungen auf Anlagevermögen ermäßigten sich auf 13,0 (387,8) Mill. Euro. Im Gegensatz zum Vorjahr gaben die regelmäßig durchzuführenden Werthaltigkeitstests 2004 keinen Anlass, um außerplanmäßige Wertminderungen vorzunehmen, wird berichtet. Im Vorjahr hatte die TUI noch 368,6 Mill. Euro außerplanmäßig auf Geschäfts- oder Firmenwerte abgeschrieben.
Das Zinsergebnis, einschließlich Zinsderivate, sank auf minus 195,8 (minus 158,3) Mill. Euro. Während sich der weitere Abbau der durchschnittlichen Verschuldung positiv auswirkte, hatte die Veränderung der Zinsstruktur der verbliebenen Verschuldung einen negativen Effekt, wird berichtet. Zudem hätte die Auflösung von Sicherungsinstrumenten, die im Zusammenhang mit den Refinanzierungsmaßnahmen im 2. Quartal 2004 nicht mehr benötigt wurden, zu einer einmaligen Belastung geführt.
Alles in allem zog das Ergebnis vor Ertragssteuern um 152,2% auf 621,8 (246,0) Mill. Euro an. Die Steuerlast betrug 89,7 Mill. Euro, nachdem im Vorjahr ein Steuerertrag von 68,9 Mill. Euro ausgewiesen wurde. Die Anteile anderer Gesellschafter am Konzernjahresüberschuss erhöhten sich auf 43,8 (39,9) Mill. Euro. Der Konzernjahresüberschuss nach Anteilen Dritter kletterte um 69,0% auf 532,1 (314,9) Mill. Euro. Das unverwässerte Ergebnis je Aktie zog deutlich auf 2,74 (1,54) Euro an.
|