Babcock: Gläubiger fordern vier Milliarden Euro
Strafrechtliche Verfolgung wegen Insolvenz-Verschleppung?
Auf der ersten Gläubigerversammlung des insolventen Maschinenbau-Konzerns Babcock Borsig haben rund 100 Gläubiger Forderungen in Höhe von knapp vier Milliarden Euro geltend gemacht. Zudem müssen der ehemalige Vorstand und der Aufsichtsrat des Oberhausener Konzerns nun mit strafrechtlicher Verfolgung rechnen.
Gläubigerversammlung: Vorstandsvorsitzender Piepennburg (r) und Insolvenzverwalter Schmitz
Zur Fortführung des Kerngeschäfts der Maschinenbauer war bereits eine Auffanggesellschaft gegründet worden. " Mit dem erfolgreichen Start von Babcock Borsig PowerSystems haben wir dokumentiert, dass wesentliche Kerngeschäfte weitergeführt werden können" , sagte Vorstandschef Horst Piepenburg. Das garantiere sichere Arbeitsplätze an den Standorten des Konzerns und bedeute für die Gläubiger eine höhere Quote bei der Rückzahlung der Verbindlichkeiten.
Die Verbindlichkeiten der Babcock Borsig AG haben nach Angaben Piepenburgs eine Höhe von 800 bis 900 Millionen Euro. Unter anderem rund 200 Millionen, die die Mutter den Babcock-Tochterunternehmen schuldet. Banken, Versicherer und die anderen Gläubiger erhalten derzeit etwa elf Prozent der Schulden zurück, so Insolvenzverwalter Helmut Schmitz.
Aktionäre gehen leer aus
Diese Quote solle laut Piepenburg durch eine Konsolidierung auf 20 bis 25 Prozent steigen. Das Insolvenzverfahren werde bis 2008 dauern. Für die Aktionäre bestünden " auf absehbare Zeit keine Erwartungen auf Leistungen" . Als Anfang Juli die Insolvenz beantragt wurde, seien weltweit 21.000 Arbeitsplätze in dem Konzern und seinen rund 300 Tochterunternehmen gefährdet gewesen. In der Zwischenzeit habe sich die Anzahl der gesicherten Arbeitsplätze auf über 17.000 erhöht.
Weiterhin geprüft wird, ob wegen einer möglichen Insolvenzverschleppung gegen den früheren Babcock-Vorstandschef Klaus Lederer eine zivilrechtliche Klage erhoben wird. " Es gibt Hinweise darauf, dass der damalige Babcock-Vorstand von den finanziellen Problemen wusste und eine Bugwelle von Verbindlichkeiten vor sich hergeschoben hat" , erklärte Piepenburg. Nach Ansicht von Schmitz hatte es bereits zum Ende vergangenen Jahres Indizien für eine drohende Zahlungsunfähigkeit gegeben. Von den Ermittlungen der Justiz hänge es nun ab, ob der Konzern eine Klage gegen seinen einstigen Chef stellt.
Wussten Gremien im Frühjahr von Millionen-Loch?
Wie die Tageszeitung " Die Welt" berichtet, wurden Vorstand und Aufsichtsrat bereits Anfang des Jahres über einen Liquiditätsengpass informiert. Neue Unterlagen über die mittelfristige Finanzplanung würden belegen, dass die Gremien des Konzerns bereits im Frühjahr von einer drohenden Finanzierungslücke in dreistelliger Millionenhöhe im operativen Geschäft gewusst hätten. Demnach hätte innerhalb eines Monats ein Insolvenzverfahren beantragt werden müssen.
Untermauert werde der Verdacht der kollektiven Insolvenzverschleppung durch erste Erkenntnisse über die Ursachen für die Zahlungsunfähigkeit: Bereits im März war der Babcock-Konzern mit 525 Millionen Euro überschuldet - Insolvenzantrag stellte sie hingegen erst Anfang Juli. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft erklärte, dass noch keine Ermittlungen gegen den Aufsichtsrat eingeleitet worden seien. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass sie noch aufgenommen werden.
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