Em.TV meldet sich zurück – und wieder ist alles irgendwie ein bisschen anders Spätestens mit dem Kauf der Mehrheitsrechte am Sportsender DSF ist das einstieg Skandalunternehmen wieder auf den Radarschirm der Börsianer zurückgekehrt. Und auch dieses Mal kennt die Börse für Em.TV kein Limit. Seit dem vergangenen Herbst hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt, wobei allein in den wenigen Wochen seit Jahresbeginn ein Satz von drei auf knapp 4,50 Euro gelang. Wichtigster Auslöser dürfte dabei – neben dem DSF-Deal – das Research-Team der Deutschen Bank gewesen sein. Die Analysten hatten den Paria Mitte des Monats mit einer Kaufempfehlung und einem damals noch weiter entfernten Kursziel von 4,90 Euro aus dem Exil für Neue-Markt-Übeltäter herausgeholt.
Und tatsächlich hat sich seither vieles geändert. Nicht zuletzt die Fokussierung auf eben dieses Sportgeschäft, das nach Angaben der „Financial Times Deutschland“ (heutige Ausgabe) inzwischen mehr als 80 Prozent der Umsatzerlöse ausmacht. Diese stammen nicht zuletzt aus der mittlerweile ebenfalls auf mehr als 80 Prozent angewachsenen Beteiligung an DSF und aus dem Onlineportal Sport1. Vor allem in Hinblick auf das große deutsche Sportjahr 2006 (mit der Fußball-WM) hat das durchaus seinen Charme. Um so mehr, da der lange Zeit defizitäre Sportsender inzwischen die Gewinnschwelle erreicht haben soll. Genaue DSF-Zahlen werden in der kommenden Woche erwartet und somit könnte auch beim neuen Mehrheitsbesitzer Em.TV die Lunte der nächsten Kursrakete schon entfacht sein.
Die Deutsche Bank – dieses Mal die Derivateabteilung – hat am schnellsten reagiert und in der vergangenen Woche die ersten Optionsscheine auf Em.TV begeben. Diese konkurrieren nun mit den vom Unternehmen im Rahmen der Umschuldung selbst platzierten Eigenemissionen und sorgen mithin für einige Verwirrung. Denn zwischen fremd- und eigen-emittierten Optionsscheinen gibt es allerlei Unterschiede. An erster Stelle ist dabei die Preisstellung zu nennen, die sich bei Eigenemissionen nämlich nach Angebot und Nachfrage richtet und nicht nach mathematischen Berechnungsformeln aus denen ein marktgerechter Preis abgeleitet wird. Hinzu kommt, dass es bei den Eigenemissionen von Seiten des Anbieters keine Rückkaufs-Garantie gibt, wie es bei den fremdemittierten „Covered Warrants“ der Fall ist.
Eine Folge ist, dass die beiden eigenemittierten Em.TV-Optionsscheine derzeit eine bemerkenswerte Bewertungs-Diskrepanz aufweisen. Der vermeintlich „heißere“ Schein mit Basis bei 3,50 Euro (WKN: A0A7RR) weist einen erheblichen Preisaufschlag aus, was dazu führt, dass er trotz höherer Basis einen geringeren realen Hebel aufweist, als der im Grund stark unterbewertete „Langweiler“-Schein mit Basis bei 2,50 Euro (WKN: A0A7RQ). Bei diesem Schein ist fast der gesamte derzeit an der Börse gezahlte Preis über den aktuellen inneren Wert gedeckt. Das heißt, auch wenn die Aktie auf dem momentanen Kursniveau verharren würde, gäbe es für den Anleger bei Fälligkeit (April 2006) fast keine Wertverluste ! Zu beachten ist allerdings bei beiden, dass sie ein unkomfortables Bezugsverhältnis von 2,56 zu 1 haben (2,56 Optionsscheine berechtigen zum Bezug einer Aktie).
Leichter zu händeln sind die von der Deutschen Bank aufgelegten Scheine, die mit einem gängigen 1-zu-1-Bezug arbeiten, aber leider nur bis Dezember diesen Jahres laufen. Eine steuerfreie gehebelte Wette auf einen neuen Höhenflug von Em.TV ist damit also nicht möglich. Dafür winken aber leicht höhere Hebel und natürlich die vom Emittenten gewährte Handelsgarantie. Interessant ist vor allem der Schein mit Basis bei 4,50 Euro (WKN: DB1471), dessen aktueller Preis allerdings einen Kursanstieg bis auf 5,30 Euro vorweg nimmt (Break Even).
Und wem das alles zu viel erscheint, für den hält die Deutsche Bank auch gleich noch ein paar Discount-Zertifikate parat. Bei dem defensiveren von beiden könnte die Aktie sogar wieder auf 3,50 Euro zurückfallen und das Zertifikat brächte trotzdem eine annualisierte Rendite von rund zehn Prozent (WKN: DB1473). |