AnalystCorner: Dialog Semiconductor hat Siemens-Ausfall verkraftet
SES Research Oliver Drebing 29. April 2005 Die Nachrichten aus der Halbleiterbranche sind in diesem Jahr – blickt man u.a. auf Infineon und Epcos – nur wenig erfreulich. Nicht viel anders sieht dies bei Dialog Semiconductor aus, dem der größte Kunde weggebrochen ist. Das Unternehmen setzt nun auf mehrere Großkunden.
Dialog Semiconductor Plc. WKN 927200 Branche Halbleiterindustrie Land Großbritannien Bisherige Empfehlung Marketperformer Aktuelle Empfehlung Outperformer Kurs bei Besprechung 1,82 Euro Datum 29.04.2005
Börsenkennzahlen Unternehmen Dialog Semiconductor Plc. 52 Wochen Hoch 3,75 Euro 52 Wochen Tief 1,44 Euro Marktkapitalisierung 79 Mio. Euro Erwähnte Unternehmen Name WKN Kauf Verk. News Dialog 927200 Kaufen Verkaufen Nachrichten AnalystCorner fragte Oliver Drebing, wie das Unternehmen die neue Situation gemeistert hat.
AC: Herr Drebing, wie beurteilen Sie das Quartalsergebnis bei Dialog nachdem die Aufträge von Siemens weggefallen sind?
Drebing: Die veröffentlichten Umsatz- und Ergebniszahlen von Dialog Semiconductor entsprechen unseren Erwartungen. Die Folge der Tatsache, dass Siemens - noch im Vorjahr für rund 30% der Umsätze des Halbleiterherstellers verantwortlich - als wichtigster Kunde ausfällt, ist ein um 19,1% gesunkenes Umsatzniveau. Wir hatten mit 14,7% gerechnet.
AC: Wie sah es beim Ergebnis aus?
Drebing: Das niedrigere Ergebnisniveau ist die zwangsläufige Konsequenz dieses Einbruchs. Weil Dialog ein fabrikloses – englisch fabless – Geschäftsmodel verfolgt, hält sich der Rückgang der Bruttomarge von 34,7% im Vorjahr auf aktuell 27,4% jedoch in Grenzen. Der Betriebsaufwand konnte zum Vorjahr um 8% reduziert werden. Das berichtete EBIT von minus 4,65 Mio. Euro entspricht in absoluter Höhe unserer Schätzung.
AC: Was würden Sie angesichts dieser Zahlen sagen: Wurde der Ausfall von Siemens im abgelaufenen Quartal gut verkraftet?
Drebing: Uns beeindruckt, wie gut das Unternehmen diese Situation verkraftet hat. Denn die Umsatzerlöse mit anderen Kunden stiegen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um über 70%. Dialog verfügt nunmehr – erstmals in der Historie des Unternehmens – über ein diversifiziertes Kundenspektrum. Mit fünf Großkunden erzielt Dialog jeweils über 10% des Umsatzes
AC: Wer kauft denn derzeit bei Dialog am meisten ein?
Drebing: Der Kunde mit dem höchsten Anteil an den Umsätzen wird nach unserem Eindruck im laufenden Geschäftsjahr Sharp sein. Für Sharp wurde im abgelaufenen Quartal die Serienproduktion von LCD-Display-Treibern aufgenommen.
AC: Mit welchen Zahlen wird bei Dialog denn nun für das Gesamtjahr gerechnet?
Drebing: Für das Gesamtgeschäftsjahr geht Dialog Semiconductor aktuell von einem einstelligen Umsatzwachstum aus. Auch nach Einschätzung des Unternehmens selbst werden die wegfallenden Belieferungen an Siemens durch den Mehrabsatz an andere, teilweise jüngst hinzugewonnene Kunden im Jahresverlauf überkompensiert.
AC: Entsprechen die Prognosen des Unternehmens auch Ihren Berechnungen?
Drebing: Wir gehen mit unseren Schätzungen deutlich über den vom Unternehmen gesetzten Erwartungsrahmen hinaus. Unsere Prognosen, die wir aktuell nicht anpassen, gehen weiterhin von einem Umsatzwachstum von 21,2% aus.
AC: Ist das nicht sehr optimistisch? Was liegen diesen Zahlen für Annahmen zugrunde?
Drebing: Wir setzen auf das von Dialog nicht als Planungsgrundlage einbezogene Szenario, dass Siemens im Laufe dieses Jahres die Korrektur der Lagerüberstände abschließt und dass sich das mit Dialog Semiconductor abgewickelte Geschäft spätestens ab dem Spätsommer wieder normalisiert.
AC: Wieviel Geld schlummert in der Dialog-Kasse?
Drebing: Die Liquidität des schuldenfreien Unternehmens beläuft sich auf 31,9 Mio. Euro. Ein positiver freier Cash-flow wurde bereits auf Basis des noch schwachen Q1 erzielt. Die Höhe der Abschreibungen ist oberhalb der Investitionsauszahlungen zu veranschlagen.
AC: Auf welchem Niveau ist die Aktie von Dialog Semiconductor angesichts dieser Zahlen angemessen bewertet?
Drebing: Auf Basis unserer DCF-Bewertung sehen wir weiterhin ein Kursniveau von 2,69 Euro als angemessen an. Nachdem Dialog zwei schwierige Quartale hinter sich gelassen hat, dürfte der News-flow fortan wieder positiv sein. Dialog sehen wir auf Grund der attraktiven Produkte und der hinzugewonnenen Geschäftsbeziehungen überproportional an einer Erholung des Marktumfelds partizipieren.
AC: Ist trotz aller Probleme, die sich auch in den Berichten anderer Halbleiterhersteller niederschlagen, ein Einstieg bei Dialog derzeit zu empfehlen?
Drebing: Dialog ist grundsätzlich den zyklischen Wendungen der Halbleitermarktes ausgesetzt. Der Titel bleibt einem hohen systematischen Risiko ausgesetzt. Zum aktuellen Zeitpunkt sehen wir die Chance, dass das von uns erachtete Bewertungspotenzial von rund 50% mittelfristig gehoben wird. Unser Anlageurteil heben wir deshalb auf Outperformer an.
Das Gespräch führte Götz Klempert |