EE Times 05/05
Chipmarkt startet im nächsten Halbjahr durch
MALTA — Schon für das zweite Halbjahr 2005 rechnet das Marktforschungsinstitut Future Horizons mit einem kräftigen Anstieg der Halbleiterkonjunktur. Auf seinem '14. Internationalen Elektronik-Forum' bekräftigte das Unternehmen seine Prognose von 15 Prozent Wachstum für das Gesamtjahr.
"Wir stehen zu unserer Vorhersage vom Januar", verkündete Future-Horizons-Chef Malcolm Penn. Anfang des Jahres hatte das Unternehmen bereits die Einschätzung eines 15-prozentigen Marktwachstums abgegeben und damit unter allen namhaften Marktforschern die bei weitem optimistischste Haltung vertreten.
"Die Industrie steht fundamental ziemlich stark da," sagte Penn. Der wichtigste Grund für sein Vorpreschen gegenüber anderen Marktforschern: Im vergangenen Jahr hatten die Distributoren und Halbleiter-Abnehmer dem Abbau von Lagerbeständen den Vorrang gegenüber Neubestellungen gegeben und damit den Absatz der Halbleiterindustrie ausgebremst. Dieser Abbau der Lagerbestände sei demnächst zu Ende und die Branche könne wieder verstärkt mit Aufträgen rechnen, so Penn.
Allerdings, räumt der Maktkenner ein, sei die Vorhersage der Nachfrage eine der schwierigsten und unsichersten Angelegenheiten für Marktforscher. "Kaum ein Hersteller weiß, wie viele Chips er im nächsten Quartal absetzen kann – nicht einmal Intel, und die haben die PC-Industrie fest im Griff." Diese Unsicherheit werde noch verstärkt durch die Divergenz zwischen Herstellungs- und Nachfragezyklen. "Diese Zyklen sind miteinander völlig inkompatibel", konstatiert der Marktforscher.
Als gutes Zeichen wertet das Institut jedenfalls die Auslastung der Fertigungsanlagen – die ist in den letzten Quartalen zwar etwas zurückgegangen, liegt aber trotz gestiegender Kapazitäten immer noch bei mehr als 85 Prozent. Die höchste Auslastung seit dem Platzen der Hightech-Blase im Herbst 2000 hatte die Branche im zweiten Quartal 2004 erreicht; damals lasteten die Chiphersteller ihre Anlagen zu mehr als 95 Prozent aus, was in der Industrie als eine ungesunde Überhitzung angesehen wird.
Ebenfalls als positives Zeichen betrachtet Future Horizons den Umstand, dass die Schwankungen von Halbleiterabsatz und Investitionen in neue Anlagen seit einiger Zeit ein hohes Maß an Synchronität aufweisen und die Invesititionen im vergangenen Jahr nicht über das Ziel hinausschossen. "Hat die Industrie ihre Investitionen mittlerweile im Griff?", so die rhetorische Frage Penns. "Ich denke ja", lieferte der Marktforscher gleich die Antwort.
Für das kommende Jahr erwartet Future Horizons ein abgeschwächtes Wachstum von 6 Prozent. Die Schätzungen der Branche reichen von minus 9 Prozent bis zu einem Anstieg um 16 Prozent, weichen also stark voneinander ab. Für das Jahr 2007 hingegen ist sich die ganze Analystenschar in der Erwartung eines erneuten Aufschwungs einig. Future Horizons geht von einem Wachstum von 14 Prozent aus.
Im Gegensatz zu vielen anderen Experten erwartet Future Horizons auch mittelfristig keine Konsolidierung der Branche – jedenfalls nicht in dem Sinn, dass die großen Anbieter die Kleineren vom Markt verdrängen. So hat das Marktforschungsuntwernehmen zwischen 1999 und 2005 allein in Europa einen Anstieg bei der Anzahl der Chiphersteller von 143 auf 276 beobachtet. Allein im vergangenen Jahr betraten 47 Startups den Markt – bei keiner einzigen Pleite unter den IC-Produzenten. "Der Wettbewerbsdurck wächst mehr unter den großen Herstellern als bei den kleinen", so Penn.
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