SPORTPOLITIK
Bayern-Stürmer Hashemian sagt Israel-Reise ab
Zum Auftakt der Champions League muss der FC Bayern München auf Vahid Hashemian verzichten. Der Iraner sagte seine Teilnahme am Auswärtsspiel gegen Maccabi Tel Aviv ab - angeblich wegen Rückenschmerzen. Sein Heimatland hatte ihm mit juristischen Konsequenzen gedroht. Derweil befürchtet Paul Spiegel eine Partie vor Geisterkulisse.
München - " Die Gesetze in Iran sind klar und deutlich: Jegliche Reisen von iranischen Sportlern nach Israel, ob nun als Einzelathleten oder im Team, sind gesetzlich verboten" , hatte gestern ein Sprecher der staatlichen iranischen Sportorganisation gegenüber der Nachrichtenagentur ISNA betont. Wer das Gesetz nicht einhalte, müsse mit Konsequenzen rechnen.
Seit der islamischen Revolution im Iran 1979 ist kein muslimischer Iraner mehr nach Israel gereist, und auch Fußballprofi Hashemian wird das Gesetz nicht brechen. Nachdem Bayern-Coach Felix Magath, den in der Offensive Personalsorgen plagen, noch am Sonntag vom Mitwirken Hashemians in Tel Aviv ausgegangen war, sagte der 28-Jährige gestern Abend ab. Offizielle Begründung: Rückenbeschwerden.
Auf Grund der Verletzungen von Mehmet Scholl und Roque Santa Cruz hat Magath im Angriff jetzt kaum noch Alternativen zu Roy Makaay. Ein Comeback Claudio Pizarros, der unter einer Schädelfraktur litt, wäre eine Überraschung.
Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Auftakt gegen den im Vergleich zu Juventus Turin und Ajax Amsterdam vermeintlich leichtesten Vorrundengegner sind für den FC Bayern sowieso alles andere als ideal. Die heutige Anreise nach Israel wurde für Spieler und Funktionäre wegen der extrem hohen Sicherheitsvorkehrungen zum befürchteten Geduldsspiel. In Tel Aviv werden die Profis rund um die Uhr bewacht.
Zuvor hatte die Uefa die Verlegung der Partie, die morgen (20.45 Uhr, Liveticker bei SPIEGEL ONLINE) zum Auftakt des jüdischen Neujahrsfestes Rosch Haschana angepfiffen wird, abgelehnt. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, bekräftigte seine Kritik an der Entscheidung. " Kopfschüttelnd habe ich eine Aussage eines Uefa-Verantwortlichen zur Kenntnis genommen, der gesagt hat, die Israelis müssten sich entscheiden, ob sie zum Fußball gehen oder in die Synagoge. Das ist eine Missachtung religiöser Gefühle" , sagte Spiegel der Tageszeitung " Welt kompakt" . " Welchen Aufschrei gäbe es in Deutschland, wenn die Uefa beschließen würde, ein solches Spiel auf Heiligabend zu legen?" , fragte Spiegel, der " ein gespenstisches Spiel vor leeren Zuschauerrängen" in Tel Aviv voraussagt. [wohl keinen, dann hätte man Heiligabend endlich mal was Vernünftiges zu tun! ]
Die voraussichtlichen Aufstellungen: Maccabi Tel Aviv: Strauber - Pantsil, Giovanini, Shuki Nagar, Strool - Tamir Cohen, Reis, Mishaelof, Liran Cohen, Mesika - Addo (Mbemba) FC Bayern München: Kahn - Görlitz, Lucio, Linke, Rau - Deisler, Frings, Ballack, Schweinsteiger, Ze Roberto - Makaay Schiedsrichter: Bennett (England)
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,317987,00.html
Dem Hashemian würde ich glatt das Monatsgehalt wegen Arbeitsverweigerung zusammenstreichen. Aber hier trifft wohl die eine fanatische Religion auf die andere.
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