Sehr undurchsichtig, was die Amis da am Freitag abgeliefert haben. Zunächst hielten sich die Indizes sehr stark. Direkt nach 20.00 Uhr kam es doch zu den allseits erwarteten Abgaben.
Der Nikkei 225 nützte diese Vorgaben und stürzte heute um 4,84 % in ungewisse Tiefen. Dem Dax blieb kaum etwas anderes übrig, als diese schlechten Vorgaben aus den USA und Asien umzusetzen, er tat es mit einem Tiefstkurs von 3776 Punkten.
Im Prinzip wartet auf uns jetzt nur noch das Tief, welches der Dax nach den Anschlägen in Spanien ausgebildet hat, bei 3692 Punkten. Doch es könnte sein, dass die Märkte bereits vorher drehen, denn der exorbitant hohe Ölpreis, der in den letzten Wochen zusätzlich Druck auf die Märkte ausübte, kommt heute deutlich zurück und verliert zum Teil über 7 %. Hintergrund für diesen Einbruch: Die Opec will nun doch so langsam auf den hohen Ölpreis reagieren. Damit will sie verhindern, dass die westlichen Industriestaaten sich durch Einsparmaßnahmen an den teuren Ölpreis anpassen. Ich hatte über diesen Prozess berichtet.
Interessant ist auch, dass der Euro nun wieder in Richtung 1,18 Dollar läuft. Der Ausbruchsversuch nach oben in der letzten Woche ist damit auch wieder gescheitert. Findet der Euro nun bei 1,18 Dollar keine Boden, drohen deutlich tiefere Kurse. Seit Anfang des Jahres warne ich vor dem Euro - zu Recht. Für die Amerikaner könnte der stärkere Dollar und der sinkende Ölpreis durchaus von Vorteil sein. Für die Europäer wird ein Teil des positiven Effekts des niedrigeren Ölpreises durch den stärkeren Dollar wieder vernichtet.
Es ist schon beachtlich, wie stark eine bisher lediglich angekündigte US-Zinserhöhung sich auf den Dollar (und die gesamten Märkte) auswirkt. Dabei sind die grundsätzlichen Faktoren, die den Dollar schwächen, mit einer kleinen Zinserhöhung nicht aus der Welt zu schaffen (z.B. Außenhandelsdefizit). Langfristig rechne ich sowieso damit, dass der Dollar noch viel weiter unter Druck kommt und der Euro neue Hochs erklimmen wird. Doch im Moment reagieren die Devisenmarkthändler mehr auf die nahe Zukunft und da droht nun einmal eine Zinserhöhung.
Dabei ist es natürlich völlig abwegig, dass die Fed die Zinsen dramatisch anheben wird, denn das wäre der beste Weg, die monetär verursachte konjunkturelle Erholung in den USA auf brutalste Weise in die Knie zu zwingen. Mit anderen Worten, die stützende Wirkung einer Zinserhöhung auf den Dollar wird real relativ gering ausfallen und wahrscheinlich schnell verpuffen. Im Moment ist also viel mehr aufgeheizte Psychologie und nur sehr wenig reale Vernunft im Markt. Das zeigt sich auch bei den Rohstoffen. Nur die Ankündigung, dass China ein wenig das Wachstum bremsen wird, hat die Rohstoffpreise einbrechen lassen. Auch diese Reaktion war natürlich völlig übertrieben. China wird auch weiterhin viel zu viele der sich verknappenden Rohstoffe verbrauchen.
Eines der auffälligsten Beispiele ist Silber. Als Silber nach der langen Seitwärtsbewegung von 5 Dollar innerhalb weniger Monate auf fast 8,5 Dollar anstieg, war das genauso übertrieben, wie der aktuelle Einbruch auf 5,50 Dollar nach unten übertrieben ist. Das Schöne ist, wer den ersten Zug verpasst hat, erhält gerade eine neue Möglichkeit einzusteigen. Natürlich ist es diesmal kein ICE sondern nur ein Bummelzug. Langfristig ist Silber auf diesem Niveau jedoch ein Kauf. Langfristig, für Menschen die Geduld und einiges an Nerven mitbringen.
Das gleiche gilt für Gold. Grundsätzlich geht eine konjunkturelle Erholung mit einer Inflation einher, wenn die Zinsen so niedrig sind, wie in den USA, besteht die Gefahr, dass die Inflation jederzeit ausufert. Welches Medium sollte, bei anhaltend weltpolitischer Unsicherheit, davon mehr profitieren als Gold?
Nur, Gold wurde Ende letzten Jahres gepushed und durch die Medien gejagt. Ich hatte damals darauf hingewiesen, dass das nicht gesund sei. Viele Menschen sind selbst bei den Höchstkursen noch eingestiegen. Doch Gold hat enttäuscht, wurde fallengelassen und braucht nun nach dem Hin und Her etwas Ruhe. Aktuell sinkt Gold deswegen immer und immer weiter und raubt den verbliebenen Investoren die Nachruhe: Verkaufen oder halten. Derweil sehen diese Investoren zu, wie ihre Gewinn dahin schmelzen. Und auch hier gehen die Börsen wieder einmal den Weg des größten Schmerzes. Erst wenn der letzte Zittrige aus dem Markt ist, wenn der letzte Zweifler verkauft hat, wenn das letzte Loblied auf Gold in der Presse verklungen ist, werdet ihr merken, dass man Gold nicht inflationieren kann.
Wann das sein wird? Bei welchem Niveau ? Keine Ahnung. Gut, ich wage eine Prognose: 365 Dollar etwas drunter oder drüber. Dort könnte Gold sehr gut einen Boden finden. Langfristig wird es egal sein, wann Sie eingestiegen sind. Langfristig wird, wenn der Dollar tatsächlich weiter inflationiert, Gold weiter steigen - auf Niveaus, die wir uns heute kaum vorstellen können. |