An den Aktienmärkten hellt sich die Stimmung auf, Strategen stellen sogar ein Jahreshoch des Dax in Aussicht. Auch an den Rentenmärkten scheint das Schlimmste vorerst überstanden. Nach dem jüngsten Renditeanstieg in den USA erwarten die Bondexperten eine leichte Erholung mit entsprechend sinkenden Renditen. Bei den Devisen werde sich auch nach dem jüngsten G7-Treffen am Wochenende nicht viel tun. Euro und Yen dürften sich in sehr engen Spannen bewegen, sagen die Strategen.
In der vergangenen Woche hellte sich die Stimmung in Japan wieder auf, der Nikkei 225 stieg um 2,5 Prozent. In Europa verbuchte der Stoxx 50 bereits den vierten Wochengewinn in Folge und legte um 0,7 Prozent zu. Der Dax stieg zum fünften Mal in Folge und gewann 1,7 Prozent. In den USA hat sich die Lage stabilisiert. Der S&P 500 legte um 0,5 Prozent zu, und der Nasdaq Composite stieg um 2,7 Prozent.
Aktienmarkt mit Potenzial nach oben
Die amerikanischen Analysten sind optimistisch, dass der Aktienhandel mit dem Schwung frischer Unternehmenszahlen seine jüngste Stabilisierung festigt. "Die Ergebnisse übertreffen die Prognosen wie schon seit Jahren nicht mehr, das sollte die Zinssorgen eigentlich in den Hintergrund treten lassen", sagte Barry Hyman von King Nussbaum. First Call geht mittlerweile davon aus, dass die Gewinne der im S&P 500 gelisteten Unternehmen durchschnittlich um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr wachsen werden.
"Die guten Unternehmenszahlen aus den USA sind auch für die bessere Stimmung in Europa verantwortlich", sagt Roland Ziegler, Europa-Stratege bei der ING/BHF-Bank. "Von der Bewertung her hat der Markt mittelfristig Potenzial von 10 bis 15 Prozent nach oben, sogar wenn die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen auf 5 Prozent steigen sollte", sagte Ziegler. Gute Unternehmenszahlen zum Auftakt der Dax-Quartalsberichtssaison dürften den deutschen Leitindex wieder auf das Jahreshoch von 4175 Punkten oder darüber hinaus treiben.
Die Siemens-Halbjahres-Zahlen am Mittwoch haben Ziegler zufolge Signalwert für den Rest des Marktes. Am selben Tag berichtet auch Eon. DaimlerChrysler am Donnerstag werde natürlich nach den jüngsten Überraschungen höchste Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Dann fällt im Aufsichtsrat auch die Entscheidung zu Mitsubishi Motors. "Von besonderem Interesse wird sein, wie sich Chrysler im ersten Quartal entwickelt hat, nachdem der US-Automarkt offenbar besser gelaufen ist, wie die Zahlen von GM und Ford gezeigt haben", sagte Ziegler.
Optimismus bei Konjunkturdaten
Am Rentenmarkt konzentrieren sich die Anleger in dieser Woche weiter auf volkswirtschaftliche Daten. Immerhin haben in den USA die guten Zahlen der vergangenen Wochen zu einem kräftigen Anstieg der Renditen geführt. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries legte um elf Basispunkte auf 4,43 Prozent zu, der Anstieg der zurückliegenden fünf Wochen summiert sich auf 74 Basispunkte.
Aus den Konjunkturterminen ragt das US-Wirtschaftswachstum am Donnerstag heraus. Die Statistiker der US-Regierung dürften ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 5,0 Prozent vorlegen und damit die Hoffnungen auf eine starke Expansion im ersten Quartal 2004 untermauern. Optimistisch sind die Experten auch beim Chicagoer Einkaufsmanagerindex am Freitag. Die Zeichen stehen wieder auf eine stärkere Expansion.
"Nur eine deutliche Verbesserung der Wirtschaftsnachrichten dürfte zu weiter steigenden Renditen führen", sagen die Strategen der Deutschen Bank. Das Jahr 1994, in dem die Renditen mit steigenden Leitzinsen kräftig anzogen, werde sich nicht wiederholen, hieß es bei Dresdner Kleinwort Wasserstein. "Der Markt preist derzeit mehr an Zinserhöhungen ein als für anhaltende Preisstabilität notwendig ist."
Die Strategen der DZ Bank rechnen mit einer leichten Erholung und entsprechend sinkenden Renditen am US-Bondmarkt. In der Euro-Zone werde der Markt hingegen seitwärts handeln. Die anstehenden Konjunkturdaten dürften die Märkte nicht mehr wesentlich bewegen. Der am Montag anstehende Ifo-Geschäftsklimaindex werde nach Meinung von Strategen nur dann eine größere Rolle spielen, wenn er positiv überrascht.
Dollar weiter im Aufwind
Am Devisenmarkt rechnen die Experten mit einem ruhigen Handel. "Das Thema US-Leistungsbilanzdefizit hat an Brisanz verloren, die Anleger bewerten die für den Dollar positive zyklische Komponente des US-Konjunkturaufschwungs stärker", sagte Eugen Keller, Devisenstratege beim Bankhaus Metzler. Der Euro werde sich angesichts der Wachstumsschwäche in der Euro-Zone schwer tun, der Dollar dürfte folglich weiter zulegen.
Hingegen "spricht gegen einen weiteren Anstieg der US-Währung die Dollar-lastige Positionierung der spekulativen Anleger", sagte Paul Mackel, Devisenstratege bei ABN Amro. Er geht davon aus, dass diese Positionen etwas abgebaut werden, was den Dollar insbesondere gegenüber dem Euro etwas belasten könnte. "Gegenüber dem Yen dürften sich die Verluste in Grenzen halten, weil zu Beginn eines Fiskaljahres (1. April) japanische Anleger dazu tendieren, ihre ausländischen - insbesondere auf Dollar lautende - Wertpapieranlagen aufzustocken", sagte Mackel. |