Roter Alarm bei Silber: Kimi vor dem Absprung?
Quo vadis Kimi Räikkönen und vor allem McLaren Mercedes? Nach dem desaströsen Saisonstart in Übersee liegen die Nerven blank. Doch die Konkurrenz macht Mut. (driveseven) - „Es gibt einen todsicheren Weg Medienpräsenz zu generieren: Und dieser Weg ist zu scheitern!“ McLaren Teamboss Ron Dennis ist kein Freund vieler Worte, doch mit dieser Aussage beschreibt er die aktuelle Situation seines eigentlich erfolgsverwöhnten Teams perfekt.
Denn nach drei Saisonrennen steckt das Team „gürteltief in der Misere“, wie unser f1welt.com-Kolumnist Jacques Schulz in seiner am Dienstag erscheinenden Bahrain-Kolumne schreibt. Diese Krise ist für den Premiere-Kommentator allerdings auch in den nächsten Rennen nicht zu beheben. „Die letzte Hoffnung für die Silbernen bleibt das neue Auto, der MP4-19B, der Mitte des Jahres kommen muss. Ansonsten wird sich McLaren am Ende des Jahres bestenfalls auf dem fünften Platz in der Konstrukteursweltmeisterschaft wieder finden.“
Besonders prekär ist die Situation für den amtierenden Vizeweltmeister und eigentlichen Titelanwärter Kimi Räikkönen, der nach dem dritten Ausfall im dritten Rennen noch keinen einzigen WM-Punkt auf seinem Konto vorzuweisen hat. Das erste Rennwochenende in Bahrain möchte er deswegen „schnell vergessen“ und sich „auf den Rest des Jahres“ konzentrieren.
Mit dem jungen Finnen fühlt auch der Dominator der ersten drei WM-Läufe Michael Schumacher. „Das ist sicherlich nicht nett mit anzuschauen und tut auch dem Sport nicht gut“, erklärte der Deutsche gegenüber dem sid. „Ich hoffe, dass sich das bald ändert. Aber wer Mercedes kennt, der weiß, dass sie den Kopf nicht in den Sand stecken werden. Es dauert natürlich seine Zeit, aber die werden sich irgendwann finden. Es gibt eben schwere Zeiten, da muss man durch, um daraus gestärkt hervorzugehen.“
Ähnliche Worte schickt auch Teamboss Ron Dennis in die F1Welt hinaus: „Unsere aktuelle Situation schmerzt uns natürlich“, so der Brite, „aber ich finde es etwas schwer verständlich, dass wir im letzten Jahr bis zum letzten Rennen um die Meisterschaft gekämpft haben und man uns nun schon nach drei Rennen abschreibt.“
|
Bilder die zur Gewohnheit werden: Kimi kommt zu Fuß zurück an die Box.
© xpb.cc Etwas verständlicher könnte dies Ron werden, wenn er sich noch einmal die Ergebnisse seiner silbernen Mannen vor Augen führen würde: Drei Ausfälle bei Kimi Räikkönen und nur vier WM-Punkte aus drei Rennen. Dies ergibt letztlich nur Rang fünf in der Team-WM und ein sowohl unzuverlässiges als auch langsames Auto. Also durchaus gute Gründe um McLaren Mercedes momentan nicht als Top-Favoriten auf einen Grand Prix Sieg zu handeln.
Doch Dennis kündigt forsch an: „Niemand kann immer gewinnen, aber wir sind sicherlich nicht hier um zu verlieren. Wir werden zurückkommen.“ Damit dies gelingen kann, müsse das „technische Paket“ laut Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug „besser gemacht“ werden. „Und zwar am besten nicht in vier Monaten, sondern in vier Wochen.“
In der Realität sieht es jedoch anders aus: Schließlich brauche es, wie Kimi Räikkönen immer wieder betonte, einfach „Zeit“ um den Rückstand aufzuholen. Nur diese Zeit besitzen die Silbernen momentan nicht. Entsprechend unglücklich ist natürlich ihr Jungtalent aus dem finnischen Espoo.
Und wenn ein Top-Fahrer solch eine Pechsträhne hinlegt wie momentan Kimi Räikkönen, dann sind die Spekulationen und Gerüchte um einen Teamwechsel natürlich schnell bei der Hand. So soll der Ice Man laut den neuesten Paddock-Gerüchten aus Bahrain nicht nur mit der unhaltbaren aktuellen Situation, sondern auch mit der Verpflichtung von Juan Pablo Montoya für 2005 unzufrieden sein.
Demzufolge wurden in Skahir die Schaufeln aus dem Reisegepäck geholt und die Meldungen über einen möglichen Wechsel zu Ferrari ab dem Jahre 2007 aus dem Sand ausgegraben. Schließlich hatten Ferrari-Präsident Luca Montezemolo und Technikdirektor Ross Brawn schon im zurückliegenden Dezember große Lobeshymnen auf den „besten Fahrer hinter Michael Schumacher und Rubens Barrichello“ sowie den „kommenden großen Star der Zukunft“ gesungen.
Eine bildliche Darstellung der Motorenprobleme bei Mercedes.
© xpb.cc Doch während diese Spekulationen im wahrsten Sinne des Wortes noch Zukunftsmusik sind, machen die Roten ihrem Erzrivalen aus Woking noch immer Mut. „Ich weiß, die schwierigen Zeiten kommen noch für uns“, sagt etwa Michael Schumacher. „Dafür schaffen wir uns jetzt ein Polster.“ Denn die Erfahrung aus vielen Jahren Formel 1 habe gezeigt, dass sich das Blatt schnell wenden könne.
Entsprechend sagt auch Ross Brawn, dass es einige Rennen geben werde, bei denen das Ferrari-Bridgestone-Paket „außergewöhnlich gut“ sein wird, danach aber auch Grand Prix kommen würden, bei denen sich der Chefstratege „Sorgen“ mache. Insbesondere „Hockenheim und Ungarn“, wo Ferrari schon im Vorjahr schlecht aussah.
Der Grund dafür liegt laut Brawn in den unterschiedlichen Philosophien der beiden Reifenhersteller. „In einem Reifenkrieg darf man niemals denken, dass man auf allen Strecken die beste Kombination haben wird, denn es ist schwarze Kunst.“
Sollten die nächsten Rennen jedoch ebenso wie die ersten drei Saisonläufe verlaufen, dann brauchen sich die Roten keinerlei Gedanken über die Großen Preise von Deutschland und Ungarn zu machen, schließlich kam Michael Schumacher in seiner letzten dominanten Saison 2002 bereits als frisch gebackener Weltmeister dort hin...
Stephan Heublein
05.04.2004
Q: http://www.f1welt.com/newscenter/13256.html
auweia die armen, da gehts aber ganz schön zur sache.
Gr. luki2