Die Millionengehälter der Manager 60 Prozent plus für Deutsche-Bank-Chef Ackermann. Kritik vom Kanzler. Ex-Daimler-Chef Reuter: "Explosion der Gier".
Hamburg/Frankfurt - Jetzt ist es keine Spekulation mehr: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat im vergangenen Jahr 11,1 Millionen Euro verdient. Das geht aus dem gestern veröffentlichten Geschäftsbericht des Konzerns hervor. Demnach sind Ackermanns Gesamtbezüge um rund 60 Prozent gegenüber 2002 gestiegen.
Der Schweizer dürfte nun der Spitzenverdiener unter den Chefs der 30 Unternehmen im Deutschen Aktienindex (DAX) sein und DaimlerChrysler-Lenker Jürgen Schrempp hinter sich gelassen haben, dessen Jahreseinkommen 2002 auf 10,8 Millionen Euro geschätzt wurde - im Jahr 2003 sind die Vorstandsbezüge des Automanagers gesunken.
Verantwortlich für die enorme Steigerung von Ackermanns Bezügen ist die stark erfolgsabhängige Zusammensetzung des Gehalts: Der Betrag setzt sich zusammen aus einem festen Gehalt von 1,2 Millionen Euro, einem Bonus von 6,6 Millionen Euro, Aktienrechten im Wert von 2,7 Millionen Euro sowie Aktienoptionen über 0,6 Millionen Euro. Verdient hat sich Ackermann den Anstieg nach Angaben der Deutschen Bank durch die höhere Eigenkapitalrendite sowie die positive Entwicklung der Aktie im Vergleich zu Wettbewerbern.
Starke Gehaltssteigerungen gibt es aber auch bei anderen Firmen: Nach Berechnungen der Zeitung "Die Welt" hat die Gesamtvergütung der Vorstandsriegen bei fünf von 20 untersuchten DAX-Unternehmen um mehr als 30 Prozent zugelegt. Um durchschnittlich den gleichen Prozentsatz haben die 30 DAX-Firmen nach Angaben der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) im vergangenen Jahr den Gewinn gesteigert.
Von solchen Zuwachsraten kann der Großteil der deutschen Arbeitnehmer allerdings nur träumen: Der effektive Durchschnittsverdienst erhöhte sich 2003 um gerade 1,3 Prozent - er lag damit bei brutto 26 700 Euro.
Jeweils das 195-fache dieses Betrages, das sind 5,2 Millionen Euro, verdienten die drei Vorstandskollegen von Ackermann bei der Deutschen Bank. Damit wurden sie besser bezahlt als der Chef von RWE, Harry Roels, der knapp 4,4 Millionen Euro erhielt. Auf der Rangliste der DAX-Unternehmen, die bislang ihre Vorstandsbezüge individuell aufgeschlüsselt haben, liegt Roels an zweiter Stelle hinter Ackermann. Für 2003 werden nach Angaben der DSW zehn Firmen die Vorstandsgehälter offen legen. Die übrigen nennen nur den Gesamtbetrag für alle Vorstände.
Gemessen an deutschen Branchenkollegen wie Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller (1,4 Millionen Euro) verdiente Ackermann zwar sehr gut, doch international betrachtet, liegt er nur im Mittelfeld. So erhielt der 2003 als Chef der amerikanischen Citigroup abgetretene Sandy Weill für das Jahr eine Vergütung von 44,7 Millionen Dollar (36,9 Millionen Euro). James Cayne, Chef der US-Bank Bear Stearns, brachte es auf 27 Millionen Dollar.
Michael Adams, Wirtschaftsrechtler an der Universität Hamburg, spricht denn auch im Hinblick auf die Topgehälter mancher Vorstände von der "amerikanischen Krankheit". Er hält es zwar prinzipiell für sinnvoll, Manager erfolgsabhängig zu bezahlen, damit sie bereit sind, unternehmerische Risiken einzugehen. Exzessive Vergütungen aber seien eine "Ausplünderung der Firmen und eine soziale Katastrophe". Was Adams vor allem stört: "Die Ursache dieser hohen Gehälter ist eben nicht der Wettbewerb um die Besten und Tüchtigsten. Sie kommen zu Stande, wenn strukturell korrupte Manager sich selbst kontrollieren."
In der Diskussion um die Managergehälter hat nun auch Bundeskanzler Gerhard Schröder Stellung bezogen. Er kritisierte, dass sich "einige Hundert Spitzenverdiener" in deutschen Unternehmen selbst Millionenvergütungen genehmigten: "Das mag zwar nach Recht und Gesetz sein, es ist aber nicht nach Moral und Anstand." Edzard Reuter, Ex-Chef von Daimler und Vorgänger von Schrempp, sprach gestern im TV-Sender Phoenix sogar von einer "Explosion der Gier". v.m./HA
erschienen am 26. März 2004 in Wirtschaft
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